Kürbis-Kokos-Suppe mit roten Linsen

Viel zu lange ist es her, dass ich in der Küche gestanden habe. Aus verschiedenen Gründen hatte meine Frau das in den letzten Wochen übernommen. Zeit, dass sich was dreht …

Herbst, das bedeutet nicht nur kürzere Tage, leuchtendes Laub und usseliges Wetter. Herbst ist auch Suppenzeit. Ich liebe Suppen! Außerdem koche ich sie gerne selbst. Beim Einkauf vorige Tage fand auch ein Kürbis den Weg in den Lebensmittelvorrat. Kürbissuppe gab es schon lange nicht mehr. Vor Jahren hatte ich mir mal ein Rezept abgespeichert, das mir jetzt als Grundlage dienen sollte.

ZUTATEN

  • 750 g Hähnchenbrustfilet
  • 1 EL „Rot Shish Taouk“-Gewürz
  • 1 TL „Herr des Ladens“-Gewürz
  • etwas Sonnenblumenöl zum Anbraten
  • ein mittelgroßer Hokkaido-Kürbis
  • drei mittelgroße Möhren
  • zwei mittelgroße Zwiebeln
  • eine rote und eine gelbe Paprika
  • ein Bund Frühlingszwiebeln
  • ein daumengroßes Stück Ingwer
  • 500 g rote Linsen
  • 1 EL selbst zubereitete Gemüsepaste
  • 400 g Kokosmilch
  • 2 Liter Wasser
  • Salz
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • Curry Maharadja 
  • Curry Dragon
  • Hibiskusblütenzucker

WERKZEUG

  • großes Küchensieb
  • großer Kochtopf
  • großes Küchenmesser
  • Kochlöffel

 

ZUBEREITUNG

Zunächst werden die roten Linsen in das Küchensieb gegeben und unter fließendem Wasser gründlich gespült. Anschließend über dem Spülbecken oder einer Schüssel abtropfen lassen. In der Zwischenzeit das Hähnchenbrustfilet parieren (falls nötig) und in mundgerechte Stücke teilen. Mit etwas Öl im Topf scharf anbraten. Die Gewürze nehme ich bei sowas frei Schnauze. Hier waren es neben Pfeffer und Salz Rot Shish Taouk, ein Gewürz aus dem arabischen Laden um die Ecke, sowie Herr des Ladens, eine Gewürzmischung, die mir eine liebe Freundin mal geschenkt hatte. Beides zusammen gab den richtigen orientalischen Kick, den ich haben wollte.

Während das Hähnchenfleisch vor sich hin brutzelt, ist Zeit genug, den Hokkaido-Kürbis zu halbieren, mit einem Esslöffel den mit den faserigen Samen gefüllten Mittelteil auszuhöhlen und anschließend in grobe Würfel zu zerteilen. Auch das restliche Gemüse wird geputzt und in entsprechende Stücke zerlegt: die Zwiebel in feine Würfel, Frühlingszwiebeln schräg in nicht zu dicke Röllchen, die Möhren halbiert, danach in Scheiben geschnitten und letztlich auch die Paprika gewürfelt. Nachdem das Stück Ingwer mit einem Teelöffel geschält war, wurde auch das in sehr feine Würfel geschnitten.

 

In der Zwischenzeit ist das Hähnchenfleisch fertig und kann aus dem Topf genommen und beiseite gestellt werden. Wieder etwas Öl in den Topf geben, die Zwiebelwürfel darin leicht glasig anbraten. Nun das restliche Gemüse in den Topf geben, nach Belieben würzen und kurz mit anbraten. Danach mit Gemüsebrühe auffüllen, bis  fast alles bedeckt ist. Hierzu nutze ich selbst hergestellte Gemüsepaste, die ich mit heißem Wasser aufgieße. (Wie die gemacht wird, zeige ich euch ein anderes Mal.) Alles zusammen bei zwei Drittel Hitze 10 – 15 Minuten köcheln lassen, bis die Linsen weich sind. Dann ist es auch schon Zeit für die Kokosmilch, die hinzu gegeben und mit erhitzt wird. Auch hier wieder nach Belieben würzen. Ich wollte es mit ein wenig Pfiff servieren und habe Curry von Ankerkraut genommen. Curry Maharadja für die Grundschärfe, dazu wohl dosiert Curry Dragon. Außerdem Salz und eine gute Prise schwarzen Pfeffer. Für die geschmackliche Abrundung kam dann noch ein wenig Hibiskusblütenzucker dazu. Letztlich noch das Hähnchenfleisch wieder dazu geben, kurz erhitzen lassen, das war’s. In eine Schale gegeben, etwas Kürbiskernöl darüber, frisches Baguette zu und fertig ist der Genuss!

Rezept #0005

Scotch Universe – 4th Rocket Launch

Samstag Morgen, es ist noch still im Haus, der erste Kaffee hat die Lebensgeister geweckt. Aus dem Lautsprecher klingen die „Ultimate Hits Of The Seventies“ – und das für die nächsten neun Stunden. Zeit genug, das neue Bottling von Scotch Universe unter die Lupe zu nehmen. Und das braucht Zeit, denn das Bottling hat es in sich. Dreimal unpeated, dreimal peated. Drei Speysider, ein Highlander, zwei kommen von Islay. Der Durchschnitt liegt im Alter bei sieben Jahren und acht Monaten und beim Alkoholgehalt bei knapp über 61,0 %. Also nicht lang schnacken, einschenken und atmen lassen.

PROXIMA ALPHA I

Eckdaten: Speyside – 8yo – Refill Bourbon Hogshead – 60,1 %

Auge: Refill Bourbon Hogshead, das könnte die sehr helle, an jungen Weißwein erinnernde Farbe erklären. Der Schwenk im Glas bringt recht feine Legs, die sich schwer tun, wieder ins Glas zu laufen.

Nase: Frisch, leicht, fruchtig, spritzig, so ist der erste Eindruck. Schöne Fruchtaromen, etwas Honigmelone, junge, helle Weintrauben und vor allem viel weiße Johannisbeeren lassen sich ausmachen. Nach und nach gesellen sich dann malzige Noten hinzu, gehen in Cerealien, Butterkeks, Weißbrot über. Das wird den Früchten offensichtlich zu viel, denn sie ziehen sich langsam zurück, lassen dem Teig den Vorrang. Schön abwechslungsreich und das Interesse weckend. Alkohol ist fast nicht auszumachen.

Mund: Noch bevor ich die erste Aromen identifizieren kann, bekomme ich aus dem Mund die Rückmeldung einer samtigen, fast öligen Flüssigkeit, die für ein volles Mundgefühl sorgt. Dann wird es süß, fruchtig. Erst nach rund zehn Sekunden spüre ich den Alkoholgehalt von 60,1 % durch ein leichtes Kribbeln auf der Zunge. Helle Weintrauben, frische grüne Birne, darüber wieder jede Menge Johannisbeeren, die aber dunkler werden. Vanillezucker wechselt sich mit Butterkeks ab, ein Hauch von Thymian ist auszumachen, gerade so, dass die Süße getragen wird. Das Weißbrot scheint nun leicht angetoastet, bevor zum Ende eine ganz schwach bittere Holznote die Aromen wundervoll einfängt und abrundet.

Hals: Geschmeidig fühlt er sich im Abgang an, cremig. Fruchtige Süße mit ein wenig Spritzigkeit ist auszumachen und bleibt mittellang.

Fazit: Eine tolle Textur gepaart mit viel Frucht, dabei für über 60 % Alkohol erstaunlich mild. Toller Einstieg.

ANTARES I

Eckdaten: Speyside – 9yo – Sherry Butt – 64,3 %

 

Auge: Der neunjährige aus dem Sherry Butt hat die Farbe von Weißwein und der Schwenk im Glas bildet dünne Legs, die ölig langsam wieder ins Glas hinabrinnen. So weit die Ähnlichkeit zum ersten Dram.

Nase: Schöne malzige, dennoch leichte Aromen steigen mir entgegen. Ich nehme Wildblütenhonig wahr, eine Spur Plattpfirsich, am Rand etwas beeriges, nur eine Spur. Ich kann nicht genau identifizieren, ob es Erdbeeren oder Himbeeren sind. Frische und eine im doppelten Wortsinn leichte Grasigkeit runden den nasalen Eindruck ab. Das wirkt schon recht ausbalanciert.

Mund: Erstaunlich! Auch dieser fühlt sich weich und cremig an, wirkt mild, breitet sich angenehm im Mund aus. Erstaunlich? Ja, weil er mit 64,3 % abgefüllt wurde. Vierundsechzigkommadreiprozent! Ich brauche einen Moment, um mich wieder zu sammeln, nehme dann Malz wahr, die Süße von Honig. Der Plattpfirsich ist präsenter, Honigmelone ergänzt die Fruchtnoten. Die Süße wandert von Honig eher in Richtung Marshmallows. Zusätzlich gewinnt der Antares an Würze. Absolut faszinierend finde ich, dass der Alkohol bis zum Schluss kaum spürbar wird. Auch wenn ich den Nipp länger im Mund behalte, dauert es, bis die Geschmacksknospen entsprechende Rückmeldung geben.

