Allt-á-Bhainne 2008 Wh

Alta, was? Nun, die Erzeugnisse der Destillerie trifft man auch im gut sortierten Fachhandel nicht allzu häufig an. Wenn überhaupt, dann sind Flaschen von unabhängigen Abfüllern zu finden. Daher geht der Name doch recht schwer über die Zunge. Dass sich die Betrachtung jedoch durchaus lohnen kann, hat mir dieses Sample gezeigt.

WAS

Name: Allt-á-Bhainne 2008 Wh
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Allt-á-Bhainne
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 2008
Abgefüllt: ab dem 29. September 2017 als handfilled
Alter: 9 Jahre
Fasstyp: Ex-Bourbon Cask, Ex-PX-Sherry Cask
Fassnummer: 
Alkoholgehalt: 59,4 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 79,90 EUR

DESTILLERIE

Allt-á-Bhainne, im Freundeskreis mit Altabeijn fast genauso ausgesprochen (und nach dem Genuss mehrer Drams auch schon mal als Alte Beene verballhornt) liegt in der Speyside. Laut Wikipedia spricht man den Namen auch eher aulta-wanje aus. Nun denn, notfalls kann man auch mit dem Finger drauf zeigen. Die Bedeutung ist hingegen klar: Nichts anderes als Milchbach bedeutet der Name. Was sich Chivas Brothers 1975 bei dieser Namensgebung gedacht hat, ist nicht bekannt. Nach einer zwischenzeitlichen Verdoppelung der Produktionskapazitäten befindet sich die Destillerie seit 2001 im Besitz von Pernod Ricard. Ein Jahr darauf stillgelegt und 2005 wieder eröffnet, produziert die Brennerei jährlich 4.000.000 Liter Alkohol, die nahezu ausschließlich in Blended Whiskys Verwendung finden. Umso schöner, eine Abfüllung aus der Zeit nach der Wiedereröffnung im Glas zu haben.

ABFÜLLER

Den Whiskyhort als Abfüller habe ich bereits hinreichend beschrieben. Zuletzt hatte ich dessen Rubberduck im Glas.

AUGE

Honiggelb scheint er mich anzulächeln. Der obligatorische Schwenk im Glas hinterlässt in den Kirchenfenster breite Streben, die nur langsam das Glas hinunterlaufen.

NASE

Ui! Da hat mir jemand einen Fruchtkorb hingestellt. Ein buntes Durcheinander, in dem Marillen und Birne am deutlichsten zu identifizieren sind. Bevor ich das alles aufgedröselt habe, ist der Fruchtkorb aber schon abgeräumt. Statt dessen wird jetzt Kuchen serviert. Sand- nein, doch eher Marmorkuchen, etwas zu früh aus dem Ofen geholt, denn der Teig ist noch nicht ganz durchgebacken. Ein Hauch Schokolade ist dabei. Dazu gibt es Cerealien mit Honig, sehr süßem Honig. Die typische, etwas würzige Note von Rohrzucker mischt sich in die Aromen – und ein Bestandteil, bei dem ich partout nicht drauf kommen will, was es ist. Die beste Frau von allen bringt mich schließlich drauf, als sie am Whisky riecht und meint, der enthielte wohl Rübenkrautsirup. Genau das war’s!

MUND

Der erste Nipp lässt sich als Eisenfaust im Samthandschuh bezeichnen. Kaum haben die Sensoren dem Hirn eine unglaublich samtige Cremigkeit gemeldet, schlägt auch schon die Eisenfaust zu. Die fast 60 % sind nicht ohne. Daher ist der Nipp auch schnell im Hals verschwunden und vor dem nächsten warte ich ein wenig. Eine knappe Viertelstunde später der nächste Versuch, der deutlich besser klappt. Vollmundiger Kuchenteig-Geschmack. Ich möchte den Whisky kauen! Richtig saftiger Kuchen scheint sich in meinem Mund zu befinden. Die Schokolade wird etwas deutlicher, entpuppt sich als Zartbitter. Auch der Sirup ist noch präsent. Dazu schöne, malzige Noten – einfach herrlich! 

