Galahad 2009 Wh

Blended Whisky – für die einen das personifizierte Böse, für andere das, was sie haben wollen, wenn sie einen Whisky bestellen. 80 – 90 % des weltweiten Whiskymarktes bestehen aus diesen preisgünstigen Varianten. Wenn so viel Blended Whisky konsumiert wird, kann er wohl so schlecht nicht sein. Und aus einem anderen Blick winkel betrachtet: Ist es nicht die viel größere handwerkliche Kunst, aus bis zu rund 50 verschiedenen Fässern einen tollen Whisky zu kreieren, statt nach einer Probe zu entscheiden, dieses Fass sei nun bereit für die Abfüllung? Okay, heute die neueste Abfüllung des Whiskyhort.

WAS

Name: Galahad
Kategorie: Blended Malt
Destillerie: drei Destillerien, deren Namen nicht genannt werden dürfen
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 01.09.2009
Abgefüllt: 15.03.2018
Alter: 8 Jahre
Fasstyp: 1st Fill Port Cask
Fassnummer: 53A
Anzahl Flaschen: 292
Alkoholgehalt: 65,1 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 69,00 EUR

DESTILLERIE

Es gibt in Destillerien offensichtlich misstrauische Menschen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie keine Namensnennung auf den Bottlings wünschen, die nicht aus ihrem eigenen Haus stammen. Ein Stück weit kann ich das nachvollziehen. Denn ist die Abfüllung grenzwertig fällt davon unweigerlich auch etwas auf die Brennerei zurück. Sowas kann den Ruf dauerhaft schädigen. Immerhin kann man es in diesem Fall auf drei größere Destillerien aus der Speyside eingrenzen, die in den Jahren 1824, 1878 und 1897 gegründet wurden.

ABFÜLLER

Mit diesem Bottling setzt der Whiskyhort seine Serie eigener Abfüllungen fort. Gleichzeitig wird damit eine Reihe neuer Abfüllungen begonnen, benannt nach den Rittern der Tafelrunde. Den Anfang macht Galahad – in König Artus‘ Tafelrunde einer der wichtigsten Ritter.

AUGE

Das übersichtlich aber dennoch liebevoll gestaltete zweiteilige Etikett verrät alle wichtigen Details der Abfüllung. In einer einem Hagebuttentee nicht unähnlichen Farbe schimmert der Dram im Glas. Die Legs sind erwartungsgemäß sehr fein. Es dauert einen Moment, bis sie sich ausbilden und dann ins Glas zurück fließen.

NASE

Schon im ersten Eindruck macht die Nase klar, was jetzt kommt. Frucht ohne Ende! Fruchtig ist der Galahad und wirkt dabei frisch, wie gerade gepflücktes Obst. Nach und nach lassen sich die einzelnen Bestandteile erkennen. Die Weintrauben sind anfangs sehr dominant, rote Weintrauben, leicht gekühlt. Danach erscheinen Erdbeeren und anschließend Johannisbeeren. Diese Melange wird noch durch Kirschen angereichert. Milchschokolade gesellt sich dazu und nach inzwischen ein paar Minuten im Glas kann ich auch etwas Marzipan ausmachen. Die ganze Zeit fällt mir auf, dass der Alkohol erst beim intensiven Einatmen leicht spürbar ist. Ansonsten kein Brennen oder Ziehen oder Austrocknen der Nase. Insgesamt ein sehr verheißungsvoller Auftakt.

MUND

Jau! Den sollte man nicht als ersten Dram des Tages im Glas haben! In der Nase hat sich der Alkohol ja noch gut versteckt gehalten, aber im Mund zeigt er erst einmal, was Sache ist. Der Schluckreflex kommt schnell, der Speichel fließt anschließend reichlich. Okay, zweiter Nipp. Der lässt sich dann sehr gut aushalten und auch Aromen sind deutlich wahrzunehmen. Erst einmal fällt die beeindruckende Süße auf.  Frucht und Würze lassen sich dann ausmachen. Die Kirschen sind da, rote Weintrauben. Die Beeren sind dunkler, intensiver geworden. Eher Brom- als Erdbeere. Zusammen mit der Süße hat das schon fast etwas vom Kilchoman Bramble – ohne den Rauch. Was sich in der Nase bereits andeutete, bestätigt sich hier wunderbar: Das ist voller Korb aus roten, reifen Früchten! Ein weiterer Nipp aus dem Glas, eine nochmals längere Verweildauer im Mund offenbart weitere Aromen. Die Schokolade kommt dazu und jetzt wird der Eindruck perfekt: Das ist Mon Cherie in fassstark! Über die für das Alter schon erstaunlich spürbaren Eichennoten wundere ich mich ein wenig, genieße sie aber, da sie nicht aufdringlich sind, sondern sich stimmig ins Gesamtbild einfügen. Die Süße wird dadurch weniger, auch das Marzipan taucht wahrnehmbar wieder auf. Spät erst wird der Mundraum leicht trocken.

HALS

Der geht direkt auf den Ofen. Lang und vor allem sehr wärmend macht sich der Galahad im Abgang bemerkbar. Die Fruchtigkeit sticht dabei heraus, auch Schokolade ist auffällig.  Alles geht in einer angenehme Trockenheit über, die bleibt.

FAZIT

Worauf kommt es letztlich beim Whiskygenuss an? Auf das Alter? Auf die Art der Fassreifung? Auf die Brennerei? Oder läuft nicht letztlich alles auf ein „schmeckt“ bzw. „schmeckt nicht“ hinaus? Mein Fazit: Schmeckt! Fruchtig und süß und schokoladig – eigentlich gefährlich süffig. Allein die 65,1 % verhindern, dass man von diesem Whisky mehr trinkt, als einem gut tut. Damit hat er genau die Ecke, die einen Whisky für mich interessant macht, die ihn aus dem Gros der Abfüllungen heraushebt. Will heißen: Der zieht bei mir ein!

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/111193/galahad-2009-wh
Destillerie: aus o. g. Gründen nicht angegeben
Abfüller: https://shop.whiskyhort.com/ 

Tasting-Notes #0045

Glenlivet 10yo SV for Whiskyhort

Vor den heutigen Notes eine kleine Bemerkung zu diesem Blog. In letzter Zeit waren die Möglichkeiten, meine Eindrücke von Whiskys zu schildern zeitlich arg beschränkt. Daher war es hier recht ruhig. Das soll sich in 2018 wieder ändern. Geändert hat sich allerdings auch meine berufliche Situation. Seit dem 1. Dezember 2017 bin ich in Vollzeit für den Whiskyhort Oberhausen tätig. Ob das meine Eindrücke, meine Notes beeinflusst? Ich glaube nicht. Gefällt mir etwas, merkt man das an meinen Notes. Ebenso fällt es auf, wenn ich weniger begeistert bin. Woher die Whiskys oder auch die Samples stammen, hat bisher keine Rolle gespielt und wird es für mich auch künftig nicht. Ob wir im Whiskyhort von einem hier beschriebenen Whisky aufgrund meiner Notes mehr oder weniger verkaufen, ist für mich nicht wichtig. Denn was ich hier schildere, sind meine eigenen Eindrücke. Andere haben ihre eigenen, möglicherweise anderen Eindrücke. Was mir schmeckt, muss anderen noch lange nicht schmecken – und umgekehrt. Von daher wird sich sowas auf Sicht immer die Waage halten. Wichtig ist letztlich nur eins: Das, was man genießt, soll einem schmecken. Sind dir meine Eindrücke eine Hilfe, freut mich das.

