Whisky-Destillier-Seminar

 

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Angelehnt an Goethes Vierzeiler „Erinnerung“ habe ich mich vor einiger Zeit in den 12 km entfernten Emmericher Ortsteil Dornick aufgemacht, um die kleinste Verschlussbrennerei Deutschlands zu besichtigen und in einem Seminar die Geheimnisse der Whisky-Herstellung kennen zu lernen. Das sehr informative und unterhaltsame Seminar veranstaltete der Inhaber der Destille, Andre de Schrevel, unterstützt durch seine Frau Ingeborg. Begleitet wurde ich dabei von meinen beiden Freunden Jürgen Schneider und Holger Montag.

 

Niederrhein-Destille

Bevor ich zum eigentlichen Seminar komme, ein kurzer Überblick über die Niederrhein-Destille selbst.

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Geschichte

Wie es sich an einem solchen Tag gehört, begannen wir ihn mit einem ausgiebigen schottischen Frühstück, bestehend aus scrambled eggs, sausages, bacon, tomatoes, toast und standesgemäß natürlich einem dram. Gut gestärkt und bester Laune ließen wir uns anschließend zur Destille fahren. Rein in die gute Stube und los gehts. Bei einem Kaffee erzählt Inhaber Andre de Schrevel uns und den anderen beiden Teilnehmern etwas zur Geschichte der Destille. Im zarten Alter von ungefähr 16 Jahren versuchte er das erste Mal Obstwein herzustellen. Das Ergebnis war zumindest geschmacklich ernüchternd. Sein findiger Vater riet ihm jedoch, das Getränk zu destillieren. In dessen Zahnarztpraxis fand sich die entsprechende Gerätschaft. So wurde der Same gesät, der etliche Jahre später Früchte tragen sollte. Nach bestandener Meisterprüfung seit 1984 als selbständiger Zahntechniker-Meister mit eigenem Betrieb tätig, beschäftigte sich Herr de Schrevel nicht erst seit der Jahrtausendwende in seiner Freizeit mit der Destillation. 2004 stieß er auf ein Buch mit dem verheißungsvollen Titel „Schnapsbrennen als Hobby“, dem er sich intensiv widmete. Nach dem Besuch eines Lehrgangs an der Universität Hohenheim in Stuttgart im Jahre 2007 gründete er eine eigene Brennerei, die Niederrhein-Destille. Lag der Schwerpunkt anfangs auf der Herstellung von Obstbränden und -geisten und -likören, bereichern seit 2012 Whisky und seit 2015 Gin das Portfolio.

Produktsortiment

Vielfach ausgezeichnet sind die Spirituosen aus heimischem Obst, teilweise sortenrein gebrannt. Von Apfel über Mirabelle und Quitte bis hin zur Zwetschge werden die regionalen Obstsorten zu feinen Tropfen destilliert. Auch der aus Bockbier destillierte und im Holzfass gelagerte Bierbrand sowie der Kaffeelikör mit einem Rohprodukt aus der heimischen Röstung von Deutschlands ältestem Kaffeeröster wissen durchaus zu überzeugen, wie die vielen Urkunden im Gastraum der Destillerie bezeugen.

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Whisky-Herstellung

Aber ich bin ja vor Ort, um praktisch zu erfahren, wie hier das Wasser des Lebens hergestellt wird. Theoretisch ist mir der Prozess vertraut, in Schottland habe ich das auch schon im Rahmen einer Führung sehen können. Aber so hautnah bekommt man selten die Gelegenheit. Ich bin gespannt!

Räumlichkeiten

Im ruhigen Emmericher Ortsteil Dornick befindet sich die Niederrhein-Destille in der Nähe des Rheindeiches. Einst beheimatete das Gebäude das Dentallabor sowie die Wohnräume der Inhaber. Erstere sind inzwischen für die Destillation und als Gastraum umfunktioniert. Diesen betritt man als erstes und bekommt im gemütlichen Ambiente direkt Lust, eines der vielen Produkte zu genießen, die in einer Vitrine und an der stilechten Theke angeboten werden.. Von dort aus beitritt man den eigentlichen Destillationsraum, in dem sich zwei Brennanlagen der namhaften Manufaktur „Kothe Destillationstechnik“ aus dem schwäbischen Eislingen befinden. In der größeren wird der Rohbrand destilliert, in der kleineren anschließend der Feinbrand. Von diesem Raum aus gelangt man in die angrenzende Garage. Dort steht der Maischbottich und auch die Malzvorräte werden hier bis zum Gebrauch zwischengelagert.

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Maischen

Grundlage für ein Destillat namens Whisky ist in Schottland traditionell gemälzte Gerste. Es gibt aber auch Varianten, die Weizen, Roggen oder auch Mais beinhalten. Die Niederrhein-Destille kauft fertig geschrotetes Gersten- und Roggen-, sowie Karamell- und Rauchmalz ein und setzt dieses je nach geplantem Brand in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen ein. Im Maischbottich werden 100 kg Malzschrot langsam in 300 Liter ca. 50 Grad warmes Wasser eingerührt. In dieser Umgebung beginnt die Verzuckerung, der Prozess, bei dem im Schrot die bei der Mälzung entstandenen Enzyme, die sog. Beta- und Alpha-Amylasen optimal wirken und die Getreidestärke in Maltose, auch Malzzucker genannt, umwandeln. Der Fortschritt wird durch einen Jodtest überprüft. Da diese Umwandlung bei einer Temperatur von 62, bzw. 72 Grad passiert, muss diese süßlich riechende Mischung anschließend erst wieder abkühlen, bevor Hefe zugesetzt werden kann. Damit beginnt die Gärung, bei der vereinfacht ausgedrückt die Hefe den Zucker auffrisst und dabei Alkohol und Kohlendioxid bildet. Je höher der Alkoholgehalt steigt, desto langsamer wird die Aktivität der Hefe, bis sie schließlich ganz stoppt, weil kein Zucker mehr vorhanden ist. Die Maische hat nun einen Alkoholgehalt von 6 – 8 % und ist bierähnlich.

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Destillation

Die Destillation ist nichts anderes als die Trennung von Flüssigkeiten mit verschiedenen Siedepunkten. Während das in sogenannten Pot Stills über einen spitz zulaufenden Kegel oberhalb der Brennblase geschieht, funktioniert die in der Niederrhein-Destille verwendete Kolonnen-Brennanlage nach dem Gegenstromprinzip. Ca. 150 Liter Maische werden in die Brennblase der Kolonne geleitet und dort erhitzt. Der aus der Maische entstehende Dampf steigt durch die Kolonne nach oben und wird dabei konzentriert. Am Ende des ersten Destillationsvorgangs befinden sich ca. 20 Liter Rohbrand mit einem Alkoholgehalt von ca. 50 % im Auffangbehälter. Nach drei Durchgängen ist die im Bottich angesetzte Maische aufgebraucht und es wurden ca. 60 – 65 Liter Rohbrand destilliert. Dieser wird nun in der zweiten Kolonne nach gleichem Verfahren ein  zweites Mal destilliert. Dabei steigt der Alkoholgehalt auf über 80 %. Der unerwünschte Vor- und der Nachlauf werden dabei vom gewünschten Mittellauf des Destillats getrennt. Übrig bleiben ca. 30 Liter Feinbrand. Die nicht flüssigen Malz-Reste werden bei Reinigung der Anlage ausgespült und in Tonnen zwischengelagert, bis sie als Viehfutter Verwendung finden.

