Galahad 2009 Wh

Blended Whisky – für die einen das personifizierte Böse, für andere das, was sie haben wollen, wenn sie einen Whisky bestellen. 80 – 90 % des weltweiten Whiskymarktes bestehen aus diesen preisgünstigen Varianten. Wenn so viel Blended Whisky konsumiert wird, kann er wohl so schlecht nicht sein. Und aus einem anderen Blick winkel betrachtet: Ist es nicht die viel größere handwerkliche Kunst, aus bis zu rund 50 verschiedenen Fässern einen tollen Whisky zu kreieren, statt nach einer Probe zu entscheiden, dieses Fass sei nun bereit für die Abfüllung? Okay, heute die neueste Abfüllung des Whiskyhort.

WAS

Name: Galahad
Kategorie: Blended Malt
Destillerie: drei Destillerien, deren Namen nicht genannt werden dürfen
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 01.09.2009
Abgefüllt: 15.03.2018
Alter: 8 Jahre
Fasstyp: 1st Fill Port Cask
Fassnummer: 53A
Anzahl Flaschen: 292
Alkoholgehalt: 65,1 %
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 69,00 EUR

DESTILLERIE

Es gibt in Destillerien offensichtlich misstrauische Menschen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie keine Namensnennung auf den Bottlings wünschen, die nicht aus ihrem eigenen Haus stammen. Ein Stück weit kann ich das nachvollziehen. Denn ist die Abfüllung grenzwertig fällt davon unweigerlich auch etwas auf die Brennerei zurück. Sowas kann den Ruf dauerhaft schädigen. Immerhin kann man es in diesem Fall auf drei größere Destillerien aus der Speyside eingrenzen, die in den Jahren 1824, 1878 und 1897 gegründet wurden.

ABFÜLLER

Mit diesem Bottling setzt der Whiskyhort seine Serie eigener Abfüllungen fort. Gleichzeitig wird damit eine Reihe neuer Abfüllungen begonnen, benannt nach den Rittern der Tafelrunde. Den Anfang macht Galahad – in König Artus‘ Tafelrunde einer der wichtigsten Ritter.

AUGE

Das übersichtlich aber dennoch liebevoll gestaltete zweiteilige Etikett verrät alle wichtigen Details der Abfüllung. In einer einem Hagebuttentee nicht unähnlichen Farbe schimmert der Dram im Glas. Die Legs sind erwartungsgemäß sehr fein. Es dauert einen Moment, bis sie sich ausbilden und dann ins Glas zurück fließen.

NASE

Schon im ersten Eindruck macht die Nase klar, was jetzt kommt. Frucht ohne Ende! Fruchtig ist der Galahad und wirkt dabei frisch, wie gerade gepflücktes Obst. Nach und nach lassen sich die einzelnen Bestandteile erkennen. Die Weintrauben sind anfangs sehr dominant, rote Weintrauben, leicht gekühlt. Danach erscheinen Erdbeeren und anschließend Johannisbeeren. Diese Melange wird noch durch Kirschen angereichert. Milchschokolade gesellt sich dazu und nach inzwischen ein paar Minuten im Glas kann ich auch etwas Marzipan ausmachen. Die ganze Zeit fällt mir auf, dass der Alkohol erst beim intensiven Einatmen leicht spürbar ist. Ansonsten kein Brennen oder Ziehen oder Austrocknen der Nase. Insgesamt ein sehr verheißungsvoller Auftakt.

MUND

Jau! Den sollte man nicht als ersten Dram des Tages im Glas haben! In der Nase hat sich der Alkohol ja noch gut versteckt gehalten, aber im Mund zeigt er erst einmal, was Sache ist. Der Schluckreflex kommt schnell, der Speichel fließt anschließend reichlich. Okay, zweiter Nipp. Der lässt sich dann sehr gut aushalten und auch Aromen sind deutlich wahrzunehmen. Erst einmal fällt die beeindruckende Süße auf.  Frucht und Würze lassen sich dann ausmachen. Die Kirschen sind da, rote Weintrauben. Die Beeren sind dunkler, intensiver geworden. Eher Brom- als Erdbeere. Zusammen mit der Süße hat das schon fast etwas vom Kilchoman Bramble – ohne den Rauch. Was sich in der Nase bereits andeutete, bestätigt sich hier wunderbar: Das ist voller Korb aus roten, reifen Früchten! Ein weiterer Nipp aus dem Glas, eine nochmals längere Verweildauer im Mund offenbart weitere Aromen. Die Schokolade kommt dazu und jetzt wird der Eindruck perfekt: Das ist Mon Cherie in fassstark! Über die für das Alter schon erstaunlich spürbaren Eichennoten wundere ich mich ein wenig, genieße sie aber, da sie nicht aufdringlich sind, sondern sich stimmig ins Gesamtbild einfügen. Die Süße wird dadurch weniger, auch das Marzipan taucht wahrnehmbar wieder auf. Spät erst wird der Mundraum leicht trocken.

HALS

Der geht direkt auf den Ofen. Lang und vor allem sehr wärmend macht sich der Galahad im Abgang bemerkbar. Die Fruchtigkeit sticht dabei heraus, auch Schokolade ist auffällig.  Alles geht in einer angenehme Trockenheit über, die bleibt.

FAZIT

Worauf kommt es letztlich beim Whiskygenuss an? Auf das Alter? Auf die Art der Fassreifung? Auf die Brennerei? Oder läuft nicht letztlich alles auf ein „schmeckt“ bzw. „schmeckt nicht“ hinaus? Mein Fazit: Schmeckt! Fruchtig und süß und schokoladig – eigentlich gefährlich süffig. Allein die 65,1 % verhindern, dass man von diesem Whisky mehr trinkt, als einem gut tut. Damit hat er genau die Ecke, die einen Whisky für mich interessant macht, die ihn aus dem Gros der Abfüllungen heraushebt. Will heißen: Der zieht bei mir ein!

LINKS

Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/111193/galahad-2009-wh
Destillerie: aus o. g. Gründen nicht angegeben
Abfüller: https://shop.whiskyhort.com/ 

Tasting-Notes #0045