Genug der Vorrede, der Whisky hat lang genug geatmet. Worum geht es heute?

WAS

Name: Glenlivet 2007 SV for Whiskyhort
Kategorie: Single Malt
Destillerie: The Glenlivet
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 27. März 2007
Abgefüllt: 18. Dezember 2017
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: First Fill Sherry Hogshead
Fassnummer: 900164
Anzahl Flaschen: 313
Alkoholgehalt: 66,8 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 89,90 EUR

DESTILLERIE

The Glenlivet, in der Nähe von Ballindaloch, Moray in Schottland gelegen, wurde 1824 als erste legale Brennerei nach dem Exise Act gegründet. Dieses Gesetz erlaubte es jedem, mehr als 40 Gallonen (das entspricht etwa 180 Litern) zu brennen, wenn er die jährliche Steuer von 10 Pfund entrichtete. Nach und nach folgten alle Brennereien The Glenlivet und haben ihre Tätigkeiten legalisiert. Als erste warb The Glenlivet daher teilweise mit der markanten Aussage „The single malt that started it all“. Heute gehört die Brennerei zu Pernod-Ricard und produziert jährlich 10.500.000 Liter. Als Originalabfüllungen sind der 12yo, 15yo, 18yo, Archive 21yo, der 25yo XXV, der NAS Founder’s Reserve sowie die fassstarken, mindestens 16 Jahre alten Nadurras erhältlich. Daneben haben auch etliche Unabhängige Abfüller Whiskys dieser Destillerie in die Flasche gebracht. In diesem Fall ist es Signatory Vintage, einer der größten Unabhängigen Abfüller Schottlands.

ABFÜLLER

Der Whiskyhort Oberhausen, auf der Interwhisky in Frankfurt jüngst zu „Deutschlands Whiskyshop Nr. 1“ gekürt, hat zu seinem Ende Januar 2018 anstehenden dreijährigen Geschäftsjubiläum ein Fass Glenlivet abfüllen lassen. Drei ereignisreiche Jahre, die mit diesem Whisky gewürdigt werden. Destilliert wurde der New Make am 27. März 2007, als Whisky in die Flasche gebracht am 18. Dezember 2017. Die gesamte Reifezeit verbrachte das Destillat in einem First Fill Sherry Hogshead.

AUGE

Das sieht man dem Whisky auch an. Dunkles Mahagoni schimmert mit einem tiefen Leuchten im Glas. Nach dem Schwenk des Glases läuft die Flüssigkeit schon fast widerwillig zurück ins Glas. Breite Legs bilden sich dabei. Ein vielversprechender Auftakt.

NASE

„Voll, schwer, warm, komplex“ schießt es mir als erstes durch den Kopf. Beeindruckend für einen zehnjährigen Whisky. Aber er gibt sich noch zugeknöpft. Nun gut, ich habe Zeit. Eine knappe halbe Stunde später macht der Dram einen ganz anderen Eindruck. Die Wartezeit dankt er mit jeder Menge dunklen, reifen Früchten. Brombeeren, Pflaumen, dunkle Weintrauben, die schon fast Rosinen geworden sind. Daneben Rohrzucker, Karamell, ein erster, sehr dezenter und daher angenehmer Ansatz von Holz. Den Alkohol nehme ich nicht wahr. Statt dessen scheint mich der Dram wie eine wärmende Decke einzuhüllen, nimmt mich ganz für sich ein. Eine angenehme Wohligkeit macht sich breit.

MUND

Der erste Schluck prickelt schnell auf der Zunge. Auch geschmacklich lässt sich noch nicht viel feststellen. Zu kräftig ist der Antritt mit 66,8 %. Damit hatte ich gerechnet und deshalb einen anderen Glenlivet in Trinkstärke vorab verkostet, um die Geschmacksknospen vorzubereiten. Dennoch ist der Sprung von über 20 % im Alkoholgehalt ein deutlicher. Ab dem zweiten Schluck wird es aber deutlich besser. Kräftig ist er immer noch, ja. Dunkel wirkt er, ist herb, würzig. Jetzt merke ich, dass der Alkohol insgesamt gut eingebunden ist. Bis das Prickeln wieder auftritt, dauert es fast zehn Sekunden. Die Früchte sind im Mund deutlich dezenter, auch die Süße ist unaufdringlich und gesellt sich später dazu. Auch hier ist es wieder Rohrzucker, deutet sich Karamell an. Bis dahin dominieren würzige Eichennoten ohne unangenehm zu sein. Schnell fühlt sich der Mundraum dennoch trocken an.

HALS

Lang und wärmend bleibt er zurück, im Hals ebenfalls die würzigen Aromen, die nach und nach einer aufkommenden Süße weichen.

FAZIT

Wer mich kennt, weiß, dass ich sherryfassgelagerte Whiskys nicht allzu sehr mag. Sie wirken auf mich oft langweilig, überdecken mit ihrer Süße oft andere Aromen. Haben sie hingegen Ecken und Kanten, etwas woran sich meine Geschmacksknospen, woran sich meine Hirnwindungen festhalten können, finde ich das hingegen sehr faszinierend. Solch einen Vertreter habe ich hier im Glas. Nase und Mund stellen sich unterschiedlich dar. Fruchtaromen und eine schöne Süße in das Nase werden im Mund zu kräftigen, würzigen Eindrücken, die ihren Platz beanspruchen. Mir macht das richtig Spaß. Daher wird eine Flasche in meinen Schrank wandern. Wie sind deine Eindrücke? Gerne als Kommentar unter diesem Beitrag. 

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: https://www.theglenlivet.com/en-EN
Abfüller: https://shop.whiskyhort.com/

Tasting-Notes #0044

Scotch Universe – 4th Rocket Launch

Samstag Morgen, es ist noch still im Haus, der erste Kaffee hat die Lebensgeister geweckt. Aus dem Lautsprecher klingen die „Ultimate Hits Of The Seventies“ – und das für die nächsten neun Stunden. Zeit genug, das neue Bottling von Scotch Universe unter die Lupe zu nehmen. Und das braucht Zeit, denn das Bottling hat es in sich. Dreimal unpeated, dreimal peated. Drei Speysider, ein Highlander, zwei kommen von Islay. Der Durchschnitt liegt im Alter bei sieben Jahren und acht Monaten und beim Alkoholgehalt bei knapp über 61,0 %. Also nicht lang schnacken, einschenken und atmen lassen.

PROXIMA ALPHA I

Eckdaten: Speyside – 8yo – Refill Bourbon Hogshead – 60,1 %

Auge: Refill Bourbon Hogshead, das könnte die sehr helle, an jungen Weißwein erinnernde Farbe erklären. Der Schwenk im Glas bringt recht feine Legs, die sich schwer tun, wieder ins Glas zu laufen.

Nase: Frisch, leicht, fruchtig, spritzig, so ist der erste Eindruck. Schöne Fruchtaromen, etwas Honigmelone, junge, helle Weintrauben und vor allem viel weiße Johannisbeeren lassen sich ausmachen. Nach und nach gesellen sich dann malzige Noten hinzu, gehen in Cerealien, Butterkeks, Weißbrot über. Das wird den Früchten offensichtlich zu viel, denn sie ziehen sich langsam zurück, lassen dem Teig den Vorrang. Schön abwechslungsreich und das Interesse weckend. Alkohol ist fast nicht auszumachen.

