The Dark Side Of Islay – Mulindry 22yo MoS

Wer einen Whisky unter dem Label „The Dark Side of Islay“ herausbringt, hat gleich meine doppelte Aufmerksamkeit. Dass es sich auch bei der dritten Abfüllung dieser Reihe um einen Blended Malt handelt, juckt mich nicht weiter, fand ich doch schon die ersten beiden richtig lecker. Und letztlich entscheidet einzig der persönliche Geschmack darüber, was man genießt.

WAS

Name: The Dark Side Of Islay – Mulindry
Kategorie: Blended Malt
Destillerie: mehrere Destillerien
Region: Islay
Abfüller: Malts of Scotland
Destilliert: k. A.
Abgefüllt: k. A.
Alter: 22yo
Fasstyp:  k. A.
Fassnummer: k. A.
Anzahl Flaschen: 1.065
Alkoholgehalt: 48,9 %
Aktueller Straßenpreis: ca. 175,00 EUR

DESTILLERIE

Ebenso wie bei den beiden ersten Abfüllungen wird auch diesmal über die Anzahl der Brennereien von Islay oder gar deren Namen der Mantel des Schweigens gehüllt. Während hier etwas von drei Destillerien geraunt wird, mutmaßen andere, es seien gar vier. Bekannt ist immerhin das Alter des jüngsten Whiskys – 22 Jahre. Der älteste hingegen soll 26 Jahre im Fass gelegen haben, wird gemutmaßt.  Die Farbe lässt immerhin darauf schließen, dass Sherry-Fässer beteiligt waren. Auch der Name Mulindry lässt – wie immer bei Malts of Scotland – nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Brennerei zu. Die nahe liegende Schlussfolgerung, dass es sich mindestens in Teilen um ein Destillat der Brennerei Bruichladdich handeln muss, weil der Name schon mehrfach auf deren Abfüllungen auftauchte, muss also auch nicht zwingend richtig sein. Unterm Strich bleiben also viele Mutmaßungen – und ein Whisky, der sich bereits im Glas akklimatisiert.

ABFÜLLER

„Every bottle is a benchmark“, so der Leitspruch des Unabhängigen Abfüllers Malts of Scotland. Dessen Inhaber Thomas Ewers hat am 25. November 2003 auf einer Urlaubsreise seinen ersten Whisky getrunken. Die aufblühende Leidenschaft führte dazu, dass er 2005 sein erstes Fass gekauft hat. Anfangs im Nebenberuf ist er seit 2015 hauptberuflich als unabhängiger Abfüller tätig. Bereits von Anfang an hat er sich von Brennereien auch New Make in Fässer füllen lassen, ohne allerdings auf deren Auswahl einen Einfluss zu haben. Erst seit 2012 kann er auch eigene Fässer nach Schottland liefern und diese dort befüllen lassen. Das, was er abfüllen lässt, ist immer wieder von beeindruckender Qualität. Nicht ohne Grund wurde er schließlich vom schottischen Whiskymagazin mehrfach zum weltweit besten unabhängigen Abfüller gewählt. Seit 2016 ist Thomas Ewers zudem Keeper of the Quaich – von schottischen Keepern ausgewählt und aufgenommen. Persönlich bin ich gespannt, welche weiteren Abfüllungen noch kommen werden, haben mich seine Whiskys in der Vergangenheit doch schon etliche Male überzeugt. Aber genug der Vorrede, der aktuelle Kandidat wartet.

AUGE

Mein Auge erfreut sich bereits an dem leuchtenden Mahagoni-Farbton. Beim Schwenk bilden sich nur sehr widerwillig recht dicke Legs, die langsam das Glas hinabrinnen.

NASE

Nasal überrascht der erste Eindruck mit sehr viel reifer, dunkler Frucht. Brombeeren und Schattenmorellen, überlagert von überreifen Pflaumen. Demarara-Zucker trägt die Früchte, karamellisiertes Popcorn kommt dazu. Für einen Moment meine ich Shortbread wahrzunehmen, bevor sich das Alter bemerkbar macht und Eichenholz dezent die Geschmacksknospen kitzelt. Dunkler Kakao rundet den Eindruck ab. Moment mal, Islay, fehlt da nicht noch was? Nicht wirklich, denn natürlich ist auch Rauch in der Nase vorhanden. Allerdings hält er sich für meinen Eindruck die ganze Zeit dezent zurück.

