Orangen-Tiramisu

Die Weihnachtstage sind nicht nur besinnlich, familiär, wärmend und erholsam, auch Essen und Trinken stehen im Mittelpunkt. Da wird aufgefahren, was der Lebensmittelhandel und die Küche hergeben und nach den Feiertagen sind alle froh, wenn der Magen sich ein paar Tage erholen kann. So weit sind wir aber noch nicht. Und mal ehrlich, ein Dessert geht immer, oder? Mir war mal wieder nach einem Orangen-Tiramisu, allerdings wollte ich es anders gestalten als beim letzen Mal. Auch weil diesmal keine Kinder dabei waren. Herausgekommen ist das:

ZUTATEN / WERKZEUG / DAUER

  • 500 g Cantuccini
  • 30 cl kalter Espresso
  • 10 cl Whisky
  • 8 mittelgroße Orangen
  • 500 g Mascarpone
  • 250 g Speisequark 40%
  • 3 EL Vanillezucker
  • Kakao zum Bestäuben
  • ein Filetiermesser oder langes Messer
  • eine flache Schale, Auflaufform oder ähnliches
  • eine kleine Schüssel für die Orangenfilets
  • eine Rührschüssel zum Mixen
  • einen Mixer
  • einen Esslöffel
  • Frischhaltefolie
  • Zubereitung ungefähr 30 Minuten
  • Ruhezeit mindestens 60 Minuten

ZUBEREITUNG

Als erstes sind die Orangen dran. Natürlich kann man die einfach schälen und in Stücke teilen. Filetiert lassen sie sich aber besser genießen, finde ich. Daher halte ich diese zusätzliche Arbeit für angemessen. Es ist auch nicht wirklich schwer. Einfach die Orangen mit einem Filetiermesser oder einem langen Messer oben und unten gerade abschneiden. Auf die gerade Fläche stellen und mit einem Messer die Schale rundherum wegschneiden. Der Vorteil: Die weiße innere Schale ist schon einmal komplett weg. Die geschälte Orange nun in die Hand nehmen und an einer beliebigen Stelle rechts von dem Häutchen, das zwei Stücke von einander trennt, bis zur Mitte der Frucht einschneiden. Dann mit dem Messer das Orangenfilet vorsichtig nach außen schieben. Dabei löst es sich auf der anderen Seite von der zweiten Haut. Nun die gerade freigelegte Haut auf der anderen Seite einschneiden, um sie vom zweiten Filet zu lösen. So lassen sich nach alle Stücke filetieren. Die in einer kleinen Schüssel gesammelten Filets für einen Moment zur Seite stellen.

Jetzt die Schale oder Auflaufform schön dicht an dicht mit den Cantuccini auslegen, bis der ganze Boden bedeckt ist. Es lassen sich natürlich auch die für ein Tiramisu klassischen Löffelbisquit verwenden. Mir persönlich gefallen Geschmack und die knackigen Nüsse der Cantuccini besser. Probier es einfach mal aus! Anschließend zunächst den Espresso, danach den Whisky darüber gießen. Das muss nicht besonders sorgfältig passieren, denn es verteilt sich eh erst einmal am Boden der Schale. Die trockenen Cantuccini saugen die Flüssigkeit aber sehr schnell auf und bald ist sie komplett verschwunden.  Als Whisky kam bei mir ein fassstarker Tamdhu des unabhängigen Abfüllers van Wees aus der Reihe The Ultimate zum Einsatz, den ich wegen seiner enorm fruchtigen Noten sehr schätze und als passend zu den Orangen ausgewählt habe. Natürlich kann je nach Geschmack aber auch jeder andere Whisky verwendet werden. Wer befürchtet, das Ergebnis könne zu stark werden, kann zum Beispiel auch einen Glenfiddich 12yo nehmen, der mit seinen Obstaromen auch sehr gut zum Dessert passt.

Nun können die Kekse ebenso dicht mit den Orangenfilets belegt werden. Deren Saft, der während der Ruhezeit ausgetreten ist, wird einfach darüber gegossen.

Im nächsten Schritt werden Mascarpone, Quark und Vanillezucker in eine Rührschüssel gegeben und mit dem Mixer durchgerührt. Wem die Masse zu fest wird, der kann ein wenig Milch oder Sahne hinzugeben, um die Konsistenz etwas cremiger zu gestalten. Mit einem Esslöffel wird die Masse anschließend auf den Orangen verteilt und glatt gestrichen.

Mit Frischhaltefolie abgedeckt darf die Schale nun für mindestens eine Stunde im Kühlschrank ruhen. Kurz vor dem Servieren noch mit Kakao bestreuen und dann: Guten Appetit!

Übrigens: Sollen auch Kinder am Dessert naschen dürfen, bereitet man eine zweite Portion zu, in der man Kaffee und Whisky durch Orangensaft ersetzt.

Rezept #0002

Scotch Universe – Second Rocket Stage

Logo

Gerade einmal drei Monate ist es her, dass ich den neuen unabhängigen Abfüller Scotch Universe und seine ersten Abfüllungen vorstellte, da kommt auch schon der zweite Wurf, oder um im Wortfeld zu bleiben, die nächste Raketenstufe. Wer sich über den Abfüller selbst informieren möchte, kann das hier tun: https://leben-mit-genuss.de/scotch-universe. An dieser Stelle berichte ich darüber, ob die zweite Stufe zündet. Sieben Samples stehen vor mir, drei Speysider, zwei Highlander und zwei Islays – und in dieser Reihenfolge werde ich sie auch verkosten. Darf ich vorstellen? 

VOYAGER I

Die in der Speyside hergestellten oft weichen, milden Whiskys sind wohl ein guter Einstieg.  Ein Blended Malt steht am Anfang, wobei sich das Blending auf den berühmten Teaspoon bezieht, jenen sagenhaften Teelöffel, der verhindert, dass die Abfüllung den Namen der Destillerie tragen darf. So ist er denn nach einer Raumsonde benannt, nein, nicht nach irgendeiner, sondern nach der Raumsonde, die nach fast 35 Jahren als erstes von Menschen gebautes Objekt in den interstellaren Raum eintrat. Ganz so alt ist der Whisky nicht, aber 19 Jahre hat er schon auf dem Buckel. Geruht hat er in einem erstbefüllten Côte de Beaune Barrique-Fass. Das Fass stammt also aus dem südlichen Teil des Burgunds, einem Gebiet in dem hauptsächlich Pinot Noir angebaut wird. Richtig gerätselt, das Etikett verrät ein Rotweinfass. Die Destille selbst ist eine, die ich letztes Jahr im Rahmen eines Tastings wieder für mich entdeckt habe. Bisher sind mir aber nur deren Originalabfüllungen begegnet – jetzt die erste von einem unabhängigen Abfüller, noch dazu in Fassstärke. Ich bin gespannt!