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Lagerung

Der Feinbrand wird anschließend mit durch einen Ionentauscher entmineralisiertem Wasser auf ca. 60% herabgesetzt und in ein Holzfass gefüllt. Verwendet werden in der Niederhein-Destille unterschiedliche Größen bis zu 200 Liter Fassungsvermögen. Teilweise handelt es sich dabei um ehemalige Sherryfässer, die dem New Make, dem neuen Destillat, ihren unverwechselbaren Geschmack mit auf den Weg geben. Überhaupt spielt das Fass keine unerhebliche Rolle bei der Entstehung des Wassers des Lebens. Rund 70 % des Geschmacks bilden sich schließlich erst durch unterschiedliche Reifungsprozesse im Fass selbst. Von der Qualität der zukünftig zu erwartenden Abfüllungen konnten wir uns durch Probierschlucke überzeugen. Da kommen spannende Abfüllungen auf die Whiskyfreunde zu.

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Abfüllung

Während ein Fass schon kurz vor der Abfüllung steht, dauert es bei den anderen noch teilweise deutlich länger. Das Destillat, dessen Entstehung wir beiwohnen durften, muss schließlich noch mindestens drei Jahre auf die Abfüllung warten. Erst dann darf es sich Whisky nennen. Abgefüllt wird in der Niederrhein-Destille in 0,5 l-Flaschen. Dabei wird der Inhalt des Fasses auf geschmeidige 46 % Trinkstärke verdünnt. Die ersten beiden Batches, so werden die Abfüllungen genannt, sind bereits verkauft, von der aktuell dritten gibt es noch einen geringen Restbestand.

Ausblick

Schon der Feinbrand vor der Abfüllung ins Fass ist von sehr guter Qualität und weiß geschmacklich durchaus zu überzeugen. Die verschiedenen Zusammensetzungen der Maische, die unterschiedliche Auswahl der Fässer zur Lagerung, das teilweise genutzte Finish, also die Schluss-Reifung einer Abfüllung in einem anderen Fass, wirken vielversprechend. Besonders das fast fertige Batch 4 gefiel uns ausgezeichnet und verspricht die bisher beste Abfüllung zu werden, eine für Whisky-Kenner überraschende noch dazu. Ich bin sehr gespannt!

 

Fazit

Von 10:00 bis gegen 17:00 Uhr dauerte der Tag in der Niederrhein-Destille. Fachkundig und mit viel Akribie erläuterte Herr de Schrevel alle Schritte der Produktion. Ich fand es sehr interessant und spannend, das alles aus so unmittelbarer Nähe verfolgen zu können. Die nicht zu vermeidenden Wartezeiten wurden durch rund 10 Proben der hauseigenen Destillate sehr verkürzt. Dazu gab es Kaffee und Kaltgetränke sowie von Frau de Schrevel liebevoll zubereitete lokale Speisen. Sowohl die mittägliche Hühnersuppe mit Kräutern aus dem eigenen Garten, als auch der nachmittags gereichte Kuchen waren extrem lecker. Gekostet hat das Vergnügen 85,00 EUR pro Nase – definitiv nicht zu viel. Das Gebotene ist das Geld mehr als wert. Vielen Dank an die Eheleute de Schrevel für diesen äußerst kurzweiligen und unterhaltsamen Tag! Wieder daheim ließen wir den Tag Revue passieren und bei Gegrilltem und dem einen oder anderen weiteren Dram ausklingen.

Links

http://www.niederrhein-destille.de/

The First Colonist

Am kommenden Wochenende findet in Oberhausen ein Treffen der größten deutschsprachigen facebook-Whisky-Gruppe statt. Ein Teil der Gäste übernachtet im kürzlich eröffneten Hotel Schmachtendorf, in dem am Vorabend des Treffens ein Late Night-Tasting durchgeführt wird. Anlässlich des Treffens bringt das Hotel Schmachtendorf eine eigene Whisky-Abfüllung heraus, von der ich vorab einen Dram verkosten durfte.

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WAS

Name: The First Colonist
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Inchgower
Region: Speyside
Abfüller: Hotel Schmachtendorf Oberhausen
Destilliert: 1981
Abgefüllt: 2016
Alter: 35yo
Fasstyp: ex-Bourbon, Finish: ex-Sherry
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 46,9 %
Flasche: keine Angabe
Inhalt: 0,35 l
Aktueller Straßenpreis: noch offen

DESTILLERIE

Inchgower liegt bei Buckie, Banffshire in der schottischen Speyside. 1871 gegründet, wurde sie 1903 aufgegeben, im Jahr 1930 allerdings von der Stadt Buckie wieder eröffnet. Heute gehört sie zu Diageo. Von den jährlich produzierten rund 2 Mio. Litern wird der allergrößte Teil für verschiedene Blends verwendet, darunter Bell’s, White Horse und Johnnie Walker. Lediglich rund ein Prozent der Produktion kommt als Single Malt Whisky auf den Markt.

ABFÜLLER

Hoteldirektor Marcel Habendorf hatte die Idee, seinen Gästen, die das Treffen der Whiskyfreunde besuchen, ein ganz besonderes Schmankerl zu bieten. So wurden aus einem Fass des deutschen Unabhängigen Abfüllers Best Dram 20 Liter in ein Fass des Hotels Schmachtendorf gefüllt, in dem vorher Sherry lagerte. Nach einem mehrmonatigen Finish in diesem Fass wurde die Abfüllung nun gebottlet.

FARBE

Satt bernsteinfarben schimmert der Dram im Glas.

NASE

Gerade ins Glas gegossen wirkt er in der Nase im ersten Moment weich und rund. Dann machen sich fruchtige Noten bemerkbar, grüne Weintrauben, die nach einigen Minuten im Glas eher an Rosinen erinnern. Ein Hauch Roséwein gesellt sich dazu und wird umschmeichelt von einer einem Bourbon nicht unähnlichen Süße. Ein Geruch, den ich eigentlich gar nicht recht mag, der hier aber ins Gesamtbild passt und mir gefällt. Insgesamt sehr schmeichelnd und lockend in der Nase. Zeit also, ihn nun zu probieren.

MUND

Oha! Das überrascht jetzt doch ein wenig. Was sich da entfaltet, kaum dass der erste Nipp die Zunge berührt, ist eine regelrechte kleine Explosion. Auch hier ist er weich und rund, wirkt ausgewogen, kommt aber im nächsten Augenblick mit einer Komplexität daher, die das Alter verrät. 35 Jahre sind schon eine Hausnummer. Zeit genug um eine Fülle an Aromen auszuprägen, die die Geschmacksknospen beeindrucken. Sherrynoten aus dem Finish wechseln sich mit würzigen Eichennoten ab. Rosinen sind sehr deutlich, Creme Brulée, dunkler Rohrzucker. Mango ist dabei, ebenso wie rote Früchte. Dazu leichte, fast blumige Eindrücke. Damit kann man sich eine ganze Zeit lang beschäftigen – was ich auch genussvoll mache und mich auch an der Wärme erfreue, die er verbreitet. Definitiv schade, dass ich nur ein Sample habe. Noch.

HALS

Mittellang hält er die Erinnerung an den Nipp, macht mit dunklem Karamell und würzigen Tönen Appetit auf den nächsten.

FAZIT

Angesichts der rund 50 Flaschen zu 0,35l, die das Bottling erbracht hat, werde ich mich sputen müssen, eine zu bekommen. Auch wenn ich noch nicht weiß, was er kostet, da der Preis noch nicht feststeht. Denn dieser Dram hat mich angefixt. Ein wunderbarer runder, ausdrucksstarker Whisky, der nicht mit holzigen oder würzigen Noten erschlägt sondern mit einem Potpourri an Aromen lange erfreut.

Danke an das Hotel Schmachtendorf für das Sample.

