Kochstudio Maashof

 

Wer mich näher kennt, weiß, dass ich gutes Essen durchaus zu schätzen weiß. Seit einigen Jahren habe ich zudem auch Freude daran gefunden, es selbst zuzubereiten. Aus der Not heraus, es plötzlich zu  müssen, wurde ein „Wer lesen kann, kann auch kochen.“ Ganz so ist es nicht, wie ich inzwischen festgestellt habe, aber der Anfang war gemacht. Mittlerweile finde ich es wunderbar entspannend, nach einem anstrengenden Tag oder auch gerade am Wochenende mit der Liebsten zusammen zu kochen. Anschließend dann zu sehen, wie es anderen schmeckt, ist das Tüpfelchen auf dem „i“.

DAS KOCHSTUDIO

Durch facebook-Fotos von Bekannten inspiriert, wurde ich vor knapp zwei Jahren auf das Niederrheinische Kochstudio Maashof aufmerksam. Seit Mai 2009 veranstalten hier die Eheleute Brigitte und Ludger Mai im ehemaligen Kälberstall auf dem Hof ihrer Eltern Kochabende. Obwohl nur wenige Kilometer entfernt, war das meiner Aufmerksamkeit bis dahin völlig entgangen. Also nichts wie hin – inzwischen zu fünf verschiedenen Kursen.

  • Mediterrane Küche zum Altweibersommer
  • Rock around the Grill
  • Steaks & Co. 
  • Fischküche zum Aschermittwoch
  • Rundreise durch die Küche Asiens

Neben solchen Kursen, zu denen man sich frei anmelden kann, was man nach Erscheinen des Newsletters auch tunlichst innerhalb kürzester Zeit sollte, gibt es regelmäßig auch geschlossene Veranstaltungen von privaten oder beruflichen Gruppen. Der rund 120 qm große Kälberstall wurde dafür komplett renoviert und mit moderner Technik ausgestattet. Vier Kochstationen, jeweils komplett mit Töpfen, Pfannen, Schneidbrettern, Schüsseln, Messern und sonstigen Arbeitsmitteln sowie Besteck ausgestattet ermöglichen ein konzentriertes Arbeiten.

DER ABLAUF

Zu Beginn der Veranstaltung werden die Teilnehmer mit einem alkoholfreien Aperitif willkommen geheißen, bevor es an das gemeinsame Studium der Rezepte geht. Je nach Teilnehmerzahl der Veranstaltung werden die Kochwilligen danach in Gruppen von zwei bis vier Personen eingeteilt, die sich jeweils an einem der bis zu sieben Gänge versuchen. Anschließend erfolgt eine kurze Einweisung an den Arbeitsplätzen, wo die für den jeweiligen Gang benötigten Zutaten schon bereit stehen. Und los gehts! Die Eheleute Mai sind vom Fach, Brigitte als Oecotrophologin mit langjähriger Erfahrung als Lehrerin an einer Familienbildungsstätte, Ludger als weltweit tätiger Koch in Diensten eines Großküchenherstellers. Beide geben ihr Wissen den Teilnehmern gerne und mit viel Spaß an der Sache weiter. Hier nutze ich gerne den intensiven Austausch, lasse mir zeigen, wie ich die Werkzeuge noch besser verwenden kann, hole mir Hintergrundinformationen sowie Tipps und Tricks für den Umgang mit den einzelnen Zutaten. So finden immer wieder Dinge den Weg in die heimische Küche, die mir dort die Arbeit erleichtern oder die Speisekarte bereichern. Auch die anderen Teilnehmer, egal ob Kochanfänger oder erfahrener Hobbykoch, sind mit Feuereifer und viel Spaß bei der Sache. Überall wird geschnibbelt, geputzt, gewürfelt, gerührt, gebrutzelt und dabei viel gelacht. Informationen werden ebenso ausgetauscht wie einzelne Zutaten. Was nicht mehr benötigt wird, wird direkt gespült. Nach und nach füllen die Düfte den Raum und machen Appetit. Auch der Blick an die anderen Arbeitsplätze lohnt immer wieder mal, nicht nur, wenn die Kursleiter um Aufmerksamkeit bitten, um den einen oder anderen Zubereitungsschritt zu erklären.