Für einen Moment vom Whisky abgelenkt, steht er weitere zehn Minuten unberührt im Glas. Hätte es ich nicht die ganze Zeit in Sichtweite gehabt, hätte ich schwören können, dass jemand den Allt-á-Bhainne durch einen anderen Whisky ersetzt hat. Keine Früchte, kein Teig, dafür richtig kräftig würzige Aromen. Das erinnert mich schon an einen Whisky aus den Highlands. Dieser Wechsel gefällt mir ebenfalls sehr gut. Auch weil der Alkohol deutlich milder geworden ist. 

HALS

Damit hat man noch länger Spaß! Schöne malzige, teigige Eindrücke bleiben erhalten, und das lange. Der Abgang wärmt und man weiß genau, wo sich der Schluck auf dem Weg zum Magen gerade befindet. Auch wenn er dort schon lange angekommen ist, meint man den Kuchen noch zu schmecken.

FAZIT

Einmal eingießen, drei Whiskys im Glas? Kann der Allt-á-Bhainne. Den finde ich mal richtig beeindruckend! Er ist nicht ohne, nicht zuletzt dank des Alkoholgehalts. Auch fordert er Respekt und Zeit, dankt es einem aber mit wunderbaren Kehrtwendungen, sie mich sehr faszinieren. Davon wird definitiv eine Flasche den Weg in mein Regal finden. Dazu kommt, dass ich diese selbst abfüllen kann – für die Freunde schottischen Landweins ein großes Vergnügen.

Danke an den Whiskyhort, dass ich das Sample probieren durfte.

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: nicht vorhanden
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0035

Neues von Scotch Universe

 

Bereits zweimal durfte ich neue Bottlings von Scotch Universe verkosten. Beide Male war ich schwer beeindruckt, wie hier und hier nachzulesen ist. Mitte dieser Woche erreichte mich ein neues Päckchen aus dem Großraum Münster. Sehr gespannt auf den Inhalt habe ich mich gleich daran gesetzt, die sechs Samples zu verkosten. Meine Eindrücke schildere ich nachfolgend, ausnahmsweise mal eher kurz, was ja eigentlich nicht meine Art ist. Wie immer völlig unbeeinflusst von der Herkunft der Samples.

ALPHA CENTAURI III

An Weißwein erinnernd schimmert der Dram im Glas. Bereits beim Einschenken fällt mir die leichte Fruchtnote auf. Frische, grüne Weintrauben, gepaart mit Melone. Früchte? Für ein Ex-Bourbon-Fass nicht wirklich gewöhnlich. Gut, die erwartete Vanille ist auch zu finden. Ebenso eine schöne malzige Note, die mich an trockenen Mürbeteig erinnert. Dazu eine nicht zu aufdringliche Süße. Die Nase macht schon mal Appetit.

Nach einigen Minuten, in denen er sich im Glas öffnen durfte, dann der erste Schluck. Die Trauben sind jetzt deutlicher, machen sich als erstes bemerkbar. Keks gesellt sich dazu, wird etwas später ausgeprägter erinnert an Butterkeks, den mit den 52 Zähnen.  Ein paar Raspel weißer Schokolade hat offensichtlich auch noch jemand darüber gestreut. Mir gefällt die Mischung! Auch die sehr spät aufkommende Prise frisch gemahlener Pfeffer passt dazu, rundet den Dram für mich ab. Gäbe es den bekannten Doppelkeks statt mit Schokoladen- mit einer Weintraubenfüllung – genau so würde er schmecken! Notiz an mich: Montag bei de Beukelaer anrufen.

Mittellang bleibt er im Abgang. Malz und Keks sind vorherrschend, der Keks wird buttriger. Eine leichte Süße umschmeichelt den verbleibenden Rest der Trauben. 

