Caber Toss Cider

Cider? Ja, Cider! Auf einem Blog, dessen Schwerpunkt Whisky bildet? Okay, zugegeben, das klingt ungewöhnlich, aber der Bezug wird gleich klar. 

WAS

Zunächst einmal die Frage: Was ist Cider eigentlich? Ganz platt ausgedrückt handelt es sich sowohl beim englischen Cider als auch bei seinem französischen Pendant Cidre um einen Apfelschaumwein. Dieser entsteht, wenn man Äpfel presst und den so entstehenden Most unter Druck vergären lässt. Das geschieht in der Flasche, in einem Tank oder auch schon einmal in einem Fass. Anders als beim deutschen Apfelwein sprudelt Cider, weil seine Gärkohlensäure erhalten bleibt oder in der industriellen Produktion Kohlensäure zugefügt wird. Von einem Freund bekam ich unlängst je zwei Flaschen eines Herstellers, zu dem er eine persönliche Verbindung hat, zum Probieren zugesandt.

HERSTELLER

Dieser deutsche Cider stammt aus dem rheinland-pfälzischen Mölsheim. Die Gemeinde liegt im Landkreis Alzey-Worms und zumindest das hat die eine oder der andere wohl schon einmal gehört. Hergestellt wird er von der Glen Cellar Food & Beverage UG, hinter der Dr. rer. nat Eike Kienle, Dipl.-Ing. agr. Inga Ross und Dipl.-Betrw. (BA) Raik Petschik stecken. Die Liebe zur Heimat, zu Schottland, zu Whisky und die Lust auf neue, gemeinsame Projekte verbindet die drei. Für die Produktion des nach einer schottischen Sportart bei den Highland Games benannten Caber Toss werden ausschließlich regionale Äpfel verwendet.  Der Cider wird damit trocken ausgebaut, d. h. er ist weniger süß und dennoch spritzig. Die Lagerung erfolgt dabei in ehemaligen Whiskyfässern. Für die eine Sorte werden Fässer der schwäbischen Brennerei Gruel verwendet, in denen deren Tecker reifte. Die andere Sorte lagert in einem Fass, einer namentlich nicht genannten Islay-Destillerie. Wenn Cider eigentlich auch nicht zu meinen bevorzugten Getränken gehört, weil es mir entweder zu süß ist, oder ich davon eher Sodbrennen bekomme, hatte mein Freund damit den richtigen Punkt getroffen: Cider aus Whisky-Fässern? Spannend! Also ab ins Glas damit. Beide Varianten kommen übrigens mit einem Alkoholgehalt von 7,0 % daher.

FARBE

Die Cider sind beide sehr hell, wie ein sommerlicher Weißwein, sind klar und sehr feinperlig. Dass die Kohlensäure nicht künstlich hinzugefügt ist, merkt man daran, dass der perlende Effekt nicht allzu lange anhält. Der Cider übrigens auch nicht, so viel sei schon verraten.

NASE

Zunächst der Tecker Whisky Cask: Scheint er im ersten Moment fast geruchlos, so steigen schnell schöne, fruchtige Noten auf. Natürlich nehme ich Apfel wahr, aber auch Pfirsich, etwas milde, vanillige Süße. Auch eine Spur Malz glaube ich zu riechen. Ein Hinweis auf das Whisky-Fass? In sich jedenfalls stimmig, spritzig, frisch, sehr angenehm.

Ganz anders der Islay Whisky Cask: Einerseits dem ersten nicht unähnlich mit viel Apfel, mit einer insgesamt fruchtigen Spritzigkeit. Auch diese leichte Malznote finde ich. Daneben zeigt sich aber sofort der Islay Whisky präsent. Eine gute Portion Torfrauch, mild, wie ein verglühendes Feuer, aber deutlich wahrnehmbar. Selbst eine Spur Räucherspeck fällt mir auf. Herrlich!

MUND

Im Mund eint beide die angenehme, deutlich zurückhaltende Säure, die typische Fruchtigkeit des Apfels, die milde Süße, die erst hintenraus deutlicher wird. Die Fässer haben aber auch deutliche Unterschiede in den Cider gebracht. Während das Malz und die Vanilligkeit des Tecker sehr gut zum Cider passen und ihm trotz der naturbedingten Spritzigkeit ein leicht cremiges Mundgefühl verleihen, ist der Islay ein anderes Kaliber. Die Torfrauchnote ist deutlich vorhanden, wird für mein Gefühl auch mehr, sobald der Cider etwas wärmer wird, drückt sich aber nie so in den Vordergrund, dass die anderen Aromen überdeckt werden. Er bleibt prickelnd und feinherb, wird dabei von einer leicht erdigen Note begleitet. Aber auch die kaum wahrnehmbare Specknote ist noch da. Für mich ist das ganz großes Kino!