An die Zubereitung der einzelnen Speisen schließt sich der gemeinsame Verzehr an. So wie die einzelnen Gerichte gerade fertig sind, kommen sie dekorativ auf die Teller und werden serviert. Dass dabei nicht immer die Reihenfolge des Menüs eingehalten wird, liegt an der unterschiedlichen Geschwindigkeit der Teilnehmer, tut aber letztlich nichts zur Sache. Haben auch alle Teilnehmer anhand der Unterlagen die Rezepte zur Hand, findet beim Essen ein reger Austausch statt, wie denn nun das eine oder andere konkret angegangen wurde. Begleitet von Mineralwasser, Wein und Bier werden die Speisen verzehrt. Sehen die einzelnen Portionen meist eher übersichtlich aus, macht es wieder einmal die Summe und man ist nach Abschluss aller Gänge in jeder Hinsicht sehr gut gesättigt. Gerne wird der abschließende Kaffee oder Espresso angenommen, bevor es – wieder gemeinsam  – daran geht, alles zu spülen und zu säubern.  Und schon sind seit Beginn des Kurses um 19:00 Uhr rund drei bis vier Stunden vergangen und der Abend endet.

DAS MENÜ

Nach vorheriger Absprache mit den beiden Inhabern des Kochstudios und der Einwilligung der Teilnehmer des Kurses „Fischküche zum Aschermittwoch“ habe ich an jenem Abend Fotos und einige Notizen gemacht, die den Kern des Beitrags bilden. An diesem Abend gab es

  • Forellenmousse mit Gurkensalat
  • Geräuchertes Forellenfilet mit Meerrettichcreme
  • Fischsuppe mit Aioli
  • Spinat-Linsen mit Kabeljau
  • Lachs-Kartoffel-Gratin
  • Forelle mit Zitronenbutter
  • Rote Grütze

SPINAT-LINSEN MIT KABELJAU

Selbst gewerkelt habe ich an den Spinat-Linsen mit Kabeljau. Gerade wegen ersterem hatten die Liebste und ich uns für dieses Rezept gemeldet. Schalotten und Knoblauch wurden in Öl glasig angeschwitzt, zu den Linsen gegeben und die Mischung mit Lorbeerblatt und Muskatblüte in Wasser geköchelt. Parallel dazu wurden grob gehackte Walnüsse in Butter angebraten und mit Balsamico-Essig übergossen. Die Linsen, inzwischen al dente, kamen mit in die Pfanne, Salz, Pfeffer und Butter dazu gegeben, schließlich kurz vor dem Servieren der gewaschene Spinat, der nur noch zerfallen brauchte. In der Zwischenzeit wurde aus Zitronensaft, Olivenöl, Salz und Pfeffer ein Dressing angerührt sowie die Kabeljaufilets mit Pfeffer und Salz gewürzt und in Öl gebraten, bis der Fisch nur noch im Kern glasig war. Auf einem Bett aus Spinat-Linsen wurde der Kabeljau auf dem Teller angerichtet und mit dem Zitronen-Dressing beträufelt. Es war fantastisch!

Bleibt noch eine Frage offen: Was kostet so ein Abend im Kochstudio Maashof? Das hängt vom jeweiligen Kurs ab. Bisher habe ich jeweils rund 40 EUR pro Person bezahlt. Lediglich der Kurs Steak & Co. war aufgrund der verwendeten Zutaten mit 48 EUR etwas teurer. Ich finde die Preise mehr als fair. Vergleiche ich das mit einem mehrgängigen Menü im Restaurant, zahle ich dort deutlich mehr. Okay, im Kochstudio erfolgt die Zubereitung eigenhändig, aber nicht zuletzt deshalb nehme ich ja auch daran teil. Mein Fazit: Ich warte schon gespannt auf das Programm für das zweite Halbjahr und komme gerne wieder!