Ein toller Starter, der mich mit den Fruchtnoten und der schönen Komposition der Eindrücke überrascht. Bitte mehr davon!

SOLAR FLARE GAMMA

Auch der zweite kommt aus einem Ex-Bourbon-Fass. Es handelt sich um einen Blend, satte 22 Jahre ist er alt. Dafür ist er mit 55,9 % noch gut im Futter. Klar, dass er etwas dunkler daher kommt, als der Alpha Centauri III. Satt golden scheint er von innen heraus zu leuchten. Das Alter ist für meinen Geschmack direkt in der Nase spürbar. Er wirkt sofort voluminös und komplex, kommt dabei trocken daher. Heidekraut und Thymian bilden eine würzige Grundlage, scheinen mit einer Prise Salz gewürzt. Anis und Muskat passen hervorragend dazu, auch die kaum wahrnehmbare Torfnote. Deutlicher ist da der malzige Eindruck. Und noch eine Note ist dabei, die ich erst nach mehrmaligem Verkosten zuordnen kann: Veilchen. Sehr spannend!

Im Mund wiederholt sich der Eindruck. Würzig und kräftig ist er, füllt den Mundraum voluminös aus. Die Torfnote ist hier deutlicher aber immer noch eher im Hintergrund. Viel präsenter sind die Veilchen, erinnern mich zusammen mit den würzigen Eindrücken an diese violetten Lutschpastillen eines großen deutschen Süßwarenherstellers südlich von Köln. Viola heißen die Dinger, die ich übrigens gerne mag. Sehr ungewöhnlich, aber ich mag bekanntermaßen auch gerne Whiskys mit Ecken und Kanten. Die hat dieser hier definitiv! Auch wenn sie im Laufe der Zeit etwas abnehmen und der Dram milder und runder wird. Dadurch bekommt er eine weiche Note, die ihn komplett anders wirken lässt. Sehr schön!

Ebenfalls mittellang bleibt er mit Würze und einer sehr angenehmen Weichheit.

Den finde ich mal richtig ungewöhnlich. In sich toll und stimmig, genau mein Ding, aber ich wage zu behaupten, dass er nicht jeden Geschmack trifft. Muss er auch nicht.

ALTAIR I

8 Jahre alt, First Fill Oloroso Sherry Hogshead. Die satt goldene Farbe lässt sich damit gut erklären. Und auch die Aromen, die mir nach dem Einschenken entgegen strömen, passen gut in die Richtung. Blockmalz, karamellisierter Pfirsich, Rohrzucker, Pflaume, dunkler Kakao. Schnell wechseln sie einander ab, lassen den Malt dunkel und schwer wirken. 

Das war aber nur die Nase. Oral geht der erst richtig ab! Kräftige Sherry-Noten, richtig dunkler Kakao, Rosinen und leicht erhitzter Rohzucker bilden das Fundament. Der Pfirsich ist inzwischen dunkler geworden, Zuckerrübensirup kommt dazu. Das Mundgefühl ist unglaublich weich. Pflaumen mischen sich wieder in die Melange, Pfefferkuchen. Herrlich! Der macht mir richtig Spaß!

Spaß bis zum Schluss! Sehr lang, würzig, wärmend, irgendwie dunkel bleibt der Eindruck schier ewig erhalten. 

Aus der Destillerie hatte ich bisher wenig vergleichbares im Glas. Großes Kino!

ANDROMEDA III

Zwei Tage habe ich die ersten drei sacken lassen, jetzt wird es rauchig! Beim ersten noch dazu ein Wein-Fass. Solch eine Kombination hat mir in der Vergangenheit bereits mehrfach sehr gut gefallen, daher bin ich mehr als neugierig! Einen schönen Kupferton hat der Whisky im Fass bekommen. Monbazillac ist übrigens ein dem Sauternes ähnlicher süßer Weißwein, der aus edelfaulen Trauben gewonnen wird. Eingeschenkt und etwas Zeit im Glas gegeben entfaltet sich eine unglaubliche Süße, sehr vanillig, dazu eine fruchtige Weinnote. Leicht erdige Noten und Torf halten dagegen und lassen den Dram ausgewogen erscheinen. Zeit, ihn zu probieren.