Hals: Ha, geht doch! Ist der Mund erst einmal leer, sorgen die 64,3 % doch noch für den Aha-Effekt. Für einen Moment gilt diesem die volle Konzentration, dann bemerke ich die Süße und Malzigkeit im Abgang, die mittellang bleiben

Fazit: Ein tolles, sehr harmonisches Aromenspiel mit einem unglaublich gut eingebundenen Alkohol, bis er am Ende dann doch grinsend um die Ecke kommt. Und das ist ein eher diabolisches Grinsen. Mir gefällt es, Punkt.

POLLUX II

Eckdaten: Speyside – 9yo – Sherry Butt – 64,5 %

Auge: Noch ein Speysider, noch einmal neun Jahre alt, noch einmal Sherry Butt. Wundert es, dass die Farbe recht ähnlich ist? Nein, nicht wirklich. Gut, einen Tick dunkler ist der Dram im Glas, sieht golden aus. Die feinen Legs verbinden sich schnell, werden breiter und laufen nur sehr langsam wieder ins Glas.

Nase: Schon beim Einschenken breiten sich frische, blumige Aromen aus. Erst die Nase direkt über dem Glas stellt fest, wie gehaltvoll und komplex diese doch sind. Rote Äpfel mache ich aus, frische Sahne, dann Safran. Die Süße ist insgesamt sehr fruchtig, bringt einen Hauch Vanille mit. Apfelgelee kommt mir in den Sinn. Etwas länger im Glas werden die Noten zunehmend malziger und ich meine, eine Spur Gewürze wahrzunehmen, ohne diese allerdings in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen zu können.

Mund: Dermaßen angeregt bin ich gespannt auf den Geschmack. Weich ist das Mundgefühl – zunächst. Denn es folgt quasi mit kleinen Startschwierigkeiten ein kräftiger Antritt. Den Alkohol versteckt der Dram nicht, verrät aber auch nicht, dass hier 64,5 % losspurten. Der ist gehaltvoll im ersten Eindruck – und bleibt es auch. Würzigkeit, die ich als leichte Holznote interpretiere. Die Äpfel sind nicht mehr so dominant wie in der Nase, aber immer noch sehr präsent. Demarara-Zucker, eine Spur Kardamom, etwas Spekulatius wechseln sich ab. Alles harmonisiert miteinander, wirkt wie fein komponiert, bewusst aufeinander abgestimmt.

Hals: Die süße Würzigkeit klingt mittellang aus, wärmt wohlig und wird zum Schluss trockener.

Fazit: Der ist gehaltvoll, bringt winterlich stimmende Aromen – klasse! Bisher mein Highlight.

ANDROMEDA IV

Eckdaten: Highlands – 7yo – Jamaika Rum-Cask – 58,1 %

Augen: Auch dieser unterscheidet sich farblich nicht groß von den anderen. Golden schimmert der Dram im Glas, bildet feine Legs aus, die aber schnell dicker werden.

Nase: Trockener, kalter Rauch empfängt meine Nase, wirkt dabei verhalten. Vanille und Teig rieche ich dann, Da hat doch jemand gerade Scones gebacken. Dazu eine frische Note, ja das sind Zitronenzesten. Diese verblassen mit der Zeit, dafür kommt Vanillezucker durch. Ein insgesamt sehr interessantes Zusammenspiel.

Mund: Für einen Moment recht weich und mild, bevor sich der Rauch bemerkbar macht. Deutlicher als in der Nase. Trocken und immer noch nicht zu ausgeprägt. Gemeinsam mit der Vanille bemerke ich eine zuckrige Süße, bevor der Rauch dann aber kräftig darauf aufmerksam macht, dass er da ist. Malz und die Scones mildern das anschließend direkt wieder. Der Andromeda wird süß, zuckersüß. Zusammen mit dem Teig kann das nur eins bedeuten: Ommas Butterkuchen! Lecker! Und ja, Omma. So heißt dat hier.

Hals: So geht es auch im Hals weiter. Eine rauchige, wärmende Süße bleibt lange erhalten.

Fazit: Diese Kombination aus Süße und Rauch gefällt mir. Aufgrund der Fassangabe hatte ich andere Aromen erwartet. Bin ich enttäuscht, sie nicht zu finden? Nicht wirklich, denn das, was ich rieche und schmecke, gefällt mir gut.

CALLISTO III

Eckdaten: Islay – 5yo – St. Martinique Rum-Cask – 56,9 %

Auge: Ein schönes goldgelb scheint mir entgegen. Die Legs sind relativ breit und schwer. Sie lassen sich Zeit.

Nase: Der Rauch ist diesmal warm, mischt sich mit braunem Zucker, mit Rosinen. Tropische Früchte finde ich, eine Spur Banane, Maracuja sorgt für ein wenig Spritzigkeit. Ansonsten dominiert eine volle, schwere Süße, die aus einem Korb voller reifer Tropenfrüchte zu stammen scheint. Sehr komplex und vielschichtig. Das finde ich für einen fünfjährigen Malt durchaus bemerkenswert.

Mund: Voller, warmer Rauch breitet sich sofort im ganzen Mundraum aus. Richtig satt ist das Aroma. Die anderen haben es schwer und müssen sich erst einmal durchkämpfen. Nach und nach gelingt es ihnen jedoch. Brauner Zucker ist zu schmecken, überreife Banane, Pflaumen, und Karamell. Das wirkt so vollmundig, ölig und cremig, dass es eine Wonne ist. Solche Vielfalt in einem so jungen Malt hatte ich bisher selten. Und es bleibt spannend, denn immer wieder drängt der Rauch nach vorne und scheint alles andere durchzumischen. Jeden Nipp kann man getrost einige Zeit im Mund lassen und genießen. Der Alkohol ist sauber eingebunden und stört nicht.

Hals: Der Rauch kam als erster und geht als letzter. Daneben bleibt diese schwere Süße mittellang erhalten.

Fazit: Eine fantastische Kombination von heftigem Rauch und schwerer Süße mit exotischen Aromen.

IO II

Eckdaten: Islay – 8yo – Bourbon Hogshead – 62,3 %

Auge: Der bringt mal farbliche Abwechslung. Was ich wiederum erstaunlich finde. Jedenfalls hätte ich blind nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet ein Bourbon Hogshead der dunkelste Teilnehmer im Feld ist. Ein dunkles Gelbgold mit einem Stich ins Rötliche erwartet mich. Außerdem spindeldürre Legs, die kaum wieder ins Glas wollen.

Nase: Der Rauch versteckt sich zunächst hinter einer fruchtigen Süße. Ich bin überrascht, Tiramisu wahrzunehmen, schön klassisch – und als Extra ein Hauch Erdbeerpüree als Verzierung obendrauf. Als ich mich an diese besondere Kombination gewöhnt habe, entzieht sie sich mir wieder und macht Platz für malzige Noten. Jetzt wird es eher klassisch Bourbon-Fass. Die Süße verändert sich zu einer vanilligen. Zum Schluss wird es noch fleischig. Räucherspeck kommt ins Spiel. Nein, halt kein Räucherspeck. Das ist Bacon, gerade leicht kross angebraten und nun neben der Pfanne auf dem Küchentuch zum abkühlen ausgelegt. Hatte ich schon länger nicht mehr und das gefällt mir immer noch sehr!

Mund: Aus Vanille stammende Süße schießt voran, brauner Zucker folgt und bringt noch mehr Süße, bevor sich der Rauch wie ein wärmender Mantel darüber legt. Cremig und ölig fühlt sich auch dieser Nipp im Mund an. Die 62,3 % sind nicht in der Stärke auszumachen. Auch hier britzelt es erst nach rund zehn Sekunden auf der Zunge. Bis dahin hat sie aber noch erdigen Rauch wahrgenommen, den leicht angebratenen Bacon, der sich hier noch eine Spur deutlicher als in der Nase findet. Zum Ende hin wird der Rauch trockener und erst zum Schluss spürt man den Alkohol dann doch deutlicher.

Hals: Das mittellange Finish bereitet mir mit deutlichem Rauch und glasiertem Bacon große Freude.

Fazit: Ein klassischer, getorfter Islay ohne großes Chi-Chi. Großartig!

Randnotiz: Ein Sample des IO hatte ich bereits im September verkosten dürfen (https://leben-mit-genuss.de/neues-von-scotch-universe). Die restliche Reifezeit hat die Aromen doch noch ein wenig verändert, wie ich im Nachgang feststellte. Jetzt gefällt er mir noch besser.

RESÜMEE

Die Verkostung hat sich letztlich doch über zwei Tage gezogen. Gut so, denn jeder Malt hatte dadurch die ihm gebührende Zeit und Aufmerksamkeit. Mir hat es Spaß gemacht und ich bin davon überzeugt, dass viele hier mindestens eine Abfüllung für den heimischen Gebrauch finden werden. Die Antwort auf die übliche Frage nach dem einen Favoriten fällt mir bei der Auswahl wieder schwer. Ich versuche es anders herum: Es sind sehr unterschiedliche Malts mit zum Teil ungewöhnlichen Fasslagerungen. Alle haben mich auf ihre Art fasziniert und ich bin froh noch Reste für den weiteren Genuss zu haben. Erstaunlich fand ich die gute Einbindung der doch recht kräftigen Alkoholstärken. Lag es ein meiner Tagesform, oder ist das durchgehend der Fall? Ich werde es bei weiteren Gelegenheiten herausfinden. Dennoch gibt es zwei, die für meinen Geschmack die Nase vor den restlichen haben. Ein Foto-Finish ist das nicht, es liegen aber auch nicht Welten zwischen den Kandidaten. Bei den ungetorften gefällt mir der Pollux am besten. Das mag aber auch an der Jahreszeit liegen, in der er hervorragend passt. Die anderen beiden versuchen mit ihren teils deutlich fruchtigen Aromen den Sommer noch ein wenig hinauszuzögern. Auch das wird Freunde finden. Bei den getorften Vertretern liegt in dieser Runde der IO vorne. Der Abstand vor dem Callisto ist knapper als der Vorsprung des ungetorften Gewinners. Aber die eher klassisch wirkende Ausprägung des IO liegt für mich noch einen kleinen Tick vor dem sehr faszinieren Rum-Cast des Callisto.

