Glenlivet 10yo SV for Whiskyhort

Vor den heutigen Notes eine kleine Bemerkung zu diesem Blog. In letzter Zeit waren die Möglichkeiten, meine Eindrücke von Whiskys zu schildern zeitlich arg beschränkt. Daher war es hier recht ruhig. Das soll sich in 2018 wieder ändern. Geändert hat sich allerdings auch meine berufliche Situation. Seit dem 1. Dezember 2017 bin ich in Vollzeit für den Whiskyhort Oberhausen tätig. Ob das meine Eindrücke, meine Notes beeinflusst? Ich glaube nicht. Gefällt mir etwas, merkt man das an meinen Notes. Ebenso fällt es auf, wenn ich weniger begeistert bin. Woher die Whiskys oder auch die Samples stammen, hat bisher keine Rolle gespielt und wird es für mich auch künftig nicht. Ob wir im Whiskyhort von einem hier beschriebenen Whisky aufgrund meiner Notes mehr oder weniger verkaufen, ist für mich nicht wichtig. Denn was ich hier schildere, sind meine eigenen Eindrücke. Andere haben ihre eigenen, möglicherweise anderen Eindrücke. Was mir schmeckt, muss anderen noch lange nicht schmecken – und umgekehrt. Von daher wird sich sowas auf Sicht immer die Waage halten. Wichtig ist letztlich nur eins: Das, was man genießt, soll einem schmecken. Sind dir meine Eindrücke eine Hilfe, freut mich das.

Genug der Vorrede, der Whisky hat lang genug geatmet. Worum geht es heute?

WAS

Name: Glenlivet 2007 SV for Whiskyhort
Kategorie: Single Malt
Destillerie: The Glenlivet
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 27. März 2007
Abgefüllt: 18. Dezember 2017
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: First Fill Sherry Hogshead
Fassnummer: 900164
Anzahl Flaschen: 313
Alkoholgehalt: 66,8 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 89,90 EUR

DESTILLERIE

The Glenlivet, in der Nähe von Ballindaloch, Moray in Schottland gelegen, wurde 1824 als erste legale Brennerei nach dem Exise Act gegründet. Dieses Gesetz erlaubte es jedem, mehr als 40 Gallonen (das entspricht etwa 180 Litern) zu brennen, wenn er die jährliche Steuer von 10 Pfund entrichtete. Nach und nach folgten alle Brennereien The Glenlivet und haben ihre Tätigkeiten legalisiert. Als erste warb The Glenlivet daher teilweise mit der markanten Aussage „The single malt that started it all“. Heute gehört die Brennerei zu Pernod-Ricard und produziert jährlich 10.500.000 Liter. Als Originalabfüllungen sind der 12yo, 15yo, 18yo, Archive 21yo, der 25yo XXV, der NAS Founder’s Reserve sowie die fassstarken, mindestens 16 Jahre alten Nadurras erhältlich. Daneben haben auch etliche Unabhängige Abfüller Whiskys dieser Destillerie in die Flasche gebracht. In diesem Fall ist es Signatory Vintage, einer der größten Unabhängigen Abfüller Schottlands.

ABFÜLLER

Der Whiskyhort Oberhausen, auf der Interwhisky in Frankfurt jüngst zu „Deutschlands Whiskyshop Nr. 1“ gekürt, hat zu seinem Ende Januar 2018 anstehenden dreijährigen Geschäftsjubiläum ein Fass Glenlivet abfüllen lassen. Drei ereignisreiche Jahre, die mit diesem Whisky gewürdigt werden. Destilliert wurde der New Make am 27. März 2007, als Whisky in die Flasche gebracht am 18. Dezember 2017. Die gesamte Reifezeit verbrachte das Destillat in einem First Fill Sherry Hogshead.

AUGE

Das sieht man dem Whisky auch an. Dunkles Mahagoni schimmert mit einem tiefen Leuchten im Glas. Nach dem Schwenk des Glases läuft die Flüssigkeit schon fast widerwillig zurück ins Glas. Breite Legs bilden sich dabei. Ein vielversprechender Auftakt.

NASE

„Voll, schwer, warm, komplex“ schießt es mir als erstes durch den Kopf. Beeindruckend für einen zehnjährigen Whisky. Aber er gibt sich noch zugeknöpft. Nun gut, ich habe Zeit. Eine knappe halbe Stunde später macht der Dram einen ganz anderen Eindruck. Die Wartezeit dankt er mit jeder Menge dunklen, reifen Früchten. Brombeeren, Pflaumen, dunkle Weintrauben, die schon fast Rosinen geworden sind. Daneben Rohrzucker, Karamell, ein erster, sehr dezenter und daher angenehmer Ansatz von Holz. Den Alkohol nehme ich nicht wahr. Statt dessen scheint mich der Dram wie eine wärmende Decke einzuhüllen, nimmt mich ganz für sich ein. Eine angenehme Wohligkeit macht sich breit.

MUND

Der erste Schluck prickelt schnell auf der Zunge. Auch geschmacklich lässt sich noch nicht viel feststellen. Zu kräftig ist der Antritt mit 66,8 %. Damit hatte ich gerechnet und deshalb einen anderen Glenlivet in Trinkstärke vorab verkostet, um die Geschmacksknospen vorzubereiten. Dennoch ist der Sprung von über 20 % im Alkoholgehalt ein deutlicher. Ab dem zweiten Schluck wird es aber deutlich besser. Kräftig ist er immer noch, ja. Dunkel wirkt er, ist herb, würzig. Jetzt merke ich, dass der Alkohol insgesamt gut eingebunden ist. Bis das Prickeln wieder auftritt, dauert es fast zehn Sekunden. Die Früchte sind im Mund deutlich dezenter, auch die Süße ist unaufdringlich und gesellt sich später dazu. Auch hier ist es wieder Rohrzucker, deutet sich Karamell an. Bis dahin dominieren würzige Eichennoten ohne unangenehm zu sein. Schnell fühlt sich der Mundraum dennoch trocken an.

HALS

Lang und wärmend bleibt er zurück, im Hals ebenfalls die würzigen Aromen, die nach und nach einer aufkommenden Süße weichen.

FAZIT

Wer mich kennt, weiß, dass ich sherryfassgelagerte Whiskys nicht allzu sehr mag. Sie wirken auf mich oft langweilig, überdecken mit ihrer Süße oft andere Aromen. Haben sie hingegen Ecken und Kanten, etwas woran sich meine Geschmacksknospen, woran sich meine Hirnwindungen festhalten können, finde ich das hingegen sehr faszinierend. Solch einen Vertreter habe ich hier im Glas. Nase und Mund stellen sich unterschiedlich dar. Fruchtaromen und eine schöne Süße in das Nase werden im Mund zu kräftigen, würzigen Eindrücken, die ihren Platz beanspruchen. Mir macht das richtig Spaß. Daher wird eine Flasche in meinen Schrank wandern. Wie sind deine Eindrücke? Gerne als Kommentar unter diesem Beitrag. 

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: https://www.theglenlivet.com/en-EN
Abfüller: https://shop.whiskyhort.com/

Tasting-Notes #0044