Mund: Noch bevor ich die erste Aromen identifizieren kann, bekomme ich aus dem Mund die Rückmeldung einer samtigen, fast öligen Flüssigkeit, die für ein volles Mundgefühl sorgt. Dann wird es süß, fruchtig. Erst nach rund zehn Sekunden spüre ich den Alkoholgehalt von 60,1 % durch ein leichtes Kribbeln auf der Zunge. Helle Weintrauben, frische grüne Birne, darüber wieder jede Menge Johannisbeeren, die aber dunkler werden. Vanillezucker wechselt sich mit Butterkeks ab, ein Hauch von Thymian ist auszumachen, gerade so, dass die Süße getragen wird. Das Weißbrot scheint nun leicht angetoastet, bevor zum Ende eine ganz schwach bittere Holznote die Aromen wundervoll einfängt und abrundet.

Hals: Geschmeidig fühlt er sich im Abgang an, cremig. Fruchtige Süße mit ein wenig Spritzigkeit ist auszumachen und bleibt mittellang.

Fazit: Eine tolle Textur gepaart mit viel Frucht, dabei für über 60 % Alkohol erstaunlich mild. Toller Einstieg.

ANTARES I

Eckdaten: Speyside – 9yo – Sherry Butt – 64,3 %

 

Auge: Der neunjährige aus dem Sherry Butt hat die Farbe von Weißwein und der Schwenk im Glas bildet dünne Legs, die ölig langsam wieder ins Glas hinabrinnen. So weit die Ähnlichkeit zum ersten Dram.

Nase: Schöne malzige, dennoch leichte Aromen steigen mir entgegen. Ich nehme Wildblütenhonig wahr, eine Spur Plattpfirsich, am Rand etwas beeriges, nur eine Spur. Ich kann nicht genau identifizieren, ob es Erdbeeren oder Himbeeren sind. Frische und eine im doppelten Wortsinn leichte Grasigkeit runden den nasalen Eindruck ab. Das wirkt schon recht ausbalanciert.

Mund: Erstaunlich! Auch dieser fühlt sich weich und cremig an, wirkt mild, breitet sich angenehm im Mund aus. Erstaunlich? Ja, weil er mit 64,3 % abgefüllt wurde. Vierundsechzigkommadreiprozent! Ich brauche einen Moment, um mich wieder zu sammeln, nehme dann Malz wahr, die Süße von Honig. Der Plattpfirsich ist präsenter, Honigmelone ergänzt die Fruchtnoten. Die Süße wandert von Honig eher in Richtung Marshmallows. Zusätzlich gewinnt der Antares an Würze. Absolut faszinierend finde ich, dass der Alkohol bis zum Schluss kaum spürbar wird. Auch wenn ich den Nipp länger im Mund behalte, dauert es, bis die Geschmacksknospen entsprechende Rückmeldung geben.

Hals: Ha, geht doch! Ist der Mund erst einmal leer, sorgen die 64,3 % doch noch für den Aha-Effekt. Für einen Moment gilt diesem die volle Konzentration, dann bemerke ich die Süße und Malzigkeit im Abgang, die mittellang bleiben

Fazit: Ein tolles, sehr harmonisches Aromenspiel mit einem unglaublich gut eingebundenen Alkohol, bis er am Ende dann doch grinsend um die Ecke kommt. Und das ist ein eher diabolisches Grinsen. Mir gefällt es, Punkt.

POLLUX II

Eckdaten: Speyside – 9yo – Sherry Butt – 64,5 %

Auge: Noch ein Speysider, noch einmal neun Jahre alt, noch einmal Sherry Butt. Wundert es, dass die Farbe recht ähnlich ist? Nein, nicht wirklich. Gut, einen Tick dunkler ist der Dram im Glas, sieht golden aus. Die feinen Legs verbinden sich schnell, werden breiter und laufen nur sehr langsam wieder ins Glas.

Nase: Schon beim Einschenken breiten sich frische, blumige Aromen aus. Erst die Nase direkt über dem Glas stellt fest, wie gehaltvoll und komplex diese doch sind. Rote Äpfel mache ich aus, frische Sahne, dann Safran. Die Süße ist insgesamt sehr fruchtig, bringt einen Hauch Vanille mit. Apfelgelee kommt mir in den Sinn. Etwas länger im Glas werden die Noten zunehmend malziger und ich meine, eine Spur Gewürze wahrzunehmen, ohne diese allerdings in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen zu können.

Mund: Dermaßen angeregt bin ich gespannt auf den Geschmack. Weich ist das Mundgefühl – zunächst. Denn es folgt quasi mit kleinen Startschwierigkeiten ein kräftiger Antritt. Den Alkohol versteckt der Dram nicht, verrät aber auch nicht, dass hier 64,5 % losspurten. Der ist gehaltvoll im ersten Eindruck – und bleibt es auch. Würzigkeit, die ich als leichte Holznote interpretiere. Die Äpfel sind nicht mehr so dominant wie in der Nase, aber immer noch sehr präsent. Demarara-Zucker, eine Spur Kardamom, etwas Spekulatius wechseln sich ab. Alles harmonisiert miteinander, wirkt wie fein komponiert, bewusst aufeinander abgestimmt.

Hals: Die süße Würzigkeit klingt mittellang aus, wärmt wohlig und wird zum Schluss trockener.

Fazit: Der ist gehaltvoll, bringt winterlich stimmende Aromen – klasse! Bisher mein Highlight.

ANDROMEDA IV

Eckdaten: Highlands – 7yo – Jamaika Rum-Cask – 58,1 %

Augen: Auch dieser unterscheidet sich farblich nicht groß von den anderen. Golden schimmert der Dram im Glas, bildet feine Legs aus, die aber schnell dicker werden.

Nase: Trockener, kalter Rauch empfängt meine Nase, wirkt dabei verhalten. Vanille und Teig rieche ich dann, Da hat doch jemand gerade Scones gebacken. Dazu eine frische Note, ja das sind Zitronenzesten. Diese verblassen mit der Zeit, dafür kommt Vanillezucker durch. Ein insgesamt sehr interessantes Zusammenspiel.

Mund: Für einen Moment recht weich und mild, bevor sich der Rauch bemerkbar macht. Deutlicher als in der Nase. Trocken und immer noch nicht zu ausgeprägt. Gemeinsam mit der Vanille bemerke ich eine zuckrige Süße, bevor der Rauch dann aber kräftig darauf aufmerksam macht, dass er da ist. Malz und die Scones mildern das anschließend direkt wieder. Der Andromeda wird süß, zuckersüß. Zusammen mit dem Teig kann das nur eins bedeuten: Ommas Butterkuchen! Lecker! Und ja, Omma. So heißt dat hier.

Hals: So geht es auch im Hals weiter. Eine rauchige, wärmende Süße bleibt lange erhalten.

Fazit: Diese Kombination aus Süße und Rauch gefällt mir. Aufgrund der Fassangabe hatte ich andere Aromen erwartet. Bin ich enttäuscht, sie nicht zu finden? Nicht wirklich, denn das, was ich rieche und schmecke, gefällt mir gut.