LINKS

Homepage des „Kochstudio Maashof“: http://www.kochstudio-maashof.de/
Facebook-Seite des „Kochstudio Maashof“: https://www.facebook.com/kochstudiomaashof

Whiskyplaza Norderney

Ausspannen, ein paar Tage nur, mal was anderes sehen, als die eigenen vier Wände – es war mal wieder an der Zeit. Norderney sollte das Ziel des verlängerten Wochenendes sein. Einerseits weil ich mich bei meinem ersten Besuch vor rund 20 Jahren in die Insel verliebt habe und der letzte Besuch schon ein paar Jahre zurück lag. Andererseits, weil es unter dem Stichwort „Whisky“ interessante Ziele auf der Insel gibt. In der Ferienwohnung eines Whisky-Freundes untergebracht stand natürlich auch der gemeinsame Genuss auf dem Programm. Außerdem gibt es auf Norderney die vom Whiskybotschafter prämierte Germany’s Best Whisky Bar 2016, das „Whiskyplaza“, der es einen Besuch abzustatten galt. Firmierte diese bei meinem letzten Besuch noch als Kneipe unter dem Namen „Alte Schmiede“, wurde daraus 2007 die „Cocktailschmiede“. Der Name war Programm und das Lokal dementsprechend von Einheimischen und Gästen gut frequentiert. Ende 2016 war es jedoch an der Zeit für eine Renovierung und einen Konzeptwechsel. Statt Cocktails, die man trotzdem nach wie vor bestellen kann, steht nun Whisky im Vordergrund – offensichtlich eine große Leidenschaft des Inhabers Björn Lahmann.

Genug der Vorrede, hinab in den Keller des Hauses in der Schmiedestraße 8. Hier, wo ehemals tatsächlich geschmiedet und Pferde beschlagen wurden, empfängt den Gast heute eine stilvolle Bar im englisch angehauchten Stil. Tapeten im Tartan-Muster, unterbrochen von weiß lackierten Zierleisten, dunkelgrüne Wände, dunkler Boden, alte Möbel und gemütliche Sitzgelegenheiten aus Leder im Club-Stil führen in die eigentliche Bar. Deren Blickfang ist eine hinterleuchtete Auswahl an Whiskys über die ganze Breite des Raumes. Kaum hat man Platz genommen, werden einem die normale und die Whiskykarte gereicht. Erstere enthält diverse Cocktails, Spirituosen, Biere, Weine und Softdrinks, sowie eine kleine Speisenauswahl. Die gesonderte Whiskykarte bietet dem interessierten Besucher eine Auswahl von rund 500 Whiskys. Fünfhundert! Selbst für mich, der ich in Sachen Wasser des Lebens bereits das eine oder andere kennenlernen durfte, ist das sehr beeindruckend. Neben einzelnen Drams jeglichen Alters und Preisniveaus aus aller Herren Länder kann man auch sogenannte Flights oder Tastings bestellen. Ein Flight sind dabei drei oder vier Drams, ein Tasting in der Regel deren sechs. Dazu gibt es verschiedene Angebote zum Beispiel aus einer schottischen Region oder mit den Whiskys einer einzigen Destillerie. „Eine Reise durch Europa“ ist dabei ebenso möglich wie „Eine Reise um die Welt“, „Peatmonster“ treten gegen „Sherrybomben“ an und neben den Classic Malts steht ist auch „Das Tafelsilber“ verfügbar. Erwähnte ich schon, dass das sehr beeindruckend ist? Überwiegend aus Originalabfüllungen der Destillerien bestehend, ist von trinkstarken 40%ern bis zur in Fassstärke abgefüllten Flasche aus dem Single Cask alles dabei, was des Genießers Herz begehrt. Die im besseren Supermarkt erhältliche Standard-Abfüllung ebenso wie die Collection der Rare Malts jenseits der 20 Jahre bis hin zu den wirklich alten Schätzen ab 35 Jahren.

