Chicken-Vegetables-Wrap

Mit geschickter Vorratshaltung hat man immer ein paar Lebensmittel im Haus, um den Besuch satt zu bekommen. Hier gab es heute Chicken-Vegetables-Wraps. Die sind ziemlich schnell gemacht. So geht’s:

ZUTATEN

Für drei Personen braucht man

  • Gemüse, das gerade vorhanden ist. Hier waren es heute eine kleine Aubergine, eine rote und eine gelbe Paprika, drei mittelgroße, fleischige Tomaten.
    Zucchini, Gurke, Avocado oder was du sonst noch im Kühlschrank oder Vorratsregal findest, gehen auch.
  • drei große Hähnchenbrustfilets
  • eine Handvoll Cornflakes
  • ein Ei
  • zwei Becher Creme Fraiche
  • eine Packung Tortilla Wraps (6 Stück)
  • etwas Pfeffer und Salz
  • frische Kräuter oder Gewürze nach Belieben
  • Olivenöl
  • 1 Liter Sonnenblumenöl

 

WERKZEUG

  • ein großes Küchenmesser
  • einen großen Topf
  • einen Tortenbodenhalter
  • zwei kleine Dessertschüsseln
  • zwei Rührschüsseln
  • einen Grill
  • eine Grillzange

ZUBEREITUNG

Die Dips brauchen etwas Zeit, damit sich die Gewürze entfalten können, daher beginnt man mit diesen. Einen Becher Creme Fraiche in eine kleine Schüssel geben, einen Teelöffel Gewürzmischung Café de Paris und eine Prise Salz dazu geben, gut durchrühren, zur Seite stellen. Den zweiten Becher Creme Fraiche in eine zweite Dessertschüssel geben, einen Teelöffel Chili-Pulver und eine Prise Salz dazu geben, gut durchrühren, ebenfalls zur Seite stellen.

Als nächstes braucht die Aubergine ca. 20 Minuten Zeit. Sie wird gewaschen und in einen halben Zentimeter dicke Scheiben geschnitten. Diese nebeneinander auf einem Teller oder einer Schale ausbreiten, salzen und zur Seite stellen. In der Zwischenzeit das restliche Gemüse waschen und in ebenso dicke Scheiben schneiden, auf einem Teller anrichten, mit Pfeffer und Salz würzen und ebenfalls zur Seite stellen.

Jetzt ist es an der Zeit, das Sonnenblumenöl in einem Topf zu erhitzen, der groß genug ist und viel Platz lässt. Während das Öl heiß wird, können die Hähnchenbrustfilets gewaschen, trocken getupft, pariert und danach in ca. 2×2 cm große Stücke geschnitten werden. Ein Ei in einer Schüssel aufschlagen, mit Pfeffer, Salz und Paprikapulver abschmecken, danach die Hähnchenbrustfilets hineingeben und alles durchrühren. Eine Handvoll Cornflakes mit einem Mörser zerstoßen, fast schon mahlen. Die Hähnchenstücke in der Cornflakes-Panade wälzen und zur Seite legen. Sobald das Öl siedet, gibt man die Hähnchenwürfel portionsweise hinein und lässt sie backen, bis sie schön braun sind. Aus dem Öl heben und zum Abtropfen auf einen Tortenbodenhalter geben, unter dem Küchenkrepp liegt.

Ich habe anschließend meinen Grill auf der Terrasse benutzt, weil wir angesichts des schönen Wetters eh draußen sitzen wollten. Man kann das aber auch in Pfanne und Backofen zubereiten. Den Grill auf mittlere Hitze aufheizen und alles Gemüse darauf verteilen. Sollte der Platz dafür nicht reichen, einfach portionsweise zubereiten.Das Gemüse mit ein wenig Olivenöl beträufeln, salzen, pfeffern, anschließen beginnen zu wenden. Wieder etwas Olivenöl, Salz und Pfeffer darüber geben, noch einmal wenden. Sobald die ersten Muster des Grills von beiden Seiten auf dem Gemüse zu sehen sind, das Gemüse vom Grill nehmen und auf einem Teller anrichten. Nun noch die Tortilla-Wraps einmal kurz aufbacken, indem man sie für jeweils eine halbe Minute pro Seite auf den Grill legt. Ebenfalls auf einem Teller anrichten und alles servieren.

Nun sind die am Tisch sitzenden gefragt, sich ihre Wraps selbst zu bauen. Dazu in der Mitte des Wraps einen Streifen Dip auftragen. Es erweist sich als praktisch, das mittlere Drittel der Breite und die oberen zwei Drittel der Höhe zu füllen. Darauf nach Belieben das Gemüse und die Hähnchenstücke platzieren, eventuell nachwürzen oder mit frischen Gartenkräutern garnieren. Ganz wichtig! Nun zuerst den leeren unteren Rand des Wraps nach oben klappen und damit einen Teil der Auflage bedecken. Anschließend ja nach Auslage von links oder rechts den Wrap einrollen. Nicht zu locker, damit nicht alles herausfällt, aber auch nicht zu fest, damit der Wrap nicht reißt (Beides endet in Sauerei auf dem Tisch und waschmaschinenreifen Kleidungsstücken.). Und nun … GUTEN APPETIT!

Übrigens: Das Schöne an diesem Gericht ist, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Alles was Küche und Keller hergeben, kann verwendet werden. Probier es aus!

Rezept #0004

Glenburgie 2008 Wh an trusadh cluaran mór

Große Dinge werfen ihre Schatten voraus. So auch dieser Whisky. Der hat nämlich eine Geschichte, und zwar folgende: Es gibt bei facebook diverse Gruppen von Whiskygenießern. In der mit über 10.000 Mitgliedern größten deutschsprachigen Gruppe wird einmal jährlich ein Treffen veranstaltet. Letztes Jahr konnten es 180 Menschen einrichten, sich an einem Abend im Herbst in Oberhausen zu treffen, dort Whisky zu genießen, neue Freundschaften zu knüpfen, alte aufzufrischen, zu reden, zu lachen, Spaß zu haben. Wunderbar! Vor drei Jahren gab es das erste Mal eine eigene Abfüllung für solch ein Treffen. Für die diesjährige Veranstaltung ist gerade die vierte Abfüllung in die Flasche gebracht worden. Diese hier:

WAS

Name: Glenburgie 2008 Whiskyhort an trusadh cluaran mór
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Glenburgie
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 27. März 2008
Abgefüllt: 18. Mai 2017
Alter: 9 Jahre
Fasstyp: 1st fill Sherry Hogshead
Fassnummer: #800019
Alkoholgehalt: 59,6 %
Flasche: 292 insgesamt
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 79,00 EUR

DESTILLERIE

Glenburgie – es ist wohl schon eine Zeit her, dass ich einen Tropfen dieser Speyside-Destillerie im Glas hatte. An der A96, gut 10 Kilometer westlich von Elgin gelegen wird dort seit 1829 Whisky hergestellt. Inzwischen im Besitz von Allied Domecq wurde die Brennerei während der letzten Renovierung, die bis zum Juni 2005 dauerte, auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Seitdem ist auch die letzte Whiskyromantik passé – der komplette Herstellungsprozess wird zentral von einer Person auf Tastendruck gesteuert. Der größte Teil der Jahresproduktion von rund 4,2 Mio. Litern wird für die Blends Ballantine’s und Teacher’s verwendet. Direkte Abfüllungen sind zumeist bei Unabhängigen Abfüllern zu finden.