MUND

Schon vorab bekam ich den Tipp, dass der Malt einige Zeit im Glas braucht, um sich zu entfalten. Nun denn, eine halbe Stunde habe ich ihm gelassen. Den ersten Nipp im Mund habe ich direkt das zweite Aha-Erlebnis, denn zunächst nehme ich das öliges Mundgefühl wahr. Fast schon geschmeidig rollt er sich aus. Jetzt ist auch der Rauch präsent, stellt sich in den Vordergrund, erinnert an ein erkaltendes Lagerfeuer. Er macht sich breit, füllt den kompletten Mundraum aus, ehe er nach einem Moment zurückweicht und den weiteren Aromen Platz macht. Es wird dunkel-süß und fruchtig. Pflaumenmus, Rosinen, eine Handvoll Kirschen und wieder die Brombeeren, jetzt etwas mehr im Hintergrund. Getoastetes Weißbrot und Eiche mischen sich dazu, wirkend adstringierend, bevor am Ende eine an Blockmalz erinnernde Süße auftaucht. Was sich hier locker und leicht liest, ist real ein überwältigendes Erlebnis. Diese Schwere, diese Komplexität finde ich sehr beeindruckend.

HALS

Den Begriff „langer Abgang“ kann ich für mich getrost neu definieren. Der kalte Rauch bleibt und bleibt und bleibt. Die dunklen Früchte lassen nur sehr langsam nach, geben sich irgendwann aber doch geschlagen. Dabei wärmt er nicht nur in der Erinnerung. 

FAZIT

Zu gerne würde ich den Mulindry bei Gelegenheit mal gegen den Scarabus verkosten, von dem ich irgendwo noch einen Rest stehen haben muss. Für sich betrachtet ist das ein sehr feiner Whisky, der aus meiner Sicht jeden Cent wert ist. Seine dunkle, mächtige Kraft, die er trotz „nur“ 49,8 % entwickelt, die Vielfalt an Aromen, die immer wieder neu changieren, haben mich in ihren Bann gezogen. In einer Zeit, da die Abfüllungen aufgrund großer Nachfrage immer jünger zu werden scheinen und die eh schon jungen durch NAS-Whiskys ersetzt werden, ist es eine Wohltat, den Mulindry im Glas zu haben. Er wirkt wie aus einer längst vergangenen Zeit und macht mir richtig Spaß.

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/118882/the-dark-side-of-islay-22-year-old-mos
Destillerie: aus o. g. Gründen nicht angegeben
Abfüller: https://www.malts-of-scotland.com/

Tasting-Notes #0046

Arabisches Huhn mit Kürbis und Kartoffeln

Derzeit kommen meine Einsätze in der Küche leider viel zu kurz. Jetzt im Urlaub ist endlich mal wieder Zeit, mich dort auszutoben. Obwohl, so viel Zeit nahm es diesmal gar nicht in Anspruch. In einer Zeitschrift war ich auf ein Rezept gestoßen, das ich gerne ausprobieren wollte. Huhn und Kürbis sind schnell besorgt, alle anderen Zutaten sind hier eh vorhanden. Also los!

ZUTATEN

  • 1 Huhn, ca. 1,2 kg, küchenfertig vorbereitet
  • 1 Hokkaido-Kürbis, ca. 700 g
  • 700 g Kartoffeln
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 TL Paprikapulver rosenscharf
  • 1 TL gemahlenen Kreuzkümmel (Cumin)
  • 1/2 TL Zimt
  • 1/2 TL gemahlener Koriander
  • 1/2 TL gemahlene Sternanis
  • 1 TL gemahlenes Kurkuma
  • 3 – 4 EL Sonnenblumenöl
  • Salz und Pfeffer nach Belieben

WERKZEUG

  • ein großes Küchenmesser
  • eine große Schüssel
  • eine kleine Schüssel
  • einen Mörser
  • einen Küchenpinsel
  • eine Auflaufform, wenn möglich mit Gitterrost