Die Malts sind bereits in Deutschland eingetroffen und werden in den nächsten Tagen in den Verkauf gehen. Dann werden auch die Preise bekannt gegeben – auf die ich auch sehr gespannt bin. Die Destillerien habe ich bewusst nicht verraten, damit ihr noch Spaß bei der Suche habt.

An dieser Stelle herzlichen Dank an Michel Reick und Alexander Springensguth von Scotch Universe für die Samples. Meine Meinung wurde davon jedoch nicht beeinflusst.

LINKS

Abfüller: http://www.scotch-universe.co.uk/

Tasting-Notes #0038 bis #0043

Brothers in Malt – Bottling Oktober 2017

„Brüder im Geiste“, ein geflügeltes Wort für Menschen, die sich in ihrer Einstellung oder Meinung sehr ähnlich sind, das kennt wohl jeder. Aber „Brothers in Malt“, also „Brüder im Malz“? Der Begriff sagt wohl nur wenigen etwas. Dabei handelt es sich um Jeffrey Kaiser, Mark Oellingrath und Christian Vohl, drei Whisky-Freunde aus Solingen und Haan. Anlässlich der Geburt von Christians Tochter sollte es ein besonderes Geschenk geben, einen Whisky, den es so nicht zu kaufen gab. Aus dieser spaßigen Aktion wurde Ernst und die drei gründeten „Brothers in Malt“. Seitdem sind drei Jahre und über fünfzehn Abfüllungen ins Land gezogen, die sich in einer wachsenden Fan-Gemeinde großer Beliebtheit erfreuen. Einer der ersten war ein achtjähriger Ledaig, an dem sich ob seiner grandiosen Qualität die nachfolgenden Abfüllungen messen lassen mussten. Umso spannender, dass im aktuellen Bottling zwei Ledaigs am Start sind, die zu verkosten ich die Ehre und das Vergnügen habe. Noch dazu, da Ledaig nach kleinen, nicht nennenswerten Startschwierigkeiten zu meinen erklärten Lieblingen der Whiskywelt gehört. Ich bin also sehr gespannt!

 

Ledaig 10yo

Als die getorften Abfüllungen der Tobermory Distillery in mein Blickfeld gerieten, handelte es sich um sechsjährige Destillate aus dem ex-Bourbon-Fass. Gerade bei dieser Destillerie ist diese Maturation mein Favorit, offenbart sie doch den Brennereicharakter, der neben einer schönen Torfnote immer auch eine gewisse Dreckigkeit, also Ecken und Kanten mitbringt. Inzwischen liegt der Fokus häufig auf zehnjährigen Abfüllungen. Andere Abfüller haben vergleichbares im Angebot. Das werde ich demnächst mal in einem Quervergleich testen. Doch zunächst zum aktuellen Bottling der Brothers in Malt:

Überraschend hell finde ich das Sample. Es erinnert mich an sehr hellen Weißwein. Ohne den Vergleich zu den anderen Samples sieht es im Glas schon fast klar aus. Nach zehn Jahren ist das schon ungewöhnlich. War es vielleicht ein Refill-Hogshead? Möglich. Fest steht aber, dass abweichend vom Sample die Abfüllung selbst eine Spur kräftiger ausgefallen ist und mit 56,7 % daherkommt.

In der Nase fällt als erstes das schöne malzige Aroma auf, das von etwas Vanille begleitet wird. Auch die Torfnote wirkt zu nächst verhalten. Das täuscht aber, denn ein paar Minuten im Glas öffnen den Malt. Die Aromen werden deutlich kräftiger. So mag ich das! Etwas Salz kommt dazu, getrockneter Rosmarin mischt sich darunter. Etwas später kommt noch eine Fleischigkeit dazu, die mir gut gefällt. Rund und passend macht er mit genau den Ecken und Kanten, die ich an Ledaig liebe, Lust darauf, ihn zu probieren.

Also nicht lang schnacken … nein, nein, nein. So trinke ich meinen Whisky nicht. Erst recht keinen, den ich noch nicht kenne. Vorsichtig nehme ich den ersten Nipp. Das Mundgefühl überrascht mich mit einer erstaunlichen Weichheit. Auch hier ist das Malz als erstes präsent. Das schmeckt nach Cornflakes. Wie bei diesen ist eine leichte Süße vorhanden, die sich nicht in den Vordergrund drängt. Dazu ein Hauch Vanille, sehr fein ausbalanciert. Kaum ist das aufgedröselt, kommt der Alkohol durch. Jetzt wird es kräftig! Nicht unangenehm oder brennend. Die Aromen werden einfach nur deutlich ausdrucksstärker. Jetzt kommt auch der Rauch so richtig zur Geltung, füllt den Mundraum. Aber irgendjemand hat da noch ein paar Kräuter ins Feuer geworfen. Rosmarin ist vorhanden, Thymian kommt dazu. Dadurch bekommt der Rauch eine eigene Note, die ich so von Ledaig noch nicht kannte. Das macht ihn für mich aber spannend und es gefällt mir sehr!

Dieser kräuterige Rauch, gepaart mit einer leichten Süße, ist es auch, was von diesem wundervollen Malt im Hals bleibt. Nach und nach setzt sich die Süße dabei durch und kommt erst hinten raus richtig zur Geltung. Der Eindruck bleibt nicht zu lange erhalten. Das ist in diesem Fall nicht schlimm, man kann sich ja noch einen einschenken.

Fazit: Well done, Brothers in Malt! Ein Ledaig, der mich überrascht. Einerseits die typischen Noten, die ich an Ledaig liebe. Daneben aber frische Aromen von Kräutern, die völlig neue Eindrücke mit sich bringen. Das ergibt eine Kombination, die ich so noch nicht im Glas hatte und die mir sehr gut gefällt!

Ledaig 22yo

Ledaig! 22 Jahre alt! Zumindest für mich die älteste Abfüllung dieser Destillerie, die ich bisher im Glas hatte. Die Whiskybase listet zwar auch über 30-jährige auf. Aber so wie die Brothers in Malt unterwegs sind, dürfte das nur noch eine Frage der Zeit sein. Wie kommt man als unabhängiger Abfüller eigentlich an solch ein Fass? Wie so oft im Leben spielte der Zufall eine gehörige Rolle. Da hatte jemand zusammen mit einem schottischen Freund vor langer Zeit Whiskyfässer gekauft und lagern lassen. Der Freund ist mittlerweile verstorben und so stellte sich dem anderen die Frage, was er als Laie mit den Fässern macht. Da er kurz davor einen Zeitungsartikel über einen Whiskysommelier aus der Nähe gelesen hatte, sprach er diesen an. Der wiederum brachte die Brothers in Malt ins Spiel und so kam zusammen, was zusammen gehört. Ein private cask also. Schöne Geschichte zu diesem Whisky, auf den ich mich sehr freue.

Optisch an helles Stroh erinnernd bilden sich nach dem Schwenk im Glas sehr langsam sehr feiner Schlieren, die sich auf ihrem Weg zurück zum Dram viel Zeit lassen. Auch hier liegt eine Reifung in einem Hogshead vor, auch hier beschleicht mich die Vermutung, dass das Fass nicht zum ersten Mal mit Whisky befüllt wurde. Sehr schön, verspricht das doch, den Brennereicharakter noch deutlicher zu zeigen. Andererseits stellt sich die Frage, wie es mit selbigem nach 22 Jahren im Fass aussieht. Neigen doch gerade getorfte Whiskys dazu, einen Teil ihrer Rauchigkeit zu verlieren. Mal riechen wie es hier aussieht.

Die erste Nase ist schon verheißungsvoll. Süße steigt auf, aber nicht flüchtig und leicht, sondern beeindruckend schwer und voluminös. Dabei ist sie nicht aufdringlich und spielt sich in den Vordergrund, sondern lässt auch Platz für andere Aromen. Eine Spur Früchte nehme ich wahr, nicht ganz reife Erdbeeren. Die Süße entpuppt sich als brauner Zucker. Und der Rauch? Ist erwartungsgemäß nicht so präsent wie bei jüngeren Abfüllungen. Dafür wirkt er warm, wie der eines prasselnden Feuers mit fast durchgetrocknetem Holz. Sanft kommt er daher und hüllt die anderen Aromen ein, bindet sie zu einem schönen Bukett.