HALS

Sehr deutlich sind die Unterschiede auch hier. Beim Cider aus dem Tecker-Fass treten die Whiskynoten nun ein wenig in den Hintergrund. Dafür bleibt die Fruchtigkeit lange erhalten, ist der Apfel sehr präsent, mit einem Tüpfelchen Vanille obendrauf. Das Gefühl der Erfrischung hält lange an. Gerade im Sommer ein sehr willkommener Effekt. Der Islay-Cider wirkt im Vergleich trockener, jetzt wird auch der Torfrauch präsenter. Immer noch ohne zu dominieren, aber etwas ausdrucksstärker als im Mund.

FAZIT

Danke für die Probierflaschen, Lars! Jetzt brauche ich Nachschub. Oder anders ausgedrückt: Beide Ciders haben mir sehr gut gefallen! Feinherb, nicht zu süß, angenehmes Mundgefühl, spritzig und erfrischend – einfach klasse. Wer mich kennt, kann erahnen, dass der Islay Cask vorne liegt, aber das ist wie alles eine Frage des persönlichen Geschmacks – wie immer auf diesem Blog meines Geschmacks. Wenn möglich werden die Ciders den Weg in meinen Kühlschrank finden. Die entsprechende Anfrage an Glen Cellar ist raus. Andererseits verspricht die Homepage auch einige neue Varianten. Ich bin sehr gespannt!

LINKS

Homepage: https://www.glencellar.de/
Facebook: https://www.facebook.com/GlenCellar/

Tasting-Notes #0034

Glen Els Rubberduck

Wer hat nicht schon einmal Sam Peckinpahs legendären Film „Convoy“ gesehen, jenes herrliche Roadmovie über Trucker, die sich im Protest gegen Behördenwillkür zu einem langen Zug zusammenschließen? Martin Penwald (gespielt von Kris Kristofferson), besser bekannt unter seinem CB-Funk-Namen „Rubber Duck“, führt die Kolonne eher unfreiwillig an und wird unter anderem von „Spider Mike“, „Love Machine“ und „Pig Pen“ begleitet. Was das mit Whisky zu tun hat? Der Whiskyhort in Oberhausen hat wieder einmal eine exklusive Abfüllung von Glen Els auf den Markt gebracht. Die an große Kinoerfolge angelehnte Namensgebung der Serie schlägt nach „Black Morbow“, „Black Hort Down“ und „Dirty Pedro“ nun mit der neuesten Kreation der Zorger Hammerschmiede in „Rubberduck“ das nächste Kapitel auf.

WAS

Name: Glen Els Rubberduck
Kategorie: Single Malt Whisky
Destillerie: Hammerschmiede
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: nicht angegeben
Abgefüllt: August 2017
Alter: 6yo und älter
Fasstyp: Finish Chateau d’Yquiem
Fassnummer: 663
Alkoholgehalt: 46,4 %
Flasche: 51 insgesamt
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 124,50 EUR

DESTILLERIE

Die Hammerschmiede in Zorge, die ich unlängst besuchen durfte, stellt neben diversen anderen Spirituosen auch außergewöhnliche Whiskys her. Nicht viele deutsche Brennereien verstehen so viel vom Fassmanagement wie die Mannschaft um Alexander Buchholz. Den Schwerpunkt bilden Abfüllungen, die in Wein- und Süßweinfässern verschiedenster Herkunft teilweise vollgereift, teilweise gefinisht sind. Immer wieder finden sich hierbei ganz besondere Whiskys in teilweise überschaubarer Flaschenanzahl. Wer sich für die Destillerie interessiert, dem sei ein Besuch dringend empfohlen. Ein wahres Schmuckstück, liebevoll gestaltet und eingerichtet, wunderschön in einem kleinen Tal gelegen – wirklich sehenswert. Die Whiskys lohnen eh den Besuch.