Ist! Der! Süß! Vanille, Rohrzucker. Dann kommt der Torf. Der Whisky ist extrem weich und mild im Mundgefühl. Die Weintrauben wirken sehr dunkel, im Hintergrund nehme ich Pfirsich wahr. Nach und nach werden Süße und Torf deutlicher. Das alles aber in einer Intensität, die schier unglaublich ist. Der Alkohol, immerhin 59,3 %, ist fantastisch eingebunden und in der Stärke wirklich nicht zu spüren. Schmackofatz, was ist das ein Leckerchen! Ich muss mich bremsen, nicht das ganze Sample zu trinken, möchte ich doch bei anderer Gelegenheit noch einmal verkosten. Diese Süße … richtig krass!

Das bleibt auch im Hals so. Süß und torfig. Lange. sehr lange!

Aus der Destillerie hatte ich vor Jahren schon einmal einen Einstiegs-Raucher, der mir sehr gefiel, inzwischen aber vom Markt genommen wurde. Das hier ist aber eine völlig andere Welt – die mich begeistert! Auf den noch einen draufsetzen? Das wird schwer. Die drei getorften habe ich mir nach steigendem Alkoholgehalt und nach erwarteter Torf-Intensität sortiert. Aber diese beeindruckende Kombination wird schwer zu toppen sein.

PEGASUS III

Der Pegasus I ist ja einer meiner erklärten Lieblinge der letzten zwölf Monate. Laut Etikett ist es die gleiche Destillerie. Das Fass ist diesmal jedoch ein anderes. Sherry. Gefiel mir unlängst bei der 11-jährigen Vollreifung eines anderen unabhängigen Abfüllers nicht wirklich. Der Brennerei-Charakter, den ich sehr schätze, blieb dabei auf der Strecke. Deshalb bin ich skeptisch. Einen Hoffnungsschimmer verspricht die mit sieben Jahren kürzere Maturation. Ebenfalls rotgold sieht er aus, sehr schön, warm anmutend.

Die Nase ins Glas. Sie nimmt Karamell wahr, Torf. Den allerdings nicht so präsent wie erwartet. Rosinen, Zimt, reife Pflaumen. Alkohol? Keine Spur. 61,0 %? Im Leben nicht, meldet meine Nase und will sich nicht überzeugen lassen. Statt dessen taucht sie weiter in die Aromen ein, entdeckt Demarara-Zucker, dunkles Toffee. Grandios! So viel Spaß hat mir schon lange keine Sherry-Fass-Abfüllung mehr gemacht. Wie soll der erst schmecken?

Cremig ist er, beinahe samtig, weich und rund. Süß ist er auch mit richtig viel Toffee. So wie das Zeug, das mein Vater früher immer aus England mitbrachte. Im Mund ist der Torf präsenter. Auch die für die Destillerie so typische Note finde ich jetzt zu meiner Freude wieder. Und holla, jetzt auch noch Räucherspeck! Der wird an der Luft ja immer besser! Jeder weitere Schluck beschert neue Aromen, lässt die vorigen ausgeprägter erscheinen. Trotz seiner Jugend darf man dem ruhig einige Ruhezeit im Glas geben. Vielleicht auch gerade deshalb, denn im Fass hatte er ja noch nicht zu viel davon. Wunderbar, dass der Brennerei-Charakter erhalten geblieben ist. Der reiht sich problemlos neben die beiden Best-Dram-Abfüllungen aus Ex-Bourbon-Fässern aus meinem Whiskyschrank. Allein schon, dass der Alkohol auch im Mund so gut wie nicht zu spüren ist, fällt mir schwer zu glauben. Wasser braucht der definitiv nicht.