Dank heimischer Vorselektion über die online verfügbare Karte, war der erste Dram schnell gewählt. Okay, es war ein völlig anderer, als der ursprünglich geplante. Vielleicht lag es daran, dass mein Whiskygeschmack nicht täglich der gleiche ist und ich daher einfach Lust auf etwas anderes hatte. Vielleicht war es aber auch der direkte Plausch mit dem Inhaber, der Appetit auf etwas Neues weckte. Es dauerte jedenfalls nicht lange und das bestellte Guiness vom Fass stand vor mir, begleitet vom gewählten Glenfiddich 19yo Age of Discovery Red Wine Cask. Serviert wurde der Dram auf einer kleinen Schiefertafel, die auch einem kleinen Glas Wasser und einem Stück dunkler Schokolade Heimat bot. Ohne Nachfrage wurde die Flasche, aus der der Dram gerade eingeschenkt worden war, dazu gestellt. Eine Karaffe mit eisgekühltem Wasser komplettierte das Ensemble. Hier weiß man, worauf der Whisky-Genießer Wert legt. Fantastisch! Ausführlich lässt sich die Flasche begutachten und lesen sowie fotografieren, um für die eigenen Notizen zum Whisky alle Informationen zur Hand zu haben. Zwischendurch hilft das stille, klare Wasser die Geschmacksknospen neutralisieren. Der zweite Aha-Moment ergab sich beim Genuss der beigelegten Schokolade. Deren kräftige Noten harmonierten wunderbar mit dem enthaltenen groben Meersalz und bildeten eine perfekte Begleitung für den Dram.

Im Geplauder am Tisch verging die Zeit schnell und gefühlt nur wenige Augenblicke später stand der bestellte Flammkuchen auf dem Tisch. Belegt mit Lauchzwiebeln, Hackfleisch aus auf Norderney heimischen Galloway-Rindern und Parmesan war auch diese ein toller Gaumenschmaus. Knusprig der Teig, saftig der Belag – so geht Flammkuchen. Dazu noch in einer Größe, die den anfänglichen Appetit auf einen zweiten, ebenso leckeren direkt im Keim erstickte. Einer reicht wirklich aus, um auch gute Esser zu sättigen.

So gestärkt ließen sich die nächsten Drams und Guiness‘ genießen, immer wieder unterbrochen von netten und fachkundigen Gesprächen mit dem Inhaber Björn Lahmann und seinem Mitarbeiter Daniel Bocks. Beiden ist die Leidenschaft für Whisky anzumerken, die sie in der Bar, aber auch auf ihren regelmäßigen Reisen durch Schottland ausleben. Nur zu gerne habe ich deren Empfehlungen angenommen und dabei fantastische neue Whiskys entdeckt. Mit den Freunden am Tisch, dem Vermieter, der später noch dazu stieß war es ein kurzweiliger Abend, den wir gegen Mitternacht beendeten. Sechs Stunden schienen fürs erste genug. Zeit für den Heimweg, auf dem der Norderneyer Beweis erbracht wurde, dass die Erde doch eine Scheibe ist. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Mein Fazit: Ich war zwei Tage später wieder da. Noch Fragen? Es steht jetzt schon fest, dass das nicht mein letzter Besuch war. Und irgendwann will ich ans Tafelsilber …

Homepage Whiskyplaza: http://whiskyplaza.de/
facebook-Seite Whiskyplaza: https://www.facebook.com/Whiskyplaza-156189601085306
Kurzbericht der Whiskyexperts über die Wahl zu Germany’s Best Whisky Bar 2016: https://whiskyexperts.net/beste-whiskybar-und-bester-whisky-deutschlands-in-frankfurt-gekuert/

Street Food Markt Wesel

20161009_143031

Street Food ist in seiner ursprünglichen Bedeutung Essen, das aus einem fahrbaren Verkaufsstand heraus verkauft und unterwegs verzehrt wird. In vielen Ländern eine traditionelle Form des Essens, schwappt dieser Trend seit einiger Zeit auch zu uns nach Deutschland und wird oft in konzentrierter Form auf Street Food-Festivals angeboten. Schon länger hatte ich vor, ein solches zu besuchen, um kulinarische Genüsse aus aller Welt nicht nur anzusehen, sondern auch zu probieren. In der benachbarten Kreisstadt, quasi vor der eigenen Haustür war die Gelegenheit besonders günstig. Ein nicht verplanter, herbstlicher Sonntag mit angenehmen Temperaturen und einem blauen Himmel – los ging’s.