ABFÜLLER

Mehrere Abfüllungen des Whiskyhort Oberhausen durfte ich hier schon verkosten, so zum Beispiel den Breichin, den Macduff oder die beiden torfigen Islay mu Dheas und zuletzt den HISS. Dabei habe ich einen der größten Whiskyhändler Deutschlands schon detaillierter vorgestellt. Daher fasse ich mich an dieser Stelle kurz, denn ich möchte den Glenburgie probieren.

FARBE

9 Jahre im 1st fill Sherry Hogshead und dann diese helle, an Weißwein erinnernde Farbe? Sehr faszinierend und ein guter Einstieg.

NASE

In der Nase fällt sofort die Leichtigkeit auf. Frisch, fruchtig kommt der Glenburgie daher. Nach und nach lassen sich die einzelnen Früchte erkennen. Für mich in der Reihenfolge Birne, grüne Weintraube, Honigmelone, Wassermelone, grüner Apfel, Ananas. Zum Schluss folgt der unvergleichliche Duft frischen Grases. Kurz: Eine Wiese im Frühling, inmitten eines Obstgartens gelegen. Fruchtige Süße dominiert, Alkohol ist nicht wahrnehmbar. Minimal nehme ich frisch gesägtes Holz wahr, Kiefer oder Fichte, eine Spur, wirklich nur ein Hauch Harz, etwas Popcorn. Alles in allem aber viel Frucht und die anderen Aromen wie ein sie bettender Korb drumherum. Leicht trocken wirkt er zudem. Sehr spannend und die Aromen machen neugierig auf den Geschmack.

MUND

Für Sekundenbruchteile füllt der erste Nipp den Mund ölig weich bevor der Glenburgie dann recht kräftig antritt. Es prickelt kurz auf der Zunge, grüne Früchte tauchen auf, etwas Malz. Einen Moment warten, bis sich alles wieder beruhigt hat, bevor ich den zweiten Schluck nehme. Deutlich gefälliger wirkt er jetzt. Eine tolle Süße, die aus Früchten kommt. Reife Ananas, grüne, süße Weintraube, Honigmelone, gelbe Birne, alles deutlich reifer, süßer als in der Nase. Ich halte ihn länger im Mund als den ersten Schluck. Spritziger wird er dann und hinten raus wirkt der Alkohol kräftiger. Am Ende dann wieder dieses frische Holz. Insgesamt wirkt alles sehr frisch, prickelnd, belebend, sommerlich. Unglaublich viel Frucht, der reinste Obstsalat, den ich da im Glas habe. Lecker!

HALS

Auch im langen Abgang bleibt diese enorme Fruchtigkeit erhalten, dominiert, wird getragen von einer malzigen Note. Auch hier begeistert er mich.

FAZIT

Das ist ein leckere Obstsalat, an dem man lange Freude hat. Ein toller Whisky für den sommerlichen Abend draußen auf dem Balkon, der Terrasse, im Garten, am See – wo auch immer. Bleibt die spannende Frage, die mich eingangs bewegte, ob er einem Vergleich mit der Abfüllung des Vorjahres standhält. Ganz ehrlich, das geht nicht. Der Glenburgie ist komplett eigenständig, fasziniert auf seine Art mit tollen Aromen, mit einem langen Abgang. Dazu kommt, dass er mich auch ein Stück weit überrascht hat. 1st fill Sherry Hogshead? Nie im Leben wäre ich darauf gekommen! Ich freue mich jedenfalls, dass in absehbarer Zeit eine Flasche in meinem Schrank stehen wird. Zu kaufen gibt es ihn bald zunächst für die Teilnehmer des diesjährigen Treffens. Mal sehen, ob davon dann noch etwas übrig bleibt, das in den freien Handel gelangt.

Danke an den Whiskyhort für das Sample.

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: nicht vorhanden
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0032

Marinierter Lachs von der Zedernplanke

Mit diesem Foto habe ich euch vorige Tage schon angetriggert. Höchste Zeit zu erzählen, was es da leckeres gab.

Lachs von der Zedernholzplanke hat es hier schon viel zu lange nicht mehr gegeben. Ein leckeres, einfaches Gericht, das schnell zubereitet ist. „Einfach“ weil es dazu nicht viel mehr braucht als ein Lachsfilet, ein Zedernholzbrett und einen Grill. Mit neuen Brettern war es nun an der Zeit, diese einfache Köstlichkeit auf den Grill zu bringen. Und da der Liebsten „einfach“ einfach zu einfach war, hat sie einen Rub wie folgt  gemixt:

  • 85 g Rohrzucker
  • 45 g grobes Meersalz
  • 1 EL frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer – in diesem Fall der äußerst aromatische Urwaldpfeffer von Ankerkraut
  • 1/2 EL getrockneter Dill
  • 1/2 TL gemahlener Koriander
  • Schale eine Bio-Limette
  • Saft der Limette

Alles gut vermischt und die Lachsfilets damit bedecken und vorsichtig andrücken. Auf einem Teller abgedeckt wandern sie dann für ein paar Stunden in den Kühlschrank, damit sich die Aromen der Gewürze auf den Fisch übertragen können. Die Holzplanke wird nun in einem entsprechend großen Behälter mit Wasser bedeckt und beschwert, um sie zu wässern.

In der Zwischenzeit wurde die Beilage, ein einfacher Salat, zubereitet, eine Mischung aus Lolloo Rosso und Lollo Bianco, vermengt mit einer klein geschnittenen Paprika und einer Dose Mais. Angerichtet wurde der Salat mit dem fantastischen Apfel-Whisky-Chutney von Schwarzer Rabe Delikatessen. Ein halbes Glas davon, etwas Olivenöl, etwas Pfeffer und Salz, mehr braucht es nicht für ein fantastisches, fruchtiges Dressing. Über den Salat geben, durchmengen und ziehen lassen.

 

Höchste Zeit, den Lachs zu grillen. Die Kräutermischung noch mit der geraden Seite eines Messers vorsichtig von der Oberseite des Filets abschaben. Zu groß ist die Gefahr, dass die Kräuter trocken werden, verbrennen und einen bitteren Geschmack entwickeln. Den Lachs dann vorsichtig mit der Hautseite auf das grob abgetrocknete Zedernholzbrett legen und selbiges über der direkten Hitze auf dem Grill platzieren. Den Deckel schließen und warten. Was passiert dort? Zunächst verdampft das Wasser, das Brett wird wieder getrocknet. Schon dabei umschmeicheln die ersten Zedernaromen den Fisch. Sobald das Brett getrocknet ist – was man am unweigerlich folgenden Knistern hören kann – beginnt es zu glimmen und Rauch zu entwickeln. Nun ist es an der Zeit, das Brett mit dem Lachsfilet von der direkten Hitze zu nehmen, damit es nicht in Flammen aufgeht. Im nicht direkt erhitzten Bereich des Grills wird der Lachs nun bei geschlossenem Deckel gar gezogen. Nach ca. 15 Minuten lohnt sich der Blick unter den Deckel, ob der Fisch fertig ist. Zu erkennen ist es daran, dass das Fett weiß aus dem rosafarbenen Fleisch austritt. Das Filet auf dem Teller anrichten, Salat dazu und genießen.