ZEIT

  • Zubereitung ca. 30 Minuten
  • Garen ca. 60 – 75 Minuten

ZUBEREITUNG

Zunächst den Backofen bei Umluft auf 160 Grad einstellen – ohne Umlauft 180 auf Grad. Während der aufheizt ist die Gewürzmischung schnell vorbereitet: Die beiden Knoblauchzehen abziehen und anschließend fein hacken und in die kleine Schüssel geben. Sofern nicht in gemahlener Form vorhanden, Cumin, Koriander, Kurkuma und Sternanis fein mahlen und ebenfalls in die kleine Schüssel geben. Salz und Pfeffer nach Belieben dazu, anschließend das Sonnenblumenöl. Danach durchrühren. Im Idealfall sollte die Mischung recht flüssig sein. Ist sie das nicht, nach Bedarf Öl dazu geben. Die Mischung beiseite stellen, damit sich die Gewürze entfalten können.

Den Kürbis waschen, halbieren und die Kerne samt dem faserigen Inneren entfernen. Den Kürbis zunächst in Spalten, dann optional in mundgerechte Stücke schneiden und in die große Schüssel geben. Die Kartoffeln bei Bedarf schälen, waschen, in Stücke schneiden und ebenfalls in die Schüssel geben. Ein Tipp: Laut Rezept sollte der Kürbis nur in Spalten geschnitten werden. Um allerdings einen gleichmäßigen Gargrad zu erzielen, habe ich ihn in mundgerechte Stücke geschnitten, ähnlich groß wie die Kartoffeln.  Nun beides in der Schüssel vermengen, anschließend die Hälfte der Gewürzmischung dazu geben und noch einmal gut durchrühren.

Jetzt geht es dem Huhn an den nicht mehr vorhandenen Kragen! Abbrausen, trocken tupfen, eventuelles Gebinde, das Flügel und Schenkel zusammen hält, entfernen. Das Huhn ein wenig ausbreiten und rundherum mit der restlichen Gewürzmischung einpinseln. Das war es auch schon.

Abschließend die Kürbis-Kartoffel-Mischung in die Auflaufform geben und das Gitterrost ebenfalls hineinstellen. Das Huhn darauf platzieren und alles zusammen auf mittlerer Schiene in den mittlerweile aufgeheizten Backofen geben. Nach 60 – 75 Minuten ist das Huhn fertig. Erkennen lässt sich das, indem man mit einem Zahnstocher oder eine Gabel am Schenkel zwischen Bein und Brust in das Fleisch sticht. Ist die austretende Flüssigkeit nicht mehr rötlich sondern klar, ist das Huhn fertig. Alternativ kann man sich auch auf den bei manchem Huhn eingebauten Anzeiger verlassen. Sobald das rote Knöpfchen aus der Halterung poppt, ist das Huhn ebenfalls fertig. Hunger wirst du bis dahin auf jeden Fall haben, denn die Aromen, die aus dem Backofen strömen und den Raum erfüllen, sind ein orientalischer Traum.

 

 

SERVIEREN

Das erfolgt je nach Gusto. Gerne stelle ich einfach die Auflaufform auf den Tisch, aus der sich alle bedienen können. Wer es stilvoller mag, kann das Huhn zerlegen und auf einer Platte anrichten, sowie die Beilagen in Servierschüsseln auf den Tisch stellen. Auch die Vorbereitung fertiger Teller in der Küche ist natürlich denkbar. Macht einfach, wie es euch gefällt. Dazu schmeckte ein spanischer weißer Tempranillo hervorragend.

Guten Appetit!

Rezept #0006

Galahad 2009 Wh

Blended Whisky – für die einen das personifizierte Böse, für andere das, was sie haben wollen, wenn sie einen Whisky bestellen. 80 – 90 % des weltweiten Whiskymarktes bestehen aus diesen preisgünstigen Varianten. Wenn so viel Blended Whisky konsumiert wird, kann er wohl so schlecht nicht sein. Und aus einem anderen Blick winkel betrachtet: Ist es nicht die viel größere handwerkliche Kunst, aus bis zu rund 50 verschiedenen Fässern einen tollen Whisky zu kreieren, statt nach einer Probe zu entscheiden, dieses Fass sei nun bereit für die Abfüllung? Okay, heute die neueste Abfüllung des Whiskyhort.