Mein Fazit: Wetter und Veranstaltungsort passten perfekt, das Angebot von gut 20 Ständen bot Gaumenfreuden für alle Geschmäcker, die Gerichte waren im wahrsten Sinne des Wortes preis-wert und alles, das ich probierte, hat mir gut geschmeckt. Da zu viel unprobiert bleiben musste, werde ich das nächste Festival auf jeden Fall wieder besuchen. Es macht definitiv Spaß und satt. Nachfolgend ein paar Eindrücke des Nachmittags.

Whisky-Tasting in der Kasematte Rees

Rees, die älteste Stadt am unteren Niederrhein, besitzt noch eine recht gut erhaltene Festungsanlage. Bei einer Restaurierung fand man darin eine gut erhaltene Kasematte aus dem 16. Jahrhundert. Diese wurde wiederhergestellt und ist seit 2004 zugänglich. Da man sie auch mieten kann, bot es sich an, in dieser tollen Atmosphäre ein Whisky-Tasting durchzuführen. Premiere! Es hat allen Teilnehmern viel Spaß gemacht und war definitiv nicht das letzte Mal! Nachfolgend ein paar Eindrücke auch mit Fotos der Gäste. Vielen Dank für die Erlaubnis, diese hier nutzen zu dürfen.

Whisky-Destillier-Seminar

 

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Angelehnt an Goethes Vierzeiler „Erinnerung“ habe ich mich vor einiger Zeit in den 12 km entfernten Emmericher Ortsteil Dornick aufgemacht, um die kleinste Verschlussbrennerei Deutschlands zu besichtigen und in einem Seminar die Geheimnisse der Whisky-Herstellung kennen zu lernen. Das sehr informative und unterhaltsame Seminar veranstaltete der Inhaber der Destille, Andre de Schrevel, unterstützt durch seine Frau Ingeborg. Begleitet wurde ich dabei von meinen beiden Freunden Jürgen Schneider und Holger Montag.

 

Niederrhein-Destille

Bevor ich zum eigentlichen Seminar komme, ein kurzer Überblick über die Niederrhein-Destille selbst.

20160806_134447

Geschichte

Wie es sich an einem solchen Tag gehört, begannen wir ihn mit einem ausgiebigen schottischen Frühstück, bestehend aus scrambled eggs, sausages, bacon, tomatoes, toast und standesgemäß natürlich einem dram. Gut gestärkt und bester Laune ließen wir uns anschließend zur Destille fahren. Rein in die gute Stube und los gehts. Bei einem Kaffee erzählt Inhaber Andre de Schrevel uns und den anderen beiden Teilnehmern etwas zur Geschichte der Destille. Im zarten Alter von ungefähr 16 Jahren versuchte er das erste Mal Obstwein herzustellen. Das Ergebnis war zumindest geschmacklich ernüchternd. Sein findiger Vater riet ihm jedoch, das Getränk zu destillieren. In dessen Zahnarztpraxis fand sich die entsprechende Gerätschaft. So wurde der Same gesät, der etliche Jahre später Früchte tragen sollte. Nach bestandener Meisterprüfung seit 1984 als selbständiger Zahntechniker-Meister mit eigenem Betrieb tätig, beschäftigte sich Herr de Schrevel nicht erst seit der Jahrtausendwende in seiner Freizeit mit der Destillation. 2004 stieß er auf ein Buch mit dem verheißungsvollen Titel „Schnapsbrennen als Hobby“, dem er sich intensiv widmete. Nach dem Besuch eines Lehrgangs an der Universität Hohenheim in Stuttgart im Jahre 2007 gründete er eine eigene Brennerei, die Niederrhein-Destille. Lag der Schwerpunkt anfangs auf der Herstellung von Obstbränden und -geisten und -likören, bereichern seit 2012 Whisky und seit 2015 Gin das Portfolio.

Produktsortiment

Vielfach ausgezeichnet sind die Spirituosen aus heimischem Obst, teilweise sortenrein gebrannt. Von Apfel über Mirabelle und Quitte bis hin zur Zwetschge werden die regionalen Obstsorten zu feinen Tropfen destilliert. Auch der aus Bockbier destillierte und im Holzfass gelagerte Bierbrand sowie der Kaffeelikör mit einem Rohprodukt aus der heimischen Röstung von Deutschlands ältestem Kaffeeröster wissen durchaus zu überzeugen, wie die vielen Urkunden im Gastraum der Destillerie bezeugen.