Außerdem hat man lange etwas davon, denn im Hals bleibt er. Süß, torfig, speckig. Das will gar nicht aufhören.

Wenn ich auch ziemlich viel probiere, kann ich nicht alle Abfüllungen kennen. Von den Sherry-Fass-Abfüllungen dieser Brennerei jedoch, die ich bisher im Glas hatte, ist diese hier in meinen Augen aber mit Abstand die beste!

IO II

Okay, einer geht noch. Auch wenn dieser gar nicht mit dem nächsten Bottling noch in diesem Monat erscheint, sondern erst im Oktober. Daher gibt es auch noch kein Label, da der Alkoholgehalt nicht feststeht. Dem Sample-Fläschchen nach ist er der stärkste aus dem Sextett. Da freue ich mich doch, den schon jetzt probieren zu dürfen, nicht zuletzt auch, weil ich den Io I für die beste junge Bourbon-Fass-Abfüllung dieser Destillerie halte. Zu gern möchte ich erkunden, was es mit diesem satt golden leuchtenden Dram auf sich hat.

Der erste Eindruck in der Nase ist, vorsichtig ausgedrückt, überraschend. Man hat mir den Torf geklaut! Wo ist der hin? Diese Destillerie kenne ich gar nicht ohne. Okay, so langsam kommt er. Aber eher als Andeutung, erst sehr langsam etwas präsenter werdend. Süßer Frühlingshonig, malzig, langsam trocknend, und dann taucht da doch noch verhalten eine medizinische Note auf. Sehr spärlich und zurückhaltend. Ansonsten eher an Sandkuchen erinnernd, ein paar kleine Schokostreusel eingeschlossen. Erst im Laufe der Zeit wird er etwas speckiger in der Nase.

Den ersten Nipp über die Lippen und dann knallt es ! Da ist der Torf! Aber sowas von! Geil! Unverkennbar ist nun die Brennerei. Im wahrsten Sinne und im Gegenteil des geflügelten Wortes ist hier viel Rauch um etwas. In die phenolische Note mischt sich etwas Räucherspeck. Dadurch wirkt es nicht mehr ganz so wie ein Medizinschrank. Dabei ist er weich und süß. Honig, Thymian, eine schöne Malznote. Die Kombination gefällt mir gut. Auch die inzwischen sehr kräftige Torfnote. Allein die Wucht der ganzen Aromen lässt auf den Alkoholgehalt schließen. Ansonsten kein Brennen, kein Prickeln, gar nichts. Man muss ihn schon recht lange im Mund behalten, damit er in seiner Kraft spürbar wird. 

Dass man ihn gar nicht mehr hergeben möchte, findet in dem nicht enden wollenden Abgang seine adäquate Fortsetzung. Kräftiger Rauch, eine schöne Süße, mehr braucht es nicht.

FAZIT

Schwierig, hier ein vernünftiges Fazit zu ziehen. Favoriten? Noch schwerer. Es war mir ein Vergnügen, sie verkosten zu dürfen. Alle haben mir gefallen. Der Solar Flare Gamma weil er sehr ungewöhnlich ist. Alpha Centauri und Altair weil sie in ihrer Ausprägung einfach zu gefallen wissen. Und die drei Raucher, weil das eh meine Lieblinge sind und hier in beeindruckenden Versionen sicherlich über kurz oder lang meine Bar bereichern werden. 

Von den Destillerien habe ich hoffentlich nicht zu viel verraten. Die Freude beim Entziffern der Label wollte ich euch nicht nehmen. Dabei wünsche ich euch viel Spaß!

Vielen Dank Michel Reick und Alexander Springensguth für die Samples.