CALLISTO III

Eckdaten: Islay – 5yo – St. Martinique Rum-Cask – 56,9 %

Auge: Ein schönes goldgelb scheint mir entgegen. Die Legs sind relativ breit und schwer. Sie lassen sich Zeit.

Nase: Der Rauch ist diesmal warm, mischt sich mit braunem Zucker, mit Rosinen. Tropische Früchte finde ich, eine Spur Banane, Maracuja sorgt für ein wenig Spritzigkeit. Ansonsten dominiert eine volle, schwere Süße, die aus einem Korb voller reifer Tropenfrüchte zu stammen scheint. Sehr komplex und vielschichtig. Das finde ich für einen fünfjährigen Malt durchaus bemerkenswert.

Mund: Voller, warmer Rauch breitet sich sofort im ganzen Mundraum aus. Richtig satt ist das Aroma. Die anderen haben es schwer und müssen sich erst einmal durchkämpfen. Nach und nach gelingt es ihnen jedoch. Brauner Zucker ist zu schmecken, überreife Banane, Pflaumen, und Karamell. Das wirkt so vollmundig, ölig und cremig, dass es eine Wonne ist. Solche Vielfalt in einem so jungen Malt hatte ich bisher selten. Und es bleibt spannend, denn immer wieder drängt der Rauch nach vorne und scheint alles andere durchzumischen. Jeden Nipp kann man getrost einige Zeit im Mund lassen und genießen. Der Alkohol ist sauber eingebunden und stört nicht.

Hals: Der Rauch kam als erster und geht als letzter. Daneben bleibt diese schwere Süße mittellang erhalten.

Fazit: Eine fantastische Kombination von heftigem Rauch und schwerer Süße mit exotischen Aromen.

IO II

Eckdaten: Islay – 8yo – Bourbon Hogshead – 62,3 %

Auge: Der bringt mal farbliche Abwechslung. Was ich wiederum erstaunlich finde. Jedenfalls hätte ich blind nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet ein Bourbon Hogshead der dunkelste Teilnehmer im Feld ist. Ein dunkles Gelbgold mit einem Stich ins Rötliche erwartet mich. Außerdem spindeldürre Legs, die kaum wieder ins Glas wollen.

Nase: Der Rauch versteckt sich zunächst hinter einer fruchtigen Süße. Ich bin überrascht, Tiramisu wahrzunehmen, schön klassisch – und als Extra ein Hauch Erdbeerpüree als Verzierung obendrauf. Als ich mich an diese besondere Kombination gewöhnt habe, entzieht sie sich mir wieder und macht Platz für malzige Noten. Jetzt wird es eher klassisch Bourbon-Fass. Die Süße verändert sich zu einer vanilligen. Zum Schluss wird es noch fleischig. Räucherspeck kommt ins Spiel. Nein, halt kein Räucherspeck. Das ist Bacon, gerade leicht kross angebraten und nun neben der Pfanne auf dem Küchentuch zum abkühlen ausgelegt. Hatte ich schon länger nicht mehr und das gefällt mir immer noch sehr!

Mund: Aus Vanille stammende Süße schießt voran, brauner Zucker folgt und bringt noch mehr Süße, bevor sich der Rauch wie ein wärmender Mantel darüber legt. Cremig und ölig fühlt sich auch dieser Nipp im Mund an. Die 62,3 % sind nicht in der Stärke auszumachen. Auch hier britzelt es erst nach rund zehn Sekunden auf der Zunge. Bis dahin hat sie aber noch erdigen Rauch wahrgenommen, den leicht angebratenen Bacon, der sich hier noch eine Spur deutlicher als in der Nase findet. Zum Ende hin wird der Rauch trockener und erst zum Schluss spürt man den Alkohol dann doch deutlicher.

Hals: Das mittellange Finish bereitet mir mit deutlichem Rauch und glasiertem Bacon große Freude.

Fazit: Ein klassischer, getorfter Islay ohne großes Chi-Chi. Großartig!

Randnotiz: Ein Sample des IO hatte ich bereits im September verkosten dürfen (https://leben-mit-genuss.de/neues-von-scotch-universe). Die restliche Reifezeit hat die Aromen doch noch ein wenig verändert, wie ich im Nachgang feststellte. Jetzt gefällt er mir noch besser.

RESÜMEE

Die Verkostung hat sich letztlich doch über zwei Tage gezogen. Gut so, denn jeder Malt hatte dadurch die ihm gebührende Zeit und Aufmerksamkeit. Mir hat es Spaß gemacht und ich bin davon überzeugt, dass viele hier mindestens eine Abfüllung für den heimischen Gebrauch finden werden. Die Antwort auf die übliche Frage nach dem einen Favoriten fällt mir bei der Auswahl wieder schwer. Ich versuche es anders herum: Es sind sehr unterschiedliche Malts mit zum Teil ungewöhnlichen Fasslagerungen. Alle haben mich auf ihre Art fasziniert und ich bin froh noch Reste für den weiteren Genuss zu haben. Erstaunlich fand ich die gute Einbindung der doch recht kräftigen Alkoholstärken. Lag es ein meiner Tagesform, oder ist das durchgehend der Fall? Ich werde es bei weiteren Gelegenheiten herausfinden. Dennoch gibt es zwei, die für meinen Geschmack die Nase vor den restlichen haben. Ein Foto-Finish ist das nicht, es liegen aber auch nicht Welten zwischen den Kandidaten. Bei den ungetorften gefällt mir der Pollux am besten. Das mag aber auch an der Jahreszeit liegen, in der er hervorragend passt. Die anderen beiden versuchen mit ihren teils deutlich fruchtigen Aromen den Sommer noch ein wenig hinauszuzögern. Auch das wird Freunde finden. Bei den getorften Vertretern liegt in dieser Runde der IO vorne. Der Abstand vor dem Callisto ist knapper als der Vorsprung des ungetorften Gewinners. Aber die eher klassisch wirkende Ausprägung des IO liegt für mich noch einen kleinen Tick vor dem sehr faszinieren Rum-Cast des Callisto.

Die Malts sind bereits in Deutschland eingetroffen und werden in den nächsten Tagen in den Verkauf gehen. Dann werden auch die Preise bekannt gegeben – auf die ich auch sehr gespannt bin. Die Destillerien habe ich bewusst nicht verraten, damit ihr noch Spaß bei der Suche habt.

An dieser Stelle herzlichen Dank an Michel Reick und Alexander Springensguth von Scotch Universe für die Samples. Meine Meinung wurde davon jedoch nicht beeinflusst.

LINKS

Abfüller: http://www.scotch-universe.co.uk/

Tasting-Notes #0038 bis #0043

Allt-á-Bhainne 2008 Wh

Alta, was? Nun, die Erzeugnisse der Destillerie trifft man auch im gut sortierten Fachhandel nicht allzu häufig an. Wenn überhaupt, dann sind Flaschen von unabhängigen Abfüllern zu finden. Daher geht der Name doch recht schwer über die Zunge. Dass sich die Betrachtung jedoch durchaus lohnen kann, hat mir dieses Sample gezeigt.