20160806_100340

Whisky-Herstellung

Aber ich bin ja vor Ort, um praktisch zu erfahren, wie hier das Wasser des Lebens hergestellt wird. Theoretisch ist mir der Prozess vertraut, in Schottland habe ich das auch schon im Rahmen einer Führung sehen können. Aber so hautnah bekommt man selten die Gelegenheit. Ich bin gespannt!

Räumlichkeiten

Im ruhigen Emmericher Ortsteil Dornick befindet sich die Niederrhein-Destille in der Nähe des Rheindeiches. Einst beheimatete das Gebäude das Dentallabor sowie die Wohnräume der Inhaber. Erstere sind inzwischen für die Destillation und als Gastraum umfunktioniert. Diesen betritt man als erstes und bekommt im gemütlichen Ambiente direkt Lust, eines der vielen Produkte zu genießen, die in einer Vitrine und an der stilechten Theke angeboten werden.. Von dort aus beitritt man den eigentlichen Destillationsraum, in dem sich zwei Brennanlagen der namhaften Manufaktur „Kothe Destillationstechnik“ aus dem schwäbischen Eislingen befinden. In der größeren wird der Rohbrand destilliert, in der kleineren anschließend der Feinbrand. Von diesem Raum aus gelangt man in die angrenzende Garage. Dort steht der Maischbottich und auch die Malzvorräte werden hier bis zum Gebrauch zwischengelagert.

20160806_110303

Maischen

Grundlage für ein Destillat namens Whisky ist in Schottland traditionell gemälzte Gerste. Es gibt aber auch Varianten, die Weizen, Roggen oder auch Mais beinhalten. Die Niederrhein-Destille kauft fertig geschrotetes Gersten- und Roggen-, sowie Karamell- und Rauchmalz ein und setzt dieses je nach geplantem Brand in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen ein. Im Maischbottich werden 100 kg Malzschrot langsam in 300 Liter ca. 50 Grad warmes Wasser eingerührt. In dieser Umgebung beginnt die Verzuckerung, der Prozess, bei dem im Schrot die bei der Mälzung entstandenen Enzyme, die sog. Beta- und Alpha-Amylasen optimal wirken und die Getreidestärke in Maltose, auch Malzzucker genannt, umwandeln. Der Fortschritt wird durch einen Jodtest überprüft. Da diese Umwandlung bei einer Temperatur von 62, bzw. 72 Grad passiert, muss diese süßlich riechende Mischung anschließend erst wieder abkühlen, bevor Hefe zugesetzt werden kann. Damit beginnt die Gärung, bei der vereinfacht ausgedrückt die Hefe den Zucker auffrisst und dabei Alkohol und Kohlendioxid bildet. Je höher der Alkoholgehalt steigt, desto langsamer wird die Aktivität der Hefe, bis sie schließlich ganz stoppt, weil kein Zucker mehr vorhanden ist. Die Maische hat nun einen Alkoholgehalt von 6 – 8 % und ist bierähnlich.

20160806_142206

Destillation

Die Destillation ist nichts anderes als die Trennung von Flüssigkeiten mit verschiedenen Siedepunkten. Während das in sogenannten Pot Stills über einen spitz zulaufenden Kegel oberhalb der Brennblase geschieht, funktioniert die in der Niederrhein-Destille verwendete Kolonnen-Brennanlage nach dem Gegenstromprinzip. Ca. 150 Liter Maische werden in die Brennblase der Kolonne geleitet und dort erhitzt. Der aus der Maische entstehende Dampf steigt durch die Kolonne nach oben und wird dabei konzentriert. Am Ende des ersten Destillationsvorgangs befinden sich ca. 20 Liter Rohbrand mit einem Alkoholgehalt von ca. 50 % im Auffangbehälter. Nach drei Durchgängen ist die im Bottich angesetzte Maische aufgebraucht und es wurden ca. 60 – 65 Liter Rohbrand destilliert. Dieser wird nun in der zweiten Kolonne nach gleichem Verfahren ein  zweites Mal destilliert. Dabei steigt der Alkoholgehalt auf über 80 %. Der unerwünschte Vor- und der Nachlauf werden dabei vom gewünschten Mittellauf des Destillats getrennt. Übrig bleiben ca. 30 Liter Feinbrand. Die nicht flüssigen Malz-Reste werden bei Reinigung der Anlage ausgespült und in Tonnen zwischengelagert, bis sie als Viehfutter Verwendung finden.