Tasting-Notes #0035 – #0040

Whisky&BBQ

Foodpairing – passender wäre eigentlich Aromapairing – geht auf die Idee zurück, Lebensmittel mit gemeinsamen Schlüsselaromen zu paaren, da diese, so die Annahme, besonders gut zusammen passen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die haben auch Jan Könings, Leckermacher aus Oberhausen, und ich uns nicht auferlegt, als wir versuchten, BBQ und Whisky zu kombinieren. Warum auch nicht, ist Whisky doch ebenfalls ein Lebensmittel. Nach dem Versuch im letzten Jahr, der laut Aussagen der Teilnehmer als gelungen bezeichnet werden darf, stand gestern erneut ein Whisky&BBQ-Tasting in koenings‘ Pfeffermühle in Oberhausen an. Bereitet den beiden kreativen Köpfen schon die Zusammenstellung der Kombinationen viel Spaß – zwischenzeitlichen großen Appetit inklusive – so ist dennoch eine gewisse Anspannung da, ob es wirklich so klappt, wie ausgedacht. Besondere Nervosität ruft der Umstand hervor, dass es letztlich ja nicht uns beiden gefallen soll, sondern hauptsächlich den Teilnehmern der Veranstaltung. So viel sei vorweg genommen: Die Kombinationen kamen in der kleinen Runde sehr gut an. Im einzelnen gab es:

WHISKY

Damit die Geschmacksknospen nicht völlig überfordert sind, haben wir angesichts üblicherweise gut gewürzter BBQ-Speisen darauf verzichtet, fassstarke Whiskys in das Tasting zu nehmen. Statt dessen haben wir Whiskys ausgewählt, die aufgrund ihrer Aromen besonders gut zu den Speisen passten.  Das LineUp von links nach rechts:

  • Oban 14yo, 43,0 %, Schottland, Highlands
  • Mackmayra Mack, 40,0 %, Schweden
  • Talisker 10yo, 45,8 %, Schottland, Isles
  • Eagle Rare, 45,0 %, USA, Kentucky
  • Connemara Turf Mor, 46,0 %, Irland
  • Teeling Small Batch Rum Cask, 46,0 %, Irland

ERSTER GANG

Pastrami-Sandwich auf selbst gemachtem Toastbrot mit Mayonnaise, Senfsauce und Gurke.
Dazu Oban 14yo wegen der Kräuter und des leichten Pfeffers im Geschmack.

ZWEITER GANG

Adana-Kebap (Gehacktes aus Lammfleisch) mediterran gewürzt an Minzjoghurt.
Dazu Mackmyra Mack – wegen der Minze und den frischen Aromen.

DRITTER GANG

In Talisker 10yo marinierter Kabeljauloin im Speckmantel, auf der in Talisker 10yo getränkten Zedernholzplanke gegrillt auf einem Salatbett mit weißer BBQ-Sauce.
Dazu Talisker 10yo – wegen der maritimen Aromen, die hervorragend zu Fisch passen.

VIERTER GANG

Pulled-Pork-Wrap mit Coleslaw und einer auf Basis des Eagle Rare hergestellten BBQ-Sauce.
Dazu Eagle Rare 10yo – wegen der vanilligen Süße, die einen schönen Kontrapunkt zum gewürzten Fleisch bildet.

FÜNFTER GANG

Bratwurst aus dem Connemara-Turf-Mor-Whiskyrauch mit zweierlei Senf – körniger heller Senf mit Whisky und dunkler Senf mit Chili.
Dazu Connemara Turf Mor – wegen der milden Rauchnote.

 

SECHSTER GANG

Herrencreme mit Teeling Small Batch Rum Cask und einem pikanten Chutney aus gegrillter Ananas.
Dazu Teeling Small Batch Rum Cask – weil die fruchtigen Aromen mit viel Ananas gut zum Topping passen.