WAS

Name: Allt-á-Bhainne 2008 Wh
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Allt-á-Bhainne
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 2008
Abgefüllt: ab dem 29. September 2017 als handfilled
Alter: 9 Jahre
Fasstyp: Ex-Bourbon Cask, Ex-PX-Sherry Cask
Fassnummer: 
Alkoholgehalt: 59,4 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 79,90 EUR

DESTILLERIE

Allt-á-Bhainne, im Freundeskreis mit Altabeijn fast genauso ausgesprochen (und nach dem Genuss mehrer Drams auch schon mal als Alte Beene verballhornt) liegt in der Speyside. Laut Wikipedia spricht man den Namen auch eher aulta-wanje aus. Nun denn, notfalls kann man auch mit dem Finger drauf zeigen. Die Bedeutung ist hingegen klar: Nichts anderes als Milchbach bedeutet der Name. Was sich Chivas Brothers 1975 bei dieser Namensgebung gedacht hat, ist nicht bekannt. Nach einer zwischenzeitlichen Verdoppelung der Produktionskapazitäten befindet sich die Destillerie seit 2001 im Besitz von Pernod Ricard. Ein Jahr darauf stillgelegt und 2005 wieder eröffnet, produziert die Brennerei jährlich 4.000.000 Liter Alkohol, die nahezu ausschließlich in Blended Whiskys Verwendung finden. Umso schöner, eine Abfüllung aus der Zeit nach der Wiedereröffnung im Glas zu haben.

ABFÜLLER

Den Whiskyhort als Abfüller habe ich bereits hinreichend beschrieben. Zuletzt hatte ich dessen Rubberduck im Glas.

AUGE

Honiggelb scheint er mich anzulächeln. Der obligatorische Schwenk im Glas hinterlässt in den Kirchenfenster breite Streben, die nur langsam das Glas hinunterlaufen.

NASE

Ui! Da hat mir jemand einen Fruchtkorb hingestellt. Ein buntes Durcheinander, in dem Marillen und Birne am deutlichsten zu identifizieren sind. Bevor ich das alles aufgedröselt habe, ist der Fruchtkorb aber schon abgeräumt. Statt dessen wird jetzt Kuchen serviert. Sand- nein, doch eher Marmorkuchen, etwas zu früh aus dem Ofen geholt, denn der Teig ist noch nicht ganz durchgebacken. Ein Hauch Schokolade ist dabei. Dazu gibt es Cerealien mit Honig, sehr süßem Honig. Die typische, etwas würzige Note von Rohrzucker mischt sich in die Aromen – und ein Bestandteil, bei dem ich partout nicht drauf kommen will, was es ist. Die beste Frau von allen bringt mich schließlich drauf, als sie am Whisky riecht und meint, der enthielte wohl Rübenkrautsirup. Genau das war’s!

MUND

Der erste Nipp lässt sich als Eisenfaust im Samthandschuh bezeichnen. Kaum haben die Sensoren dem Hirn eine unglaublich samtige Cremigkeit gemeldet, schlägt auch schon die Eisenfaust zu. Die fast 60 % sind nicht ohne. Daher ist der Nipp auch schnell im Hals verschwunden und vor dem nächsten warte ich ein wenig. Eine knappe Viertelstunde später der nächste Versuch, der deutlich besser klappt. Vollmundiger Kuchenteig-Geschmack. Ich möchte den Whisky kauen! Richtig saftiger Kuchen scheint sich in meinem Mund zu befinden. Die Schokolade wird etwas deutlicher, entpuppt sich als Zartbitter. Auch der Sirup ist noch präsent. Dazu schöne, malzige Noten – einfach herrlich! 

Für einen Moment vom Whisky abgelenkt, steht er weitere zehn Minuten unberührt im Glas. Hätte es ich nicht die ganze Zeit in Sichtweite gehabt, hätte ich schwören können, dass jemand den Allt-á-Bhainne durch einen anderen Whisky ersetzt hat. Keine Früchte, kein Teig, dafür richtig kräftig würzige Aromen. Das erinnert mich schon an einen Whisky aus den Highlands. Dieser Wechsel gefällt mir ebenfalls sehr gut. Auch weil der Alkohol deutlich milder geworden ist. 

HALS

Damit hat man noch länger Spaß! Schöne malzige, teigige Eindrücke bleiben erhalten, und das lange. Der Abgang wärmt und man weiß genau, wo sich der Schluck auf dem Weg zum Magen gerade befindet. Auch wenn er dort schon lange angekommen ist, meint man den Kuchen noch zu schmecken.

FAZIT

Einmal eingießen, drei Whiskys im Glas? Kann der Allt-á-Bhainne. Den finde ich mal richtig beeindruckend! Er ist nicht ohne, nicht zuletzt dank des Alkoholgehalts. Auch fordert er Respekt und Zeit, dankt es einem aber mit wunderbaren Kehrtwendungen, sie mich sehr faszinieren. Davon wird definitiv eine Flasche den Weg in mein Regal finden. Dazu kommt, dass ich diese selbst abfüllen kann – für die Freunde schottischen Landweins ein großes Vergnügen.

Danke an den Whiskyhort, dass ich das Sample probieren durfte.

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: nicht vorhanden
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0035

Glenburgie 2008 Wh an trusadh cluaran mór

Große Dinge werfen ihre Schatten voraus. So auch dieser Whisky. Der hat nämlich eine Geschichte, und zwar folgende: Es gibt bei facebook diverse Gruppen von Whiskygenießern. In der mit über 10.000 Mitgliedern größten deutschsprachigen Gruppe wird einmal jährlich ein Treffen veranstaltet. Letztes Jahr konnten es 180 Menschen einrichten, sich an einem Abend im Herbst in Oberhausen zu treffen, dort Whisky zu genießen, neue Freundschaften zu knüpfen, alte aufzufrischen, zu reden, zu lachen, Spaß zu haben. Wunderbar! Vor drei Jahren gab es das erste Mal eine eigene Abfüllung für solch ein Treffen. Für die diesjährige Veranstaltung ist gerade die vierte Abfüllung in die Flasche gebracht worden. Diese hier:

WAS

Name: Glenburgie 2008 Whiskyhort an trusadh cluaran mór
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Glenburgie
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 27. März 2008
Abgefüllt: 18. Mai 2017
Alter: 9 Jahre
Fasstyp: 1st fill Sherry Hogshead
Fassnummer: #800019
Alkoholgehalt: 59,6 %
Flasche: 292 insgesamt
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 79,00 EUR

DESTILLERIE

Glenburgie – es ist wohl schon eine Zeit her, dass ich einen Tropfen dieser Speyside-Destillerie im Glas hatte. An der A96, gut 10 Kilometer westlich von Elgin gelegen wird dort seit 1829 Whisky hergestellt. Inzwischen im Besitz von Allied Domecq wurde die Brennerei während der letzten Renovierung, die bis zum Juni 2005 dauerte, auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Seitdem ist auch die letzte Whiskyromantik passé – der komplette Herstellungsprozess wird zentral von einer Person auf Tastendruck gesteuert. Der größte Teil der Jahresproduktion von rund 4,2 Mio. Litern wird für die Blends Ballantine’s und Teacher’s verwendet. Direkte Abfüllungen sind zumeist bei Unabhängigen Abfüllern zu finden.

ABFÜLLER

Mehrere Abfüllungen des Whiskyhort Oberhausen durfte ich hier schon verkosten, so zum Beispiel den Breichin, den Macduff oder die beiden torfigen Islay mu Dheas und zuletzt den HISS. Dabei habe ich einen der größten Whiskyhändler Deutschlands schon detaillierter vorgestellt. Daher fasse ich mich an dieser Stelle kurz, denn ich möchte den Glenburgie probieren.