20160806_102425   20160806_102437

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lagerung

Der Feinbrand wird anschließend mit durch einen Ionentauscher entmineralisiertem Wasser auf ca. 60% herabgesetzt und in ein Holzfass gefüllt. Verwendet werden in der Niederhein-Destille unterschiedliche Größen bis zu 200 Liter Fassungsvermögen. Teilweise handelt es sich dabei um ehemalige Sherryfässer, die dem New Make, dem neuen Destillat, ihren unverwechselbaren Geschmack mit auf den Weg geben. Überhaupt spielt das Fass keine unerhebliche Rolle bei der Entstehung des Wassers des Lebens. Rund 70 % des Geschmacks bilden sich schließlich erst durch unterschiedliche Reifungsprozesse im Fass selbst. Von der Qualität der zukünftig zu erwartenden Abfüllungen konnten wir uns durch Probierschlucke überzeugen. Da kommen spannende Abfüllungen auf die Whiskyfreunde zu.

20160806_152838

Abfüllung

Während ein Fass schon kurz vor der Abfüllung steht, dauert es bei den anderen noch teilweise deutlich länger. Das Destillat, dessen Entstehung wir beiwohnen durften, muss schließlich noch mindestens drei Jahre auf die Abfüllung warten. Erst dann darf es sich Whisky nennen. Abgefüllt wird in der Niederrhein-Destille in 0,5 l-Flaschen. Dabei wird der Inhalt des Fasses auf geschmeidige 46 % Trinkstärke verdünnt. Die ersten beiden Batches, so werden die Abfüllungen genannt, sind bereits verkauft, von der aktuell dritten gibt es noch einen geringen Restbestand.

Ausblick

Schon der Feinbrand vor der Abfüllung ins Fass ist von sehr guter Qualität und weiß geschmacklich durchaus zu überzeugen. Die verschiedenen Zusammensetzungen der Maische, die unterschiedliche Auswahl der Fässer zur Lagerung, das teilweise genutzte Finish, also die Schluss-Reifung einer Abfüllung in einem anderen Fass, wirken vielversprechend. Besonders das fast fertige Batch 4 gefiel uns ausgezeichnet und verspricht die bisher beste Abfüllung zu werden, eine für Whisky-Kenner überraschende noch dazu. Ich bin sehr gespannt!

 

Fazit

Von 10:00 bis gegen 17:00 Uhr dauerte der Tag in der Niederrhein-Destille. Fachkundig und mit viel Akribie erläuterte Herr de Schrevel alle Schritte der Produktion. Ich fand es sehr interessant und spannend, das alles aus so unmittelbarer Nähe verfolgen zu können. Die nicht zu vermeidenden Wartezeiten wurden durch rund 10 Proben der hauseigenen Destillate sehr verkürzt. Dazu gab es Kaffee und Kaltgetränke sowie von Frau de Schrevel liebevoll zubereitete lokale Speisen. Sowohl die mittägliche Hühnersuppe mit Kräutern aus dem eigenen Garten, als auch der nachmittags gereichte Kuchen waren extrem lecker. Gekostet hat das Vergnügen 85,00 EUR pro Nase – definitiv nicht zu viel. Das Gebotene ist das Geld mehr als wert. Vielen Dank an die Eheleute de Schrevel für diesen äußerst kurzweiligen und unterhaltsamen Tag! Wieder daheim ließen wir den Tag Revue passieren und bei Gegrilltem und dem einen oder anderen weiteren Dram ausklingen.