LINKS

Whiskybase: noch kein Eintrag

Destillerie: Keine Website

Abfüller: http://www.hotel-schmachtendorf.de/

 

Tasting-Notes #0014

Malted Milk – Straight Woman Blues (live)

Der Sonntag nach einer anstrengenden Woche, die letzten Abende wurden mit Whiskytastings und Geburtstagsfeier sehr spät. Also war ausschlafen angesagt. Am späten Morgen endlich aus dem Bett gefallen, geht es mit einem frischen Kaffee auf das Sofa – herrlich. Die beste Frau von allen überrascht mich mit der Mitteilung, dass sie während ich noch im Reich der Träume weilte, ein „Best Of“ des 36. Lahnsteiner Bluesfestival aufgenommen habe, als sie feststellte, dass das Henrik Freischlader Trio spielte. Toller Typ, fantastischer Musiker und macht zusammen mit seinen beiden neuen Bandmitgliedern herrlichen Bluesrock. I love it! Auch der anschließende Max Mutzke gefällt mir sehr, hat er sich seit seiner Entdeckung durch Stefan Raab doch enorm weiterentwickelt. Gemeinsam mit dem niederländischen Trio Monopunk war er sehr gut aufgelegt. Allein die Interpretation seines ehemaligen Pop-Hits „Schwarz auf Weiß“ in einer jetzt sehr jazzigen Version finde ich klasse. Anschließend dann noch „Mrs. Jones“, ein Song, bei dem er stimmlich verdammt viel aus sich herausholt – mehr geht nicht, dachte ich. Pustekuchen! Denn zum Schluss kam Malted Milk.

Nein, mit Whisky hat Malted Milk ausnahmsweise nichts zu tun – auch wenn das mein erster Gedanke war. Eine Internetrecherche förderte zutage, dass sich diese französische Band nach einem Song des „King of the Delta Blues“ Robert Johnson benannte, einem der bekanntesten Gitarristen, Sänger und Songschreiber in der Geschichte des Blues. Die Franzosen aus dem bretonischen Nantes verbinden seit nunmehr 20 Jahren den schweren, gitarrenlastigen Blues der Südstaaten mit groovigem Soul, bei dem das Piano eine bemerkenswerte Rolle spielt, und einer sehr lebendigen Funky Horn Section zu einer unglaublich mitreißenden Melange. Wie ich im Laufe des Tages feststellen durfte, sind die Studioalben sehr hörenswert. Live legen die Jungs aber noch einmal eine ganze Schippe drauf.  Da kann selbst ich, dessen Bild im Duden neben dem Begriff „Tanzmuffel“ steht, kaum die Füße still halten. Für mich steht deshalb fest: Die will ich live sehen. Gerne auch mit Toni Green, einer sehr stimmgewaltigen Bluessängerin. Malted Milk, ich komme!

Malted Milk: http://www.milk-green.com/

ARD-Mitschnitt vom 36. Lahnsteiner Bluesfestival: http://www.swrmediathek.de/player.htm?show=89431eb0-8d7b-11e6-a5fb-005056a10824

Choir! Choir! Choir! – Wish You Were Here

Wie ich vor einiger Zeit auf Choir! Choir! Choir! aufmerksam wurde, weiß ich nicht mehr. Was sie machen, gefiel mir aber von Anfang an. Bereits 2011 starteten Daveed Goldman und Nobu Adilman ein Chorprojekt in Toronto, Kanada. Inzwischen treffen sich Menschen, die Spaß am Singen haben zweimal wöchentlich. Wer will, kann mitmachen. Dutzende Pop- und Rocksongs haben Choir! Choir! Choir! mittlerweile eingespielt. Etliche davon habe ich nach und nach gehört, viele davon verursachen Tüttefell, wie man hier am Niederrhein sagt. Einer der Songs, die mich am meisten beeindrucken, ist dieser. Nicht nur weil er von einer der großartigsten Bands der Musikgeschichte stammt. Auch nicht nur, weil es einer meiner all time favourites ist, bei dem sich mir während der ersten fünf Töne alle Haare senkrecht stellen. Ach, hört einfach selbst.

Wer mehr über dieses Projekt wissen möchte, kann sich hier informieren.

Website: http://www.choirchoirchoir.com/

facebook: https://www.facebook.com/CHOIRCHOIRCHOIRCHOIR

YouTube: https://www.youtube.com/user/CHOIRx3

Breichin 7yo C&S

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WAS

Name: Breichin 7yo
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Fettercairn
Region: Highlands
Abfüller: C&S Dram
Destilliert: 2009
Abgefüllt: 2016
Alter: 7yo
Fasstyp: keine Angabe
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 46,0 %
Flasche: keine Angabe
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 39,90 EUR

DESTILLERIE

Fettercairn, in Laurencekirk, Aberdeenshire gelegen, wurde 1824 gegründet und erhielt nach Glenlivet die zweite offizielle Brennlizenz. Nach etlichen Besitzerwechseln wurde die Destillerie vor knapp zwei Jahren an Emperador International Ltd. verkauft, einem auf den British Virgin Islands beheimateten Unternehmen, dem auch Dalmore, Jura und Tamnavulin gehört.

ABFÜLLER

C&S Dram ist die Marke, unter der Andrea Caminneci von Wine & Spirit Partner seit August 2006 Whisky abfüllt. In insgesamt fünf verschiedenen Reihen werden die Whiskys präsentiert. Neben der „Collection“, Einzelfassabfüllungen in Fassstärke ohne Schnickschnack und daher günstig, gibt es noch die Reihe „Good“, die in Trinkstärke bis 50,0 % daher kommt, „Senior“ mit mindestens 20 Jahre alten Whiskys, „Regional“ für vatted Whiskys, die eine Region präsentieren und zuletzt noch „Exceptional“ für wirklich außergewöhnliche Fässer.

Ein Restbestand noch ungelabelter Flaschen dieser Fettercairn-Abfüllung wurde vom Whiskyhort übernommen und unter eigenem Label auf den Markt gebracht. Ihren Namen erhielt diese Abfüllung vom in der Nähe der Destillerie gelegenen Dorf Brechin, auf gälisch Breichin.

FARBE

Ein helles Strohgelb macht Appetit auf den Dram.

NASE

Der erste Eindruck ist frisches Gras mit Blumen. Eine üppige Frühlingswiese. Daneben macht sich ein satt malziger Geruch breit. Nach ein paar Minuten im Glas gesellen sich Anklänge gelber Frucht dazu. Das erinnert mich am ehesten an reife Birne. Lasse ich ihm noch etwas mehr Zeit, wird er zunehmend würziger.

MUND

Holla! Der erste Nipp wirkt recht kräftig, trotz der „nur“ 46,0 %. Würzige Noten, Kräuter umschmeicheln den Gaumen. Schmeicheln, weil der Fettercairn dennoch weich bleibt und ein angenehmes Mundgefühl hervorruft. Die fruchtigen Noten aus das Nase verstecken sich jetzt aber deutlich, sind kaum noch wahrzunehmen. Statt dessen Keks, wieder eine malzige Süße. Sehr schön! Erst ganz am Ende taucht noch einmal etwas Frucht auf. Irgendjemand hat einen Klecks Marmelade auf den Keks getan. Scheint tatsächlich Birne zu sein. Insgesamt sehr lecker.

HALS

Kräftig würzig verschwindet er und bleibt mittellang im Nachgeschmack.

FAZIT

Ein nicht allzu komplexer, aber sehr gefälliger Whisky. Für kleines Geld macht er Spaß und das bei Gefallen auch jeden Tag.

Danke an den Whiskyhort Oberhausen für das Sample.

LINKS

Whiskybase: noch kein Eintrag

Destillerie: http://www.fettercairndistillery.co.uk/

Abfüller: http://www.wine-and-spirit-partner.de/

 

Tasting-Notes #0013

Scotch Universe

 

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Als Whisky-Genießer freue ich mich immer wieder, etwas mir unbekanntes zu entdecken. Ab und zu finde ich auch etwas ganz Neues, so wie in diesem Fall. Schon jetzt kann ich sagen: Spannend und höchst interessant!

