Ballechin 12yo Manzanilla Cask

Wer meinen Whiskygeschmack kennt, weiß, dass ich mein Herz an getorfte Whiskys verloren habe. Kommen die üblicherweise von Islay und dort bevorzugt von Kilchoman oder Bruichladdich, gibt es auch abseits dieser Insel interessante Alternativen. Eine solche hatte ich heute im Glas: Einen Ballechin, der 12 Jahre im Manzanilla-Fass reifen durfte.

WAS

Name: Ballechin 12yo Manzanilla Sherry Cask Matured
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Edradour
Region: Highlands
Abfüller: Edradour für Kirsch Whisky
Alter: 12 Jahre
Fasstyp: Manzanilla Sherry Cask
Fassnummer: 278
Alkoholgehalt:  55,6 %
Flaschen: 495
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: ca. 90,00 EUR

DESTILLERIE

Edradour, seit kurzem mit dem Untertitel „Scotland’s little gem“ werbend, ist die kleinste schottische Brennerei. Gerade einmal 90.000 Liter werden pro Jahr destilliert. Um das einzuordnen: Tomatin produziert in einer Woche mehr Whisky als Edradour in einem Jahr. Die derzeit größte schottische Brennerei, Loch Lomond, benötigt für diese Menge nicht einmal drei Tage. Allerdings wird sich diese Menge in diesem Jahr spürbar ausweiten. Zum einen baut Edradour neue Lagerhäuser und im Zuge dieser Erweiterung auch eine zweite Destille. Auf dieser wird dann die Marke Edradour produziert, während auf der bisherigen künftig ausschließlich die getorfte Variante Ballechin destilliert wird. Zum anderen hat Edradour bisher im Ein-Schicht-Betrieb destilliert, wechselt mit der Erweiterung seiner Lagerkapazitäten und dem Bau der zweiten Destillerie, der im Herbst 2017 abgeschlossen sein soll,  aber auf einen Zweischicht-Betrieb. Ob der Untertitel im Namen dann rein inhaltlich noch passt, bleibt abzuwarten. Laut den Tour Guides der Destillerie geht der Name übrigens auf das gälische „Eadar Dhà Dhobhar“ zurück, das „zwischen zwei Flüssen“ bedeutet. Vermutlich bereits 1825 gegründet, befindet sich die Destillerie seit 2002 im Besitz von Andrew Symington, dem auch Signatory gehört. Fun fact am Rande: Wären die beiden Brennblasen nur etwas kleiner, würde die Destillerie als Schwarzbrennerei gelten, da die Steuerbehörden sie dann als transportabel einstufen würden.

ABFÜLLER

Bei dieser Abfüllung handelt es sich um ein Bottling der Destillerie selbst.

AUGE

Ein schöner dunkler Farbton ist es mit einem deutlichen rötlichen Stich.

NASE

Der erste Eindruck ist sehr frisch, grasig. Anschließend gesellen sich geräucherter Speck, Weintrauben und Popcorn dazu. Mit etwas Zeit im Glas dominiert Rauch und wird dabei von einer trockenen Süße gestützt. Noch später wird es fruchtig, die Weintrauben scheinen aber bereits getrocknet. Ein sehr vielversprechender Potpourri.

MUND

Sanft und weich legt er sich zunächst auf die Zunge. Der Eindruck wird jedoch schnell vom Rauch eingeholt. Leicht trocken wird der Mundraum dabei, das Mundgefühl wechselt zu Asche. Begleitet wird das von fruchtigen Aromen, Rosine ist schon dabei, auch wenn es leicht bitter wirkt. Schokolade ist auszumachen, dunkel ist sie. Eine leichte Erdigkeit mache ich aus. Und der Speck findet sich ebenfalls wieder.  Allerdings ist mein Eindruck, um es mal so zu formulieren, mehr Räucher als Speck. Mir gefällt’s.

HALS

Wie so oft bei getorften Whiskys ist der bleibende Eindruck lang. Den Rauch wirst du so schnell nicht wieder los. Was mich durchaus freut. Auch der Speck und die Süße halten sich fast genauso lange. Ein schöner Abgang.

FAZIT

Meine bisherigen Versuche mit Edradour waren durchaus unterschiedlich. Von geht „gar nicht“ bis zu den Natural Cask Strength, die ich als „sehr lecker“ empfand, war alles dabei. Dieser Ballechin fällt auf jeden Fall in die zweite Kategorie. Rauchige, erdige Noten, gepaart mit einer schönen Süße – mein Ding. Und angesichts dessen bin ich schon gespannt auf die parallel erschienene Version aus dem Burgundy-Fass. Die Ergebnisse folgen in Kürze.

Danke an Pascal Penderak von Kirsch Whisky für das Sample

LINKS

Destillerie: http://www.edradour.com/
Importeur: https://www.kirschwhisky.de/
Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whisky/90544/ballechin-12-year-old

Tasting-Notes #0029

Islay mu Dheas 8yo

WAS

Name: Islay mu Dheas
Kategorie: Single Malt
Destillerie: keine Angabe
Region: Islay
Abfüller: Whiskyhort
Alter: 8 Jahre
Fasstyp: Bourbon Hogshead + Finish im Sherry-Fass
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt:  60,1 %
Flaschen: 30 
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis (ab Februar 2017): 69,00 EUR

DESTILLERIE

So manch eine Destillerie möchte ihren Namen nicht auf den Bottlings unabhängiger Abfüller sehen. So auch in diesem Fall. Welche Brennerei hinter diesem Whisky steckt, kann man anhand der Ortsangabe „South Islay“ zwar auf drei Destillerien eingrenzen, aber mehr geht anhand des Etiketts nicht. Vielleicht gibt das Tasting Aufschluss darüber. 