Dem Alter entsprechend habe ich dem Whisky Zeit gegeben, sich zu entfalten. Bernsteinfarben, mit einem leichten Stich ins rötliche lächelt er mich an und wartet auf die Verkostung. Die für die Destille üblichen fruchtigen Noten sind da. Ein Hauch frisches Obst, bestehend aus Äpfeln, Birnen, lässt sich ausmachen. Eine Spur Zimt auf den aufgeschnittenen Früchten, wirklich nur ein Hauch. Dazu etwas Keks, Mürbeteig trifft es wohl am besten. Nicht zu vergessen die Wein-Noten: dunkelrote, fast schwarze Kirschen, Himbeeren, etwas Zartbitterschokolade. Das alles umrahmt von etwas Holz, bei dem Alter nicht ungewöhnlich. Kurz: Er riecht schon einmal verheißungsvoll. Was er kurz darauf im Mund bestätigt. Ein herrliches Früchtekompott, serviert in einer Holzschale. All die Aromen finden sich wieder. Die Früchte hier allerdings weniger ausgeprägt, sie weichen etwas zurück. Kräftig, würzig sind die Eindrücke des Fasses, allerdings auf eine angenehme Art. Geradezu harmonisch umschließen sie das Obst. Wer Eichennoten überhaupt nicht mag, sollte es hier ruhig dennoch versuchen, denn obwohl präsent, wirken sie nicht dominant, erschlagen die anderen Aromen nicht. Faszinierend finde ich übrigens, dass die 54,9 % nicht zu spüren sind. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal einen fassstarken Whisky im Glas gehabt zu haben, der so mild ist, bei dem der Alkohol so gut eingebunden ist. Der Abgang ist lang und wärmend. Zunächst vom Obst geprägt, wird es hinten raus etwas trockener, würziger. Chapeau! Der gefällt mir schon einmal! Und ich kann mich irgendwie des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um eine fassstarke Version der sonst üblichen trinkstarken Originalabfüllung handelt. Mal sehen, ob ich dazu noch Informationen bekommen kann.
Aktueller Straßenpreis: 119,90 EUR

DOUBLE VELOCITY OF LIGHT

Nach der Single Velocity Of Light aus den ersten Abfüllungen nun als die doppelte Lichtgeschwindigkeit. Genießen werde ich den Dram dennoch wie alle anderen auch maßvoll und langsam. Ebenfalls aus der Speyside, aber „nur“ zehn Jahre alt, gereift im First Fill Bourbon-Fass. Kein Wunder, dass die Farbe deutlich heller ist und an einen Weißwein erinnert. In der Nase ist er leicht und duftig frisch. Schönes Gerstenmalz, dazu eine Frühlingswiese mit Butterblumen. Etwas junges Gras, etwas, das ein Kribbeln in der Nase verursacht – aber im Gegensatz zu Blütenpollen ein sehr angenehmes Kribbeln. Spät stößt noch eine leichte, vanillige Süße dazu. Im Mund dann eine leichte Überraschung. Obwohl nur 1 % stärker als der Voyager I ist der Eindruck ein ganz anderer. Verteilt er sich im ersten Augenblick noch weich und süß im Mund, beißt im nächsten Moment der Alkohol zu. Nicht unangenehm, eher ungestüm und auch nur für einen Moment, bevor dieses kurze Aufblitzen vorbei ist. Die Geschmacksknospen derart vorbereitet, scheinen nun für die Aromen empfänglicher zu sein. Auch hier wirkt er frisch und leicht. Die Süße jedoch ist von Anfang an präsenter. Vanille ist am deutlichsten zuzuordnen, mit der Zeit geht es in Richtung Honig. Leichter Honig, wie von den ersten Blüten im Frühjahr, dieser leicht zähe, cremige Honig. Noch einmal ein kurzes Prickeln auf der Zunge, hervorgerufen durch den Alkohol. Dann sahnig-weiche Töne. Ich muss an Werthers Echte denken. Nicht ganz so sehr auf Karamell fixiert, aber ähnlich im Mundgefühl. Am Ende geht es sanft in eine fruchtige Note über, die ich am ehesten Ananas zuzuordnen vermag, der Saft einer süßen, reifen Ananas. Und im Abgang? Mittellang mit dem sahnigen Gefühl bis in den Hals. Dabei britzelt es auf der Zunge, bis sie sich nach einigen Momenten wieder beruhigt. Ein leichter und spritziger Geselle ist es in diesem Fall. Sehr schön, aber auch durch die, zugegeben sehr interessante, Alkoholnote außergewöhnlich. Vielleicht gefällt das nicht jedem, mir schon.
Aktueller Straßenpreis: 54,90 EUR

POLLUX I

Pollux, der Rote Riese, achtmal so groß wie unsere Sonne und mit einer Entfernung von 34 Lichtjahren der Vertreter dieser Art, der der Erde am nächsten ist. Ein treffender Name für diesen Whisky. Zumindest in der Flasche kommt er dunkel mit einem rötlichen Ton daher. Der Dram im Glas wirkt hingegen ein gutes Stück heller, hat etwas von Honig mit einem leicht kupfernen Stich. Auch in der Nase ist das Oloroso-Sherry-Fass nicht zu verleugnen, obwohl es schon das zweite Mal befüllt wurde. Wuchtig und voll stehen die Aromen im Glas und machen sich auch genauso in der Nase breit – oder eher schwer. Eine dunkle, schwere Süße mit einem leicht bitteren Aroma, fast wie eine Mischung aus Melasse und Blockmalz windet sich als erstes in die Nase. Nach ein paar Minuten Standzeit wird der Geruch etwas milder, erinnert an Schokoladensauce. Die leicht erdbeerige Note passt perfekt dazu. Mandelstifte, gerade eben, dass sie in der Pfanne Farbe angenommen haben. Die Schokolade wird etwas dunkler, eine Erinnerung an Choco Crossies beschleicht mich. Herrlich komplexe Aromen. Für einen gerade einmal achtjährigen Whisky schon ein Stück weit erstaunlich. Von Alkohol jedoch keine Spur. 59,0 % soll er haben? Vielleicht spürt man die im Mund? Okay, kann man gelten lassen. Die einen nennen das Mundgefühl „adstringierend“, die anderen rufen „Speichelfluss, Speichelfluss“. Es ist von beidem etwas, so viel steht fest. Der Mundraum zieht sich schon zusammen. Zumindest für einen Augenblick meint man, mit dem Schlucken nicht hinterherzukommen. Das verhindert aber gleichzeitig, dass die 59,0 % auf der Zunge brennen. Statt dessen nehme ich ein tolles Aromenbouquet wahr. Süße Schokolade als erstes, dahinter kräftige, würzige Noten. Etwas wie Leder, ein alter abgewetzter Sessel, ein wenig süßlicher Tabak, Toffee ist auch dabei. Zum Schluss erst die erwartete, weil für Sherry so typische Rosine. Insgesamt deutlich weniger süß, als ich angesichts der Angaben auf dem Etikett erwartet hatte. Das macht ihn letztlich aber für mich interessant, da mir die scheinbar ewig gleichen Sherry-Abfüllungen derzeit so gar nicht liegen. Dann lieber so etwas wie diesen Whisky hier. Ecken und Kanten, ausdrucksstark und für sein Alter recht komplex. Der mittellange, leicht trockene Abgang passt dazu. Ich stelle fest: Auch Pollux ist die Reise wert.
Aktueller Straßenpreis: 54,90 EUR