Die Oberseite des Filets leicht knusprig, innen sehr saftig, die Aromen des Rubs, die perfekt mit dem Fisch harmonieren. Dazu der fruchtig-leichte Salat, ein Glas gekühlten trockenen Weißwein – mehr braucht es nicht für einen genussvolles Abendessen. Viel Spaß beim Nachmachen.

LINKS

Urwaldpfeffer: https://www.ankerkraut.de/voatsiperifery-urwald-pfeffer
Apfel-Whisky-Chutney: http://schwarzer-rabe-delikatessen.de/products.html

Rezept #0003

HISS – South Islay Whisky

WAS

Name: HISS
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Nicht genannt
Region: Islay
Abfüller: Whiskyhort
Serie: Eigenabfüllung
Destilliert: 2008
Abgefüllt: 2017
Alter:  9 Jahre
Fasstyp: 8 Jahre Ex-Bourbon-Fass, 1 Jahr PX Sherry Finish
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 58,1 %
Anzahl Flaschen: 34
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis:  69,00 EUR

DESTILLERIE

Die Destillerie ist nicht genannt, was bei unabhängigen Abfüllungen durchaus nicht ungewöhnlich ist. In der Regel steckt dahinter der kaufvertraglich vereinbarte Ausschluss der Namensnennung. Das „Islay“ im Subtitel grenzt es immerhin auf acht mögliche Brennereien ein, „South“ reduziert die Auswahl auf deren drei. Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg heißen sie und befinden sich auf einer Strecke von rund drei Kilometern. Meine Vermutung steht fest, aber ich verrate sie nicht, weil ich niemandem den Spaß am eigenen Entdecken nehmen möchte. Grundsätzlich aber vom Ansatz her Islay pur.

ABFÜLLER

Der Whiskyhort, seit Ende Januar 2015 im Geschäft, ist einer der größten Whiskyhändler Deutschlands. Neben gut 2.000 verschiedenen Whiskys sind auch über 100 Rums und diverse Gins im Angebot. Ergänzt wird es seit kurzem um eine ansprechende Auswahl an Zigarren. Für viele Whisky- und Rum-Genießer ist gerade die Kombination dieser Genussmittel gern gesehen. Überwiegend anlässlich besonderer Veranstaltungen wurden auch schon eigene Whiskyabfüllungen in Kleinauflage auf den Markt gebracht. So auch diesmal: Anlass ist das Konzert von HISS in Oberhausen, einer Folkrock-Polka-Band aus Stuttgart, die im 20. Jahr ihres Bestehens auf Tour ist. Mal sehen, ob der Whisky ähnlich komplex ist, wie die Musik der Band.

AUGE

Goldfarben mit einem Stich ins rötliche schimmert der Dram im Glas. Der Dreh lässt dicke, weit auseinander liegende Schlieren zurück, die langsam das Glas hinunter laufen. Indizien für den hohen Alkoholgehalt des Fassstärke.

NASE

Die erste Nase lässt mich stutzen. Der soll von Islay kommen? Von der Südküste, wo die Destillate gerne mal torfige Aromen in allen Variationen anbieten? Dafür bringt er für meinen Geschmack erstaunlich wenig Rauch mit. Dominierend finde ich statt dessen malzig-süße und fruchtige Eindrücke. Dazu ein Duft, der mich an einen Rosenstrauß erinnert. Nicht schwer und betörend im Duft, sondern eher leicht und fragil. Die Frucht deute ich als Marille, ein Anklang von Rosinen, ergänzt von einem schwachen Duft frisch gesägten Holzes. Auch nach mehreren Minuten, nach wiederholtem Schwenken des Glases behält er den Rauch weitestgehend für sich. Mal sehen, ob er mich damit im Mund überraschen will.

MUND

Als der erste Nipp meine Zunge berührt kommt mir sofort der Begriff „ölig“ in den Sinn. Weich und rund, fast schon zähflüssig verteilt er sich im Mundraum, was ein sehr angenehmes Gefühl verursacht. Süße Fruchtigkeit schiebt sich auch hier in den Vordergrund. Wieder der Eindruck von Malz. Offensichtlich hat hier ein Bourbon-Fass gute Arbeit geleistet. Marille und etwas Birne bilden die fruchtige Grundlage, unter die sich einzelne Rosinen mischen. Weiße Schokolade wird präsent, Karamell, Toffee klingen durch bevor schließlich der Rauch leicht und sehr subtil zu spüren ist. Nach einigen Minuten im Glas kommt er deutlicher zur Geltung, wird intensiver im Geschmack. Dann ist es eine sehr ausgewogene und faszinierende Mischung aus Süße und leichtem Rauch

HALS

Auch hier ist die ölige Cremigkeit der vorherrschende Eindruck. Die Süße ist sehr präsent, vergeht dann aber schnell. Eine leicht torfige Note bleibt mittellang.

FAZIT

Okay, der Whisky ist nicht Polka’n’Roll, wie die Band HISS ihren Musikstil selbst nennt. Er ist eher Folk, kommt ruhig und entspannt daher. Nur neun Jahre alt, dazu fassstark und dennoch meiner Meinung nach sehr gut für Islay-Einsteiger geeignet. Wer um torfige Whiskys mit ihren besonderen Aromen bisher einen Bogen gemacht hat, sollte es hier versuchen. Klar, die Tiefe und Komplexität eines Lagavulin 16 erreicht er nicht. Wie auch, ist er doch nur gut halb so alt. Dennoch sind Ansätze da, die mich an diesen Gentleman von Islay denken lassen, weil der HISS elegant daher kommt, ohne in seinen Ausprägungen zu dominant zu sein.

Vielen Dank an den Whiskyhort für das Sample.

LINKS

Abfüller: http://whiskyhort.com/

Tasting-Notes #0031

Naranjas del Carmen – ein eigener Orangenbaum

Bewusster Genuss hat in meinen Augen auch etwas mit Verantwortung zu tun. Dazu zählen für mich nach Möglichkeit Einkäufe bei lokalen Anbietern, art- und umweltgerechte Produktion, faire Preise von denen der Erzeuger auch leben kann und Nachhaltigkeit. Klar, das kostet mehr, als alles im Discounter einzukaufen, aber entgegen der Werbung ist Geiz halt eben nicht geil, schon gar nicht auf Dauer.