FAZIT

Das Feedback der Teilnehmer war eindeutig: Gelungen. Die Kombinationen aus Speisen und korresponierenden Whiskys wurde als passend empfunden. Es war herrlich, wie sich beides ergänzte. Die Aromen der Speisen wurden durch die Whiskys noch verstärkt. Gleichzeitig wurden die Whiskys als deutlich ausdrucksstärker wahrgenommen. Alles in allem ein stimmiger Abend mit viel Spaß, interessanten Gesprächen und Diskussionen. Dass die Reihe fortgesetzt wird, steht damit fest. Erste Ideen für den nächsten Abend gibt es bereits.

Frühstück

Frühstück am Wochenende – nicht wenige nehmen sich dafür mehr Zeit als unter der Woche. Bei den meisten kommen dann auch gerne schon mal besondere oder neue Sachen auf den Tisch. So auch hier, wo gerne Marmelade und Nuss-Nougat-Creme das Frühstück perfekt abrunden. Zwei Neuigkeiten, die meinen Tisch bereichern, stelle ich euch heute vor.

RASPBERRY JAM SPECIALLY

Stefan Schwarzer hat wieder einmal etwas neues kreiert. Bei nächster Gelegenheit muss ich ihn mal fragen, wie der Kontakt eigentlich zustande gekommen ist, denn mir fällt gerade auf, dass ich das nicht weiß. Er hat jedenfalls für die Niederrhein Destille in Dornick (die habe ich letztes Jahr hier vorgestellt) eine spezielle Marmelade hergestellt. Basis sind Himbeeren – und der passende Himbeergeist aus der Brennerei. Da ich beides mag, war ich überaus gespannt, wie er das miteinander verbindet.

Raspberry Jam Specially / Himbeermarmelade mit Himbeergeist

 

Was soll ich sagen? Es wäre nicht Stefan, wenn er nicht meinen Geschmack getroffen hätte. Schon beim Öffnen des Glases steigt ein unglaublich leckeres Aroma empor. Die süßen, sehr fruchtigen Noten aus der Himbeere paaren sich vortrefflich mit dem Alkohol des Himbeergeistes. Was im Spirituosen-Sinne ein Geist ist, ist bekannt? Nicht? Kurz gesagt handelt es sich dabei um ein Erzeugnis, bei dem Früchte in fertigen, neutralem Alkohol eingelegt werden, bis sie ihre Aromen, quasi ihren Geist, an diesen abgegeben haben. Es wird also keine Maische angesetzt, aus der anschließend ein Brand destilliert wird. Diese Herstellung mit eingelegten Früchten nennt man Mazeration.

Perfekt auf Brötchen oder Croissant

 

Doch zurück zur Marmelade. Ich muss mich bremsen, sie nicht gleich aus dem Glas zu löffeln. Statt dessen gebe ich sie auf ein weiches Brötchen, das mit etwas Butter bestrichen ist. Was für ein Genuss! Im Gegensatz zu den meisten industriell hergestellten Marmeladen ist diese nicht so süß, dass man nichts anderes mehr schmeckt. Statt dessen der volle Beeren-Geschmack, wunderbar fruchtig. Dazu eine zarte Alkoholnote, die als Geruch wahrnehmbar ist. Der eigentliche Alkohol hat sich ja beim Kochen verflüchtigt. Beide zusammen ergänzen sich wirklich wunderbar und sorgen für die reinste Geschmacksexplosion. Der Geschmack hält einige Zeit an. Lange genug, dass man sich mit dem nächsten Happen Zeit lassen kann. Zu schade allerdings, dass die Saison für regionale Himbeeren vorbei ist und ich nur noch ein Glas habe. Bei Schwarzer Rabe Delikatessen zwar bereits ausverkauft gibt es die Komposition jedoch noch bei der Niederrhein-Destille in Dornick. Dort wird sie unter deren Label als Himbeergeist Konfitüre Extra angeboten.