KEPLER 186f

Wieder ein ungewöhnlicher Name. Benannt nach einem 490 Lichtjahre entfernten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, der 2014 mithilfe des Weltraumteleskops Kepler entdeckt wurde. Das wiederum ist benannt nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler, der bereits im 17. Jahrhundert die Gesetzmäßigkeiten der Planetenumlaufbahnen entdeckte. Doch damit genug der Wissenschaft, es soll hier schließlich um den Whisky gehen. Wer mitgezählt hat, stellt fest, dass es sich um einen Highlander handelt. Zugegeben, man könnte es auch einfach dem Etikett entnehmen. Das verrät auch, dass es sich um ein First Fill Port Pipe handelt. Portwein-Fass! Wer mich kennt, weiß, dass ich solche Abfüllungen sehr schätze. Daher freue ich mich auf diese neue Abfüllung. Mal sehen, ob Scotch Universe damit ein ähnlich guter Wurf gelungen ist, wie mit dem Pegasus aus dem ersten Bottling. Farblich in einem schönen Mahagoni-Ton gehalten, überrascht er bereits in der Nase. Drängt sich im ersten Moment der Eindruck einer Fehlnote auf, verfliegt dieser schnell und es wird blumig. Lavendel sticht hervor, umrahmt von Heidekraut. Der heimische Kräutergarten grüßt mit einer Spur Thymian. Anklänge von Hokkaido-Kürbis wechselt sich mit süßlicher Melone ab. Ich stimme mit Mr. Spock überein: Faszinierend! Im Mund dann die nächste Überraschung: Die Frucht steht deutlich mehr im Vordergrund, Melone, gepaart mit Ananas, dazu süßer, schwerer Wein. Der Port hat seine Spuren hinterlassen. Langsam purzeln nach und nach die würzigen Aromen hinterher. Auch hier wieder das Heidekraut, der Thymian. Insgesamt leicht trocken und würzig, sehr fein. 54,8 % soll er haben? Das spüre ich zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil, das Mundgefühl ist schön rund, angenehm. Auch im langen Abgang nichts alkoholisches. Statt dessen elegante Würze und eine leichte Trockenheit. Bisher meine Nummer 1. Aber es kommen ja noch drei weitere.
Aktueller Straßenpreis: 94,90 EUR

ANDROMEDA I

Zunächst ist der zweite Highlander an der Reihe. Acht Jahre alt, aus einem Ex-Laphroaig-Fass stammend. Das setzt dem Aroma aber nur die Krone auf, denn der Whisky an sich ist schon leicht getorft. Ein Highlander? Getorft? Da fällt mir auf Anhieb eine Destillerie ein, deren Einsteiger ich einige Zeit zu schätzen wusste. Inzwischen hat sich mein Geschmack gewandelt. Mal sehen, wie diese Reise in meine Whisky-Vergangenheit ist. Sehr, sehr hell ist er im Glas, wie ein leichter, spritziger Weißwein. In der Nase macht er dann keinen Hehl aus seiner Beschaffenheit. Die Süße der Vanille hat kaum eine Chance gegen die kräftigen Aromen. Rauch, Jod, nein, eher Meersalz, gebettet auf einem leichten Heubett. Der weiß mich zu beeindrucken. Der erste Schluck ebenso. Rollt er weich und geschmeidig auf die Zunge, vanillig süß und leicht fruchtig, ohne dass ich das genauer zuordnen kann, so verändert er sich schlagartig, kaum dass er Raum gefunden hat. Kurz beißen die 58,7 % zu um dann dem Rauch zu weichen. Herrlicher kalter Rauch. Das Feuer ist schon lang erloschen, es sind die letzten Rauchschwaden. Daher ersticken sie nicht alles andere, sondern lassen noch Platz für trockenes Heu, für etwas Kardamom, für süße Sahne. Der Abgang ist relativ kurz, aber ebenfalls kräftig. Zum Ende hin trocknend verklingt der Rauch. Ja, da werden Erinnerungen wach. Eher ein Raucher für Einsteiger, gewinnt er in meinen Augen durch die Lagerung in einem ehemaligen Laphroaig-Fass. Das gibt ihm einen sehr schönen Kick an Rauch, an maritimen Noten., macht ihn komplex und stark. Tolle Fassauswahl!
Aktueller Straßenpreis: 64,90 EUR

CALLISTO I

Genug mit dem, ich formuliere mal böse: Genug mit dem Imitat. Peated Whiskys kommen von Islay. Punkt. Naja, meistens, wie der vorige zeigt. Aber was kann im direkten Vergleich der Callisto? Callisto, der Jupitermond. Nach dem Io aus dem ersten Bottling schon der zweite seiner Art, dessen Name eine der Abfüllungen von Scotch Universe ziert. Benannt nach einer Geliebten des Zeus aus der griechischen Mythologie finden sich auf diesem Mond Anzeichen für Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen, Voraussetzungen für Leben. Kann Callisto meine Lebensgeister wecken? Die Honigfarbe weckt auf jeden Fall schon mal meine Aufmerksamkeit. Die Nase regt die Lebensgeister an! Kräftig torfig mit einer feinen Note verbrannten Gummis. Erst langsam, während diese verfliegen, zeigen sich weitere Aromen. Die Eierbriketts, mit denen ein Haus, das wir in meiner Jugend bewohnten, beheizt wurde, rochen ähnlich, wenn sie in den Keller geschüttet und dann zum Vorrat geschaufelt wurden. Aber es sind nicht nur diese herrlich dreckigen Eindrücke, sondern auch eine leichte Süße, etwas frische Birne, die ich wahrnehme. Und letztlich lässt sich ihm noch etwas fleischiges entlocken. Nicht Räucherspeck, dazu ist der Eindruck zu schwach. Eher Bacon, leichter im Geruch, schiebt sich von hinten heran. Im Mund dann … Boah! Nannte ich die olfaktorischen Eindrücke gerade dreckig? Nein, DAS hier ist dreckig! Einfach Kohle. Das Feuer brennt noch nicht einmal. Dafür schmeichelt die Süße des Ex-Bourbon-Fasses der Zunge. Sie vermag sich aber nicht durchzusetzen. Zu schwer sind die torfigen Aromen. Und das ist auch gut so! Etwas für die Hardcore-Liebhaber von peated Whiskys. Dazu zähle ich mich, ja. Braucht ein Whisky mehr als diese Noten? Für mich nicht zwingend. Auch weil sie lange, lange bleiben. Den Geschmack wird man so schnell nicht wieder los. Und das ist sooo klasse! Einfach, geradeaus, direkt auf die Kauleiste – herrlich! Mit 57,3 % gefühlt in der passenden Stärke. Ein Whisky wirklich nach meinem Geschmack.
Aktueller Straßenpreis: 79,90 EUR