Im Mund dann ein ähnliches Bild. Allerdings kräftig, würzig, richtig vollmundig. Den Mundraum füllt der Nipp sofort aus, schmiegt sich cremig bis in die letzte Ecke. Gebuttertes Shortbread kommt mir in den Sinn, das recht süß geraten ist. Vanillepudding. Dabei ist der Alkohol gut eingebunden und ist in seiner Stärke nicht zu definieren. Die liegt übrigens mit 56,0 % ebenfalls geringfügig über der des Samples. Der Torfrauch ist hier ebenfalls eher unaufdringlich und noch am deutlichsten retronasal zu spüren. Im Mund derweil leichte Kräuternoten zum Shortbread, getrocknete Kräuter, die ihr Aroma erst nach und nach entfalten. Dabei wärmt der Schluck schon im Mund und lässt ein wohliges Gefühl durch den Körper strömen. Zum Ende hin trockener werdend, rundet dies das geschmackliche Empfinden der deutlichen Süße spürbar ab. Dabei kommt auch der Torf eine gute Spur deutlicher zum Vorschein.

Das Gefühl bleibt im Hals erhalten, recht lang sogar. Eine volle Süße bereitet dem Rauch den Weg und man kann gut verfolgen, wo der Dram gerade wärmt.

Fazit: Ein gesetzter Herr mittleren Alters, den man schwer mit jungen, ungestümen Vertretern seiner Art vergleichen kann. Das braucht man auch nicht, denn er kommt selbstbewusst, gesetzt daher – und trifft dennoch genau meinen Geschmack. Für einen Ledaig mag er vielleicht eine Spur ungewöhnlich wirken, aber wer hatte schon einen Dram dieser Destillerie in vergleichbarem Alter im Glas? Der kommt mir auf jeden Fall ins Regal!

Vielen Dank an die Brothers in Malt für die Samples. Meine Meinung haben diese nicht beeinflusst. Die ist immer meine eigene.

Eins noch zum Schluss: Die beiden anderen Samples aus dem ersten Bild kommen später in die Flasche. An dieser Stelle nur so viel: Das wird spannend!

Links

Whiskybase: 
– 10yo: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/102164/ledaig-2006-bim
– 22yo: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/102163/ledaig-1994-bim
Destillerie: http://tobermorydistillery.com/
Abfüller: http://www.brothers-in-malt.de/

Tasting-Notes #0036, #0037

Allt-á-Bhainne 2008 Wh

Alta, was? Nun, die Erzeugnisse der Destillerie trifft man auch im gut sortierten Fachhandel nicht allzu häufig an. Wenn überhaupt, dann sind Flaschen von unabhängigen Abfüllern zu finden. Daher geht der Name doch recht schwer über die Zunge. Dass sich die Betrachtung jedoch durchaus lohnen kann, hat mir dieses Sample gezeigt.

WAS

Name: Allt-á-Bhainne 2008 Wh
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Allt-á-Bhainne
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 2008
Abgefüllt: ab dem 29. September 2017 als handfilled
Alter: 9 Jahre
Fasstyp: Ex-Bourbon Cask, Ex-PX-Sherry Cask
Fassnummer: 
Alkoholgehalt: 59,4 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 79,90 EUR

DESTILLERIE

Allt-á-Bhainne, im Freundeskreis mit Altabeijn fast genauso ausgesprochen (und nach dem Genuss mehrer Drams auch schon mal als Alte Beene verballhornt) liegt in der Speyside. Laut Wikipedia spricht man den Namen auch eher aulta-wanje aus. Nun denn, notfalls kann man auch mit dem Finger drauf zeigen. Die Bedeutung ist hingegen klar: Nichts anderes als Milchbach bedeutet der Name. Was sich Chivas Brothers 1975 bei dieser Namensgebung gedacht hat, ist nicht bekannt. Nach einer zwischenzeitlichen Verdoppelung der Produktionskapazitäten befindet sich die Destillerie seit 2001 im Besitz von Pernod Ricard. Ein Jahr darauf stillgelegt und 2005 wieder eröffnet, produziert die Brennerei jährlich 4.000.000 Liter Alkohol, die nahezu ausschließlich in Blended Whiskys Verwendung finden. Umso schöner, eine Abfüllung aus der Zeit nach der Wiedereröffnung im Glas zu haben.

ABFÜLLER

Den Whiskyhort als Abfüller habe ich bereits hinreichend beschrieben. Zuletzt hatte ich dessen Rubberduck im Glas.

AUGE

Honiggelb scheint er mich anzulächeln. Der obligatorische Schwenk im Glas hinterlässt in den Kirchenfenster breite Streben, die nur langsam das Glas hinunterlaufen.

NASE

Ui! Da hat mir jemand einen Fruchtkorb hingestellt. Ein buntes Durcheinander, in dem Marillen und Birne am deutlichsten zu identifizieren sind. Bevor ich das alles aufgedröselt habe, ist der Fruchtkorb aber schon abgeräumt. Statt dessen wird jetzt Kuchen serviert. Sand- nein, doch eher Marmorkuchen, etwas zu früh aus dem Ofen geholt, denn der Teig ist noch nicht ganz durchgebacken. Ein Hauch Schokolade ist dabei. Dazu gibt es Cerealien mit Honig, sehr süßem Honig. Die typische, etwas würzige Note von Rohrzucker mischt sich in die Aromen – und ein Bestandteil, bei dem ich partout nicht drauf kommen will, was es ist. Die beste Frau von allen bringt mich schließlich drauf, als sie am Whisky riecht und meint, der enthielte wohl Rübenkrautsirup. Genau das war’s!

MUND

Der erste Nipp lässt sich als Eisenfaust im Samthandschuh bezeichnen. Kaum haben die Sensoren dem Hirn eine unglaublich samtige Cremigkeit gemeldet, schlägt auch schon die Eisenfaust zu. Die fast 60 % sind nicht ohne. Daher ist der Nipp auch schnell im Hals verschwunden und vor dem nächsten warte ich ein wenig. Eine knappe Viertelstunde später der nächste Versuch, der deutlich besser klappt. Vollmundiger Kuchenteig-Geschmack. Ich möchte den Whisky kauen! Richtig saftiger Kuchen scheint sich in meinem Mund zu befinden. Die Schokolade wird etwas deutlicher, entpuppt sich als Zartbitter. Auch der Sirup ist noch präsent. Dazu schöne, malzige Noten – einfach herrlich! 

Für einen Moment vom Whisky abgelenkt, steht er weitere zehn Minuten unberührt im Glas. Hätte es ich nicht die ganze Zeit in Sichtweite gehabt, hätte ich schwören können, dass jemand den Allt-á-Bhainne durch einen anderen Whisky ersetzt hat. Keine Früchte, kein Teig, dafür richtig kräftig würzige Aromen. Das erinnert mich schon an einen Whisky aus den Highlands. Dieser Wechsel gefällt mir ebenfalls sehr gut. Auch weil der Alkohol deutlich milder geworden ist. 

HALS

Damit hat man noch länger Spaß! Schöne malzige, teigige Eindrücke bleiben erhalten, und das lange. Der Abgang wärmt und man weiß genau, wo sich der Schluck auf dem Weg zum Magen gerade befindet. Auch wenn er dort schon lange angekommen ist, meint man den Kuchen noch zu schmecken.

FAZIT

Einmal eingießen, drei Whiskys im Glas? Kann der Allt-á-Bhainne. Den finde ich mal richtig beeindruckend! Er ist nicht ohne, nicht zuletzt dank des Alkoholgehalts. Auch fordert er Respekt und Zeit, dankt es einem aber mit wunderbaren Kehrtwendungen, sie mich sehr faszinieren. Davon wird definitiv eine Flasche den Weg in mein Regal finden. Dazu kommt, dass ich diese selbst abfüllen kann – für die Freunde schottischen Landweins ein großes Vergnügen.

Danke an den Whiskyhort, dass ich das Sample probieren durfte.

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: nicht vorhanden
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0035

Neues von Scotch Universe

 

Bereits zweimal durfte ich neue Bottlings von Scotch Universe verkosten. Beide Male war ich schwer beeindruckt, wie hier und hier nachzulesen ist. Mitte dieser Woche erreichte mich ein neues Päckchen aus dem Großraum Münster. Sehr gespannt auf den Inhalt habe ich mich gleich daran gesetzt, die sechs Samples zu verkosten. Meine Eindrücke schildere ich nachfolgend, ausnahmsweise mal eher kurz, was ja eigentlich nicht meine Art ist. Wie immer völlig unbeeinflusst von der Herkunft der Samples.

ALPHA CENTAURI III

An Weißwein erinnernd schimmert der Dram im Glas. Bereits beim Einschenken fällt mir die leichte Fruchtnote auf. Frische, grüne Weintrauben, gepaart mit Melone. Früchte? Für ein Ex-Bourbon-Fass nicht wirklich gewöhnlich. Gut, die erwartete Vanille ist auch zu finden. Ebenso eine schöne malzige Note, die mich an trockenen Mürbeteig erinnert. Dazu eine nicht zu aufdringliche Süße. Die Nase macht schon mal Appetit.

Nach einigen Minuten, in denen er sich im Glas öffnen durfte, dann der erste Schluck. Die Trauben sind jetzt deutlicher, machen sich als erstes bemerkbar. Keks gesellt sich dazu, wird etwas später ausgeprägter erinnert an Butterkeks, den mit den 52 Zähnen.  Ein paar Raspel weißer Schokolade hat offensichtlich auch noch jemand darüber gestreut. Mir gefällt die Mischung! Auch die sehr spät aufkommende Prise frisch gemahlener Pfeffer passt dazu, rundet den Dram für mich ab. Gäbe es den bekannten Doppelkeks statt mit Schokoladen- mit einer Weintraubenfüllung – genau so würde er schmecken! Notiz an mich: Montag bei de Beukelaer anrufen.