Unter anderem diese Gedanken unterstützt ein junger facebook-Freund, dessen Ansichten und Denkanstöße zu derlei Themen ich sehr schätze. Er berichtete unlängst von einem Projekt, das mich auf Anhieb faszinierte. Nachdem ich mich ausführlich darüber informiert habe, kam ich zum Entschluss, es ihm gleich zu tun:

Ich habe einen Orangenbaum gekauft!

Wie denn? Wo denn? Was denn? Ganz einfach: In der spanischen Region Valencia haben die Geschwister Gabriel, Gonzalo, Fernando und Patricia Urculu vor sieben Jahren die Familienfarm übernommen. Neben den für die Region typischen Zitrusfrüchten werden dort auch Honig und Olivenöl gewonnen. Ebenso sind Clementinen, Zitronen und Grapefruits sowie diverse Gemüsesorten erhältlich. Den Schwerpunkt bilden jedoch die Orangen. Angesichts von teilweise unter den Produktionskosten liegenden Erträgen bei deren Verkauf an die Großhändler drohte der Familie Urculu jedoch das gleiche Schicksal wie vielen anderen Bauern vor Ort: Finanzieller Ruin und damit einhergehende Aufgabe des Betriebes.

Die Geschwister Urculu gehen jedoch einen anderen Weg: Sie haben im November 2015 das Crowdfarming eingeführt. Das funktioniert so: Man kauft einen Orangenbaum auf ihrer Farm, der neu angepflanzt wird. Dafür werden einmalig 80 EUR von der Kreditkarte abgebucht, in den Folgejahren jeweils 60 EUR für die Bewirtschaftung und Pflege. Nur am Rande sei bemerkt: Die Pflanzen werden nicht gespritzt, die geernteten Orangen nicht gewachst. Klingt bis dahin schon ganz gut. Mit dem Kauf des Baumes erwirbt man gleichzeitig das Recht, während der Erntezeit von Januar bis April 80 kg Orangen zu erhalten, in den Monaten November und Dezember auch in Form von Clementinen. 80 Kilogramm – das entspricht der durchschnittlichen Ernte eines Orangenbaumes. Bis der eigene Baum Früchte trägt, wird man aus dem Altbestand beliefert. Dieses Kontingent kann man sich je nach Bedarf in Paketen von 10 bis 30 kg per UPS liefern lassen. Je nach Paketgröße fallen 25 bis 35 EUR für Ernte, Verpackung und Versand an. oder anders herum ausgedrückt: Im ersten Jahr kostet das Kilogramm Bio-Orangen 2,50 EUR, in den Folgejahren 2,25 EUR. Ja, das ist teurer als die saisonalen Angebote im Discounter hier im die Ecke, die teilweise mit Kilo-Preisen von 0,99 EUR arbeiten. Dennoch finde ich den Ansatz richtig und habe mich dazu entschlossen das zu unterstützen. Die Gründe dafür sind:

  • Orangen werden in unserem Haushalt mindestens in Form von Saft täglich verzehrt.
  • Die Früchte werden ohne Chemie produziert, sind Bio. Sogar die Schale kann gegessen werden.
  • Es wird nur produziert, was verkauft wird. Vernichtete Überschüsse sind passé.
  • Durch die Anpflanzung neuer Bäume ist die Nachhaltigkeit gegeben.
  • Der Preis ermöglicht es dem Bauern und seiner Familie, von ihrer Arbeit zu leben.
  • Die Mitarbeiter auf der Farm sind keine Saisonkräfte, sondern fest angestellt.

Sieht so die Landwirtschaft der Zukunft aus? Das weiß ich natürlich nicht. Aber ich halte es für einen unterstützenswerten Ansatz und werde es probieren. Für dieses Jahr habe ich zu spät von diesem Angebot erfahren, die aktuelle Saison ist gerade beendet. Schon jetzt bin ich aber gespannt, wie es ab November läuft!

Du findest diese Idee genauso faszinierend wie ich? Hier kannst du dich weiter informieren:
TV-Bericht im auslandsjournal des ZDF: https://www.zdf.de/politik/auslandsjournal/auslandsjournal-clip-4-126.html
Homepage Naranjas del Carmen: https://www.naranjasdelcarmen.com/ 

 

Kochstudio Maashof

 

Wer mich näher kennt, weiß, dass ich gutes Essen durchaus zu schätzen weiß. Seit einigen Jahren habe ich zudem auch Freude daran gefunden, es selbst zuzubereiten. Aus der Not heraus, es plötzlich zu  müssen, wurde ein „Wer lesen kann, kann auch kochen.“ Ganz so ist es nicht, wie ich inzwischen festgestellt habe, aber der Anfang war gemacht. Mittlerweile finde ich es wunderbar entspannend, nach einem anstrengenden Tag oder auch gerade am Wochenende mit der Liebsten zusammen zu kochen. Anschließend dann zu sehen, wie es anderen schmeckt, ist das Tüpfelchen auf dem „i“.

DAS KOCHSTUDIO

Durch facebook-Fotos von Bekannten inspiriert, wurde ich vor knapp zwei Jahren auf das Niederrheinische Kochstudio Maashof aufmerksam. Seit Mai 2009 veranstalten hier die Eheleute Brigitte und Ludger Mai im ehemaligen Kälberstall auf dem Hof ihrer Eltern Kochabende. Obwohl nur wenige Kilometer entfernt, war das meiner Aufmerksamkeit bis dahin völlig entgangen. Also nichts wie hin – inzwischen zu fünf verschiedenen Kursen.

  • Mediterrane Küche zum Altweibersommer
  • Rock around the Grill
  • Steaks & Co. 
  • Fischküche zum Aschermittwoch
  • Rundreise durch die Küche Asiens

Neben solchen Kursen, zu denen man sich frei anmelden kann, was man nach Erscheinen des Newsletters auch tunlichst innerhalb kürzester Zeit sollte, gibt es regelmäßig auch geschlossene Veranstaltungen von privaten oder beruflichen Gruppen. Der rund 120 qm große Kälberstall wurde dafür komplett renoviert und mit moderner Technik ausgestattet. Vier Kochstationen, jeweils komplett mit Töpfen, Pfannen, Schneidbrettern, Schüsseln, Messern und sonstigen Arbeitsmitteln sowie Besteck ausgestattet ermöglichen ein konzentriertes Arbeiten.

