The Dark Side Of Islay – Mulindry 22yo MoS

Wer einen Whisky unter dem Label „The Dark Side of Islay“ herausbringt, hat gleich meine doppelte Aufmerksamkeit. Dass es sich auch bei der dritten Abfüllung dieser Reihe um einen Blended Malt handelt, juckt mich nicht weiter, fand ich doch schon die ersten beiden richtig lecker. Und letztlich entscheidet einzig der persönliche Geschmack darüber, was man genießt.

WAS

Name: The Dark Side Of Islay – Mulindry
Kategorie: Blended Malt
Destillerie: mehrere Destillerien
Region: Islay
Abfüller: Malts of Scotland
Destilliert: k. A.
Abgefüllt: k. A.
Alter: 22yo
Fasstyp:  k. A.
Fassnummer: k. A.
Anzahl Flaschen: 1.065
Alkoholgehalt: 48,9 %
Aktueller Straßenpreis: ca. 175,00 EUR

DESTILLERIE

Ebenso wie bei den beiden ersten Abfüllungen wird auch diesmal über die Anzahl der Brennereien von Islay oder gar deren Namen der Mantel des Schweigens gehüllt. Während hier etwas von drei Destillerien geraunt wird, mutmaßen andere, es seien gar vier. Bekannt ist immerhin das Alter des jüngsten Whiskys – 22 Jahre. Der älteste hingegen soll 26 Jahre im Fass gelegen haben, wird gemutmaßt.  Die Farbe lässt immerhin darauf schließen, dass Sherry-Fässer beteiligt waren. Auch der Name Mulindry lässt – wie immer bei Malts of Scotland – nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Brennerei zu. Die nahe liegende Schlussfolgerung, dass es sich mindestens in Teilen um ein Destillat der Brennerei Bruichladdich handeln muss, weil der Name schon mehrfach auf deren Abfüllungen auftauchte, muss also auch nicht zwingend richtig sein. Unterm Strich bleiben also viele Mutmaßungen – und ein Whisky, der sich bereits im Glas akklimatisiert.

ABFÜLLER

„Every bottle is a benchmark“, so der Leitspruch des Unabhängigen Abfüllers Malts of Scotland. Dessen Inhaber Thomas Ewers hat am 25. November 2003 auf einer Urlaubsreise seinen ersten Whisky getrunken. Die aufblühende Leidenschaft führte dazu, dass er 2005 sein erstes Fass gekauft hat. Anfangs im Nebenberuf ist er seit 2015 hauptberuflich als unabhängiger Abfüller tätig. Bereits von Anfang an hat er sich von Brennereien auch New Make in Fässer füllen lassen, ohne allerdings auf deren Auswahl einen Einfluss zu haben. Erst seit 2012 kann er auch eigene Fässer nach Schottland liefern und diese dort befüllen lassen. Das, was er abfüllen lässt, ist immer wieder von beeindruckender Qualität. Nicht ohne Grund wurde er schließlich vom schottischen Whiskymagazin mehrfach zum weltweit besten unabhängigen Abfüller gewählt. Seit 2016 ist Thomas Ewers zudem Keeper of the Quaich – von schottischen Keepern ausgewählt und aufgenommen. Persönlich bin ich gespannt, welche weiteren Abfüllungen noch kommen werden, haben mich seine Whiskys in der Vergangenheit doch schon etliche Male überzeugt. Aber genug der Vorrede, der aktuelle Kandidat wartet.

AUGE

Mein Auge erfreut sich bereits an dem leuchtenden Mahagoni-Farbton. Beim Schwenk bilden sich nur sehr widerwillig recht dicke Legs, die langsam das Glas hinabrinnen.

NASE

Nasal überrascht der erste Eindruck mit sehr viel reifer, dunkler Frucht. Brombeeren und Schattenmorellen, überlagert von überreifen Pflaumen. Demarara-Zucker trägt die Früchte, karamellisiertes Popcorn kommt dazu. Für einen Moment meine ich Shortbread wahrzunehmen, bevor sich das Alter bemerkbar macht und Eichenholz dezent die Geschmacksknospen kitzelt. Dunkler Kakao rundet den Eindruck ab. Moment mal, Islay, fehlt da nicht noch was? Nicht wirklich, denn natürlich ist auch Rauch in der Nase vorhanden. Allerdings hält er sich für meinen Eindruck die ganze Zeit dezent zurück.

MUND

Schon vorab bekam ich den Tipp, dass der Malt einige Zeit im Glas braucht, um sich zu entfalten. Nun denn, eine halbe Stunde habe ich ihm gelassen. Den ersten Nipp im Mund habe ich direkt das zweite Aha-Erlebnis, denn zunächst nehme ich das öliges Mundgefühl wahr. Fast schon geschmeidig rollt er sich aus. Jetzt ist auch der Rauch präsent, stellt sich in den Vordergrund, erinnert an ein erkaltendes Lagerfeuer. Er macht sich breit, füllt den kompletten Mundraum aus, ehe er nach einem Moment zurückweicht und den weiteren Aromen Platz macht. Es wird dunkel-süß und fruchtig. Pflaumenmus, Rosinen, eine Handvoll Kirschen und wieder die Brombeeren, jetzt etwas mehr im Hintergrund. Getoastetes Weißbrot und Eiche mischen sich dazu, wirkend adstringierend, bevor am Ende eine an Blockmalz erinnernde Süße auftaucht. Was sich hier locker und leicht liest, ist real ein überwältigendes Erlebnis. Diese Schwere, diese Komplexität finde ich sehr beeindruckend.

HALS

Den Begriff „langer Abgang“ kann ich für mich getrost neu definieren. Der kalte Rauch bleibt und bleibt und bleibt. Die dunklen Früchte lassen nur sehr langsam nach, geben sich irgendwann aber doch geschlagen. Dabei wärmt er nicht nur in der Erinnerung. 

FAZIT

Zu gerne würde ich den Mulindry bei Gelegenheit mal gegen den Scarabus verkosten, von dem ich irgendwo noch einen Rest stehen haben muss. Für sich betrachtet ist das ein sehr feiner Whisky, der aus meiner Sicht jeden Cent wert ist. Seine dunkle, mächtige Kraft, die er trotz „nur“ 49,8 % entwickelt, die Vielfalt an Aromen, die immer wieder neu changieren, haben mich in ihren Bann gezogen. In einer Zeit, da die Abfüllungen aufgrund großer Nachfrage immer jünger zu werden scheinen und die eh schon jungen durch NAS-Whiskys ersetzt werden, ist es eine Wohltat, den Mulindry im Glas zu haben. Er wirkt wie aus einer längst vergangenen Zeit und macht mir richtig Spaß.

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/118882/the-dark-side-of-islay-22-year-old-mos
Destillerie: aus o. g. Gründen nicht angegeben
Abfüller: https://www.malts-of-scotland.com/

Tasting-Notes #0046