SCOTCH UNIVERSE

Bei Scotch Universe handelt es sich um einen neuen Unabhängigen Abfüller mit Sitz im westlichen Münsterland. Die beiden Inhaber Michel Reick und Alexander Springensguth sind in der Whisky-Welt wahrlich keine Unbekannten. Unter ihrem neuen Label füllen sie nicht nur Whiskys ab, sondern handeln auch mit Whiskyfässern. Die Ausrichtung ist dabei nicht auf Deutschland beschränkt, wie schon die Internetpräsenz zeigt. Auch die USA, die Niederlande, Österreich, Taiwan und Japan sind die anvisierten Märkte. Das Label macht dennoch den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit klar: Schottische Whiskys, die in ihrer Vielfalt und Komplexität universumsgleich scheinen. Zum Start sind sieben Abfüllungen erschienen, von denen vier aus Ex-Bourbon-Fässern stammen, was mich als Liebhaber solcher Abfüllungen besonders freut. Neben den ausgefallenen, im wahrsten Sinne des Wortes, universellen Namen beeindruckt mich schon die Gestaltung der Label. Die Inhaltsangaben darauf sind zum Teil verschlüsselt dargestellt und nicht zu leicht zu entziffern. Viel Spaß beim Rätseln! Nachfolgend stelle ich die sieben Kandidaten vor. Die Präsentation weicht von meinen bisherigen ab, denn ich will niemandem den Spaß am Rätseln verderben. Daher lüfte ich den Schleier nicht weiter als es auf dem Etikett steht. Nein, eigentlich nicht einmal das. Nur eins noch vorab: Sämtliche Abfüllungen sind nicht gefärbt und nicht kühlfiltriert.

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SPECIES U1

Species U1Der erste Kandidat ist ein amerikanischer Bourbon. Ihn stelle ich an den Anfang, weil ich kein großer Bourbon-Freund bin. Probiert habe ich bereits verschiedene, aber für mehr als ein „lecker“ hat es kaum gereicht. Und selbst das gab es bisher nicht allzu häufig. Die süßliche, mich oft an Kleber erinnernde Note empfinde ich meistens als störend. Dahinter entdecke ich dann oft nicht mehr viel. Dennoch versuche ich das auszublenden und gebe dem SPECIES U1 eine Chance. Ein NAS-Whisky ist er, No Age Statement, ohne Altersangabe. Während das manchen Whisky-Genießer stört, ist es mir egal. Hauptsache, es schmeckt mir. Das ist das wichtigste Kriterium. Aus Indiana kommt er und schaut gut aus in seinem schönen, vollen Honiggelb.  Die erste Nase überrascht mich direkt: Kein Kleber! Außerdem: Kein Alkohol. Die 56,3 % versteckt er erst einmal gut. Malzig-süße, sehr vanillige Noten steigen auf. Aber nicht so süß, dass es mir die Nase zuklebt. Eher zurückhaltend, aber dennoch deutlich spürbar. Mit etwas Wartezeit wird er kräftiger, bekommt eine leicht holzige Note dazu, die ihn schön ausbalanciert. Gefällt mir gut! Mal sehen, was er im Mund anstellt. Auch hier macht sich der Alkohol nicht sonderlich bemerkbar. Wirklich gut eingebunden. Geschmacklich kommt jetzt doch der Bourbon durch, aber zum Glück auch hier ohne Klebstoff. Wieder die Vanille, die aber gegenüber dem Aroma in der Nase deutlich zurück tritt. Dafür direkt von Anfang an eine deutlich würzige Note. Frisches Holz. Gartenkräuter, am ehesten Rosmarin. Rein vom Mundgefühl her liegt er beinahe leicht auf der Zunge. Aber die Aromen haben schon einen guten Antritt. Sehr schön! Sollte hier der Roggenanteil höher sein? Oder ist es gar ein Rye-Whiskey? Eine ganz leichte Salzigkeit kommt dazu, sehr interessant. Die bleibt auch im Hals am längsten bestehen, wenn die anderen Eindrücke schon verschwunden sind. Insgesamt mittellang. Tja, was soll ich sagen? Der überzeugt mich! Es gibt Bourbon, den ich mag. Dieser ist es!
Aktueller Straßenpreis: 62,90 EUR

 

GRAVITY C

Gravity CDie Geschmacksnerven mit Wasser neutralisiert, widme ich dem zweiten Sample. Ebenfalls ein ungewöhnlicher Whisky, ein Grain, der nicht nur aus gemälzter Gerste besteht.. Über den großen Teich geht es in die schottischen Lowlands. In einem Bourbon Hogshead durfte er rund 24 Jahre reifen. Ein Alter, ab dem Grains anfangen interessant zu werden. Von Ausnahmen abgesehen, wie ich unlängst mit dem Strathclyde feststellte. Aber zurück zum GRAVITY C mit seinen 51,5 %. Die Anziehungskraft, Gravitation, ist im Universum ja kaum vorhanden. Mal sehen, welche dieser Whisky ausübt. Sein Gelb erinnert an Weißwein. Die Nase ist auch hier süßlich. Leicht gezuckertes Popcorn, frisch zubereitet. Ein Hauch Marshmallow. Auch hier wieder nicht so klebrig süß wie das Original. Eher angenehm in der Nase. Dahinter etwas, das, ich kann mir nicht helfen, mich an die karamellisierte Kruste von Omas Schweinebraten erinnert. Ganz schwach ausgeprägt nur, aber die Assoziation ist da. Verrückt. Im Mund dann wie erwartet: Weich, rund legt er sich auf die Zunge, rollt sanft hin und her. Popcorn ist wieder da, dazu gesellt sich eine frische Note, die ich nicht auf Anhieb identifizieren kann.  Im ersten Moment grasig wirkend, kommt dann aber Frucht durch. Ein Anflug von Aprikose, nein, Birne ist es. Gelblich, reif, saftig. Aber nicht mundfüllend. Eher so gerade eben, dass ich es wahrnehme. Auch das finde ich gut. Im mittellangen Abgang bleibt diese Fruchtigkeit, getragen von einer leichten Würze bestehen. Feiner Stoff!
Aktueller Straßenpreis: 109,90 EUR

 

SINGLE VELOCITY OF LIGHT

Single Velocity Of LightKandidat Nummer drei kommt zum Glück nicht mit 299.792.458 m/s auf mich zu – das entspräche der einfachen Lichtgeschwindigkeit, die er als Namen bekommen hat. Gestartet ist er in der Speyside, wo er fast sechs Jahre in einem American Bourbon Barrel reifen durfte. Mit 53,7 % wurde er abgefüllt und steht nun in der Farbe eines leichten Weißweins vor mir. Malzig ist der erste Eindruck in der Nase, dann folgen Shortbread und ein Hauch Karamell. Leicht wirkt er dabei nicht, eher voluminös und voll. Nicht zu spät für einen Keks, nehme ich den ersten Schluck vom SINGLE VELOCITY OF LIGHT, natürlich langsam, wie es ihm gebührt. Die Teignoten werden deutlicher. Immer noch Shortbread, Butterkeks vielleicht. Beißen kann ich ihn nicht wirklich, aber die Noten finde ich schon sehr deutlich. Auch das Malz bleibt, dann gibt jemand Butter zum Shortbread. Irgendwie bekomme ich jetzt Appetit auf Kuchen. Beim nächsten Probieren sollte ich was in Reichweite haben. Geradeaus, ehrlich, direkt. Vermutlich kann ich mich nicht stundenlang mit ihm aufhalten, wie ich bei den beiden ersten den Eindruck hatte. Aber ein schöner Whisky, perfekt als Starter in einem Tasting. Für sich betrachtet sehr gut, im Vergleich hat er es allerdings etwas schwer.
Aktueller Straßenpreis: 59,90 EUR