DER ABLAUF

Zu Beginn der Veranstaltung werden die Teilnehmer mit einem alkoholfreien Aperitif willkommen geheißen, bevor es an das gemeinsame Studium der Rezepte geht. Je nach Teilnehmerzahl der Veranstaltung werden die Kochwilligen danach in Gruppen von zwei bis vier Personen eingeteilt, die sich jeweils an einem der bis zu sieben Gänge versuchen. Anschließend erfolgt eine kurze Einweisung an den Arbeitsplätzen, wo die für den jeweiligen Gang benötigten Zutaten schon bereit stehen. Und los gehts! Die Eheleute Mai sind vom Fach, Brigitte als Oecotrophologin mit langjähriger Erfahrung als Lehrerin an einer Familienbildungsstätte, Ludger als weltweit tätiger Koch in Diensten eines Großküchenherstellers. Beide geben ihr Wissen den Teilnehmern gerne und mit viel Spaß an der Sache weiter. Hier nutze ich gerne den intensiven Austausch, lasse mir zeigen, wie ich die Werkzeuge noch besser verwenden kann, hole mir Hintergrundinformationen sowie Tipps und Tricks für den Umgang mit den einzelnen Zutaten. So finden immer wieder Dinge den Weg in die heimische Küche, die mir dort die Arbeit erleichtern oder die Speisekarte bereichern. Auch die anderen Teilnehmer, egal ob Kochanfänger oder erfahrener Hobbykoch, sind mit Feuereifer und viel Spaß bei der Sache. Überall wird geschnibbelt, geputzt, gewürfelt, gerührt, gebrutzelt und dabei viel gelacht. Informationen werden ebenso ausgetauscht wie einzelne Zutaten. Was nicht mehr benötigt wird, wird direkt gespült. Nach und nach füllen die Düfte den Raum und machen Appetit. Auch der Blick an die anderen Arbeitsplätze lohnt immer wieder mal, nicht nur, wenn die Kursleiter um Aufmerksamkeit bitten, um den einen oder anderen Zubereitungsschritt zu erklären.

An die Zubereitung der einzelnen Speisen schließt sich der gemeinsame Verzehr an. So wie die einzelnen Gerichte gerade fertig sind, kommen sie dekorativ auf die Teller und werden serviert. Dass dabei nicht immer die Reihenfolge des Menüs eingehalten wird, liegt an der unterschiedlichen Geschwindigkeit der Teilnehmer, tut aber letztlich nichts zur Sache. Haben auch alle Teilnehmer anhand der Unterlagen die Rezepte zur Hand, findet beim Essen ein reger Austausch statt, wie denn nun das eine oder andere konkret angegangen wurde. Begleitet von Mineralwasser, Wein und Bier werden die Speisen verzehrt. Sehen die einzelnen Portionen meist eher übersichtlich aus, macht es wieder einmal die Summe und man ist nach Abschluss aller Gänge in jeder Hinsicht sehr gut gesättigt. Gerne wird der abschließende Kaffee oder Espresso angenommen, bevor es – wieder gemeinsam  – daran geht, alles zu spülen und zu säubern.  Und schon sind seit Beginn des Kurses um 19:00 Uhr rund drei bis vier Stunden vergangen und der Abend endet.

DAS MENÜ

Nach vorheriger Absprache mit den beiden Inhabern des Kochstudios und der Einwilligung der Teilnehmer des Kurses „Fischküche zum Aschermittwoch“ habe ich an jenem Abend Fotos und einige Notizen gemacht, die den Kern des Beitrags bilden. An diesem Abend gab es

  • Forellenmousse mit Gurkensalat
  • Geräuchertes Forellenfilet mit Meerrettichcreme
  • Fischsuppe mit Aioli
  • Spinat-Linsen mit Kabeljau
  • Lachs-Kartoffel-Gratin
  • Forelle mit Zitronenbutter
  • Rote Grütze

SPINAT-LINSEN MIT KABELJAU

Selbst gewerkelt habe ich an den Spinat-Linsen mit Kabeljau. Gerade wegen ersterem hatten die Liebste und ich uns für dieses Rezept gemeldet. Schalotten und Knoblauch wurden in Öl glasig angeschwitzt, zu den Linsen gegeben und die Mischung mit Lorbeerblatt und Muskatblüte in Wasser geköchelt. Parallel dazu wurden grob gehackte Walnüsse in Butter angebraten und mit Balsamico-Essig übergossen. Die Linsen, inzwischen al dente, kamen mit in die Pfanne, Salz, Pfeffer und Butter dazu gegeben, schließlich kurz vor dem Servieren der gewaschene Spinat, der nur noch zerfallen brauchte. In der Zwischenzeit wurde aus Zitronensaft, Olivenöl, Salz und Pfeffer ein Dressing angerührt sowie die Kabeljaufilets mit Pfeffer und Salz gewürzt und in Öl gebraten, bis der Fisch nur noch im Kern glasig war. Auf einem Bett aus Spinat-Linsen wurde der Kabeljau auf dem Teller angerichtet und mit dem Zitronen-Dressing beträufelt. Es war fantastisch!

Bleibt noch eine Frage offen: Was kostet so ein Abend im Kochstudio Maashof? Das hängt vom jeweiligen Kurs ab. Bisher habe ich jeweils rund 40 EUR pro Person bezahlt. Lediglich der Kurs Steak & Co. war aufgrund der verwendeten Zutaten mit 48 EUR etwas teurer. Ich finde die Preise mehr als fair. Vergleiche ich das mit einem mehrgängigen Menü im Restaurant, zahle ich dort deutlich mehr. Okay, im Kochstudio erfolgt die Zubereitung eigenhändig, aber nicht zuletzt deshalb nehme ich ja auch daran teil. Mein Fazit: Ich warte schon gespannt auf das Programm für das zweite Halbjahr und komme gerne wieder!

LINKS

Homepage des „Kochstudio Maashof“: http://www.kochstudio-maashof.de/
Facebook-Seite des „Kochstudio Maashof“: https://www.facebook.com/kochstudiomaashof

Haus Aspel

Blühender Magnolienbaum vor dem Haupteingang der ehemaligen Schule.

 

Frühjahr, Zeit der Magnolienblüte. Für mich immer ein willkommener Anlass, an einen Tatort meiner Jugend zurückzukehren.

Die letzten fünf Jahre meiner Schullaufbahn verbrachte ich an einem besonderen Ort. Während vielerorts Schulen reine Zweckbauten sind, in denen Hunderte Heranwachsende und ihre Lehrerinnen und Lehrer einen nicht unerheblichen Teil des Tages zusammengepfercht sind, hatte ich das Glück, ab der 9. Klasse in einem mittelalterlichen Schloss im Nachbardorf die Jahre bis zum Abitur verbringen zu dürfen. Wenn dort auch das eine oder andere eher suboptimal war – für Jugendliche ist die Lage schon wirklich kurz vor dem berühmten A… der Welt und im Winter fiel auch gerne schon mal tagelang die Heizung aus – hatten das Gebäude und die Umgebung schon ein besonderes Flair. Direkt an einem kleinen See, dem Aspeler Meer, gelegen, auf dem sich sogar eine Insel befindet, die man über eine kunstvolle Brücke erreichen kann, hatte diese Lage mitten in der Natur schon etwas sehr entspanntes. Klar gab es auch die unter Heranwachsenden üblichen Rangeleien und auch Raufereien. Auf mich hat es dennoch immer schon so gewirkt, als ob die alten Gemäuer eine besondere Ruhe ausstrahlten. Dazu das ganze Grün drumherum, das Vogelgezwitscher, das Rauschen des Windes in den Blättern der Bäume und maximal der über die Nachbarfelder tuckernde Trecker – das waren die Geräusche, die man bei geöffneten Fenstern während des Unterrichts vernahm. Und dann war da noch der Innenhof, der das Nonnenkloster im linken und die Schule im rechten Flügel miteinander verband. Jener Innenhof, auf dessen Rasenfläche vor dem offiziellen Eingang der Schule ein Magnolienbaum stand. Jedes Frühjahr war es eine Pracht, wenn er in voller Blüte stand. Jedes Jahr habe ich diesen wunderschönen, fast majestätischen Anblick genossen. Und auch heute, über 30 Jahre später zieht es mich alljährlich zur Zeit der Magnolienblüte an diesen Ort, der auch heute noch einen eigenartigen Zauber auf mich ausübt. Das Lachen der Kinder, ihr Geschrei bei den Spielen in den Pausen, das Läuten der Klingel, das wieder in die Klassen rief, die Stimmen, die während meiner Freistunden auf den Hof drangen – all das habe ich wieder im Ohr, wenn ich unter dem Baum stehe und diese Pracht genieße.