ABFÜLLER

Der Whiskyhort, seit Ende Januar 2015 im Geschäft, ist einer der größten Whiskyhändler Deutschlands. Neben gut 2.000 verschiedenen Whiskys sind auch über 100 Rums und diverse Gins im Angebot. Ergänzt wird es seit kurzem um eine ansprechende Auswahl an Zigarren. Für viele Whisky- und Rum-Genießer ist gerade die Kombination dieser Genussmittel gern gesehen. Überwiegend anlässlich besonderer Veranstaltungen wurden auch schon eigene Whiskyabfüllungen in Kleinauflage auf den Markt gebracht. Die hier verkostete wurde anlässlich der Whisky-Spring 2017 in Schwetzingen als eigene Messeabfüllung aufgelegt.

AUGE

Blass honigfarben schimmert der Dram im Glas.

NASE

Islay! Unverkennbar, sobald man mit der Nase auch nur halbwegs in die Nähe des Glases kommt. Enorm viel Rauch steigt auf, ganz kalt ist das Feuer noch nicht. Dazu eine Prise Salz wie Gischt, die einem vom Wind beim Strandspaziergang entgegen getrieben wird. Ein Hauch Pfeffer – oder ist es nur der Alkohol, der sich beim tiefen Einatmen bemerkbar macht? Für einen Moment weht etwas Minze vorbei, bevor es dann süßer wird. Leichte Anklänge von Shortbread mischen sich mit ein wenig Frucht. Birne kann ich ausmachen und dann einen ganz schwachen metallischen Geruch. Wer von euch hat noch mit einem Füllfederhalter geschrieben oder benutzt ihn sogar heute noch? Fällt euch dabei auch beim Schreiben mit Tinte eine leicht metallische Note auf? Genau so ein Hauch kommt als letztes an. Unweigerlich hatte ich dieses Bild vor Augen. Insgesamt eine faszinierende Entwicklung, die der Whisky in der knappen halben Stunde im Glas genommen hat. Der Rauch hat sich nach und nach verzogen. Die kräftigen Eindrücke verschwinden ebenso. Der Whisky öffnet sich und entfaltet Stück für Stück weitere Aromen. Alle eher dezent, fast subtil, als ob sie dem Frieden der verschwundenen Kraft noch nicht trauen wollen. Und womit? Mit Recht! Denn hinten raus wird es noch einmal deftig. Der Geruch von geräuchertem Speck kommt am Ende doch noch um die Ecke und macht sich richtig breit. Herrlich!

MUND

Wow, der überfällt einen ja regelrecht. Kaum dass sich der Eindruck eines weichen, fast cremigen Mundgefühls auf den Weg ins Hirn macht, kommt der Rauch, viel Rauch. Der Alkohol zeigt dazu einmal kurz aber prägnant, was er so drauf hat. Dann weben sich weitere Aromen dazu. Holznoten fallen mir deutlich auf, bevor es zu kräftigen, würzigen Noten wechselt. Heu mache ich aus, Kräuter, die ich allerdings nicht recht unterscheiden kann. Eher von allem etwas, frisch mit dem Küchenmesser einmal fein gehackt. Die an Butterkekse, an Scones mit Marmelade, genauer Birnenmarmelade, erinnernde Süße hat es schwer gegen dieser kräftigen, herben Eindrücke. Dem steht die inzwischen deutlich spürbare Öligkeit im Mundgefühl fast diametral gegenüber.  Eine für mich als Islay-Freund sehr gefällige Mischung. Dass ich zum Ende hin Spuren von Lakritz wahrnehme schmälert den Eindruck nicht. Ganz im Gegenteil.

HALS

Wer bei einem von Islay stammenden Whisky einen langen, gehaltvollen Abgang erwartet, wird nicht enttäuscht. Der trockene Rauch bleibt und bleibt und bleibt. Die zuletzt aufgetauchte Lakritze hält sich ebenfalls. Hier noch dezenter als im Mund, aber immer noch wahrnehmbar. Langsam geht sie in den Räucherspeck über.

FAZIT

Mit seinen acht Jahren ist er schon noch ein Stück weit ungestüm und wirkt gerade in den ersten Augenblicken im Mund fast aufbrausend. Mir gefällt das. Dass er daneben doch schon erstaunlich komplex ist, wenn man ihm Zeit gibt, finde ich besonders faszinierend. Wer auf jüngere, rauchige Wilde mit einem doch schon gut spürbaren Tiefgang steht, wird hier ganz bestimmt nicht enttäuscht. Definitiv hat ihm das Finish gut getan und zusätzliche Aromen in den Whisky gebracht. Woher er kommt? Ich habe aufgrund des Tastings eine Vermutung, werde die hier aber nicht äußern, um andere nicht in ihrem Eindruck zu beeinflussen.

Danke an den Whiskyhort für das Sample und das Bild.

LINKS

Abfüller: www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0028