ABFÜLLER

Verschiedene Abfüllungen sind bereits exklusiv unter dem Label des Whiskyhort erschienen, darunter auch mehrere von Glen Els. Bei Genießern findet zum Beispiel der Dark Wayfare der Hammerschmiede großen Anklang. Handelt es sich bei dem regulären Wayfare um die zweite Standardabfüllung von Glen Els neben dem Journey, erfuhr dieser für den Whiskyhort eine zusätzliche Reifung in einem zweiten Sherryfass, was ihm eine dunklere Farbe verlieh – eben Dark Wayfare. Als Rubberduck wurde dieser noch in einem Fass des Weinguts Chateau d’Yquiem gefinisht, einem Haus, das unter Weinkennern einen exzellenten Ruf genießt. Das klingt zunächst alles vielversprechend. Mal sehen, was davon gehalten wird.

FARBE

Richtig satt kupferrot leuchtet der Dram im Glas, strahlt geradezu von innen heraus. Beim leichten Schwenken läuft der Whisky in breiten, öligen Schlieren wieder zurück ins Glas.

NASE

Ein voller Fruchtkorb überfällt mich fast. Dunkle Weintrauben, ein Hauch Brombeere, reichlich Zwetschgen, etwas Pfirsich. Alle Früchte sind reif, sehr reif. Dazu gesellen sich malzige Noten, die ich bei Glen Els häufig zu erkennen glaube. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ich blind auf einen Harzer Dram getippt, zu typisch sind meiner Meinung nach die Noten. Cerealien stechen hervor, werden zusammen mit den Früchten zu einem Müsliriegel, Shortbread klingt an, dann plötzlich eine Ahnung von Mascarpone. Ich möchte mir einen Dessertlöffel holen.

MUND

Der nasale Eindruck wird im Mund bestätigt. Vollmundig, gehaltvoll, schwer kommt „Rubberduck“ daher, ist, seinem filmischen Pendant nicht unähnlich, nicht aufzuhalten. Zuerst macht sich die Sherrynote bemerkbar, die der Whisky aus dem ursprünglichen Fass bekommen hat, begleitet von deutlichen Eichennoten, die allerdings sehr angenehm daher kommen. Sie sind vermutlich der im Vergleich mit Schottland schnelleren Reifung des deutschen Whiskys geschuldet, nein, eher gedankt. Beides zusammen bildet die Grundlage für das dann auftretende Fruchtkompott. Die Zwetschge, die dunklen Weintrauben, in Anklängen der Pfirsich sind zu erkennen. Allerdings bringen diese Aromen schon fast eine eigene Konsistenz mit. Die Zwetschge zum Beispiel ist nicht knackig fest oder saftig reif, sondern eher wie aus dem Rumtopf. Kennt ihr Rumtopffrüchte? Sie bringen oft ein leicht faseriges Mundgefühl mit sich, was vom langen Kontakt mit hochprozentigem Alkohol rührt. Nicht so, dass es unangenehm wird, sondern gerade so, dass man sie mit der Zunge zerdrücken kann – herrlich! Genauso möchte man den Glen Els eher lutschen als trinken. Die Aromen kleiden den ganzen Mundraum samtig weich aus, was sich sehr angenehm anfühlt.

HALS

Die Fruchtnoten bleiben am längsten erhalten, um nicht zu sagen: sehr lang. Für einen Augenblick begleitet von einem Hauch einer metallischen Note – kein Wunder bei dem Alter – der aber, auch wenn er nicht unangenehm ist, schnell wieder verschwindet. Zurück bleiben das Fruchtkompott – und in meinem Fall glänzende Augen.

FAZIT

Dem an sich schon sehr leckeren Dark Wayfare noch ein Finish zu verpassen, hielt ich für gewagt. Zu groß empfand ich das Risiko, dass das Experiment in die Hose geht. Aber weit gefehlt. Hier wurde etwas Gutes noch besser gemacht. Der „Rubberduck“ überzeugt mich auf ganzer Linie. Ein tolles Aromenspiel, wie für einander geschaffen, so harmonisch ergänzen sich die Bestandteile. Einziges Manko ist aus meiner persönlichen Sicht der Preis von 124,50 EUR. Berücksichtigt man den Preis von 99 EUR für den ursprünglichen Dark Wayfare und das zusätzliche Fass aus dem Chateau d’Yquiem, relativiert sich das sicherlich ein Stück weit. Dennoch keine Größenordnung, in der ich ständig Whisky einkaufe. Andere offensichtlich schon, denn die Auflage von 51 Flaschen war nach wenigen Stunden bereits ausverkauft.

Danke an den Whiskyhort für das Sample.

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/99996/glen-els-06-year-old
Destillerie: Hammerschmiede
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0033

Update: Link zum Whiskybase-Eintrag ergänzt (02.09.2017 / 17:29 Uhr)