Mittellang bleibt er im Abgang. Malz und Keks sind vorherrschend, der Keks wird buttriger. Eine leichte Süße umschmeichelt den verbleibenden Rest der Trauben. 

Ein toller Starter, der mich mit den Fruchtnoten und der schönen Komposition der Eindrücke überrascht. Bitte mehr davon!

SOLAR FLARE GAMMA

Auch der zweite kommt aus einem Ex-Bourbon-Fass. Es handelt sich um einen Blend, satte 22 Jahre ist er alt. Dafür ist er mit 55,9 % noch gut im Futter. Klar, dass er etwas dunkler daher kommt, als der Alpha Centauri III. Satt golden scheint er von innen heraus zu leuchten. Das Alter ist für meinen Geschmack direkt in der Nase spürbar. Er wirkt sofort voluminös und komplex, kommt dabei trocken daher. Heidekraut und Thymian bilden eine würzige Grundlage, scheinen mit einer Prise Salz gewürzt. Anis und Muskat passen hervorragend dazu, auch die kaum wahrnehmbare Torfnote. Deutlicher ist da der malzige Eindruck. Und noch eine Note ist dabei, die ich erst nach mehrmaligem Verkosten zuordnen kann: Veilchen. Sehr spannend!

Im Mund wiederholt sich der Eindruck. Würzig und kräftig ist er, füllt den Mundraum voluminös aus. Die Torfnote ist hier deutlicher aber immer noch eher im Hintergrund. Viel präsenter sind die Veilchen, erinnern mich zusammen mit den würzigen Eindrücken an diese violetten Lutschpastillen eines großen deutschen Süßwarenherstellers südlich von Köln. Viola heißen die Dinger, die ich übrigens gerne mag. Sehr ungewöhnlich, aber ich mag bekanntermaßen auch gerne Whiskys mit Ecken und Kanten. Die hat dieser hier definitiv! Auch wenn sie im Laufe der Zeit etwas abnehmen und der Dram milder und runder wird. Dadurch bekommt er eine weiche Note, die ihn komplett anders wirken lässt. Sehr schön!

Ebenfalls mittellang bleibt er mit Würze und einer sehr angenehmen Weichheit.

Den finde ich mal richtig ungewöhnlich. In sich toll und stimmig, genau mein Ding, aber ich wage zu behaupten, dass er nicht jeden Geschmack trifft. Muss er auch nicht.

ALTAIR I

8 Jahre alt, First Fill Oloroso Sherry Hogshead. Die satt goldene Farbe lässt sich damit gut erklären. Und auch die Aromen, die mir nach dem Einschenken entgegen strömen, passen gut in die Richtung. Blockmalz, karamellisierter Pfirsich, Rohrzucker, Pflaume, dunkler Kakao. Schnell wechseln sie einander ab, lassen den Malt dunkel und schwer wirken. 

Das war aber nur die Nase. Oral geht der erst richtig ab! Kräftige Sherry-Noten, richtig dunkler Kakao, Rosinen und leicht erhitzter Rohzucker bilden das Fundament. Der Pfirsich ist inzwischen dunkler geworden, Zuckerrübensirup kommt dazu. Das Mundgefühl ist unglaublich weich. Pflaumen mischen sich wieder in die Melange, Pfefferkuchen. Herrlich! Der macht mir richtig Spaß!

Spaß bis zum Schluss! Sehr lang, würzig, wärmend, irgendwie dunkel bleibt der Eindruck schier ewig erhalten. 

Aus der Destillerie hatte ich bisher wenig vergleichbares im Glas. Großes Kino!

ANDROMEDA III

Zwei Tage habe ich die ersten drei sacken lassen, jetzt wird es rauchig! Beim ersten noch dazu ein Wein-Fass. Solch eine Kombination hat mir in der Vergangenheit bereits mehrfach sehr gut gefallen, daher bin ich mehr als neugierig! Einen schönen Kupferton hat der Whisky im Fass bekommen. Monbazillac ist übrigens ein dem Sauternes ähnlicher süßer Weißwein, der aus edelfaulen Trauben gewonnen wird. Eingeschenkt und etwas Zeit im Glas gegeben entfaltet sich eine unglaubliche Süße, sehr vanillig, dazu eine fruchtige Weinnote. Leicht erdige Noten und Torf halten dagegen und lassen den Dram ausgewogen erscheinen. Zeit, ihn zu probieren.

Ist! Der! Süß! Vanille, Rohrzucker. Dann kommt der Torf. Der Whisky ist extrem weich und mild im Mundgefühl. Die Weintrauben wirken sehr dunkel, im Hintergrund nehme ich Pfirsich wahr. Nach und nach werden Süße und Torf deutlicher. Das alles aber in einer Intensität, die schier unglaublich ist. Der Alkohol, immerhin 59,3 %, ist fantastisch eingebunden und in der Stärke wirklich nicht zu spüren. Schmackofatz, was ist das ein Leckerchen! Ich muss mich bremsen, nicht das ganze Sample zu trinken, möchte ich doch bei anderer Gelegenheit noch einmal verkosten. Diese Süße … richtig krass!

Das bleibt auch im Hals so. Süß und torfig. Lange. sehr lange!

Aus der Destillerie hatte ich vor Jahren schon einmal einen Einstiegs-Raucher, der mir sehr gefiel, inzwischen aber vom Markt genommen wurde. Das hier ist aber eine völlig andere Welt – die mich begeistert! Auf den noch einen draufsetzen? Das wird schwer. Die drei getorften habe ich mir nach steigendem Alkoholgehalt und nach erwarteter Torf-Intensität sortiert. Aber diese beeindruckende Kombination wird schwer zu toppen sein.

PEGASUS III

Der Pegasus I ist ja einer meiner erklärten Lieblinge der letzten zwölf Monate. Laut Etikett ist es die gleiche Destillerie. Das Fass ist diesmal jedoch ein anderes. Sherry. Gefiel mir unlängst bei der 11-jährigen Vollreifung eines anderen unabhängigen Abfüllers nicht wirklich. Der Brennerei-Charakter, den ich sehr schätze, blieb dabei auf der Strecke. Deshalb bin ich skeptisch. Einen Hoffnungsschimmer verspricht die mit sieben Jahren kürzere Maturation. Ebenfalls rotgold sieht er aus, sehr schön, warm anmutend.

Die Nase ins Glas. Sie nimmt Karamell wahr, Torf. Den allerdings nicht so präsent wie erwartet. Rosinen, Zimt, reife Pflaumen. Alkohol? Keine Spur. 61,0 %? Im Leben nicht, meldet meine Nase und will sich nicht überzeugen lassen. Statt dessen taucht sie weiter in die Aromen ein, entdeckt Demarara-Zucker, dunkles Toffee. Grandios! So viel Spaß hat mir schon lange keine Sherry-Fass-Abfüllung mehr gemacht. Wie soll der erst schmecken?

Cremig ist er, beinahe samtig, weich und rund. Süß ist er auch mit richtig viel Toffee. So wie das Zeug, das mein Vater früher immer aus England mitbrachte. Im Mund ist der Torf präsenter. Auch die für die Destillerie so typische Note finde ich jetzt zu meiner Freude wieder. Und holla, jetzt auch noch Räucherspeck! Der wird an der Luft ja immer besser! Jeder weitere Schluck beschert neue Aromen, lässt die vorigen ausgeprägter erscheinen. Trotz seiner Jugend darf man dem ruhig einige Ruhezeit im Glas geben. Vielleicht auch gerade deshalb, denn im Fass hatte er ja noch nicht zu viel davon. Wunderbar, dass der Brennerei-Charakter erhalten geblieben ist. Der reiht sich problemlos neben die beiden Best-Dram-Abfüllungen aus Ex-Bourbon-Fässern aus meinem Whiskyschrank. Allein schon, dass der Alkohol auch im Mund so gut wie nicht zu spüren ist, fällt mir schwer zu glauben. Wasser braucht der definitiv nicht.

Außerdem hat man lange etwas davon, denn im Hals bleibt er. Süß, torfig, speckig. Das will gar nicht aufhören.

Wenn ich auch ziemlich viel probiere, kann ich nicht alle Abfüllungen kennen. Von den Sherry-Fass-Abfüllungen dieser Brennerei jedoch, die ich bisher im Glas hatte, ist diese hier in meinen Augen aber mit Abstand die beste!

IO II

Okay, einer geht noch. Auch wenn dieser gar nicht mit dem nächsten Bottling noch in diesem Monat erscheint, sondern erst im Oktober. Daher gibt es auch noch kein Label, da der Alkoholgehalt nicht feststeht. Dem Sample-Fläschchen nach ist er der stärkste aus dem Sextett. Da freue ich mich doch, den schon jetzt probieren zu dürfen, nicht zuletzt auch, weil ich den Io I für die beste junge Bourbon-Fass-Abfüllung dieser Destillerie halte. Zu gern möchte ich erkunden, was es mit diesem satt golden leuchtenden Dram auf sich hat.