Links

http://www.niederrhein-destille.de/

Café Landluft

20160903_Landluft_03_Türschild

Ein Wochenende fast ohne Termine. Dazu ein leerer Kühlschrank und die Erfahrung, dass mit hungrigem Magen schlecht einkaufen ist. Zu viel ungeplantes landet dann unweigerlich auf dem Förderband der Kasse. Also erst einmal extern frühstücken. Das Ziel: Café Landluft in Wesel-Bislich.

CAFÉ

Im ländlichen Weseler Ortsteil Bislich gelegen, befindet sich das Café Landluft in der ehemaligen Scheune eines Bauernhofes. Unter Berücksichtigung des Gebäudes modern renoviert bietet es im Erdgeschoss und auf der offenen Galerie darüber rund 50 Personen Platz. Dazu kommen noch einmal rund 50 Plätze im Außenbereich. Hell und freundlich gestaltet, mit einigen ausgewählten Möbelstücken geschmückt und liebevoll dekoriert, lädt das Café zum Verweilen ein. Von Kindern, die sich nach dem Essen mit ihrem Spielzeug beschäftigen dürfen, bis zu Senioren sind alle Altersgruppen vertreten. Von dem Paar, das einfach nur gemeinsam frühstückt, bis hin zur Runde Frauen, die sich zum Geburtstagsbrunch trifft, ist alles vertreten. Das bedingt, wie oft in Lokalen, einen gewissen Geräuschpegel, den ich aber trotz fast voller Besetzung noch erträglich fand. Lässt man den Blick schweifen, entdeckt man nach und nach Details, die zeigen, mit wie viel Liebe das Lokal eingerichtet ist.

20160903_Landluft_07_Frühstück_1

FRÜHSTÜCK

Die Auswahl entspricht dem gehobenen Hotel-Standard. Von diversen Joghurts, Cerealiern und Obst über mannigfaltigen Aufschnitt, Fischvariatonen, frischem Gemüse und selbst gebackenem Brot, von Rührei, Bacon und Nürnbergern bis zum abschließenden Kuchen findet sich alles, was das Herz begehrt. Dazu gibt es Kaffee, Tee oder Kakao, so viel man vertragen kann. Alles ist optisch ansprechend angerichtet, ist frisch und lecker. Leerstände am Buffet werden von den Servicekräften schnell beseitigt. Ganz klare Empfehlung: Lasst bei einem Besuch im Café Landluft ruhig die Brötchen liegen. Nehmt statt dessen das Vollkornbrot mit Möhren und das Schwarzbrot. Beide selbst gebacken und sowas von lecker! Da reichen eigentlich schon etwas Butter und Salz für den Genuss. Dazu passt die sehr leckere Rhabarberschorle.

SONSTIGES

Aufmerksames Personal kümmert sich mit einem ständigen Lächeln sehr höflich und freundlich um die Gäste. Leere Platten am Buffet sind ebenso schnell ersetzt, wie die leere Kaffeekanne am Tisch. Sonderwünsche und -bestellungen werden ohne mit der Wimper zu zucken ebenfalls flott erfüllt. Man fühlt sich als Gast einfach rundum wohl.

In einem Nebengebäude befindet sich der Hofladen. Einrichtungsgegenstände, Dekorationsartikel, Kleidungsstücke, Lebensmittel und Erzeugnisse des eigenen Hofes stehen hier zum Verkauf. Obwohl nicht sehr groß, kann man sich in dem Raum einige Zeit aufhalten, so viel gibt es zu entdecken. Besonders die Marmeladen aus eigener Herstellung sind einen Blick wert.

FAZIT

Nicht zum ersten Mal im Lokal, bestätigte sich mein Eindruck: Hier steht der Gast im Mittelpunkt. Essen und Getränke sind sehr lecker, das Personal klasse und die Preise moderat. Wenn man die Augen offen hält, gibt es viele kleine Details zu entdecken. Das war nicht der letzte Besuch hier. Im Gegenteil: Die Krimilesung am nächsten Wochenende inkl. 3-Gänge-Menü klingt so interessant, dass sie fest eingeplant ist. Öffnungszeiten, Anfahrt und weitere Informationen gibt es auf der Website des Café Landluft.

LINKS

Internetpräsenz: www.cafe-landluft.de

facebook-Seite: www.facebook.com/CafeLandluft

FOTOS