FARBE

9 Jahre im 1st fill Sherry Hogshead und dann diese helle, an Weißwein erinnernde Farbe? Sehr faszinierend und ein guter Einstieg.

NASE

In der Nase fällt sofort die Leichtigkeit auf. Frisch, fruchtig kommt der Glenburgie daher. Nach und nach lassen sich die einzelnen Früchte erkennen. Für mich in der Reihenfolge Birne, grüne Weintraube, Honigmelone, Wassermelone, grüner Apfel, Ananas. Zum Schluss folgt der unvergleichliche Duft frischen Grases. Kurz: Eine Wiese im Frühling, inmitten eines Obstgartens gelegen. Fruchtige Süße dominiert, Alkohol ist nicht wahrnehmbar. Minimal nehme ich frisch gesägtes Holz wahr, Kiefer oder Fichte, eine Spur, wirklich nur ein Hauch Harz, etwas Popcorn. Alles in allem aber viel Frucht und die anderen Aromen wie ein sie bettender Korb drumherum. Leicht trocken wirkt er zudem. Sehr spannend und die Aromen machen neugierig auf den Geschmack.

MUND

Für Sekundenbruchteile füllt der erste Nipp den Mund ölig weich bevor der Glenburgie dann recht kräftig antritt. Es prickelt kurz auf der Zunge, grüne Früchte tauchen auf, etwas Malz. Einen Moment warten, bis sich alles wieder beruhigt hat, bevor ich den zweiten Schluck nehme. Deutlich gefälliger wirkt er jetzt. Eine tolle Süße, die aus Früchten kommt. Reife Ananas, grüne, süße Weintraube, Honigmelone, gelbe Birne, alles deutlich reifer, süßer als in der Nase. Ich halte ihn länger im Mund als den ersten Schluck. Spritziger wird er dann und hinten raus wirkt der Alkohol kräftiger. Am Ende dann wieder dieses frische Holz. Insgesamt wirkt alles sehr frisch, prickelnd, belebend, sommerlich. Unglaublich viel Frucht, der reinste Obstsalat, den ich da im Glas habe. Lecker!

HALS

Auch im langen Abgang bleibt diese enorme Fruchtigkeit erhalten, dominiert, wird getragen von einer malzigen Note. Auch hier begeistert er mich.

FAZIT

Das ist ein leckere Obstsalat, an dem man lange Freude hat. Ein toller Whisky für den sommerlichen Abend draußen auf dem Balkon, der Terrasse, im Garten, am See – wo auch immer. Bleibt die spannende Frage, die mich eingangs bewegte, ob er einem Vergleich mit der Abfüllung des Vorjahres standhält. Ganz ehrlich, das geht nicht. Der Glenburgie ist komplett eigenständig, fasziniert auf seine Art mit tollen Aromen, mit einem langen Abgang. Dazu kommt, dass er mich auch ein Stück weit überrascht hat. 1st fill Sherry Hogshead? Nie im Leben wäre ich darauf gekommen! Ich freue mich jedenfalls, dass in absehbarer Zeit eine Flasche in meinem Schrank stehen wird. Zu kaufen gibt es ihn bald zunächst für die Teilnehmer des diesjährigen Treffens. Mal sehen, ob davon dann noch etwas übrig bleibt, das in den freien Handel gelangt.

Danke an den Whiskyhort für das Sample.

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: nicht vorhanden
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0032

Macduff 2008 Wh

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WAS

Name: Macduff 8yo
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Macduff
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Alter: 8 Jahre
Fasstyp: Sherry Butt
Fassnummer: 900205
Alkoholgehalt: 66,0 %
Flasche: keine Angabe
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 69,00 EUR

DESTILLERIE

Banff, Banffshire in Schottland ist die Heimat der Macduff Distillery. Am der Stadt gegenüberliegenden Ufer des Deveron wurde die Brennerei erst Anfang der 1960er Jahre gegründet und ist damit eine der jüngsten schottischen Destillerien.  Nach diversen Quellen wird sie mehrheitlich zur Speyside gerechnet, während sie von anderen in den Highlands verortet wird. Originalabfüllungen werden unter der Marke Glen Deveron vertrieben, während Unabhängige Abfüller die Produkte unter dem Namen Macduff in den Handel bringen. Der größte Teil, nämlich rund 90 %, des Produktionsvolumens von rund 2,8 Mio. Litern wird jedoch für Blends eingesetzt. Allerdings nahmen in dieser Destillerie im Laufe der Zeit einige Neuerungen ihren Anfang. So verwendete Macduff als erste Maischbottiche aus Metall. Auch die mit Wasserdampf beheizten Brennblasen wurden hier erstmalig eingesetzt. 

ABFÜLLER

Bei diesem Macduff handelt es sich um eine der ersten Abfüllungen des Whiskyhort in Oberhausen. Anfang 2015 als Fachgeschäft für Whisky gestartet, haben inzwischen auch erste Whiskys unter eigenem Label den Weg in die Flasche gefunden. Sie ergänzen das aktuell gut 2.000 verschiedene Whiskys zählende Angebot. Der Whiskyhort ist damit einer der größten Whiskyfachhändler Deutschlands.

 

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FARBE

Ein schönes, leuchtendes Gelb, vergleichbar dem eines Honigs, macht Appetit auf den Dram.

NASE

Der erste Eindruck ist überraschend. Stand da nicht etwas von 8 Jahren auf dem Etikett? Ein Druckfehler? Nein, trotz seines jungen Alters kommt der Whisky sehr kräftig, würzig daher. Gut, das liegt einerseits an seinem recht starken Alkoholgehalt von 66,0 %. Aber dennoch scheint das Fass schon einige Arbeit geleistet zu haben. Anfangs recht süß in der Nase kommen dann trockene, malzige Noten dazu, ein wenig Holz. Die Süße ist nach ein paar Minuten nicht mehr so deutlich. Sie erinnert mich am ehesten an Popcorn – allerdings ohne irgendwelche Zusätze, an seh trockenen Butterkeks. Eine mal andere Note, die mir gefällt. Erst später kommt die Süße noch einmal wieder etwas stärker hervor, riecht nach Toffee.

MUND

Der nasale Eindruck bestätigt sich auch auf der Zunge. Kraftvoll kommt der Macduff daher, trocken und würzig. Die Süße wirkt unterstützend, nicht aufdringlich. Statt dessen sorgen Leder- und Holzaromen zusammen mit dem spürbaren Alkoholgehalt für ein trockenes Mundgefühl. Ein leichter Anklang von Pfeffer, bevor sich dann wieder die Süße deutlich bemerkbar macht. Insgesamt wirkt er deutlich älter, als es der Aufdruck auf dem Etikett vermuten lässt. Blind hätte ich ihm gut das doppelte Alter zugestanden

HALS

Der mittellange Abgang ist geprägt von der Kraft und Würzigkeit der Aromen. Auch hier bleibt das trockene Gefühl.

FAZIT

Nicht nur wegen der 66,0 % ist dieser Macduff ein Whisky, der fordert. Für Anfänger dürfte er auch in den Geschmackseindrücken zu kräftig sein. Der erfahrene Whisky-Genießer kann sich durchaus länger mit diesem Tropfen beschäftigen und immer wieder neue Nuancen für sich entdecken, die Freude machen.