Der erste Eindruck in der Nase ist, vorsichtig ausgedrückt, überraschend. Man hat mir den Torf geklaut! Wo ist der hin? Diese Destillerie kenne ich gar nicht ohne. Okay, so langsam kommt er. Aber eher als Andeutung, erst sehr langsam etwas präsenter werdend. Süßer Frühlingshonig, malzig, langsam trocknend, und dann taucht da doch noch verhalten eine medizinische Note auf. Sehr spärlich und zurückhaltend. Ansonsten eher an Sandkuchen erinnernd, ein paar kleine Schokostreusel eingeschlossen. Erst im Laufe der Zeit wird er etwas speckiger in der Nase.

Den ersten Nipp über die Lippen und dann knallt es ! Da ist der Torf! Aber sowas von! Geil! Unverkennbar ist nun die Brennerei. Im wahrsten Sinne und im Gegenteil des geflügelten Wortes ist hier viel Rauch um etwas. In die phenolische Note mischt sich etwas Räucherspeck. Dadurch wirkt es nicht mehr ganz so wie ein Medizinschrank. Dabei ist er weich und süß. Honig, Thymian, eine schöne Malznote. Die Kombination gefällt mir gut. Auch die inzwischen sehr kräftige Torfnote. Allein die Wucht der ganzen Aromen lässt auf den Alkoholgehalt schließen. Ansonsten kein Brennen, kein Prickeln, gar nichts. Man muss ihn schon recht lange im Mund behalten, damit er in seiner Kraft spürbar wird. 

Dass man ihn gar nicht mehr hergeben möchte, findet in dem nicht enden wollenden Abgang seine adäquate Fortsetzung. Kräftiger Rauch, eine schöne Süße, mehr braucht es nicht.

FAZIT

Schwierig, hier ein vernünftiges Fazit zu ziehen. Favoriten? Noch schwerer. Es war mir ein Vergnügen, sie verkosten zu dürfen. Alle haben mir gefallen. Der Solar Flare Gamma weil er sehr ungewöhnlich ist. Alpha Centauri und Altair weil sie in ihrer Ausprägung einfach zu gefallen wissen. Und die drei Raucher, weil das eh meine Lieblinge sind und hier in beeindruckenden Versionen sicherlich über kurz oder lang meine Bar bereichern werden. 

Von den Destillerien habe ich hoffentlich nicht zu viel verraten. Die Freude beim Entziffern der Label wollte ich euch nicht nehmen. Dabei wünsche ich euch viel Spaß!

Vielen Dank Michel Reick und Alexander Springensguth für die Samples.

Tasting-Notes #0035 – #0040

Whisky&BBQ

Foodpairing – passender wäre eigentlich Aromapairing – geht auf die Idee zurück, Lebensmittel mit gemeinsamen Schlüsselaromen zu paaren, da diese, so die Annahme, besonders gut zusammen passen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die haben auch Jan Könings, Leckermacher aus Oberhausen, und ich uns nicht auferlegt, als wir versuchten, BBQ und Whisky zu kombinieren. Warum auch nicht, ist Whisky doch ebenfalls ein Lebensmittel. Nach dem Versuch im letzten Jahr, der laut Aussagen der Teilnehmer als gelungen bezeichnet werden darf, stand gestern erneut ein Whisky&BBQ-Tasting in koenings‘ Pfeffermühle in Oberhausen an. Bereitet den beiden kreativen Köpfen schon die Zusammenstellung der Kombinationen viel Spaß – zwischenzeitlichen großen Appetit inklusive – so ist dennoch eine gewisse Anspannung da, ob es wirklich so klappt, wie ausgedacht. Besondere Nervosität ruft der Umstand hervor, dass es letztlich ja nicht uns beiden gefallen soll, sondern hauptsächlich den Teilnehmern der Veranstaltung. So viel sei vorweg genommen: Die Kombinationen kamen in der kleinen Runde sehr gut an. Im einzelnen gab es:

WHISKY

Damit die Geschmacksknospen nicht völlig überfordert sind, haben wir angesichts üblicherweise gut gewürzter BBQ-Speisen darauf verzichtet, fassstarke Whiskys in das Tasting zu nehmen. Statt dessen haben wir Whiskys ausgewählt, die aufgrund ihrer Aromen besonders gut zu den Speisen passten.  Das LineUp von links nach rechts:

  • Oban 14yo, 43,0 %, Schottland, Highlands
  • Mackmayra Mack, 40,0 %, Schweden
  • Talisker 10yo, 45,8 %, Schottland, Isles
  • Eagle Rare, 45,0 %, USA, Kentucky
  • Connemara Turf Mor, 46,0 %, Irland
  • Teeling Small Batch Rum Cask, 46,0 %, Irland

ERSTER GANG

Pastrami-Sandwich auf selbst gemachtem Toastbrot mit Mayonnaise, Senfsauce und Gurke.
Dazu Oban 14yo wegen der Kräuter und des leichten Pfeffers im Geschmack.

ZWEITER GANG

Adana-Kebap (Gehacktes aus Lammfleisch) mediterran gewürzt an Minzjoghurt.
Dazu Mackmyra Mack – wegen der Minze und den frischen Aromen.

DRITTER GANG

In Talisker 10yo marinierter Kabeljauloin im Speckmantel, auf der in Talisker 10yo getränkten Zedernholzplanke gegrillt auf einem Salatbett mit weißer BBQ-Sauce.
Dazu Talisker 10yo – wegen der maritimen Aromen, die hervorragend zu Fisch passen.

VIERTER GANG

Pulled-Pork-Wrap mit Coleslaw und einer auf Basis des Eagle Rare hergestellten BBQ-Sauce.
Dazu Eagle Rare 10yo – wegen der vanilligen Süße, die einen schönen Kontrapunkt zum gewürzten Fleisch bildet.

FÜNFTER GANG

Bratwurst aus dem Connemara-Turf-Mor-Whiskyrauch mit zweierlei Senf – körniger heller Senf mit Whisky und dunkler Senf mit Chili.
Dazu Connemara Turf Mor – wegen der milden Rauchnote.

 

SECHSTER GANG

Herrencreme mit Teeling Small Batch Rum Cask und einem pikanten Chutney aus gegrillter Ananas.
Dazu Teeling Small Batch Rum Cask – weil die fruchtigen Aromen mit viel Ananas gut zum Topping passen.

FAZIT

Das Feedback der Teilnehmer war eindeutig: Gelungen. Die Kombinationen aus Speisen und korresponierenden Whiskys wurde als passend empfunden. Es war herrlich, wie sich beides ergänzte. Die Aromen der Speisen wurden durch die Whiskys noch verstärkt. Gleichzeitig wurden die Whiskys als deutlich ausdrucksstärker wahrgenommen. Alles in allem ein stimmiger Abend mit viel Spaß, interessanten Gesprächen und Diskussionen. Dass die Reihe fortgesetzt wird, steht damit fest. Erste Ideen für den nächsten Abend gibt es bereits.

Frühstück

Frühstück am Wochenende – nicht wenige nehmen sich dafür mehr Zeit als unter der Woche. Bei den meisten kommen dann auch gerne schon mal besondere oder neue Sachen auf den Tisch. So auch hier, wo gerne Marmelade und Nuss-Nougat-Creme das Frühstück perfekt abrunden. Zwei Neuigkeiten, die meinen Tisch bereichern, stelle ich euch heute vor.

RASPBERRY JAM SPECIALLY

Stefan Schwarzer hat wieder einmal etwas neues kreiert. Bei nächster Gelegenheit muss ich ihn mal fragen, wie der Kontakt eigentlich zustande gekommen ist, denn mir fällt gerade auf, dass ich das nicht weiß. Er hat jedenfalls für die Niederrhein Destille in Dornick (die habe ich letztes Jahr hier vorgestellt) eine spezielle Marmelade hergestellt. Basis sind Himbeeren – und der passende Himbeergeist aus der Brennerei. Da ich beides mag, war ich überaus gespannt, wie er das miteinander verbindet.

Raspberry Jam Specially / Himbeermarmelade mit Himbeergeist

 

Was soll ich sagen? Es wäre nicht Stefan, wenn er nicht meinen Geschmack getroffen hätte. Schon beim Öffnen des Glases steigt ein unglaublich leckeres Aroma empor. Die süßen, sehr fruchtigen Noten aus der Himbeere paaren sich vortrefflich mit dem Alkohol des Himbeergeistes. Was im Spirituosen-Sinne ein Geist ist, ist bekannt? Nicht? Kurz gesagt handelt es sich dabei um ein Erzeugnis, bei dem Früchte in fertigen, neutralem Alkohol eingelegt werden, bis sie ihre Aromen, quasi ihren Geist, an diesen abgegeben haben. Es wird also keine Maische angesetzt, aus der anschließend ein Brand destilliert wird. Diese Herstellung mit eingelegten Früchten nennt man Mazeration.

Perfekt auf Brötchen oder Croissant

 

Doch zurück zur Marmelade. Ich muss mich bremsen, sie nicht gleich aus dem Glas zu löffeln. Statt dessen gebe ich sie auf ein weiches Brötchen, das mit etwas Butter bestrichen ist. Was für ein Genuss! Im Gegensatz zu den meisten industriell hergestellten Marmeladen ist diese nicht so süß, dass man nichts anderes mehr schmeckt. Statt dessen der volle Beeren-Geschmack, wunderbar fruchtig. Dazu eine zarte Alkoholnote, die als Geruch wahrnehmbar ist. Der eigentliche Alkohol hat sich ja beim Kochen verflüchtigt. Beide zusammen ergänzen sich wirklich wunderbar und sorgen für die reinste Geschmacksexplosion. Der Geschmack hält einige Zeit an. Lange genug, dass man sich mit dem nächsten Happen Zeit lassen kann. Zu schade allerdings, dass die Saison für regionale Himbeeren vorbei ist und ich nur noch ein Glas habe. Bei Schwarzer Rabe Delikatessen zwar bereits ausverkauft gibt es die Komposition jedoch noch bei der Niederrhein-Destille in Dornick. Dort wird sie unter deren Label als Himbeergeist Konfitüre Extra angeboten.