WAS

Name: Galahad
Kategorie: Blended Malt
Destillerie: drei Destillerien, deren Namen nicht genannt werden dürfen
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 01.09.2009
Abgefüllt: 15.03.2018
Alter: 8 Jahre
Fasstyp: 1st Fill Port Cask
Fassnummer: 53A
Anzahl Flaschen: 292
Alkoholgehalt: 65,1 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 69,00 EUR

DESTILLERIE

Es gibt in Destillerien offensichtlich misstrauische Menschen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie keine Namensnennung auf den Bottlings wünschen, die nicht aus ihrem eigenen Haus stammen. Ein Stück weit kann ich das nachvollziehen. Denn ist die Abfüllung grenzwertig fällt davon unweigerlich auch etwas auf die Brennerei zurück. Sowas kann den Ruf dauerhaft schädigen. Immerhin kann man es in diesem Fall auf drei größere Destillerien aus der Speyside eingrenzen, die in den Jahren 1824, 1878 und 1897 gegründet wurden.

ABFÜLLER

Mit diesem Bottling setzt der Whiskyhort seine Serie eigener Abfüllungen fort. Gleichzeitig wird damit eine Reihe neuer Abfüllungen begonnen, benannt nach den Rittern der Tafelrunde. Den Anfang macht Galahad – in König Artus‘ Tafelrunde einer der wichtigsten Ritter.

AUGE

Das übersichtlich aber dennoch liebevoll gestaltete zweiteilige Etikett verrät alle wichtigen Details der Abfüllung. In einer einem Hagebuttentee nicht unähnlichen Farbe schimmert der Dram im Glas. Die Legs sind erwartungsgemäß sehr fein. Es dauert einen Moment, bis sie sich ausbilden und dann ins Glas zurück fließen.

NASE

Schon im ersten Eindruck macht die Nase klar, was jetzt kommt. Frucht ohne Ende! Fruchtig ist der Galahad und wirkt dabei frisch, wie gerade gepflücktes Obst. Nach und nach lassen sich die einzelnen Bestandteile erkennen. Die Weintrauben sind anfangs sehr dominant, rote Weintrauben, leicht gekühlt. Danach erscheinen Erdbeeren und anschließend Johannisbeeren. Diese Melange wird noch durch Kirschen angereichert. Milchschokolade gesellt sich dazu und nach inzwischen ein paar Minuten im Glas kann ich auch etwas Marzipan ausmachen. Die ganze Zeit fällt mir auf, dass der Alkohol erst beim intensiven Einatmen leicht spürbar ist. Ansonsten kein Brennen oder Ziehen oder Austrocknen der Nase. Insgesamt ein sehr verheißungsvoller Auftakt.

MUND

Jau! Den sollte man nicht als ersten Dram des Tages im Glas haben! In der Nase hat sich der Alkohol ja noch gut versteckt gehalten, aber im Mund zeigt er erst einmal, was Sache ist. Der Schluckreflex kommt schnell, der Speichel fließt anschließend reichlich. Okay, zweiter Nipp. Der lässt sich dann sehr gut aushalten und auch Aromen sind deutlich wahrzunehmen. Erst einmal fällt die beeindruckende Süße auf.  Frucht und Würze lassen sich dann ausmachen. Die Kirschen sind da, rote Weintrauben. Die Beeren sind dunkler, intensiver geworden. Eher Brom- als Erdbeere. Zusammen mit der Süße hat das schon fast etwas vom Kilchoman Bramble – ohne den Rauch. Was sich in der Nase bereits andeutete, bestätigt sich hier wunderbar: Das ist voller Korb aus roten, reifen Früchten! Ein weiterer Nipp aus dem Glas, eine nochmals längere Verweildauer im Mund offenbart weitere Aromen. Die Schokolade kommt dazu und jetzt wird der Eindruck perfekt: Das ist Mon Cherie in fassstark! Über die für das Alter schon erstaunlich spürbaren Eichennoten wundere ich mich ein wenig, genieße sie aber, da sie nicht aufdringlich sind, sondern sich stimmig ins Gesamtbild einfügen. Die Süße wird dadurch weniger, auch das Marzipan taucht wahrnehmbar wieder auf. Spät erst wird der Mundraum leicht trocken.