 

LINKS

Whiskybase: noch kein Eintrag vorhanden
Destillerie: keine Website vorhanden
Abfüller: http://www.whiskyhort.de

Tasting-Notes #0016

Macallan 1985 DL

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WAS

Name: Macallan 21yo
Kategorie: Single Malt
Destillerie: The Macallan
Region: Speyside
Abfüller: Douglas Laing
Alter: 21 Jahre
Fasstyp: keine Angabe
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 52,3 %
Flasche: eine von 266
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: nicht mehr erhältlich – zuletzt 600,00 EUR

DESTILLERIE

The Macallan ist in Easter Elchie, Craigellachie, Banffshire, Schottland beheimatet. Das Easter Elchie House, ein typisches Landhaus, ist Ursprung der Destillerie. Es wurde 1700 erbaut und liegt in einem rund 158 Hektar großen Geländes. Rund 36 Hektar dieser Fläche dienen dem Anbau von Gerste, die für die Produktion des Whiskys Verwendung findet. Im Süden wird das Areal vom Spey begrenzt,  dem für die Region namengebenden Fluss. 1824 gebaut und im gleichen Jahr mit einer Brennlizenz ausgestattet, war The Macallan eine der ersten Destillerien, die legal Whisky gebrannt hat. Ab 1965 wurde begonnen, die Zahl der Brennblasen innerhalb von zehn Jahren von sechs auf 21 zu erweitern. Ursprünglich für Blends eingesetzt, wird The Macallan seit den 1960er Jahren auch als Single Malt vertrieben, anfangs nur in der Speyside, seit 1980 in Großbritannien. Mit einem Produktionsvolumen von rund 6.000.000 Litern pro Jahr liegt die Destillerie gemeinsam mit Glen Keith auf dem fünften Platz der schottischen Maltproduzenten. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass lediglich 16% des Feinbrands in Fässer abgefüllt werden, „the best of the best“, wie The Macallan es selbst beschreibt. Und während ich diese Zeilen schreibe, erreicht mich von den Whiskyexperts die Meldung, dass neben der bereits im Bau befindlichen neuen Destillerie nun auch neue Warehouses und eine neue Abfüllanlage vom Besitzer, der Edrington Group genehmigt wurden.

ABFÜLLER

Über den Abfüller Douglas Laing hatte ich ja bereits beim Strathclyde 10yo berichtet. Diese „old & rare“-Abfüllung stammt auch noch aus der Zeit, da die Marke zu Douglas Laing gehörte. Die Söhne des Firmengründers, Fred und Stewart, trennten sich jedoch in 2013. Beide betonen, dass die Trennung sehr harmonisch verlaufen sei und sowohl der Warenbestand als auch die Marken des Unternehmens gütlich geteilt wurden. Seither gehört „old & rare“ zur neuen Marke „Hunter Laing“. Unverändert werden in dieser Reihe besonders alte und exquisite Whiskys abgefüllt.

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FARBE

Satt honiggelb fließt der Whisky ins Glas.

NASE

Er beginnt mit kräftig würzigen und holzigen Aromen. Auch ohne Blick auf das Label lassen diese einen alten Whisky vermuten, dem das Fass einiges mit auf den Weg gegeben hat. Aber es deutet sich schon beim Eingießen an, dass noch mehr dahinter steckt. Also gebe ich ihm Zeit. Siehe da, ungefähr 20 Minuten später haben sich diese dominanten Aromen zurückgezogen und machen Platz für süße, sahnige Aromen mit ein wenig Frucht. Das erinnert mich an frische, reife Erdbeeren, die mit Sahne übergossen sind. Sehr spannend! Aber das ist noch nicht alles. Je länger ich ihn im Glas lasse, desto mehr öffnet sich dieser kostbare Tropfen. Da ich wissen möchte, was da noch alles kommt, lasse ich ihn stehen. Einerseits werden die Früchte jünger und heller. Knackige Birnen, grüne Äpfel mischen sich dazu, ebenfalls Anklänge von Butterscotch, Shortbread, Honig. Ein Potpourri, der mich begeistert. Je länger er im Glas ist, desto mehr öffnet er sich. Herrlich! Inzwischen ist eine Stunde seit dem Eingießen vergangen und ich muss mich schon fast zwingen, ihn endlich zu probieren.

MUND

Kaum dass der alte Macallan Lippen und Zunge benetzt schlagen meine Geschmacksknospen Purzelbäume. Eine wahre Explosion an Aromen, die ich schmecke. Was in der Nase begann geht im Mund weiter. Ein weiches, runde, dennoch volles Mundgefühl stellt sich ein. Die Würze, das Holz sind auch hier vorhanden, allerdings nicht so präsent wie anfangs in der Nase. Direkt schmeichelt eine sahnige, cremige Süße dem Gaumen, gefolgt vom Shortbread, das sich mit einer fruchtigen Birnenmarmelade verbindet. Butterkeks und Frucht wechseln sich ab. Das alles mit einer Leichtigkeit, die den 21 Jahren spottet. Sehr, sehr spät lässt sich der Alkohol spüren und macht zum Abschluss noch einmal deutlich, dass dieser Whisky trotz seiner Alters unglaubliche Kraft hat.

HALS

Der Abgang ist sehr lang, ist geprägt von einer leichten Würze und malzig süßen Aromen.

FAZIT

Was soll ich sagen? Meine persönlichen Top Five Whiskys haben ein neues Mitglied. Sollte mir der irgendwann einmal als Angebot über den Weg laufen, käme ich trotz des Preises ernsthaft in Versuchung, mir Gedanken zu machen, was ich verkaufen könnte, um mir den leisten zu können. Ein Whisky, der bleibenden Eindruck auf mich gemacht hat – trotz der Tatsache, dass ich ihn nach einem Late Night-Tasting anlässlich eines Treffens von Whisky-Genießern erst gegen 3:00 Uhr im Glas hatte. Deswegen bin ich Marcel Habendorf vom Hotel Schmachtendorf dankbar, dass er diese Flasche seiner Hotelbar um diese späte Stunde auf meine Bitte hin geöffnet hatte.

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LINKS

Whiskybase: leider kein Eintrag vorhanden
Destillerie: https://www.themacallan.com/
Abfüller in 2007: https://www.douglaslaing.com/
Abfüller heute: http://www.hunterlaing.com/

Tasting-Notes #0015

The First Colonist

Am kommenden Wochenende findet in Oberhausen ein Treffen der größten deutschsprachigen facebook-Whisky-Gruppe statt. Ein Teil der Gäste übernachtet im kürzlich eröffneten Hotel Schmachtendorf, in dem am Vorabend des Treffens ein Late Night-Tasting durchgeführt wird. Anlässlich des Treffens bringt das Hotel Schmachtendorf eine eigene Whisky-Abfüllung heraus, von der ich vorab einen Dram verkosten durfte.

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WAS

Name: The First Colonist
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Inchgower
Region: Speyside
Abfüller: Hotel Schmachtendorf Oberhausen
Destilliert: 1981
Abgefüllt: 2016
Alter: 35yo
Fasstyp: ex-Bourbon, Finish: ex-Sherry
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 46,9 %
Flasche: keine Angabe
Inhalt: 0,35 l
Aktueller Straßenpreis: noch offen

DESTILLERIE

Inchgower liegt bei Buckie, Banffshire in der schottischen Speyside. 1871 gegründet, wurde sie 1903 aufgegeben, im Jahr 1930 allerdings von der Stadt Buckie wieder eröffnet. Heute gehört sie zu Diageo. Von den jährlich produzierten rund 2 Mio. Litern wird der allergrößte Teil für verschiedene Blends verwendet, darunter Bell’s, White Horse und Johnnie Walker. Lediglich rund ein Prozent der Produktion kommt als Single Malt Whisky auf den Markt.