NOUG NUSS

Vorige Tage habe ich mal den Shop von Das Bernsteinzimmer durchstöbert und mir ein paar Sachen bestellt, die ich noch nicht kannte. Dazu gehörte auch die dort hergestellte Nuss-Nougat-Creme namens Noug Nuss. Kennengelernt habe ich die Inhaberin Solvejg Klein letztes Jahr über eine gemeinsame Leidenschaft – du ahnst es vermutlich: Whisky. Sie genießt ebenso gerne Whisky wie ich und kombiniert diese Leidenschaft mit einer anderen, die sie zu ihrem Beruf gemacht hat – Schokolade. Von dieser Kombination wird es ein anderes Mal zu berichten geben, da bin ich mir sicher. Für heute bleibe ich bei der Nuss-Nougat-Creme. 

Noug Nuss – liebevoll verpackt

 

Bereits der Blick auf die rückseitige Zutatenliste bestätigte meine Vermutung: Hier wird auf Qualität Wert gelegt. Der Vergleich mit dem fast leeren Glas einer industriell gefertigten Nuss-Nougat-Creme zeigte den Unterschied. Solvejg stellt ihre Creme ohne Palm- und Sojaöl her. Sehr gut! Dazu statt der beim Marktführer enthaltenen 13 % Haselnussanteil gibt es hier satte 48 % in Noug Nuss. Aber genug der Vorworte, ich will probieren.

Hier ist Qualität drin – das steht auch drauf

 

Bereits die Nase über dem frisch geöffneten Glas ist begeistert. Nuss, Nuss, Nuss. Fantastisch! Dazu kräftiger, dunkler Kakao und, sehr überraschend: Salz. Nochmal nachgesehen. Steht ja auch drauf. Weiter geht’s, das Brötchen wartet schon. Im Glas deutlich fester als der Vergleichskandidat legt sich das beim Verstreichen auf dem Brötchen erstaunlich schnell. Hatte ich anfangs für Sekundenbruchteile überlegt, ob es vielleicht besser sei, die Creme in Scheiben auf das Brötchen zu legen, erwies sich meine Befürchtung schnell als unbegründet. Die Creme macht genau das, was man von ihr erwartet. Sie ist cremig und lässt sich gut verteilen. Wird auch Zeit, dass ich endlich probieren kann, denn diese Aromen machen sowas von Appetit!

Die Serviette ist zufällig gerade im Gebrauch, passt aber hervorragend.

Meine Erwartung hat sich bis hierher gut gesteigert. Aber was soll ich sagen: Sie wurde übertroffen. Das ist eine mir so bisher noch nicht bekannte Kombination aus Haselnuss und Kakao. Cremig, schmelzend und so lecker, dass man das Glas am liebsten direkt mit dem Löffel leeren möchte. Was der Creme aber den besonderen Kick gibt, ist das Salz darin. Eine ganz feine, kaum wahrnehmbare Note. Ab und zu den Eindruck erweckend, als hätte man gerade ein Salzkorn erwischt, weil der Geschmack etwas intensiver ist. Wirklich eine gelungene Zusammenstellung! Gut, die Zutaten, die Art und Menge der Herstellung haben ihren Preis. Für mich wird das sicherlich kein täglicher Begleiter beim Frühstück. Da für mich Genuss aber auch mit Qualität und mit der Besonderheit zu tun hat, wird Noug Nuss zumindest regelmäßig Gast auf dem heimischen Tisch sein.

FAZIT

Vielen Dank an Stefan und Solvejg für ihre außergewöhnlichen Kreationen. Ich bin begeistert und werde bestimmt über weitere Genussmomente aus eurer Produktion berichten. Denn ich bin mir sicher, die werde ich auch künftig haben.

LINKS

Schwarzer Rabe Delikatessen: http://www.schwarzer-rabe-delikatessen.com/
Niederrhein-Destille Dornick: https://www.niederrhein-destille.de/
Das Bernsteinzimmer | Raum für Genuss: https://dasbernsteinzimmer.com/

Caber Toss Cider

Cider? Ja, Cider! Auf einem Blog, dessen Schwerpunkt Whisky bildet? Okay, zugegeben, das klingt ungewöhnlich, aber der Bezug wird gleich klar. 

WAS

Zunächst einmal die Frage: Was ist Cider eigentlich? Ganz platt ausgedrückt handelt es sich sowohl beim englischen Cider als auch bei seinem französischen Pendant Cidre um einen Apfelschaumwein. Dieser entsteht, wenn man Äpfel presst und den so entstehenden Most unter Druck vergären lässt. Das geschieht in der Flasche, in einem Tank oder auch schon einmal in einem Fass. Anders als beim deutschen Apfelwein sprudelt Cider, weil seine Gärkohlensäure erhalten bleibt oder in der industriellen Produktion Kohlensäure zugefügt wird. Von einem Freund bekam ich unlängst je zwei Flaschen eines Herstellers, zu dem er eine persönliche Verbindung hat, zum Probieren zugesandt.

HERSTELLER

Dieser deutsche Cider stammt aus dem rheinland-pfälzischen Mölsheim. Die Gemeinde liegt im Landkreis Alzey-Worms und zumindest das hat die eine oder der andere wohl schon einmal gehört. Hergestellt wird er von der Glen Cellar Food & Beverage UG, hinter der Dr. rer. nat Eike Kienle, Dipl.-Ing. agr. Inga Ross und Dipl.-Betrw. (BA) Raik Petschik stecken. Die Liebe zur Heimat, zu Schottland, zu Whisky und die Lust auf neue, gemeinsame Projekte verbindet die drei. Für die Produktion des nach einer schottischen Sportart bei den Highland Games benannten Caber Toss werden ausschließlich regionale Äpfel verwendet.  Der Cider wird damit trocken ausgebaut, d. h. er ist weniger süß und dennoch spritzig. Die Lagerung erfolgt dabei in ehemaligen Whiskyfässern. Für die eine Sorte werden Fässer der schwäbischen Brennerei Gruel verwendet, in denen deren Tecker reifte. Die andere Sorte lagert in einem Fass, einer namentlich nicht genannten Islay-Destillerie. Wenn Cider eigentlich auch nicht zu meinen bevorzugten Getränken gehört, weil es mir entweder zu süß ist, oder ich davon eher Sodbrennen bekomme, hatte mein Freund damit den richtigen Punkt getroffen: Cider aus Whisky-Fässern? Spannend! Also ab ins Glas damit. Beide Varianten kommen übrigens mit einem Alkoholgehalt von 7,0 % daher.

FARBE

Die Cider sind beide sehr hell, wie ein sommerlicher Weißwein, sind klar und sehr feinperlig. Dass die Kohlensäure nicht künstlich hinzugefügt ist, merkt man daran, dass der perlende Effekt nicht allzu lange anhält. Der Cider übrigens auch nicht, so viel sei schon verraten.

NASE

Zunächst der Tecker Whisky Cask: Scheint er im ersten Moment fast geruchlos, so steigen schnell schöne, fruchtige Noten auf. Natürlich nehme ich Apfel wahr, aber auch Pfirsich, etwas milde, vanillige Süße. Auch eine Spur Malz glaube ich zu riechen. Ein Hinweis auf das Whisky-Fass? In sich jedenfalls stimmig, spritzig, frisch, sehr angenehm.

Ganz anders der Islay Whisky Cask: Einerseits dem ersten nicht unähnlich mit viel Apfel, mit einer insgesamt fruchtigen Spritzigkeit. Auch diese leichte Malznote finde ich. Daneben zeigt sich aber sofort der Islay Whisky präsent. Eine gute Portion Torfrauch, mild, wie ein verglühendes Feuer, aber deutlich wahrnehmbar. Selbst eine Spur Räucherspeck fällt mir auf. Herrlich!

MUND

Im Mund eint beide die angenehme, deutlich zurückhaltende Säure, die typische Fruchtigkeit des Apfels, die milde Süße, die erst hintenraus deutlicher wird. Die Fässer haben aber auch deutliche Unterschiede in den Cider gebracht. Während das Malz und die Vanilligkeit des Tecker sehr gut zum Cider passen und ihm trotz der naturbedingten Spritzigkeit ein leicht cremiges Mundgefühl verleihen, ist der Islay ein anderes Kaliber. Die Torfrauchnote ist deutlich vorhanden, wird für mein Gefühl auch mehr, sobald der Cider etwas wärmer wird, drückt sich aber nie so in den Vordergrund, dass die anderen Aromen überdeckt werden. Er bleibt prickelnd und feinherb, wird dabei von einer leicht erdigen Note begleitet. Aber auch die kaum wahrnehmbare Specknote ist noch da. Für mich ist das ganz großes Kino!