HALS

Der geht direkt auf den Ofen. Lang und vor allem sehr wärmend macht sich der Galahad im Abgang bemerkbar. Die Fruchtigkeit sticht dabei heraus, auch Schokolade ist auffällig.  Alles geht in einer angenehme Trockenheit über, die bleibt.

FAZIT

Worauf kommt es letztlich beim Whiskygenuss an? Auf das Alter? Auf die Art der Fassreifung? Auf die Brennerei? Oder läuft nicht letztlich alles auf ein „schmeckt“ bzw. „schmeckt nicht“ hinaus? Mein Fazit: Schmeckt! Fruchtig und süß und schokoladig – eigentlich gefährlich süffig. Allein die 65,1 % verhindern, dass man von diesem Whisky mehr trinkt, als einem gut tut. Damit hat er genau die Ecke, die einen Whisky für mich interessant macht, die ihn aus dem Gros der Abfüllungen heraushebt. Will heißen: Der zieht bei mir ein!

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/111193/galahad-2009-wh
Destillerie: aus o. g. Gründen nicht angegeben
Abfüller: https://shop.whiskyhort.com/ 

Tasting-Notes #0045

Glenlivet 10yo SV for Whiskyhort

Vor den heutigen Notes eine kleine Bemerkung zu diesem Blog. In letzter Zeit waren die Möglichkeiten, meine Eindrücke von Whiskys zu schildern zeitlich arg beschränkt. Daher war es hier recht ruhig. Das soll sich in 2018 wieder ändern. Geändert hat sich allerdings auch meine berufliche Situation. Seit dem 1. Dezember 2017 bin ich in Vollzeit für den Whiskyhort Oberhausen tätig. Ob das meine Eindrücke, meine Notes beeinflusst? Ich glaube nicht. Gefällt mir etwas, merkt man das an meinen Notes. Ebenso fällt es auf, wenn ich weniger begeistert bin. Woher die Whiskys oder auch die Samples stammen, hat bisher keine Rolle gespielt und wird es für mich auch künftig nicht. Ob wir im Whiskyhort von einem hier beschriebenen Whisky aufgrund meiner Notes mehr oder weniger verkaufen, ist für mich nicht wichtig. Denn was ich hier schildere, sind meine eigenen Eindrücke. Andere haben ihre eigenen, möglicherweise anderen Eindrücke. Was mir schmeckt, muss anderen noch lange nicht schmecken – und umgekehrt. Von daher wird sich sowas auf Sicht immer die Waage halten. Wichtig ist letztlich nur eins: Das, was man genießt, soll einem schmecken. Sind dir meine Eindrücke eine Hilfe, freut mich das.

Genug der Vorrede, der Whisky hat lang genug geatmet. Worum geht es heute?

WAS

Name: Glenlivet 2007 SV for Whiskyhort
Kategorie: Single Malt
Destillerie: The Glenlivet
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 27. März 2007
Abgefüllt: 18. Dezember 2017
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: First Fill Sherry Hogshead
Fassnummer: 900164
Anzahl Flaschen: 313
Alkoholgehalt: 66,8 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 89,90 EUR

DESTILLERIE

The Glenlivet, in der Nähe von Ballindaloch, Moray in Schottland gelegen, wurde 1824 als erste legale Brennerei nach dem Exise Act gegründet. Dieses Gesetz erlaubte es jedem, mehr als 40 Gallonen (das entspricht etwa 180 Litern) zu brennen, wenn er die jährliche Steuer von 10 Pfund entrichtete. Nach und nach folgten alle Brennereien The Glenlivet und haben ihre Tätigkeiten legalisiert. Als erste warb The Glenlivet daher teilweise mit der markanten Aussage „The single malt that started it all“. Heute gehört die Brennerei zu Pernod-Ricard und produziert jährlich 10.500.000 Liter. Als Originalabfüllungen sind der 12yo, 15yo, 18yo, Archive 21yo, der 25yo XXV, der NAS Founder’s Reserve sowie die fassstarken, mindestens 16 Jahre alten Nadurras erhältlich. Daneben haben auch etliche Unabhängige Abfüller Whiskys dieser Destillerie in die Flasche gebracht. In diesem Fall ist es Signatory Vintage, einer der größten Unabhängigen Abfüller Schottlands.