LYSITHEA I

Wieso wundert es mich nicht, dass auch Lysithea der Name eines Jupitermondes ist? Und potzblitz, auch das ist der Name einer Geliebten von Zeus, dem alten Schwerenöter. Kann dieser Whisky auch zu meiner Geliebten werden? Mal sehen … Zunächst die Daten des Etiketts. Acht Jahre alt, Ex-Bourbon-Fass und die Destillerie ist auch sehr leicht auszumachen. Der stärkste im Septett dieser Abfüllungen ist er mit seinen 59,2 %. Stattlich! Wieder ein sehr heller Dram, wieder eine Remineszenz an Weißwein. Aber Farbe wird doch eh überbewertet und lenkt nur ab, oder? Die Nase wirkt elegant, fein, trotz des unverkennbaren Rauchs. Er kommt daher wie ein Gentleman. Der Rauch wirkt fein, edel. Keine Holzkohle wie beim Callisto, eher Buchenholzscheite, die fast ohne Rauch verbrennen. Umschmeichelt von Gras von ein wenig Quitte. Sehr filigran wirkt das. Im Zusammenhang mit einem Whisky von Islay finde ich das schon fast erstaunlich. Der Eindruck setzt sich jedoch auch im Mund fort. Er tänzelt beinahe auf der Zunge, wirkt sehr leicht, auch hier elegant. Der Rauch scheint in den Hintergrund zu treten. Ab und zu bringt er sich in Erinnerung, wenn er durch die Süße bricht. Eine Spur brauner Zucker, etwas Vanille, Quitten, Birnenkompott. Hier und da etwas Rauch. Dazu das Prickeln des Alkohols – nicht aufdringlich oder schmerzhaft, sondern lebendig. Gefällt mir gut. Mag sein, dass die zweite Befüllung des Fasses dazu beigetragen hat, diese Eleganz zu entwickeln. Die Aromen wirken dadurch sehr leicht und harmonisch miteinander verwoben. Auch im Abgang bestätigt sich der Eindruck. Der Rauch bleibt naturgemäß am längsten, fein und aromatisch. Ein stimmiger, toller Schluss dieser Verkostung.
Aktueller Straßenpreis: 84,90 EUR

 

FAZIT

Kann man diese Whiskys miteinander vergleichen? Kann man sie in eine Reihenfolge bringen? Okay, für die Verkostung habe ich es getan. Die weichen Speysider an den Anfang, dann die Highlander, die Raucher zum Schluss. Innerhalb der Untergruppen mit jeweils steigendem Alkoholgehalt. Das hat sich in vielen Tastings als sinnvoll herausgestellt. Aber geschmacklich? Das Verhältnis von Preis und Leistung? Kann man sicherlich machen, wenn man möchte. Ich möchte das letztlich nicht, weil es den Whiskys nicht gerecht würde. Jeder einzelne von ihnen gefällt mir auf seine Art mindestens gut und jeder einzelne von ihnen wird seine Liebhaber finden. Unter dem Strich finde ich dieses Bottling sehr gelungen. Die zweite Stufe hat bei mir gezündet. Am liebsten würde ich ja allen ein Zuhause bieten. Aber dazu müsste ich wohl langsam anbauen. Wie sieht es bei dir aus? Kennst du bereits den einen oder anderen? Wie ist deine Meinung? Ich freue mich über deinen Kommentar!

Danke an Scotch Universe für die Samples und das Bildmaterial.

LINKS

Abfüller: http://www.scotch-universe.co.uk/

Tastings-Notes #0021 – #0027

Ben Nevis 1996 BD

 bestdram-bennevis

WAS

Name: Ben Nevis
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Ben Nevis
Region: Highlands
Abfüller: Best Dram
Alter: 20 Jahre
Fasstyp: Sherry Butt
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt:  52,8 %
Flasche: 250 
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis (ab Januar 2017): voraussichtlich 99,00 EUR

DESTILLERIE

Ben Nevis, Namensgeber der Destillerie, ist mit 1.345 m der höchste Berg Schottlands, der „Berg mit dem Kopf in den Wolken“, wie sich der Name übersetzen lässt. Wie zutreffend das ist, kann man anhand einer Webcam regelmäßig sehen (Link siehe unten). Ungefähr sechs Kilometer nordwestlich vom Gipfel liegt die gleichnamige Destillerie in der Nähe von Fort William und gehört damit zu den schottischen Highlands. 1825 durch „Long“ John MacDonald gegründet erlebte sie wie viele andere Destillerien mehrere Besitzerwechsel. Auch Stilllegungen gehören zur Geschichte der Brennerei. Nach der Übernahme durch den japanischen Nikka-Konzern im Jahr 1989 wird seit 1990 auch endlich wieder produziert. Mit einem Produktionsvolumen von rund 2 Mio Litern pro Jahr zählt die Destillerie noch zum unteren Mittelfeld in Schottland.

ABFÜLLER

„Best Dram“ – ein Name der auf den ersten Blick mutig klingt. Schließlich versuchen alle, den besten Whisky abzufüllen. Hintergrund des Namens ist aber, wie Michel Reick, einer der beiden Inhaber erläutert, dass keine Whiskys abgefüllt werden, die ihn und seinen Geschäftspartner Mike Müller nicht 100%ig überzeugen. „Wir füllen halt nicht so la-la ab und auch nicht irgendwas halbgares, sondern nur das, was wir für das Beste halten.“ Ich durfte schon einige Whiskys dieses im westfälischen Nottuln beheimateten unabhängigen Abfüllers probieren und bin der Meinung: Die beiden haben mit ihrer Namensgebung Recht. Aber genug der Vorrede, es ist an der Zeit, sich diesem neuen Kandidaten zu widmen.

20161118_133056

FARBE

Richtig satt honiggelb sieht der Dram aus. Eine Farbe, die mich begeistert.

NASE

Als erstes nehme ich eine leicht würzige, kräuterhaltige Note wahr, wie ich sie schon bei manchem Highland-Whisky fand. Hier wird sie allerdings begleitet von einem Grasgeruch, der dem Dram eine sehr angenehme Frische verleiht. Doch sofort drängt eine tolle Süße in den Vordergrund, die ich noch nicht ganz genau einordnen kann. Süßer Popcorn ist der erste Gedanke. Da ich mir aber nicht ganz sicher bin, lasse ich den Dram erst einmal stehen und beginne mit der Recherche der Hintergrundinformationen. Ungefähr 20 Minuten später hat sich die Frische verflüchtigt. Der Dram wirkt nun voller, schwerer. Die Süße ist noch um einiges deutlicher geworden und lässt sich für mich auch besser zuordnen. Ein Honig ist es, der meine Nase kitzelt, ein schöner leicht würziger Kräuterhonig. Getragen werden die Aromen von eine Mischung aus trockenem Keks und Haferflocken. Für mich eine schöne Ergänzung zur Süße. Und im Mund?