 

ALPHA CENTAURI I

Alpha Centauri !Weiter gehts. Nach dem der Sonne am nächsten gelegenen Sternensystem benannt, steht der ALPHA CENTAURI I vor mir. Definitiv näher als das Sternensystem selbst, das 4,34 Lichtjahre entfernt ist. Es ist Zeit für den ersten Whisky aus einem Sherry-Fass, in diesem Fall ein First Fill Oloroso Sherry Butt. Den Sherryfass-gereiften und -gefinishten Whiskys gegenüber derzeit eher weitgehend ablehnend eingestellt, braucht es schon etwas besonderes, um meinen Gaumen zu kitzeln. Der Oloroso, ein trockener bis leicht süßlicher Sherry, passt da ins Schema. Nicht dieser oft sehr ähnliche Geschmack nach Rosinen, Karamell, Schokolade und Süße, den PX Sherry-Fässer dem Whisky mit auf den Weg geben. Aus der Speyside ist er angereist, nachdem er fast achteinhalb Jahre im Fass lag. Die Farbe schrammt so gerade an Mahagoni vorbei, ist ein klein wenig heller. 52,4 % stehen auf dem Etikett. In der Nase lassen sie sich allerdings nicht finden, und das ist gut so. Dafür spielt der Oloroso mit meinem Riechkolben. Trocken ist er, ja. Würzig auch, allerdings nicht kräuterig, sondern eher holzig, nach alten Möbeln, altem Leder riechend. Sehr faszinierende Sinneseindrücke! Diese Trockenheit macht sich sofort auch im Mund bemerkbar. Begleitet von diesen tollen alten, dazu noch teils erdig wirkenden Aromen fängt Speichel an, sich zu bilden und spült noch einmal die feinen Nuancen hervor. Definitiv alte Möbel, Möbelpolitur, nicht gerade geöffnet und frisch aufgetragen, sondern im Verschwinden begriffen. Auch im Hals bleibt diese Trockenheit, dieses alte Gefühl, und das recht lange. SIR, YES, SIR! Sherry, as I like it. Der hat mich. Nicht nur wenn meine Vermutung bezüglich der Destillerie stimmt, brauche ich davon wohl eine Flasche.
Aktueller Straßenpreis: 69,90 EUR

 

SOLAR FLARE α

Solar Flare AlphaJetzt wird es ruppiger. Nicht nur weil der nächste Whisky nach den Sonneneruptionen benannt ist, jenen fackelähnlichen Gebilden, die scheinbar in den Weltraum geschleudert werden. Ruppig auch, weil es ab jetzt peated wird, getorft. Und wieder ungewöhnlich, weil von vielen Whiskytrinkern verpönt, ist es diesmal ein Blended Whisky. Völlig zu unrecht verpönt übrigens, geht doch der allergrößte Anteil des produzierten Whiskys in Blends. Neben dem Billig-Zeug aus dem Discounter gibt es dort aber auch Whiskys, die keinen Vergleich mit Malts scheuen brauchen. Mal sehen, wie es um den SOLAR FLARE α bestellt ist. Gute 21 Jahre hat er auf dem Buckel. Whiskys von Islay und den Islands wurden für diese Abfüllung vermählt und mit 53,8 % in die Flasche gebracht. Die Anteile aus den beiden einzelnen Destillerien sind nicht genannt, wohl aber, dass es sich um ein American Bourbon Barrel handelt, das zum zweiten Mal befüllt wurde. Strohgelb schimmert er im Glas und verbreitet schon im Stand die Aromen, die mir bei Whisky am besten gefallen. Durch den auf den Islands beheimateten Teil ist der torfige Geruch allerdings nicht so präsent wie bei dem Islay alleine. Dennoch eine tolle Mischung! Rauch gepaart mit Heidekraut, kräftig und würzig zugleich. Ein schöner Malzton dazu, fertig.  In der Nase begeisternd! Und im Mund? Man merkt sein Alter. Der ist vollmundig, komplex. Doch als erstes fällt auf, dass er bei weitem nicht so rauchig ist, wie erwartet. Klar sind die Noten da, gehen aber mit dem anderen Whisky eine wärmende Melange ein. Wieder das Heidekraut, ein Anklang von Lakritz, eine blumige Note dabei. Kann das Flachs sein? Und dann ist da noch etwas. Fehlnote würde ich es nicht nennen. Aber irgendwas, das nicht ganz ins Bild passt – und ihn für mich daher umso interessanter macht. Ja, diese blumige Note ist es. Auch der gefällt mir – weil es ein faszinierender Blend mit Ecken und Kanten ist. Vielleicht nicht jedermanns Sache, aber ich finde ihn sehr spannend!
Aktueller Straßenpreis: 109,90 EUR

 

IO I

IO IDem Namen nach kann es sich beim vorletzten Dram nur um den Io handeln, den innersten der vier großen Monde des Jupiter. Single Malt. Islay. American Bourbon Barrel. Fassstark. Vier Argumente, die mein Whisky-Genießer-Herz höher schlagen lassen. Mit gut acht Jahren noch recht knackig und mit 57,8 % in einer Liga, die ich mag. Mal sehen, was der IO kann. Fast klar aussehen kann er, wie sehr heller Weißwein. Kein Wunder bei der zweiten Befüllung des Fasses. Und rauchen kann er, das nehme ich auf mehr als eine Armlänge Entfernung wahr. Die Nase? Qualm. Satter, purer Qualm eines Feuers, das noch nicht richtig brennt, weil das Holz nass ist. Der verzieht sich jedoch nach ein paar Minuten, als ob das Feuer gelöscht wurde. Es bleiben Salz, Seetang, der Anflug von etwas geräuchertem. Nicht Speck, der hat ja eigene Aromen. Eher geräucherter Fisch, Aal. Aber nur ganz dezent. Seetang und Salz dominieren klar. Mein Ding! Ich will wissen wie er schmeckt. Kurz: Fantastisch! Der fordert, aber er gibt auch eine Menge. Blind hätte ich ihm rund 50 % gegeben, so gut ist der Alkohol eingebunden. Dennoch kommt er wild daher, ungestüm. Sehr viel Seetang und Jod bringt er mit. Das ganze umrahmt von einer erstaunlichen Süße. Doch sie hat es schwer, gegen diese Wucht anzukämpfen. Das Ding ist wie ein Spaziergang im Sturm am Strand. Die Gischt fliegt einem um die Ohren, der Tang tanzt auf den Wellen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen so ehrlichen, geradlinigen und vor allem guten Islay im Glas hatte. Groß! Ar! Tig!
Aktueller Straßenpreis: 84,90 EUR

 

PEGASUS I

Pegasus IDer letzte dürfte es jetzt schwer haben. Toppen kann er den Io eigentlich nicht mehr. Aber ich lasse es ihn zumindest versuchen, klingen die Eckdaten doch recht vielversprechend: Von den Islands stammend, ist er mit 58,3 % der stärkste aus dem Sortiment. Getorft ist er auch, aber auch geblendet. Zwar nur der berühmte Teaspoon, aber damit stammt er nicht mehr aus einer einzigen Destillerie. Die sechseinhalb Jahre seiner Reifung durfte er in einem First Fill Port Wine Barrique verbringen. Die Lagerung sieht man ihm auch an, denn er kommt in einem schönen, dunklen Rosé-Ton daher. Auch in der Nase ist die Herkunft unverkennbar. Schöne, fruchtige Noten, ein wahrer Kompott aus roten Johannisbeeren, Sauerkirschen, Himbeeren. Insgesamt eher leicht erfrischend säuerlich. Durch die Kombination mit dem Rauch wirkt es eher wie ein Rosé, als wie ein Port. Im Mund kommt er schon fast cremig daher. Und mit deutlichem Unterschied zur Nase. Zwar auch irgendwie frisch, aber das Obst ist hier süßer. Dazu der Rauch, der alles umhüllt – sehr klasse! Der Geschmack bleibt auch noch eine ganz Zeit erhalten, denn der Abgang ist lang. Mit dem Io konnte er besser mithalten als erwartet.
Aktueller Straßenpreis: 74,90 EUR