Blick vom Innenhof in Richtung Aspeler Meer. In Bildmitte die Bäume auf der Insel.

 

Die Schule ist kurz nach meinem Abitur in einen Neubau des Reeser Schulzentrums gezogen.Sicher lernen, lachen und spielen die Kinder und Jugendlichen dort genauso wie wir damals im Schloss. Frieren werden sie bestimmt nicht. Aber ich bin mir sicher, dass ihre Umgebung nicht so schön ist. Einen Magnolienbaum gibt es dort jedenfalls nicht. Schade, dass der Film, den ein ehemaliger Mitschüler anlässlich des Umzugs Schüler gedreht und in dem er die Stimmung dieses besonderen Ortes auf unnachahmliche Weise eingefangen hatte, nicht online verfügbar ist. Ich muss mal wieder meine Videokassetten durchsuchen, wo mein Mitschnitt abgeblieben ist.

LINKS

Website des Klosters Haus Aspel: http://www.hausaspel.de/
Die Geschichte des Hauses Aspel bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Aspel
Website des heutigen Gymnasiums Haus Aspel: http://www.gymnasiumaspel.de/

Whiskyplaza Norderney

Ausspannen, ein paar Tage nur, mal was anderes sehen, als die eigenen vier Wände – es war mal wieder an der Zeit. Norderney sollte das Ziel des verlängerten Wochenendes sein. Einerseits weil ich mich bei meinem ersten Besuch vor rund 20 Jahren in die Insel verliebt habe und der letzte Besuch schon ein paar Jahre zurück lag. Andererseits, weil es unter dem Stichwort „Whisky“ interessante Ziele auf der Insel gibt. In der Ferienwohnung eines Whisky-Freundes untergebracht stand natürlich auch der gemeinsame Genuss auf dem Programm. Außerdem gibt es auf Norderney die vom Whiskybotschafter prämierte Germany’s Best Whisky Bar 2016, das „Whiskyplaza“, der es einen Besuch abzustatten galt. Firmierte diese bei meinem letzten Besuch noch als Kneipe unter dem Namen „Alte Schmiede“, wurde daraus 2007 die „Cocktailschmiede“. Der Name war Programm und das Lokal dementsprechend von Einheimischen und Gästen gut frequentiert. Ende 2016 war es jedoch an der Zeit für eine Renovierung und einen Konzeptwechsel. Statt Cocktails, die man trotzdem nach wie vor bestellen kann, steht nun Whisky im Vordergrund – offensichtlich eine große Leidenschaft des Inhabers Björn Lahmann.

Genug der Vorrede, hinab in den Keller des Hauses in der Schmiedestraße 8. Hier, wo ehemals tatsächlich geschmiedet und Pferde beschlagen wurden, empfängt den Gast heute eine stilvolle Bar im englisch angehauchten Stil. Tapeten im Tartan-Muster, unterbrochen von weiß lackierten Zierleisten, dunkelgrüne Wände, dunkler Boden, alte Möbel und gemütliche Sitzgelegenheiten aus Leder im Club-Stil führen in die eigentliche Bar. Deren Blickfang ist eine hinterleuchtete Auswahl an Whiskys über die ganze Breite des Raumes. Kaum hat man Platz genommen, werden einem die normale und die Whiskykarte gereicht. Erstere enthält diverse Cocktails, Spirituosen, Biere, Weine und Softdrinks, sowie eine kleine Speisenauswahl. Die gesonderte Whiskykarte bietet dem interessierten Besucher eine Auswahl von rund 500 Whiskys. Fünfhundert! Selbst für mich, der ich in Sachen Wasser des Lebens bereits das eine oder andere kennenlernen durfte, ist das sehr beeindruckend. Neben einzelnen Drams jeglichen Alters und Preisniveaus aus aller Herren Länder kann man auch sogenannte Flights oder Tastings bestellen. Ein Flight sind dabei drei oder vier Drams, ein Tasting in der Regel deren sechs. Dazu gibt es verschiedene Angebote zum Beispiel aus einer schottischen Region oder mit den Whiskys einer einzigen Destillerie. „Eine Reise durch Europa“ ist dabei ebenso möglich wie „Eine Reise um die Welt“, „Peatmonster“ treten gegen „Sherrybomben“ an und neben den Classic Malts steht ist auch „Das Tafelsilber“ verfügbar. Erwähnte ich schon, dass das sehr beeindruckend ist? Überwiegend aus Originalabfüllungen der Destillerien bestehend, ist von trinkstarken 40%ern bis zur in Fassstärke abgefüllten Flasche aus dem Single Cask alles dabei, was des Genießers Herz begehrt. Die im besseren Supermarkt erhältliche Standard-Abfüllung ebenso wie die Collection der Rare Malts jenseits der 20 Jahre bis hin zu den wirklich alten Schätzen ab 35 Jahren.

Dank heimischer Vorselektion über die online verfügbare Karte, war der erste Dram schnell gewählt. Okay, es war ein völlig anderer, als der ursprünglich geplante. Vielleicht lag es daran, dass mein Whiskygeschmack nicht täglich der gleiche ist und ich daher einfach Lust auf etwas anderes hatte. Vielleicht war es aber auch der direkte Plausch mit dem Inhaber, der Appetit auf etwas Neues weckte. Es dauerte jedenfalls nicht lange und das bestellte Guiness vom Fass stand vor mir, begleitet vom gewählten Glenfiddich 19yo Age of Discovery Red Wine Cask. Serviert wurde der Dram auf einer kleinen Schiefertafel, die auch einem kleinen Glas Wasser und einem Stück dunkler Schokolade Heimat bot. Ohne Nachfrage wurde die Flasche, aus der der Dram gerade eingeschenkt worden war, dazu gestellt. Eine Karaffe mit eisgekühltem Wasser komplettierte das Ensemble. Hier weiß man, worauf der Whisky-Genießer Wert legt. Fantastisch! Ausführlich lässt sich die Flasche begutachten und lesen sowie fotografieren, um für die eigenen Notizen zum Whisky alle Informationen zur Hand zu haben. Zwischendurch hilft das stille, klare Wasser die Geschmacksknospen neutralisieren. Der zweite Aha-Moment ergab sich beim Genuss der beigelegten Schokolade. Deren kräftige Noten harmonierten wunderbar mit dem enthaltenen groben Meersalz und bildeten eine perfekte Begleitung für den Dram.