MUND

Schmeichelnd süß legt sich der erste Nipp auf die Zunge, weich in der Textur aber geschmacklich doch mit leichten Kanten. Süß ist er, sehr süß, geradezu vollmundig süß. Daneben sind die Kräuter zu schmecken. Vor meinem Auge baut sich ein Bild aus Rosinen und Heidekraut eingelegt in Honig auf. Ja, so lässt sich der Geschmack in etwa beschreiben. Ein paar Birnen obendrauf, reife weiche Birnen. Hinten raus wird die Kräuternote etwas deutlicher und stellt sich mir als ein Hauch von Thymian dar. Passt sehr gut zum Honig! Noch ein wenig Holz dazu aus den 20 Jahren im Fass und fertig ist der heutige Best Dram. Okay, so heißt er. Aber auch er trägt dieses Etikett zu Recht. Eine schöne, ausgewogene Mischung verschiedener Aromen, sehr gut ausbalanciert, dazu mit einem cremigen Mundgefühl – mir gefällt er.

HALS

Diese Kombination aus Süße und Würze bleibt lange erhalten. Im Hals und auch tiefer verrät der Dram in jedem Augenblick, wo er gerade ist und wärmt dabei sehr angenehm.

FAZIT

20 Jahre – so alt werden angesichts der gestiegenen Nachfrage nicht mehr viele Whiskys. Hier hat sich das Warten auf jeden Fall gelohnt. Die Spuren des Fasses sind noch nicht zu stark ausgeprägt, gerade so, dass sie einen Kontrapunkt zur bemerkenswerten Süße setzen. Der Respekt vor seinem Alter gebietet es, ihm die nötige Zeit im Glas und im Mund zu geben. Er dankt es mit einer tollen Aromenvielfalt. Mir bleiben zwei Dinge zu sagen: Well done, Michel und Mike! Und: Vielen Dank für das Sample. Wer sich selbst einen Eindruck machen möchte, muss sich allerdings noch ein wenig in Geduld üben. Die Flaschen werden erst im Januar 2017 abgefüllt und anschließend auf dem deutschen Markt erhältlich sein.

Vielen Dank an Michel Reick für das Sample.

LINKS

Whiskybase: noch kein Eintrag vorhanden
Destillerie: http://www.bennevisdistillery.com/
Abfüller: http://best-dram.de/
Webcam Ben Nevis: http://bit.ly/webcam_ben_nevis

Tasting-Notes #0020

Irish Stew

Der Dutch Oven war schon lange nicht mehr zum Einsatz gekommen, der Eisschrank ist zu voll, etwas vom Lamm muss raus. Was macht man in einem solchen Fall? 1. Irish Stew und 2. Besuch einladen. Für das Stew hatte ich im Vergleich zum ersten Versuch vor einem halben Jahr ein paar Verbesserungsideen. Also frisch ans Werk und die Zutaten zusammengesucht und das Essen vorbereitet, bevor Markus und Giulia, die Gorumetgeeks, zu Besuch kamen.

20161126_133506

ZUTATEN

Für vier Personen habe ich verwendet:

  • ca. 1,25 kg Lammkeule
  • 250 g Speckwürfel
  • ca. ein Dutzend kleine Kartoffeln
  • eine halbe Knolle mittelgroßen Sellerie
  • ein halber mittelgroßer Wirsing
  • sechs mittelgroße Möhren
  • drei mittelgroße Zwiebeln
  • drei Stangen Lauch
  • fünf große Knoblauchzehen
  • ein Glas Lammfond
  • vier Flaschen Guiness Extra Stout
  • zwei Esslöffel Lammgewürz von Ingo Holland’s Altes Gewürzamt
  • Pfeffer und Salz nach Belieben
  • Olivenöl zum Anbraten
  • ca. 20 cl geheime Zutat

20161126_123221

ZUBEREITUNG

Zunächst ist der Knochen aus der Lammkeule auszulösen und möglichst alles Fett wegzuschneiden. Das sorgt übrigens für den strengen Geschmack, den viele an Lammfleisch gar nicht mögen. Ist das Fett weg, schmeckt Lamm fantastisch – finde ich. Die verwendete Lammkeule hatte 2 kg, wovon ca. 1,25 kg übrig blieben, die ich in mundgerechte Stücke geschnitten habe. Anschließend wird das ganze Gemüse geputzt. Zwiebeln und Knoblauch schneide ich in feiner Würfel, das Lauch in dünne Ringe. Alles zusammen kann zusammen in einem mittleren Behälter zwischengelagert werden. Möhren, Sellerie und Kartoffeln werden gewürfelt, die Wirsingblätter werden in feine Streifen geschnitten. Ebenfalls alles zusammen in einem zweiten Behälter aufbewahren.

20161126_174659

Nun den Dutch Oven (das ist ein gusseiserner Topf, bei mir ein ft9 von Petromax – ohne Füße, damit auch für den Grill geeignet) auf den Grill und diesen auf ca. 200 Grad vorheizen. Natürlich funktioniert der Dutch Oven auch klassisch auf Grillkohlen bzw. -briketts, auf dem Herd oder im Backofen. Ebenso selbstverständlich kann man das Gericht auch in einem normalen Kochtopf zubereiten. Aber ich liebe halt meinen Grill und das Zubehör und nutze beides so oft es geht. Ist die Temperatur erreicht, einen guten Schuss Öl zum Anbraten in den DOpf (eine unter Grillern gebräuchliche Verballhornung von „Dutch Oven“ und „Topf) geben. Anschließend den Inhalt der ersten Schüssel, also Zwiebeln, Knoblauch und Lauch dazu geben und leicht glasig andünsten. Anschließend den Speck dazu geben und leicht anbraten. Sobald der etwas Farbe annimmt, alles wieder raus aus dem DOpf und zurück in die Schüssel.

Frisches Öl in den DOpf geben und nun das Lammfleisch hinzufügen. Mit Pfeffer und Salz sowie einem Esslöffel Lammgewürz bestreuen und umrühren. Die Fleischwürfel gut anbraten, bis sie anfangen, leicht dunkel zu werden. Jetzt alle anderen Zutaten, sowohl die bereits angedünsteten, als auch das noch rohe Gemüse zugeben und einen halben Esslöffel Lammgewürz darüber streuen. Das Glas Lammfond darüber gießen, ebenso zwei Flaschen Guiness. Bitte unbedingt das Stout (in der 0,33 l-Flasche) verwenden, nicht das Draught (in der 0,44 l-Dose). Das Stout hat den würzigeren Geschmack, der dem Gericht das nötige Aroma gibt. Deckel drauf, Grilldeckel zu, die Temperatur auf 120 – 140 grad runterregeln und kochen lassen. Alle halbe bis dreiviertel Stunde mal nachsehen, ob noch genug Flüssigkeit da ist. Bei Bedarf jeweils mit einer weiteren Flasche Guiness Stout auffüllen. Nach der vierten Flasche Bier habe ich beim letzten Auffüllen einen knappen Liter Wasser dazu gegeben. Nach zwei Stunden ist das Gericht fertig. Kurz vorher habe ich noch ein Experiment gewagt und eine geheime Zutat in das Stew gegeben. Ich hatte noch eine Anbruchflasche irischen Westcork-Whisky in Fassstärke in meiner Bar stehen. Davon habe ich ca. 20 cl über das Stew gegossen, noch einmal durchgerührt und bei ausgeschaltetem Grill ein paar Minuten ziehen lassen, bevor ich es serviert habe.