 

FAZIT

Zum Start sieben sehr gelungene und leckere Abfüllungen, das muss man auch erst einmal hinbekommen. Ich ziehe meinen Hut, Scotch Universe! Ganz ehrlich hatte ich damit gerechnet, dass einer oder zwei aus der Reihe fallen. Sieben auf einen Streich ist schon ungewöhnlich gut, spricht aber auch für das Können der beiden Macher. Die Preise dazu sehe ich durchaus als moderat an, preiswert im Sinne des Wortes sind sie eh. Mein Favorit? Gar nicht so einfach, denn es gibt mehrere Kandidaten. Ach, nein, ich kann mich nicht verstellen. Meine persönliche Nummer 1 ist der IO I! Ein Whisky, wie ich ihn liebe! Dahinter? Ich kann mich nicht entscheiden. Der SPECIES gefällt mir sehr. Auch weil es ein Bourbon ist, der mir gefällt. Der PEGASUS und der SOLAR FLARE weil sie Ecken und Kanten haben, an denen sich die Geschmacksknospen festkrallen können und Beschäftigung finden. Der ALPHA CENTAURI, weil es ein im Sherryfass gereifter Whisky ist, der mich anspricht. Der GRAVITY und der SINGLE VELOCITY OF LIGHT weil sie einfach gut sind. Und es scheint, als ob es so weiter geht. Die nächsten Abfüllungen stehen schon in den Startlöchern und die geleakten Label versprechen so einiges. Thumbs up, Scotch Universe! Der Start ist gelungen und das Ding hat meiner Meinung nach richtig Schub. Viel Erfolg und guten Flug!

Samples

Danke an Scotch Universe für die Samples.

LINKS

Abfüller: http://www.scotch-universe.co.uk/

Tastings-Notes #0006 – #0012

Café Landluft

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Ein Wochenende fast ohne Termine. Dazu ein leerer Kühlschrank und die Erfahrung, dass mit hungrigem Magen schlecht einkaufen ist. Zu viel ungeplantes landet dann unweigerlich auf dem Förderband der Kasse. Also erst einmal extern frühstücken. Das Ziel: Café Landluft in Wesel-Bislich.

CAFÉ

Im ländlichen Weseler Ortsteil Bislich gelegen, befindet sich das Café Landluft in der ehemaligen Scheune eines Bauernhofes. Unter Berücksichtigung des Gebäudes modern renoviert bietet es im Erdgeschoss und auf der offenen Galerie darüber rund 50 Personen Platz. Dazu kommen noch einmal rund 50 Plätze im Außenbereich. Hell und freundlich gestaltet, mit einigen ausgewählten Möbelstücken geschmückt und liebevoll dekoriert, lädt das Café zum Verweilen ein. Von Kindern, die sich nach dem Essen mit ihrem Spielzeug beschäftigen dürfen, bis zu Senioren sind alle Altersgruppen vertreten. Von dem Paar, das einfach nur gemeinsam frühstückt, bis hin zur Runde Frauen, die sich zum Geburtstagsbrunch trifft, ist alles vertreten. Das bedingt, wie oft in Lokalen, einen gewissen Geräuschpegel, den ich aber trotz fast voller Besetzung noch erträglich fand. Lässt man den Blick schweifen, entdeckt man nach und nach Details, die zeigen, mit wie viel Liebe das Lokal eingerichtet ist.

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FRÜHSTÜCK

Die Auswahl entspricht dem gehobenen Hotel-Standard. Von diversen Joghurts, Cerealiern und Obst über mannigfaltigen Aufschnitt, Fischvariatonen, frischem Gemüse und selbst gebackenem Brot, von Rührei, Bacon und Nürnbergern bis zum abschließenden Kuchen findet sich alles, was das Herz begehrt. Dazu gibt es Kaffee, Tee oder Kakao, so viel man vertragen kann. Alles ist optisch ansprechend angerichtet, ist frisch und lecker. Leerstände am Buffet werden von den Servicekräften schnell beseitigt. Ganz klare Empfehlung: Lasst bei einem Besuch im Café Landluft ruhig die Brötchen liegen. Nehmt statt dessen das Vollkornbrot mit Möhren und das Schwarzbrot. Beide selbst gebacken und sowas von lecker! Da reichen eigentlich schon etwas Butter und Salz für den Genuss. Dazu passt die sehr leckere Rhabarberschorle.

SONSTIGES

Aufmerksames Personal kümmert sich mit einem ständigen Lächeln sehr höflich und freundlich um die Gäste. Leere Platten am Buffet sind ebenso schnell ersetzt, wie die leere Kaffeekanne am Tisch. Sonderwünsche und -bestellungen werden ohne mit der Wimper zu zucken ebenfalls flott erfüllt. Man fühlt sich als Gast einfach rundum wohl.

In einem Nebengebäude befindet sich der Hofladen. Einrichtungsgegenstände, Dekorationsartikel, Kleidungsstücke, Lebensmittel und Erzeugnisse des eigenen Hofes stehen hier zum Verkauf. Obwohl nicht sehr groß, kann man sich in dem Raum einige Zeit aufhalten, so viel gibt es zu entdecken. Besonders die Marmeladen aus eigener Herstellung sind einen Blick wert.

FAZIT

Nicht zum ersten Mal im Lokal, bestätigte sich mein Eindruck: Hier steht der Gast im Mittelpunkt. Essen und Getränke sind sehr lecker, das Personal klasse und die Preise moderat. Wenn man die Augen offen hält, gibt es viele kleine Details zu entdecken. Das war nicht der letzte Besuch hier. Im Gegenteil: Die Krimilesung am nächsten Wochenende inkl. 3-Gänge-Menü klingt so interessant, dass sie fest eingeplant ist. Öffnungszeiten, Anfahrt und weitere Informationen gibt es auf der Website des Café Landluft.

LINKS

Internetpräsenz: www.cafe-landluft.de

facebook-Seite: www.facebook.com/CafeLandluft

FOTOS

 

Disturbed – The Sound of Silence

Disturbed sind mir wegen ihrer äußerst gelungenen Interpretation des Simon & Garfunkel-Klassikers „Sound of Silence“ in den letzten Wochen ja etliche Male in meine facebook-Timeline gespült worden. Die Live-Version im Duett mit Myles Kennedy, dem Sänger von Alter Bridge, setzt dem Ganzen aber noch einen drauf. Ganzkörper-Tüttefell-Alarm!