Im Geplauder am Tisch verging die Zeit schnell und gefühlt nur wenige Augenblicke später stand der bestellte Flammkuchen auf dem Tisch. Belegt mit Lauchzwiebeln, Hackfleisch aus auf Norderney heimischen Galloway-Rindern und Parmesan war auch diese ein toller Gaumenschmaus. Knusprig der Teig, saftig der Belag – so geht Flammkuchen. Dazu noch in einer Größe, die den anfänglichen Appetit auf einen zweiten, ebenso leckeren direkt im Keim erstickte. Einer reicht wirklich aus, um auch gute Esser zu sättigen.

So gestärkt ließen sich die nächsten Drams und Guiness‘ genießen, immer wieder unterbrochen von netten und fachkundigen Gesprächen mit dem Inhaber Björn Lahmann und seinem Mitarbeiter Daniel Bocks. Beiden ist die Leidenschaft für Whisky anzumerken, die sie in der Bar, aber auch auf ihren regelmäßigen Reisen durch Schottland ausleben. Nur zu gerne habe ich deren Empfehlungen angenommen und dabei fantastische neue Whiskys entdeckt. Mit den Freunden am Tisch, dem Vermieter, der später noch dazu stieß war es ein kurzweiliger Abend, den wir gegen Mitternacht beendeten. Sechs Stunden schienen fürs erste genug. Zeit für den Heimweg, auf dem der Norderneyer Beweis erbracht wurde, dass die Erde doch eine Scheibe ist. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Mein Fazit: Ich war zwei Tage später wieder da. Noch Fragen? Es steht jetzt schon fest, dass das nicht mein letzter Besuch war. Und irgendwann will ich ans Tafelsilber …

Homepage Whiskyplaza: http://whiskyplaza.de/
facebook-Seite Whiskyplaza: https://www.facebook.com/Whiskyplaza-156189601085306
Kurzbericht der Whiskyexperts über die Wahl zu Germany’s Best Whisky Bar 2016: https://whiskyexperts.net/beste-whiskybar-und-bester-whisky-deutschlands-in-frankfurt-gekuert/

Glen Garioch 2011 C&S

Einen Monat ist der letzte Beitrag schon her. Ein Monat, in dem die Muße fehlte, mich in Ruhe mit einem neuen Dram zu beschäftigen und in dem mir zudem auch noch eine Erkältung den Spaß am Genuss des schottischen Landweins verdarb. Danke übrigens für diese außerordentlich gewählte Formulierung, lieber Dirk. Getreu der Einstellung von Herbert Knebel, dass man Viren hochprozentig bekämpfen muss versuche ich mich daher heute an einem Sample, das mir Ralph Gemmel von Caminneci – Wine & Spirit Partner zur Verfügung gestellt hat. Glen Garioch, eine Destillerie, die ich bis vorletztes Jahr überhaupt nicht auf dem Radar hatte. Als ich deren Standardabfüllung verkosten durfte, war ich jedoch so angetan, dass ich seitdem verstärkt ein Auge auf diese Whiskys geworfen habe.

WAS

Name: Glen Garioch 2011
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Glen Garioch
Region: Highlands
Abfüller: Caminneci – Wine and Spirit Partner
Alter: 5yo
Fasstyp: Bourbon Barral
Fassnummer: #2784
Alkoholgehalt: 60,5 %
Flaschen: 254
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: ca. 40 EUR

DESTILLERIE

Glen Garioch, in Oldmeldrum, knapp 30 km nordwestlich von Aberdeen gelegen, gehört zu den schottischen Highlands. Im ausgehenden 18. Jahrhundert gegründet, hat sie, wie viele schottische Destillerien, etliche Eigentümerwechsel hinter sich und gehört seit 1994 zum japanischen Suntory-Konzern. Die Jahreszahl der Gründung, 1797, findet sich übrigens auf jeder Originalabfüllung wieder. Als eine der ersten Destillerien in Schottland rüstete sie auf Erdgas um. Das ermöglichte es der Destillerie, den innerhalb weniger Jahre von 9 auf 16 % gestiegenen Anteil der Energiekosten wieder zu senken. Jährlich wurde so eine Einsparung von 90.000 GBP möglich. Zusätzlich wurde die Abwärme genutzt, um einige Gewächshäuser zu betreiben und Tomaten, Paprika, Auberginen und Gurken anzubauen. Die zwei Wash Stills und eine Pot Still ermöglichen eine Jahresproduktion von 750.000 Litern. Ein Teil davon findet sich später als Herzstück im heutzutage nicht mehr so bekannten VAT 69 wieder. 

ABFÜLLER

Seit der Gründung 2005 und der Erstabfüllung im Jahr 2006 hat Andrea Caminneci mit seiner Firma  Wine & Spirit Partner über 180 Abfüllungen auf den Markt gebracht. Zum 10-jährigen Jubiläum als unabhängiger Abfüller wurde im letzten Jahr das Label-Design nach einem Wettbewerb überarbeitet. Unverändert ist die Philosophie, guter Whiskys ohne Schnickschnack zu einem möglichst günstigen Preis auf den Markt zu bringen. Daher wird z. B. bei den meisten Abfüllungen auf die Umverpackung verzichtet. In fünf verschiedenen Reihen werden die Whiskys auf den Markt gebracht:

  • C&S Dram Good – mit 46 – 50 % in Trinkstärke abgefüllt
  • C&S Dram Collection – Whiskys von jung bis mittelalt in Fassstärke
  • C&S Dram Senior – hier sind Whiskys mit einem Alter von über 20 Jahren zu finden
  • C&S Dram Regional – vatted Malts aus einer Destillerie, wobei der regionale Charakter im Vordergrund steht und nicht der Name der Destillerie, abgefüllt mit 46 % und in 0,5 l-Flaschen
  • C&S Dram Exceptional – vorbehalten für sehr alte und außergewöhnliche Abfüllungen

Ich hatte schon einige Abfüllungen probieren dürfen und habe schon kleine Perlen für meinen Geschmack gefunden. Daher bin ich auf diese hier sehr gespannt.

AUGE

Das helle Strohgelb unterstreicht die Jugend des Whiskys.

NASE

Als erster Eindruck drängt sich geradezu Vanille auf. Allerdings nicht so schwer und voll, eher eine mittlere, leichte Süße. In der Nase fühlt sich das beinahe weich an, bevor eine leichte Würzigkeit Raum findet. Kurz taucht ein Hauch von Lakritze auf, der dann wieder verschwindet. Die Süße wird trockener, es entwickelt sich ein Aroma von Butterkeks. Für einen Moment meine ich, mit Honigmelone eine leicht fruchtige Note wahrzunehmen – sehr angenehm. Insgesamt wirkt er leicht und frisch, aber für das Alter schon recht ausgewogen. Dazu kommt, dass der Alkohol überhaupt nicht auffällt. Kein Beißen, kein Ziehen, nichts. Mal sehen, wie er schmeckt.