20161126_195508    

SERVIEREN

Der DOpf kommt dampfend auf einen Untersetzer auf den Tisch, das Stew wird in tiefen Tellern serviert. Dazu passt hervorragend ein Roggenbaguette oder frisches Roggenbrot, entweder zum Dippen der Suppe oder mit etwas Butter bestrichen einfach dazu. Mir schmeckt dazu ein Aktien Zwick’l Kellerbier, ein kräftiger spanischer Rotwein geht aber auch sehr gut. Mir gefiel diese Variante noch deutlich besser als der erste Versuch. Auch der Besuch erweckte den Eindruck, dass es schmeckte.

20161126_200000

Viel Spaß beim Nachkochen und guten Appetit!

Rezept #0001

Bruichladdich – The Three Tens

Bruichladdich, nach eigener Aussage „Progressive Hebridean Distillers“, also die „fortschrittlichen Destillateure der Hebriden“, hat gerade aus allen drei Produktionsreihen je eine 10-jährige Abfüllung auf den Markt gebracht. Auf der diesjährigen Interwhisky in Frankfurt am Main war Deutschland-Premiere. Vom für den deutschsprachigen Raum zuständigen Markenbotschafter Ewald J. Stromer erhielt ich Samples der Abfüllungen und schildere nachfolgend meine ersten Eindrücke von Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore.

20161127-ttt-ttt

DESTILLERIE / ABFÜLLER

Bruichladdich wurde 1881 am Rand von Loch Indaal auf dem westlichsten Ausläufer der Hebriden-Insel Islay erbaut. Die Brüder John Gourlay, Robert und William Harvey, Söhne des Besitzers der Yoker-Destillerie in Glasgow, errichteten damals eine Destillerie, die zu den modernsten ihrer Zeit zählte. Dazu gehörte, dass die Gebäude nicht aus ehemaligen Bauernhäusern bestanden, sondern direkt als Destillerie geplant wurden. Zudem wurde ein seinerzeit gerade patentiertes neues Baumaterial verwendet: Beton. Offensichtlich achteten die Brüder beim Bau der Destillerie aber auch auf Qualität, denn ein erheblicher Teil der ursprünglichen Produktionsanlagen findet auch heute noch Verwendung.

Vom damaligen Eigentümer White & Mackay 1994 eingemottet, wurde Bruichladdich am 19. Dezember 2000 von Mark Reynier, Simon Coughlin und Gordon Wright für 7,5 Mio GBP gekauft und anschließend komplett renoviert. Brennmeister wurde der inzwischen legendäre Jim McEwan, der vorher bei Bowmore tätig war. Er hat sich zunächst mit den Lagern befasst und erblickte wenig schönes. Aufgrund der Schließung gab es eine Lücke von sieben Jahren und der Rest lag in Hogsheads, die teilweise bis zum siebten Mal befüllt waren. Nach und nach wurden daher die Fässer ausgetauscht, so dass heute alle erdenklichen Fasstypen in den Warehouses lagern. Dieser Punkt gibt bei manchem Whiskygenießer Anlass zur Kritik. Sie werfen Bruichladdich vor, zu viele Ausbauvarianten zu haben und sich dabei in verschiedenen Stilen zu verlieren. Jim McEwan sah das eher amüsiert und fragte sich „… warum sich die Leute gerade um uns kümmern. Wir sind 0,09 % der Branche. Das ist, als würde sich Amerika Sorgen machen, ob die Isle of Man eine Invasion plant.“ Positiv kam bei den Kunden hingegen an, dass das Destillat vor Ort abgefüllt wurde, dabei die eher unübliche Stärke von 46,0% Verwendung fand und man komplett auf Kühlfiltrierung und Zuckerkulör verzichtete.

20161127-ttt-bruichladdich

 

WAS

Name: The Laddie Ten 2nd Edition
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Bruichladdich
Region: Islay
Abfüller: Bruichladdich
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: Fässer aus amerikanischer und europäischer Eiche
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 50,0 %
Flasche: insgesamt 18.000
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 59,00 EUR 

FARBE

Strohgelb

NASE

Geradezu klassisch eröffnet dieser Dram mit einer malzigen Süße. Honig gesellt sich dazu, eine ganz subtile Zitrusnote. Ergänzend findet sich eine cremige, sahnige Note, die mich an die Fudges erinnert, die meine Frau immer mal wieder macht. Eine herrlich feine Note von altem Leder schmeichelt meiner Nase. Grundlage und stets präsent bleibt aber die süße Malznote, auf die die anderen Aromen wie kleine Tupfer aufsetzen, das allerdings mit einer Leichtigkeit, die mir gut gefällt.

MUND

Toll! Vanille, die cremigen Sahne-Fudges, Malz, das sind die Eindrücke, die sich sofort bilden, kaum dass die ersten Tropfen meine Zunge berühren. Cremig ist auch das Mundgefühl, das sich einstellt. Die Zitrusnote kristallisiert sich jetzt langsam in Richtung Orange heraus, frisch geschält, ist aber immer noch sehr dezent vorhanden. Wunderbar wärmend ist er und herrlich cremig. Der Alkohol macht sich so gut wie gar nicht bemerkbar. 50,0 %? Niemals, das fühlt sich eher nach Sahnelikör an. Geschmacklich ist es natürlich ein riesengroßer Unterschied! Ich bekomme Lust auf Parmaschinken, denn die Aromen erinnern mich zunehmend an eine saftige Honigmelone. Ganz fantastisch. Dazu eine Frische, an eine bunte Frühlingswiese erinnernd. Well done!

HALS

Lang im Abgang, immer noch geprägt von dieser fantastischen Cremigkeit mit der malzigen Süße, begleitet von leicht fruchtigen und frischen Eindrücken.

FAZIT

Diesen Whisky mit zwei Worten zusammenfassen? Gefährlich süffig! Und zwar im sehr positiven Sinne. Ein toller Bruichladdich, der mir noch besser gefällt, als bei der ersten Verkostung vor ein paar Wochen. Könnte ein neuer daily dram werden. Den kann man wirklich jeden Tag genießen und sich daran freuen, dass ein paar Menschen ihren Job richtig gut und mit viel Hingabe gemacht haben.

20161127-ttt-port-charlotte

WAS

Name: Port Charlotte Ten 2nd Edition
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Bruichladdich
Region: Islay
Abfüller: Bruichladdich
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: keine Angabe
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 50,0 %
Flasche: insgesamt 18.000
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 69,00 EUR 

FARBE

Glänzendes Messing

NASE

Sofort ist zu erkennen, was den Unterschied zum Laddie Ten ausmacht: Rauch! Recht dezent zwar, sehr sanft. Das erinnert mich an einen Kamin, der nach der langen Zeit des Sommers das erste Mal wieder angefeuert wird. Diese dezente Rauchnote, die noch an den letzten Winter erinnert, an den letzten kalten Tag, an dem man noch einmal vor dem lodernden Kaminfeuer saß. Dieser Rauch schwebt in meinem Glas offensichtlich oberhalb von einer oder zwei Himbeeren. Ich meine sogar ganz versteckt eine leichte Minznote wahrzunehmen. Dazu aber auch hier sehr präsent eine vanillige, malzige Süße, die quasi zusammen mit dem leichten Rauch das Grundgerüst bildet.

