Glen Els Rubberduck

Wer hat nicht schon einmal Sam Peckinpahs legendären Film „Convoy“ gesehen, jenes herrliche Roadmovie über Trucker, die sich im Protest gegen Behördenwillkür zu einem langen Zug zusammenschließen? Martin Penwald (gespielt von Kris Kristofferson), besser bekannt unter seinem CB-Funk-Namen „Rubber Duck“, führt die Kolonne eher unfreiwillig an und wird unter anderem von „Spider Mike“, „Love Machine“ und „Pig Pen“ begleitet. Was das mit Whisky zu tun hat? Der Whiskyhort in Oberhausen hat wieder einmal eine exklusive Abfüllung von Glen Els auf den Markt gebracht. Die an große Kinoerfolge angelehnte Namensgebung der Serie schlägt nach „Black Morbow“, „Black Hort Down“ und „Dirty Pedro“ nun mit der neuesten Kreation der Zorger Hammerschmiede in „Rubberduck“ das nächste Kapitel auf.

WAS

Name: Glen Els Rubberduck
Kategorie: Single Malt Whisky
Destillerie: Hammerschmiede
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: nicht angegeben
Abgefüllt: August 2017
Alter: 6yo und älter
Fasstyp: Finish Chateau d’Yquiem
Fassnummer: 663
Alkoholgehalt: 46,4 %
Flasche: 51 insgesamt
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 124,50 EUR

DESTILLERIE

Die Hammerschmiede in Zorge, die ich unlängst besuchen durfte, stellt neben diversen anderen Spirituosen auch außergewöhnliche Whiskys her. Nicht viele deutsche Brennereien verstehen so viel vom Fassmanagement wie die Mannschaft um Alexander Buchholz. Den Schwerpunkt bilden Abfüllungen, die in Wein- und Süßweinfässern verschiedenster Herkunft teilweise vollgereift, teilweise gefinisht sind. Immer wieder finden sich hierbei ganz besondere Whiskys in teilweise überschaubarer Flaschenanzahl. Wer sich für die Destillerie interessiert, dem sei ein Besuch dringend empfohlen. Ein wahres Schmuckstück, liebevoll gestaltet und eingerichtet, wunderschön in einem kleinen Tal gelegen – wirklich sehenswert. Die Whiskys lohnen eh den Besuch.

ABFÜLLER

Verschiedene Abfüllungen sind bereits exklusiv unter dem Label des Whiskyhort erschienen, darunter auch mehrere von Glen Els. Bei Genießern findet zum Beispiel der Dark Wayfare der Hammerschmiede großen Anklang. Handelt es sich bei dem regulären Wayfare um die zweite Standardabfüllung von Glen Els neben dem Journey, erfuhr dieser für den Whiskyhort eine zusätzliche Reifung in einem zweiten Sherryfass, was ihm eine dunklere Farbe verlieh – eben Dark Wayfare. Als Rubberduck wurde dieser noch in einem Fass des Weinguts Chateau d’Yquiem gefinisht, einem Haus, das unter Weinkennern einen exzellenten Ruf genießt. Das klingt zunächst alles vielversprechend. Mal sehen, was davon gehalten wird.

FARBE

Richtig satt kupferrot leuchtet der Dram im Glas, strahlt geradezu von innen heraus. Beim leichten Schwenken läuft der Whisky in breiten, öligen Schlieren wieder zurück ins Glas.

NASE

Ein voller Fruchtkorb überfällt mich fast. Dunkle Weintrauben, ein Hauch Brombeere, reichlich Zwetschgen, etwas Pfirsich. Alle Früchte sind reif, sehr reif. Dazu gesellen sich malzige Noten, die ich bei Glen Els häufig zu erkennen glaube. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ich blind auf einen Harzer Dram getippt, zu typisch sind meiner Meinung nach die Noten. Cerealien stechen hervor, werden zusammen mit den Früchten zu einem Müsliriegel, Shortbread klingt an, dann plötzlich eine Ahnung von Mascarpone. Ich möchte mir einen Dessertlöffel holen.

MUND

Der nasale Eindruck wird im Mund bestätigt. Vollmundig, gehaltvoll, schwer kommt „Rubberduck“ daher, ist, seinem filmischen Pendant nicht unähnlich, nicht aufzuhalten. Zuerst macht sich die Sherrynote bemerkbar, die der Whisky aus dem ursprünglichen Fass bekommen hat, begleitet von deutlichen Eichennoten, die allerdings sehr angenehm daher kommen. Sie sind vermutlich der im Vergleich mit Schottland schnelleren Reifung des deutschen Whiskys geschuldet, nein, eher gedankt. Beides zusammen bildet die Grundlage für das dann auftretende Fruchtkompott. Die Zwetschge, die dunklen Weintrauben, in Anklängen der Pfirsich sind zu erkennen. Allerdings bringen diese Aromen schon fast eine eigene Konsistenz mit. Die Zwetschge zum Beispiel ist nicht knackig fest oder saftig reif, sondern eher wie aus dem Rumtopf. Kennt ihr Rumtopffrüchte? Sie bringen oft ein leicht faseriges Mundgefühl mit sich, was vom langen Kontakt mit hochprozentigem Alkohol rührt. Nicht so, dass es unangenehm wird, sondern gerade so, dass man sie mit der Zunge zerdrücken kann – herrlich! Genauso möchte man den Glen Els eher lutschen als trinken. Die Aromen kleiden den ganzen Mundraum samtig weich aus, was sich sehr angenehm anfühlt.

HALS

Die Fruchtnoten bleiben am längsten erhalten, um nicht zu sagen: sehr lang. Für einen Augenblick begleitet von einem Hauch einer metallischen Note – kein Wunder bei dem Alter – der aber, auch wenn er nicht unangenehm ist, schnell wieder verschwindet. Zurück bleiben das Fruchtkompott – und in meinem Fall glänzende Augen.

FAZIT

Dem an sich schon sehr leckeren Dark Wayfare noch ein Finish zu verpassen, hielt ich für gewagt. Zu groß empfand ich das Risiko, dass das Experiment in die Hose geht. Aber weit gefehlt. Hier wurde etwas Gutes noch besser gemacht. Der „Rubberduck“ überzeugt mich auf ganzer Linie. Ein tolles Aromenspiel, wie für einander geschaffen, so harmonisch ergänzen sich die Bestandteile. Einziges Manko ist aus meiner persönlichen Sicht der Preis von 124,50 EUR. Berücksichtigt man den Preis von 99 EUR für den ursprünglichen Dark Wayfare und das zusätzliche Fass aus dem Chateau d’Yquiem, relativiert sich das sicherlich ein Stück weit. Dennoch keine Größenordnung, in der ich ständig Whisky einkaufe. Andere offensichtlich schon, denn die Auflage von 51 Flaschen war nach wenigen Stunden bereits ausverkauft.

Danke an den Whiskyhort für das Sample.

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/99996/glen-els-06-year-old
Destillerie: Hammerschmiede
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0033

Update: Link zum Whiskybase-Eintrag ergänzt (02.09.2017 / 17:29 Uhr)