MUND

Oha! Der kommt ja mal richtig cremig, fast schon fluffig an! Kennt ihr noch die gute, handgemachte Vanillesauce von Omma? Nicht dieses wasserdünne Zeug, das heute unter dem Namen vertrieben wird. Sondern richtig schön dick und sahnig. So ungefähr fühlt sich das im ersten Augenblick an. Dazu eine leichte Süße. Die Vanille ist nicht so ausgeprägt, eher der Butterkeks, den ich schon in der Nase hatte. Dann gesellen sich nach und nach Kräuter dazu. Es wird eine Spur würziger, etwas herber. Erinnert mich an die Aromen eines Heubetts auf dem Grill. Der Alkohol macht sich erst spät bemerkbar, wirkt aber nicht wie gut 60 %. Er trocknet den Mundraum jedoch ein wenig aus, was zu meinem Erstaunen dann doch noch für eine abrundende Süße sorgt. 

HALS

Wärmend macht er sich im Abgang bemerkbar. Der Alkohol ist spürbar, allerdings  ohne unangenehm zu sein. Mit einem Hauch von Würzigkeit verbleibt der Nipp mittellang.

FAZIT

WOW! Der überrascht mich, gefällt mir sehr, schmeckt lecker, ist gefährlich süffig. Wenn ich einen Vergleich ziehen soll – rein vom Eindruck, nicht vom Geschmack – dann mit dem gleich alten Blair Athol derselben Reihe. Der Glen Garioch ist genauso toll und das für einen sehr fairen Preis.

Vielen Dank an Ralph Gemmel von Caminneci – Wine & Spirit Partner für das Sample.

LINKS

Destillerie: http://www.glengarioch.com/
Abfüller: http://www.wine-and-spirit-partner.de/
Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whisky/92783/glen-garioch-2011-cs

Tasting-Notes #0030

Ballechin 12yo Manzanilla Cask

Wer meinen Whiskygeschmack kennt, weiß, dass ich mein Herz an getorfte Whiskys verloren habe. Kommen die üblicherweise von Islay und dort bevorzugt von Kilchoman oder Bruichladdich, gibt es auch abseits dieser Insel interessante Alternativen. Eine solche hatte ich heute im Glas: Einen Ballechin, der 12 Jahre im Manzanilla-Fass reifen durfte.

WAS

Name: Ballechin 12yo Manzanilla Sherry Cask Matured
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Edradour
Region: Highlands
Abfüller: Edradour für Kirsch Whisky
Alter: 12 Jahre
Fasstyp: Manzanilla Sherry Cask
Fassnummer: 278
Alkoholgehalt:  55,6 %
Flaschen: 495
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: ca. 90,00 EUR

DESTILLERIE

Edradour, seit kurzem mit dem Untertitel „Scotland’s little gem“ werbend, ist die kleinste schottische Brennerei. Gerade einmal 90.000 Liter werden pro Jahr destilliert. Um das einzuordnen: Tomatin produziert in einer Woche mehr Whisky als Edradour in einem Jahr. Die derzeit größte schottische Brennerei, Loch Lomond, benötigt für diese Menge nicht einmal drei Tage. Allerdings wird sich diese Menge in diesem Jahr spürbar ausweiten. Zum einen baut Edradour neue Lagerhäuser und im Zuge dieser Erweiterung auch eine zweite Destille. Auf dieser wird dann die Marke Edradour produziert, während auf der bisherigen künftig ausschließlich die getorfte Variante Ballechin destilliert wird. Zum anderen hat Edradour bisher im Ein-Schicht-Betrieb destilliert, wechselt mit der Erweiterung seiner Lagerkapazitäten und dem Bau der zweiten Destillerie, der im Herbst 2017 abgeschlossen sein soll,  aber auf einen Zweischicht-Betrieb. Ob der Untertitel im Namen dann rein inhaltlich noch passt, bleibt abzuwarten. Laut den Tour Guides der Destillerie geht der Name übrigens auf das gälische „Eadar Dhà Dhobhar“ zurück, das „zwischen zwei Flüssen“ bedeutet. Vermutlich bereits 1825 gegründet, befindet sich die Destillerie seit 2002 im Besitz von Andrew Symington, dem auch Signatory gehört. Fun fact am Rande: Wären die beiden Brennblasen nur etwas kleiner, würde die Destillerie als Schwarzbrennerei gelten, da die Steuerbehörden sie dann als transportabel einstufen würden.

ABFÜLLER

Bei dieser Abfüllung handelt es sich um ein Bottling der Destillerie selbst.

AUGE

Ein schöner dunkler Farbton ist es mit einem deutlichen rötlichen Stich.

NASE

Der erste Eindruck ist sehr frisch, grasig. Anschließend gesellen sich geräucherter Speck, Weintrauben und Popcorn dazu. Mit etwas Zeit im Glas dominiert Rauch und wird dabei von einer trockenen Süße gestützt. Noch später wird es fruchtig, die Weintrauben scheinen aber bereits getrocknet. Ein sehr vielversprechender Potpourri.

MUND

Sanft und weich legt er sich zunächst auf die Zunge. Der Eindruck wird jedoch schnell vom Rauch eingeholt. Leicht trocken wird der Mundraum dabei, das Mundgefühl wechselt zu Asche. Begleitet wird das von fruchtigen Aromen, Rosine ist schon dabei, auch wenn es leicht bitter wirkt. Schokolade ist auszumachen, dunkel ist sie. Eine leichte Erdigkeit mache ich aus. Und der Speck findet sich ebenfalls wieder.  Allerdings ist mein Eindruck, um es mal so zu formulieren, mehr Räucher als Speck. Mir gefällt’s.

HALS

Wie so oft bei getorften Whiskys ist der bleibende Eindruck lang. Den Rauch wirst du so schnell nicht wieder los. Was mich durchaus freut. Auch der Speck und die Süße halten sich fast genauso lange. Ein schöner Abgang.

FAZIT

Meine bisherigen Versuche mit Edradour waren durchaus unterschiedlich. Von geht „gar nicht“ bis zu den Natural Cask Strength, die ich als „sehr lecker“ empfand, war alles dabei. Dieser Ballechin fällt auf jeden Fall in die zweite Kategorie. Rauchige, erdige Noten, gepaart mit einer schönen Süße – mein Ding. Und angesichts dessen bin ich schon gespannt auf die parallel erschienene Version aus dem Burgundy-Fass. Die Ergebnisse folgen in Kürze.

Danke an Pascal Penderak von Kirsch Whisky für das Sample

LINKS

Destillerie: http://www.edradour.com/
Importeur: https://www.kirschwhisky.de/
Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whisky/90544/ballechin-12-year-old

Tasting-Notes #0029