MUND

Da ist er doch, der Rauch! Deutlich stärker wahrzunehmen als in der Nase. Aber dennoch nicht so präsent, wie ich vermutet habe. Er bildet einen perfekten Kontrapunkt zur Cremigkeit des Drams. Hatte ich den Laddie Ten gerade cremig genannt? Pustekuchen! DAS hier ist cremig! So unglaublich weich im Mund, so süß, so herrlich süß. Vanille und Malz sind auch hier die Haupteindrücke. Der Rauch weiß aber zu verhindern, dass das ganze eine Richtung nimmt, die für mich grenzwertig wäre. Durch ihn kommen noch erdige, kräftige Eindrücke dazu, die eine wundervolle Ergänzung bilden, eine leicht salzige Note. Nach etwas Zeit im Glas wird die Süße karamelliger. Kennt ihr aus eurer Jugend noch diese Bonbons mit der Kuh darauf? Sahnig-cremige Karamellbonbons – das ist der PC 10. Dazu die Würze, der Rauch, der hintenraus präsenter wird.

HALS

Ebenfalls lang und sehr präsent. Am längsten haftet der Rauch. Er ist immer noch da, wenn die üppige Süße irgendwann doch verschwunden ist.

FAZIT

Sehr, sehr gut! Einfach ehrlich, geradeheraus. Eine wunderbare Kombination aus tollen, süßen Aromen, gepaart mit Rauch, Salz, Würze als Gegenpunkt. Mehr noch als der Laddie Ten ist sein Eindruck bleibend und sehr lange präsent.

20161127-ttt-octomore

WAS

Name: Octomore Ten 2nd Edition
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Bruichladdich
Region: Islay
Abfüller: Bruichladdich
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: Ex-Bourbon-Fässer aus amerikanischer Eiche und französische Grenache-Fässer
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 57,3 %
Flasche: insgesamt 18.000
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 178,00 EUR 

FARBE

Helles Kupfer

NASE

Rauch. Rotwein. Deutlich mehr als das. Aber das sind die ersten Eindrücke, die quasi in der Nase gedämpft explodieren. In der Kombination fühle ich mich an den Laphroaig Cairdeas 2013 aus dem Portweinfass erinnert – aber nur für einen Moment. Dann stelle ich fest, dass es doch Unterschiede gibt. Der Rotwein kommt deutlich fruchtiger, trockener daher als ein Port. Dazu bringt der Rauch eine speckige Note mit. Was für eine Kombination! Dabei aber nicht die Nase erschlagend, sondern wie schon die beiden anderen zehnjährigen Vertreter eher dezent, fast subtil. Dadurch wirkt der Octomore fast ein wenig geheimnisvoll. Auf jeden Fall aber sehr verführerisch. Der Drang, ihn zu probieren wird stärker. Dabei bin ich mit dem Nosing noch gar nicht fertig. Auch hier wieder etwas Leder. Deutlich genug, um mich an meine neue Tasche zu erinnern. Dazu einerseits wieder diese unaufdringliche Salznote, Fleur de Sel. Fruchtaromen, die nach und nach in rote Trauben, schwarze Johannisbeeren, grüne Äpfel zerfallen. Genug, ich muss ihn jetzt probieren!

MUND

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: cremig, cremig, cremig. Und während ich in Gedanken gerade das dritte „cremig“ formuliere, knallt mir der Rauch auf den Gaumen! Wenn für irgendwas der Begriff „Geschmacksorgasmus“ erfunden wurde, dann für diesen kurzen Moment. Meine Geschmackknospen sterben gerade Le petit mort. Ist! Das! Fantastisch! Fruchtiger Rotwein, Salz, Rauch vermischen sich zu einer unfassbar guten Melange! Wo bitte sind die 57,3 %? Der fühlt sich an wie Öl. Marzipan mischt sich unter meine Eindrücke, ein wenig Vanille, die Süße gibt. Insgesamt ist der Eindruck sehr maritim und mit dem Rotwein herrlich abgerundet. Dazu viele tolle Nuancen, die hier und da aufblitzen. Wunderschöne Eiche-Noten. Eine schon fast ölige Konsistenz Ich habe nicht den Eindruck, dass der Rauch hier mit dem Alter abgenommen hat. Einerseits so typisch Octomore. Andererseits durch das Grenache-Fass so ganz anders.

HALS

Unglaublich lang. Rauch und Wein dominieren und der fruchtig gewordene Rauch hält am längsten.

FAZIT

Seit der 5er-Reihe durfte ich alle Octomores probieren. 6.3 und 7.4 liegen dabei vorne. Die legendären 2.2 und 4.2 stehen noch auf meiner ToTaste-Liste. Aber der Octomore Ten 2nd Edition ist mein bisheriges Highlight aus dieser Serie. Auch wenn das jetzt arg pathetisch klingt, es entspricht doch einfach den Tatsachen: Ich habe eine Träne in den Augen, so unfassbar gut ist dieser Whisky! Ich weiß, das wird angesichts des Preises von 178,00 EUR Diskussionen geben, aber der wird gekauft.

20161127-ttt-rot

RESUMEE

Im Freundeskreis gibt es einen Begriff, mit dem außergewöhnlich leckere Whiskys bezeichnet werden: „Scheiß die Wand an, ist der geil!“ Das trifft auf Laddie und PC zu, gar keine Frage. Aber der Octomore ist eine andere Hausnummer. Wenn auch bei weitem nicht so viele und vielleicht auch nicht so exquisite Whiskys wie andere Genießer aus meinem Bekanntenkreis hatte ich bisher im Glas. Aber so ganz ohne war meine bisherige Whiskyreise auch nicht. Fest steht jedoch: Ich habe eine neue persönliche Nummer 1: Octomore Ten 2nd Edition.

Vielen Dank Ewald J. Stromer für die Samples.

HINWEIS

Inzwischen wurde mir die Information nachgetragen, dass es sich bei den Weinfässern des Octomore um Grenache Blanc handelt, also um einen Weißwein. Meine ursprünglichen Notes habe ich dennoch unverändert gelassen und belasse es bei diesem Hinweis.

LINKS

Whiskybase:
Laddie Ten 2nd Edition: https://www.whiskybase.com/whisky/86884/bruichladdich-the-laddie-ten
Port Charlotte Ten 2nd Edition: https://www.whiskybase.com/whisky/86883/port-charlotte-10-year-old
Ostomore Ten 2nd Edition: https://www.whiskybase.com/whisky/86882/octomore-2006
Destillerie: https://www.bruichladdich.com/

Tasting-Notes #0017 – #0019

Street Food Markt Wesel

20161009_143031

Street Food ist in seiner ursprünglichen Bedeutung Essen, das aus einem fahrbaren Verkaufsstand heraus verkauft und unterwegs verzehrt wird. In vielen Ländern eine traditionelle Form des Essens, schwappt dieser Trend seit einiger Zeit auch zu uns nach Deutschland und wird oft in konzentrierter Form auf Street Food-Festivals angeboten. Schon länger hatte ich vor, ein solches zu besuchen, um kulinarische Genüsse aus aller Welt nicht nur anzusehen, sondern auch zu probieren. In der benachbarten Kreisstadt, quasi vor der eigenen Haustür war die Gelegenheit besonders günstig. Ein nicht verplanter, herbstlicher Sonntag mit angenehmen Temperaturen und einem blauen Himmel – los ging’s.