Strathclyde 2005 DL

 

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WAS

Name: Strathclyde 10yo
Kategorie: Single Grain
Destillerie: Strathclyde
Region: Lowlands
Abfüller: Douglas Laing
Serie: Old Particular
Destilliert: 11/2005
Abgefüllt: 02/2016
Alter: 10yo
Fasstyp: Refill Sherry-Butt
Fassnummer.: DL11062
Alkoholgehalt: 50,9 %
Flasche: eine von 727
Inhalt: 0,7l
Aktueller Straßenpreis: 59,90 EUR

DESTILLERIE

In Glasgow gelegen produziert die 1927 gegründete Brennerei ausschließlich Grain Whisky. Im Gegensatz zu Malt Whisky, der aus Gerste gebrannt wird, enthält Grain Whisky  auch andere Getreidesorten, z. B. Weizen und Mais. In patent oder column oder auch nach deren maßgeblichen Weiterentwickler Aeneas Coffey so genannten coffey stills werden diese Brände hergestellt. Bis auf wenige Produkte, wie diese von Douglas Laing, gibt es allerdings kaum originäre Abfüllungen solcher Grain-Whiskys. Die große Masse der Produktion fließt in Blended Malts. Und das ist wirklich eine Menge. Produziert Loch Lomond als aktuell größte Malt Destillerie rund 12.000.000 Liter pro Jahr, stellt alleine Strathclyde als eine von sieben schottischen Grain-Destillerien 39.000.000 Liter pro Jahr her. Die Brennerei befindet sich aktuell im Besitz von Pernod Ricard.

ABFÜLLER

Gegründet 1948 von Fred Douglas Laing, auch in der Kurzform FDL bekannt, befindet sich das Unternehmen in dritter Generation im Familienbesitz. Angefangen hat es mit Blended Malts, denen Vatted Malts folgten. Heute werden jedoch von Kennern besonders die Single Cask-Abfüllungen geschätzt, Abfüllungen aus einem einzigen Fass also, für die es keinen Nachschub gibt. Diese werden in den Reihen Provenance, Old Particular, Director’s Cut und XOP vertrieben.

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FARBE

Ein sattes Bernstein leuchtet im Licht der untergehenden Sonne.

NASE

Er riecht schon weich und rund. Ein wenig Bayrisch Blockmalz – falls das noch jemand kennt. Dunkle Brombeeren mischen sich darunter, Johannisbeeren. Etwas, das mich im positiven Sinn an Porridge erinnert. Das ganze wird getragen von einer melasseartigen Süße. Die Sherry-Noten sind eindeutig weniger ausgeprägt. Das mag aber der zweiten Befüllung des Fasses geschuldet sein.

MUND

Der komplexe Eindruck aus der Nase bestätigt sich sofort. Dunkel, schwer und voll wirkt er, füllt den Mundraum. Satte Aromen des Blockmalz, wieder die dunklen Früchte, dazu eine Spur Holz. Dadurch ist die Süße nicht oberflächlich sondern sehr vollmundig. Schokolade kommt dazu, irgendwo zwischen Vollmilch und Zartbitter. Ich meine fast, ihn kauen zu können, so sehr füllt er den Mund. Toll, sowas mag ich! Später melden sich reife Nektarinen. Insgesamt sehr komplex und dennoch rund und weich. Faszinierende Aromen, die mich begeistern! Dass er „nur“ ein Grain ist, wertet den Eindruck für mich noch um einiges höher.

HALS

Der bleibt laaange. Ganz leicht trocknet er den Mundraum. Aber diese schweren, vollen Eindrücke bleiben. Die dunkle Malzsüße, die Früchte – toll!

FAZIT

Ein fantastischer Whisky für relativ kleines Geld. Auf der Scottish Experience in Königswinter das erste Mal im Glas probiert, vermochte er bereits nicht nur mich zu beeindrucken. Heute Abend mit der entsprechenden Ruhe verkostet, war der Genuss um ein Vielfaches größer. Der Strathclyde wird über kurz oder lang Platz in meinem Whiskyregal beanspruchen.

Danke an den Whiskyhort Oberhausen für das Sample.

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whisky/81137/strathclyde-2005-dl
Destillerie: keine eigene Website
Abfüller: https://www.douglaslaing.com/

Tasting-Notes #0005

Tullibardine 2006 WCh

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WAS

Bei dem für die heutigen Notes bereitstehenden Whisky handelt es sich um einen Tullibardine. Destilliert am 30. Juni 2006, wurde er in drei verschiedene Fässer abgefüllt.

  • ex-Bourbon Barrel (200 Liter Fassungsvermögen)
  • ex-Rum Barrel (200 Liter Fassungsvermögen)
  • ex-Sherry Hogshead (250 Liter Fassungsvermögen)

Nach 10 Jahren wurden die drei Fässer am 7. Juli 2016 gebottlet. So kann wunderbar demonstriert werden, welchen Einfluss ein Fass auf das Destillat hat. Abgefüllt wurde der Whisky anlässlich des 10-jährigen Firmenjubiläums von The Whisky Chamber.

DESTILLERIE

Tullibardine ist eine Destillerie in den schottischen Highlands, genauer: in Blackford, nordwestlich von Edinburgh. Erste Erwähnungen, damals als Brauerei, reichen bis in das Jahr 1488 zurück. Das Wasser bezieht die Destillerie aus den umliegenden Ochil Hills. Es übrigens das gleiche, das als Highland Spring Water abgefüllt wird. Seit 1949 wird bei Tullibardine Single Malt Whisky produziert. 1995 vom damaligen Eigentümer Whyte & Mackay eingemottet, wurde die Destillerie 2003 vom neuen Eigentümer Tullibardine Distillery Ltd. wieder eröffnet. 2011 erfolgte schließlich der Verkauf an das französische Unternehmen Picard Vins & Spiritueux. Die Produktionskapazität liegt heute bei 2,7 Mio. Litern pro Jahr.

ABFÜLLER

The Whisky Chamber, 2006 von Thomas B. Ide gegründet, ist als unabhängiger Abfüller tätig. Er selbst wurde Ende der 70er zu einem Fan des uisge beatha. Vom badischen Rheinfelden, nahe der Grenze zur Schweiz gelegen, ist es zwar ein weiter Weg, bis nach Schottland, aber der Inhaber nimmt ihn auf der Suche nach neuen Abfüllungen immer wieder gern in Kauf. Dabei hat er im vergangenen Jahrzehnt eine Reihe von ausgezeichneten Abfüllungen herausgebracht, die unter Whisky-Genießern einen sehr guten Ruf genießen. Nicht zuletzt die erste Abfüllung seines Speyside Hero ist, wenn auch schon lange vergriffen, auch heute noch legendär. Geheimnis seines Erfolges ist, dass der Whisky zunächst ihm schmecken muss. Außerdem sucht er nach ungewöhnlichen Abfüllungen. Schließlich gibt es die Standards seiner Meinung nach von den Destillerien selbst. Die heute verkosteten Whiskys wurden übrigens von ihm selbst in die Fässer gefüllt – und das am Tag, bevor er sein Hobby zum Beruf machte.

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BOURBON-FASS

Schottischer Whisky wird klassisch im Bourbon-Fass gereift. Viele Kenner schätzen diese Whiskys, weil sie unverfälscht den Charakter der jeweiligen Brennerei wiedergeben. Daher beginnen meine Notes mit diesem Fass.

Abfüller: The Whisky Chamber
Name: Tullibardine 2006 10yo ex-Bourbon-Fass
Region: Highlands
Fass-Nr.: 385/2006
Flasche: 311/334
Alkoholgehalt: 57,3 %
Aktueller Straßenpreis: Nur als Set erhältlich / 194,90 EUR

FARBE

Ein helles Honiggelb lässt kaum Zweifel aufkommen, dass dieser Whisky aus einem Bourbon-Fass stammt.

NASE

Der erste Eindruck ist recht kräftig, der Alkohol meldet sich zuerst. Schnell verflogen machen sich anschließend deutliche, malzige Noten bemerkbar. Frisches Heu gesellt sich dazu, braune Butter. Getragen wird das durch eine schier unglaubliche Vanille-Süße. Die Aromen sind insgesamt sehr kraftvoll, voluminös, sind von Anfang an sehr präsent.