ABFÜLLER

Hoteldirektor Marcel Habendorf hatte die Idee, seinen Gästen, die das Treffen der Whiskyfreunde besuchen, ein ganz besonderes Schmankerl zu bieten. So wurden aus einem Fass des deutschen Unabhängigen Abfüllers Best Dram 20 Liter in ein Fass des Hotels Schmachtendorf gefüllt, in dem vorher Sherry lagerte. Nach einem mehrmonatigen Finish in diesem Fass wurde die Abfüllung nun gebottlet.

FARBE

Satt bernsteinfarben schimmert der Dram im Glas.

NASE

Gerade ins Glas gegossen wirkt er in der Nase im ersten Moment weich und rund. Dann machen sich fruchtige Noten bemerkbar, grüne Weintrauben, die nach einigen Minuten im Glas eher an Rosinen erinnern. Ein Hauch Roséwein gesellt sich dazu und wird umschmeichelt von einer einem Bourbon nicht unähnlichen Süße. Ein Geruch, den ich eigentlich gar nicht recht mag, der hier aber ins Gesamtbild passt und mir gefällt. Insgesamt sehr schmeichelnd und lockend in der Nase. Zeit also, ihn nun zu probieren.

MUND

Oha! Das überrascht jetzt doch ein wenig. Was sich da entfaltet, kaum dass der erste Nipp die Zunge berührt, ist eine regelrechte kleine Explosion. Auch hier ist er weich und rund, wirkt ausgewogen, kommt aber im nächsten Augenblick mit einer Komplexität daher, die das Alter verrät. 35 Jahre sind schon eine Hausnummer. Zeit genug um eine Fülle an Aromen auszuprägen, die die Geschmacksknospen beeindrucken. Sherrynoten aus dem Finish wechseln sich mit würzigen Eichennoten ab. Rosinen sind sehr deutlich, Creme Brulée, dunkler Rohrzucker. Mango ist dabei, ebenso wie rote Früchte. Dazu leichte, fast blumige Eindrücke. Damit kann man sich eine ganze Zeit lang beschäftigen – was ich auch genussvoll mache und mich auch an der Wärme erfreue, die er verbreitet. Definitiv schade, dass ich nur ein Sample habe. Noch.

HALS

Mittellang hält er die Erinnerung an den Nipp, macht mit dunklem Karamell und würzigen Tönen Appetit auf den nächsten.

FAZIT

Angesichts der rund 50 Flaschen zu 0,35l, die das Bottling erbracht hat, werde ich mich sputen müssen, eine zu bekommen. Auch wenn ich noch nicht weiß, was er kostet, da der Preis noch nicht feststeht. Denn dieser Dram hat mich angefixt. Ein wunderbarer runder, ausdrucksstarker Whisky, der nicht mit holzigen oder würzigen Noten erschlägt sondern mit einem Potpourri an Aromen lange erfreut.

Danke an das Hotel Schmachtendorf für das Sample.

LINKS

Whiskybase: noch kein Eintrag

Destillerie: Keine Website

Abfüller: http://www.hotel-schmachtendorf.de/

 

Tasting-Notes #0014

Tormore 2005 DT

 

Tormore 2005 DT

WAS

Abfüller: Duncan Taylor Dimensions
Name: Tormore 8yo (08/2005 – 09/2013)
Region: Speyside
Fass-Nr.: 80076
Flasche 71/138
Alkoholgehalt 52,1%
Aktueller Straßenpreis 58,90 EUR

 

DESTILLERIE

Tormore, in der Nähe von Grantown-on-Spey gelegen, wurde 1958 als erste schottische Brennerei des 20. Jahrhunderts gegründet. Obwohl also noch recht jung, wurden die Gebäude aufgrund der besonders schönen und einzigartigen Bauweise bereits 1986 unter Denkmalschutz gestellt. Die seit 2005 zum französischen Konzern Pernod Ricard gehörende Destille produziert auf ihren je vier Wash Stills und Spirit Stills jährlich ca. 3,7 Mio Liter Alkohol, die überwiegend in Blends verwendet werden. Dennoch gibt es einige originale und auch unabhängige Abfüllungen.

ABFÜLLER

Gegründet in Glasgow machte sich die Firma Duncan Taylor anfangs als Whiskyhändler und -broker einen Namen. Ganz offensichtlich blieb aber das eine oder andere Fass im eigenen Bestand. Mit Verlegung des Firmensitzes in die Nähe der Speyside entschied man sich daher, das ursprüngliche Geschäft aufzugeben und sich ganz auf Vermarktung und Vertrieb des eigenen Bestandes, inzwischen einer des größten in privater Hand, zu konzentrieren. Neben diversen Blends bildet die Dimensions-Reihe eine der Stützen des Unternehmens. In einen edel anmutenden Karton verpackt werden hier Malts und Grains aller Altersstufen präsentiert.

FARBE

Ein sattes Bernstein leuchtet im Glas, eine Farbe, die mir beim Whisky gut gefällt. Das sieht nach Ex-Sherry-Fass aus. Und es scheint der erste Whisky zu sein, der darin abgefüllt wurde.

NASE

Schon beim Eingießen verbreitet sich ein schöner, intensiver Duft. Sherry-Noten, Rosinen, ein Anklang von Milchschokolade – das alles verwundert nicht. Aber auch volle, reife, rote Früchte nehme ich wahr. Erdbeeren, Kirschen. Schöner Nebeneffekt: Beim Drehen des Glases bilden sich tolle Kirchenfenster. Während ich die betrachte, bis sie sich fast aufgelöst haben, entwickeln sich die Aromen weiter. Etwas kräftiger, würziger werden sie. Nicht viel, eher gerade so, dass sich die Früchte ein wenig an die Seite schieben. Leder, etwas Tabak kommt zum Vorschein.

MUND

Weich und ölig, dennoch mit erkennbarem Antritt, schmiegt er sich auf die Zunge. Ein schönes, angenehm cremiges Mundgefühl stellt sich ein. Was mir auffällt: Die Früchte verstecken sich erst einmal komplett. Statt dessen dominieren die kräftigen Noten, werden Leder und Tabak deutlicher, Abgerundet werden sie von dunkler Schokolade. Ein schönes, volles, würziges Erlebnis, das sich mir bietet. So hatte ich den gar nicht in Erinnerung. Gefällt mir aber richtig gut!

HALS

Mittellang, wärmend und mit kräftigen Noten verabschiedet er sich und lässt an diesem Abend, der doch noch so etwas wie Sommer verheißt, herbstliche Stimmung aufkommen.

FAZIT

Geschmacklich eher Highlands als Speyside ist das auf jeden Fall ein ungewöhnlicher Tropfen aus einer relativ unbekannten Destillerie. Das verwundert nicht weiter, landet doch ein Großteil ihrer Produktion in Blends. Schade, kann ich da angesichts dieses tollen Whiskys nur sagen.

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whisky/45222/tormore-2005-dt
Destillerie: http://www.tormoredistillery.com/
Abfüller: http://duncantaylor.com/

Tasting-Notes #0001