HALS

Sehr deutlich sind die Unterschiede auch hier. Beim Cider aus dem Tecker-Fass treten die Whiskynoten nun ein wenig in den Hintergrund. Dafür bleibt die Fruchtigkeit lange erhalten, ist der Apfel sehr präsent, mit einem Tüpfelchen Vanille obendrauf. Das Gefühl der Erfrischung hält lange an. Gerade im Sommer ein sehr willkommener Effekt. Der Islay-Cider wirkt im Vergleich trockener, jetzt wird auch der Torfrauch präsenter. Immer noch ohne zu dominieren, aber etwas ausdrucksstärker als im Mund.

FAZIT

Danke für die Probierflaschen, Lars! Jetzt brauche ich Nachschub. Oder anders ausgedrückt: Beide Ciders haben mir sehr gut gefallen! Feinherb, nicht zu süß, angenehmes Mundgefühl, spritzig und erfrischend – einfach klasse. Wer mich kennt, kann erahnen, dass der Islay Cask vorne liegt, aber das ist wie alles eine Frage des persönlichen Geschmacks – wie immer auf diesem Blog meines Geschmacks. Wenn möglich werden die Ciders den Weg in meinen Kühlschrank finden. Die entsprechende Anfrage an Glen Cellar ist raus. Andererseits verspricht die Homepage auch einige neue Varianten. Ich bin sehr gespannt!

LINKS

Homepage: https://www.glencellar.de/
Facebook: https://www.facebook.com/GlenCellar/

Tasting-Notes #0034

Glen Els Rubberduck

Wer hat nicht schon einmal Sam Peckinpahs legendären Film „Convoy“ gesehen, jenes herrliche Roadmovie über Trucker, die sich im Protest gegen Behördenwillkür zu einem langen Zug zusammenschließen? Martin Penwald (gespielt von Kris Kristofferson), besser bekannt unter seinem CB-Funk-Namen „Rubber Duck“, führt die Kolonne eher unfreiwillig an und wird unter anderem von „Spider Mike“, „Love Machine“ und „Pig Pen“ begleitet. Was das mit Whisky zu tun hat? Der Whiskyhort in Oberhausen hat wieder einmal eine exklusive Abfüllung von Glen Els auf den Markt gebracht. Die an große Kinoerfolge angelehnte Namensgebung der Serie schlägt nach „Black Morbow“, „Black Hort Down“ und „Dirty Pedro“ nun mit der neuesten Kreation der Zorger Hammerschmiede in „Rubberduck“ das nächste Kapitel auf.

WAS

Name: Glen Els Rubberduck
Kategorie: Single Malt Whisky
Destillerie: Hammerschmiede
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: nicht angegeben
Abgefüllt: August 2017
Alter: 6yo und älter
Fasstyp: Finish Chateau d’Yquiem
Fassnummer: 663
Alkoholgehalt: 46,4 %
Flasche: 51 insgesamt
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 124,50 EUR

DESTILLERIE

Die Hammerschmiede in Zorge, die ich unlängst besuchen durfte, stellt neben diversen anderen Spirituosen auch außergewöhnliche Whiskys her. Nicht viele deutsche Brennereien verstehen so viel vom Fassmanagement wie die Mannschaft um Alexander Buchholz. Den Schwerpunkt bilden Abfüllungen, die in Wein- und Süßweinfässern verschiedenster Herkunft teilweise vollgereift, teilweise gefinisht sind. Immer wieder finden sich hierbei ganz besondere Whiskys in teilweise überschaubarer Flaschenanzahl. Wer sich für die Destillerie interessiert, dem sei ein Besuch dringend empfohlen. Ein wahres Schmuckstück, liebevoll gestaltet und eingerichtet, wunderschön in einem kleinen Tal gelegen – wirklich sehenswert. Die Whiskys lohnen eh den Besuch.

ABFÜLLER

Verschiedene Abfüllungen sind bereits exklusiv unter dem Label des Whiskyhort erschienen, darunter auch mehrere von Glen Els. Bei Genießern findet zum Beispiel der Dark Wayfare der Hammerschmiede großen Anklang. Handelt es sich bei dem regulären Wayfare um die zweite Standardabfüllung von Glen Els neben dem Journey, erfuhr dieser für den Whiskyhort eine zusätzliche Reifung in einem zweiten Sherryfass, was ihm eine dunklere Farbe verlieh – eben Dark Wayfare. Als Rubberduck wurde dieser noch in einem Fass des Weinguts Chateau d’Yquiem gefinisht, einem Haus, das unter Weinkennern einen exzellenten Ruf genießt. Das klingt zunächst alles vielversprechend. Mal sehen, was davon gehalten wird.

FARBE

Richtig satt kupferrot leuchtet der Dram im Glas, strahlt geradezu von innen heraus. Beim leichten Schwenken läuft der Whisky in breiten, öligen Schlieren wieder zurück ins Glas.

NASE

Ein voller Fruchtkorb überfällt mich fast. Dunkle Weintrauben, ein Hauch Brombeere, reichlich Zwetschgen, etwas Pfirsich. Alle Früchte sind reif, sehr reif. Dazu gesellen sich malzige Noten, die ich bei Glen Els häufig zu erkennen glaube. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ich blind auf einen Harzer Dram getippt, zu typisch sind meiner Meinung nach die Noten. Cerealien stechen hervor, werden zusammen mit den Früchten zu einem Müsliriegel, Shortbread klingt an, dann plötzlich eine Ahnung von Mascarpone. Ich möchte mir einen Dessertlöffel holen.

MUND

Der nasale Eindruck wird im Mund bestätigt. Vollmundig, gehaltvoll, schwer kommt „Rubberduck“ daher, ist, seinem filmischen Pendant nicht unähnlich, nicht aufzuhalten. Zuerst macht sich die Sherrynote bemerkbar, die der Whisky aus dem ursprünglichen Fass bekommen hat, begleitet von deutlichen Eichennoten, die allerdings sehr angenehm daher kommen. Sie sind vermutlich der im Vergleich mit Schottland schnelleren Reifung des deutschen Whiskys geschuldet, nein, eher gedankt. Beides zusammen bildet die Grundlage für das dann auftretende Fruchtkompott. Die Zwetschge, die dunklen Weintrauben, in Anklängen der Pfirsich sind zu erkennen. Allerdings bringen diese Aromen schon fast eine eigene Konsistenz mit. Die Zwetschge zum Beispiel ist nicht knackig fest oder saftig reif, sondern eher wie aus dem Rumtopf. Kennt ihr Rumtopffrüchte? Sie bringen oft ein leicht faseriges Mundgefühl mit sich, was vom langen Kontakt mit hochprozentigem Alkohol rührt. Nicht so, dass es unangenehm wird, sondern gerade so, dass man sie mit der Zunge zerdrücken kann – herrlich! Genauso möchte man den Glen Els eher lutschen als trinken. Die Aromen kleiden den ganzen Mundraum samtig weich aus, was sich sehr angenehm anfühlt.

HALS

Die Fruchtnoten bleiben am längsten erhalten, um nicht zu sagen: sehr lang. Für einen Augenblick begleitet von einem Hauch einer metallischen Note – kein Wunder bei dem Alter – der aber, auch wenn er nicht unangenehm ist, schnell wieder verschwindet. Zurück bleiben das Fruchtkompott – und in meinem Fall glänzende Augen.

FAZIT

Dem an sich schon sehr leckeren Dark Wayfare noch ein Finish zu verpassen, hielt ich für gewagt. Zu groß empfand ich das Risiko, dass das Experiment in die Hose geht. Aber weit gefehlt. Hier wurde etwas Gutes noch besser gemacht. Der „Rubberduck“ überzeugt mich auf ganzer Linie. Ein tolles Aromenspiel, wie für einander geschaffen, so harmonisch ergänzen sich die Bestandteile. Einziges Manko ist aus meiner persönlichen Sicht der Preis von 124,50 EUR. Berücksichtigt man den Preis von 99 EUR für den ursprünglichen Dark Wayfare und das zusätzliche Fass aus dem Chateau d’Yquiem, relativiert sich das sicherlich ein Stück weit. Dennoch keine Größenordnung, in der ich ständig Whisky einkaufe. Andere offensichtlich schon, denn die Auflage von 51 Flaschen war nach wenigen Stunden bereits ausverkauft.

Danke an den Whiskyhort für das Sample.

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/99996/glen-els-06-year-old
Destillerie: Hammerschmiede
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0033

Update: Link zum Whiskybase-Eintrag ergänzt (02.09.2017 / 17:29 Uhr)

Blues Beatles

Samstag Vormittag, das Frühstück ist gerade beendet. Die Liebste informiert sich auf ihrem Smartphone über die aktuellen Neuigkeiten. Plötzlich erklingt Musik. Sie geht unter die Haut und direkt ins Herz. Unglaublich. Gestatten: Die Blues Beatles!

Man nehme die Texte bekannter Beatles-Songs, arrangiere sie mit einem knackigen Blues und fertig ist eine fantastische Neuinterpretation. Was die insgesamt sechs Jungs um Sänger Marcos Viana da abliefern, finde ich einfach großartig! Das macht Spaß und man möchte mehr. Allein dieser fette Orgelsound ist grandios. Dazu noch die Bluesharp – Gänsehaut! Überzeugt euch selbst und hört rein. Eine Tour nach Europa ist übrigens in Planung.

Homepage: https://www.bluesbeatles.com.br/
facebook: https://www.facebook.com/bluesbeatles/
Deezer: http://www.deezer.com/album/15807488