MUND

Anders als in der Nase kommt der erste Schluck im Mund weich und sanft daher. Den fassstarken Alkohol bemerkt man erst spät. Gleichzeitig fällt mir auf, dass die Süße weniger ausgeprägt ist. Im Gegenzug machen sich die malzigen Eindrücke stärker bemerkbar. Dazu gesellen sich kräftige, würzige Aromen. Leder drängt sich mir als Assoziation auf, dazu leichte Holznoten. Kurz bevor ich ihn aus dem Mundraum entlasse, meine ich noch Shortbread zu schmecken. Diese Abwechslung gefällt mir. Meine Geschmacksknospen haben viel, woran sie sich festhalten können. Insgesamt ist der Whisky sehr beeindruckend, sehr voluminös.

HALS

Lang ist der Abgang, wunderschön lang und kräftig.  Malz und diese Shortbread-Aromen dominieren jetzt im Gleichklang mit der ledrigen Note.

FAZIT

Ehrlich, geradeaus, direkt, dabei vollmundig mit einem schönen Wechselspiel an Aromen. Ein toller Malt aus dem ex-Bourbon-Fass. Nein, einer der besten, die ich je getrunken habe!

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RUM-FASS

Abfüller: The Whisky Chamber
Name: Tullibardine 2006 10yo ex-Rum-Fass
Region: Highlands
Fass-Nr.: 383/2006
Flasche: 189/313
Alkoholgehalt: 57,0 %
Aktueller Straßenpreis: Nur als Set erhältlich / 194,90 EUR

FARBE

Zu meinem Erstaunen ist die zweite Variante etwas heller. Fast wie ein Weißwein schimmert er im Glas. Das hätte ich so nicht erwartet.

NASE

Süß ist er auf Anhieb. Aber es ist keine typische Rum-Süße. Am ehesten erinnert sie mich an ein Ex-Bourbon-Fass, allerdings mit einem Hauch Zuckerrübensirup versetzt. Etwas kräftiger riecht er, eine ganz leichte Würze schwingt mit. Gesüßte Frühstückscerealien kommen mir in den Sinn. Nach ein paar Minuten gesellt sich eine nur entfernt wahrnehmbare Fruchtnote dazu, die ich zunächst nicht direkt einsortieren kann. Noch einen Moment später entpuppt sie sich als Mango. Die Fassstärke ist jedoch nicht zu erahnen.

MUND

Dort zeigt sie sich jedoch erst einmal, zumindest bei der ersten Berührung. Der zweite Nipp ist weicher, wirkt leicht cremig, sehr angenehm. Recht schnell wird mir jedoch klar: Wieder keine Rum-Süße. Statt dessen macht er einen kräftigen Eindruck. Umspielt von der Cerealien-Süße schmecke ich holzige Noten, etwas Leder. Die Frucht scheint ganz verschwunden. Dennoch gefällt er mir. Weil er ungewöhnlich ist. Weil er Ecken und Kanten hat. Nach hinten raus wird er stärker, ist der Alkohol deutlicher spürbar. Er prickelt angenehm auf der Zunge und der Mundraum wird etwas trocken

HALS

Seinem ex-Bourbon-Fass-Bruder steht er hier kaum nach. Ebenfalls lang und wärmend mit tollen würzigen Noten. Herb und trocken bleiben Mund und Hals zurück.

FAZIT

Ein ungewöhnliches Rum-Fass, in der Tat. Ohne das Etikett hätte ich darauf nicht getippt. Whiskys aus dem Rum-Fass kenne ich bisher deutlicher süßer, tatsächlich Rum-lastiger. Nicht zuletzt, dass dieser Tullibardine anders ist, macht ihn für mich sehr interessant. Dennoch bleibt die Frage, was das für ein Rum war, der das Fass vorher bewohnte.

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SHERRY-FASS

Abfüller: The Whisky Chamber
Name: Tullibardine 2006 10yo ex-Sherry-Fass
Region: Highlands
Fass-Nr.: 389/2006
Flasche: 400/449
Alkoholgehalt: 59,5 %
Aktueller Straßenpreis: Nur als Set erhältlich / 194,90 EUR

FARBE

Ein wunderschöner, warmer Mahagoni-Ton strahlt mir entgegen. In der Flasche noch sehr dunkel, Dark Sherry halt, ist er im Glas deutlich heller.

NASE

Okay, der verleugnet seine Herkunft nicht. Volle, schwere Sherry-Aromen empfangen meine Nase. Kräftige Rosinen, wie in einem guten Malaga-Eis, dunkle Schokolade, Brombeeren, Schattenmorellen nehme ich wahr, ebenso einen Hauch von Pfirsich. Ein toller Kompott. Aber auch das Alter ist zu erahnen. Erste Eindrücke vom Fass hinterlassen ihre Spuren. Dazu dunkler Toffee wie der, den mein Vater immer aus England mitbrachte. Und obwohl der nominell stärkste, ist der Alkohol so gut eingebunden, dass man ihn fast gar nicht wahrnimmt.

MUND

Sofort werden die Erinnerungen an die 9-jährige Abfüllung vom letzten Jahr wach. Ähnlich vollmundig ist er. Der gleitet sanft und rund in jede Ecke, hinterlässt überall unglaubliche Aromen. Die Süße ist dabei nicht so aufdringlich, sondern wechselt sich mit den herben Tönen der Eiche ab. Leder gesellt sich dazu. Daneben breiten sich die Früchte aus. Ich glaube fast, die Brombeeren kauen zu können, die Kirschen rollen nur so hin und her. Dann wieder die Schokolade, Zartbitter scheint es zu sein. Ein faszinierendes Wechselspiel der Aromen, das mir besser gefällt als im letzten Jahr der etwas jüngere Bruder. Der Alkohol? Fällt nicht wirklich auf, dass er knapp 60 % hat. Sehr gut eingebunden, was diese Abfüllung schön harmonisch macht.

HALS

Kraftvoll, mit viel Eindruck verschwindet er. Die Früchte zuerst, es bleiben die Eiche und das Leder. Im direkten Vergleich etwas kürzer als seine beiden Brüder, aber das ist nicht der Rede wert.

FAZIT

Der Sherry-Abfüllungen derzeit grundsätzlich etwas überdrüssig, vermag diese mich zu begeistern. Dass die Süße, die typischen Sherry-Aromen nicht dominieren, gefällt mir. Sehr ausgewogen wirkt er durch den Gegensatz der herben Noten.

 

GESAMTFAZIT

Chapeau Thomas, wieder einmal ist dir etwas tolles gelungen! Jede der drei Abfüllungen gefällt mir richtig gut. Teils ungewöhnlich, überraschend, wissen sie alle zu überzeugen, jede auf ihre Art. Gibt es für mich eine Reihenfolge? Ja, aber mit minimalen Abständen. Dritter ist der aus dem Rum-Fass. Für sich betrachtet, klasse, auch weil er so gar nicht typisch Rum-Fass ist. Aber er hatte zwei starke Gegner. Der aus dem Sherry-Fass belegt den zweiten Platz. Ausgewogen, tolle Aromen, die lange faszinieren. Das eine zusätzliche Jahr hat ihm gut getan. Mein persönlicher Favorit ist jedoch die Abfüllung aus dem ex Bourbon-Fass. Warum? Weil es für mich eine der großartigsten Abfüllungen dieses Genres ist. Der hat mich richtig umgehauen!

Danke an den Whiskyhort Oberhausen für die Samples

 

LINKS

ex Bourbon: https://www.whiskybase.com/whisky/86016/tullibardine-2006-wch

ex Rum: https://www.whiskybase.com/whisky/86017/tullibardine-2006-wch

ex Sherry: https://www.whiskybase.com/whisky/86018/tullibardine-2006-wch

Destillerie: http://www.tullibardine.com/

Abfüller: http://www.whisky-chamber.com/

 

 

Tasting Notes #0002 #0003 #0004