NOUG NUSS

Vorige Tage habe ich mal den Shop von Das Bernsteinzimmer durchstöbert und mir ein paar Sachen bestellt, die ich noch nicht kannte. Dazu gehörte auch die dort hergestellte Nuss-Nougat-Creme namens Noug Nuss. Kennengelernt habe ich die Inhaberin Solvejg Klein letztes Jahr über eine gemeinsame Leidenschaft – du ahnst es vermutlich: Whisky. Sie genießt ebenso gerne Whisky wie ich und kombiniert diese Leidenschaft mit einer anderen, die sie zu ihrem Beruf gemacht hat – Schokolade. Von dieser Kombination wird es ein anderes Mal zu berichten geben, da bin ich mir sicher. Für heute bleibe ich bei der Nuss-Nougat-Creme. 

Noug Nuss – liebevoll verpackt

 

Bereits der Blick auf die rückseitige Zutatenliste bestätigte meine Vermutung: Hier wird auf Qualität Wert gelegt. Der Vergleich mit dem fast leeren Glas einer industriell gefertigten Nuss-Nougat-Creme zeigte den Unterschied. Solvejg stellt ihre Creme ohne Palm- und Sojaöl her. Sehr gut! Dazu statt der beim Marktführer enthaltenen 13 % Haselnussanteil gibt es hier satte 48 % in Noug Nuss. Aber genug der Vorworte, ich will probieren.

Hier ist Qualität drin – das steht auch drauf

 

Bereits die Nase über dem frisch geöffneten Glas ist begeistert. Nuss, Nuss, Nuss. Fantastisch! Dazu kräftiger, dunkler Kakao und, sehr überraschend: Salz. Nochmal nachgesehen. Steht ja auch drauf. Weiter geht’s, das Brötchen wartet schon. Im Glas deutlich fester als der Vergleichskandidat legt sich das beim Verstreichen auf dem Brötchen erstaunlich schnell. Hatte ich anfangs für Sekundenbruchteile überlegt, ob es vielleicht besser sei, die Creme in Scheiben auf das Brötchen zu legen, erwies sich meine Befürchtung schnell als unbegründet. Die Creme macht genau das, was man von ihr erwartet. Sie ist cremig und lässt sich gut verteilen. Wird auch Zeit, dass ich endlich probieren kann, denn diese Aromen machen sowas von Appetit!

Die Serviette ist zufällig gerade im Gebrauch, passt aber hervorragend.

Meine Erwartung hat sich bis hierher gut gesteigert. Aber was soll ich sagen: Sie wurde übertroffen. Das ist eine mir so bisher noch nicht bekannte Kombination aus Haselnuss und Kakao. Cremig, schmelzend und so lecker, dass man das Glas am liebsten direkt mit dem Löffel leeren möchte. Was der Creme aber den besonderen Kick gibt, ist das Salz darin. Eine ganz feine, kaum wahrnehmbare Note. Ab und zu den Eindruck erweckend, als hätte man gerade ein Salzkorn erwischt, weil der Geschmack etwas intensiver ist. Wirklich eine gelungene Zusammenstellung! Gut, die Zutaten, die Art und Menge der Herstellung haben ihren Preis. Für mich wird das sicherlich kein täglicher Begleiter beim Frühstück. Da für mich Genuss aber auch mit Qualität und mit der Besonderheit zu tun hat, wird Noug Nuss zumindest regelmäßig Gast auf dem heimischen Tisch sein.

FAZIT

Vielen Dank an Stefan und Solvejg für ihre außergewöhnlichen Kreationen. Ich bin begeistert und werde bestimmt über weitere Genussmomente aus eurer Produktion berichten. Denn ich bin mir sicher, die werde ich auch künftig haben.

LINKS

Schwarzer Rabe Delikatessen: http://www.schwarzer-rabe-delikatessen.com/
Niederrhein-Destille Dornick: https://www.niederrhein-destille.de/
Das Bernsteinzimmer | Raum für Genuss: https://dasbernsteinzimmer.com/