ABFÜLLER

Der Whiskyhort Oberhausen, auf der Interwhisky in Frankfurt jüngst zu „Deutschlands Whiskyshop Nr. 1“ gekürt, hat zu seinem Ende Januar 2018 anstehenden dreijährigen Geschäftsjubiläum ein Fass Glenlivet abfüllen lassen. Drei ereignisreiche Jahre, die mit diesem Whisky gewürdigt werden. Destilliert wurde der New Make am 27. März 2007, als Whisky in die Flasche gebracht am 18. Dezember 2017. Die gesamte Reifezeit verbrachte das Destillat in einem First Fill Sherry Hogshead.

AUGE

Das sieht man dem Whisky auch an. Dunkles Mahagoni schimmert mit einem tiefen Leuchten im Glas. Nach dem Schwenk des Glases läuft die Flüssigkeit schon fast widerwillig zurück ins Glas. Breite Legs bilden sich dabei. Ein vielversprechender Auftakt.

NASE

„Voll, schwer, warm, komplex“ schießt es mir als erstes durch den Kopf. Beeindruckend für einen zehnjährigen Whisky. Aber er gibt sich noch zugeknöpft. Nun gut, ich habe Zeit. Eine knappe halbe Stunde später macht der Dram einen ganz anderen Eindruck. Die Wartezeit dankt er mit jeder Menge dunklen, reifen Früchten. Brombeeren, Pflaumen, dunkle Weintrauben, die schon fast Rosinen geworden sind. Daneben Rohrzucker, Karamell, ein erster, sehr dezenter und daher angenehmer Ansatz von Holz. Den Alkohol nehme ich nicht wahr. Statt dessen scheint mich der Dram wie eine wärmende Decke einzuhüllen, nimmt mich ganz für sich ein. Eine angenehme Wohligkeit macht sich breit.

MUND

Der erste Schluck prickelt schnell auf der Zunge. Auch geschmacklich lässt sich noch nicht viel feststellen. Zu kräftig ist der Antritt mit 66,8 %. Damit hatte ich gerechnet und deshalb einen anderen Glenlivet in Trinkstärke vorab verkostet, um die Geschmacksknospen vorzubereiten. Dennoch ist der Sprung von über 20 % im Alkoholgehalt ein deutlicher. Ab dem zweiten Schluck wird es aber deutlich besser. Kräftig ist er immer noch, ja. Dunkel wirkt er, ist herb, würzig. Jetzt merke ich, dass der Alkohol insgesamt gut eingebunden ist. Bis das Prickeln wieder auftritt, dauert es fast zehn Sekunden. Die Früchte sind im Mund deutlich dezenter, auch die Süße ist unaufdringlich und gesellt sich später dazu. Auch hier ist es wieder Rohrzucker, deutet sich Karamell an. Bis dahin dominieren würzige Eichennoten ohne unangenehm zu sein. Schnell fühlt sich der Mundraum dennoch trocken an.

HALS

Lang und wärmend bleibt er zurück, im Hals ebenfalls die würzigen Aromen, die nach und nach einer aufkommenden Süße weichen.

FAZIT

Wer mich kennt, weiß, dass ich sherryfassgelagerte Whiskys nicht allzu sehr mag. Sie wirken auf mich oft langweilig, überdecken mit ihrer Süße oft andere Aromen. Haben sie hingegen Ecken und Kanten, etwas woran sich meine Geschmacksknospen, woran sich meine Hirnwindungen festhalten können, finde ich das hingegen sehr faszinierend. Solch einen Vertreter habe ich hier im Glas. Nase und Mund stellen sich unterschiedlich dar. Fruchtaromen und eine schöne Süße in das Nase werden im Mund zu kräftigen, würzigen Eindrücken, die ihren Platz beanspruchen. Mir macht das richtig Spaß. Daher wird eine Flasche in meinen Schrank wandern. Wie sind deine Eindrücke? Gerne als Kommentar unter diesem Beitrag. 

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: https://www.theglenlivet.com/en-EN
Abfüller: https://shop.whiskyhort.com/

Tasting-Notes #0044