Mein Fazit: Wetter und Veranstaltungsort passten perfekt, das Angebot von gut 20 Ständen bot Gaumenfreuden für alle Geschmäcker, die Gerichte waren im wahrsten Sinne des Wortes preis-wert und alles, das ich probierte, hat mir gut geschmeckt. Da zu viel unprobiert bleiben musste, werde ich das nächste Festival auf jeden Fall wieder besuchen. Es macht definitiv Spaß und satt. Nachfolgend ein paar Eindrücke des Nachmittags.

Macduff 2008 Wh

20161104_173731_2

WAS

Name: Macduff 8yo
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Macduff
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Alter: 8 Jahre
Fasstyp: Sherry Butt
Fassnummer: 900205
Alkoholgehalt: 66,0 %
Flasche: keine Angabe
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 69,00 EUR

DESTILLERIE

Banff, Banffshire in Schottland ist die Heimat der Macduff Distillery. Am der Stadt gegenüberliegenden Ufer des Deveron wurde die Brennerei erst Anfang der 1960er Jahre gegründet und ist damit eine der jüngsten schottischen Destillerien.  Nach diversen Quellen wird sie mehrheitlich zur Speyside gerechnet, während sie von anderen in den Highlands verortet wird. Originalabfüllungen werden unter der Marke Glen Deveron vertrieben, während Unabhängige Abfüller die Produkte unter dem Namen Macduff in den Handel bringen. Der größte Teil, nämlich rund 90 %, des Produktionsvolumens von rund 2,8 Mio. Litern wird jedoch für Blends eingesetzt. Allerdings nahmen in dieser Destillerie im Laufe der Zeit einige Neuerungen ihren Anfang. So verwendete Macduff als erste Maischbottiche aus Metall. Auch die mit Wasserdampf beheizten Brennblasen wurden hier erstmalig eingesetzt. 

ABFÜLLER

Bei diesem Macduff handelt es sich um eine der ersten Abfüllungen des Whiskyhort in Oberhausen. Anfang 2015 als Fachgeschäft für Whisky gestartet, haben inzwischen auch erste Whiskys unter eigenem Label den Weg in die Flasche gefunden. Sie ergänzen das aktuell gut 2.000 verschiedene Whiskys zählende Angebot. Der Whiskyhort ist damit einer der größten Whiskyfachhändler Deutschlands.

 

20161104_173731 

FARBE

Ein schönes, leuchtendes Gelb, vergleichbar dem eines Honigs, macht Appetit auf den Dram.

NASE

Der erste Eindruck ist überraschend. Stand da nicht etwas von 8 Jahren auf dem Etikett? Ein Druckfehler? Nein, trotz seines jungen Alters kommt der Whisky sehr kräftig, würzig daher. Gut, das liegt einerseits an seinem recht starken Alkoholgehalt von 66,0 %. Aber dennoch scheint das Fass schon einige Arbeit geleistet zu haben. Anfangs recht süß in der Nase kommen dann trockene, malzige Noten dazu, ein wenig Holz. Die Süße ist nach ein paar Minuten nicht mehr so deutlich. Sie erinnert mich am ehesten an Popcorn – allerdings ohne irgendwelche Zusätze, an seh trockenen Butterkeks. Eine mal andere Note, die mir gefällt. Erst später kommt die Süße noch einmal wieder etwas stärker hervor, riecht nach Toffee.

MUND

Der nasale Eindruck bestätigt sich auch auf der Zunge. Kraftvoll kommt der Macduff daher, trocken und würzig. Die Süße wirkt unterstützend, nicht aufdringlich. Statt dessen sorgen Leder- und Holzaromen zusammen mit dem spürbaren Alkoholgehalt für ein trockenes Mundgefühl. Ein leichter Anklang von Pfeffer, bevor sich dann wieder die Süße deutlich bemerkbar macht. Insgesamt wirkt er deutlich älter, als es der Aufdruck auf dem Etikett vermuten lässt. Blind hätte ich ihm gut das doppelte Alter zugestanden

HALS

Der mittellange Abgang ist geprägt von der Kraft und Würzigkeit der Aromen. Auch hier bleibt das trockene Gefühl.

FAZIT

Nicht nur wegen der 66,0 % ist dieser Macduff ein Whisky, der fordert. Für Anfänger dürfte er auch in den Geschmackseindrücken zu kräftig sein. Der erfahrene Whisky-Genießer kann sich durchaus länger mit diesem Tropfen beschäftigen und immer wieder neue Nuancen für sich entdecken, die Freude machen.

 

LINKS

Whiskybase: noch kein Eintrag vorhanden
Destillerie: keine Website vorhanden
Abfüller: http://www.whiskyhort.de

Tasting-Notes #0016

Schwarzer Rabe Delikatessen

Gutes, leckeres Essen weiß ich schon lange zu schätzen. Neben der sorgfältigen Auswahl frischer Produkte machen aufeinander abgestimmte Zutaten und eine gekonnte Zubereitung für mich den Gaumengenuss aus. Manchmal gehört dazu auch die perfekt passende Ergänzung. Solche finde ich seit einiger Zeit bei Schwarzer Rabe Delikatessen aus Bottrop. Als ursprünglich gelernter Koch seit Jahren beruflich in der Werbung beschäftigt, findet Stefan Schwarzer seit einiger Zeit zurück zu seinen beruflichen Wurzeln und ist auch dort sehr kreativ. Auf Bestellung fertigt er aus besten, möglichst regionalen Zutaten erlesene Kombinationen. Diese werden komplett ohne Konservierungsstoffe in Handarbeit hergestellt. Dass sie dennoch nicht verderben, liegt einfach an ihrem Geschmack. Einmal geöffnet sind sie auch schnell leer. Sie schmecken einfach zu gut, mir zumindest. Das mag durchaus daran liegen, dass für die Herstellung unter anderem hochwertiger Whisky Verwendung findet. Bedenken, nach dem Verzehr nicht mehr am Straßenverkehr teilhaben zu dürfen, muss man deswegen jedoch nicht haben, denn nach dem Einkochen ist der Alkohol verflogen und es bleiben lediglich die Aromen zurück. Alle Produkte habe ich selbst in verschiedenen Varianten probiert und bin von ihnen überzeugt. Derzeit noch im ausgewählten Einzelhandel zu finden, wird es in Kürze auch einen Webshop für Online-Bestellungen geben.

20161101_154435

Chutneys, aus der indischen Küche stammend, sind würzige, süß-saure oder auch pikant-scharfe Saucen. Von den Engländern während der Kolonialzeit nach Europa gebracht, haben sie sich hier als eingemachte Variante etabliert, die länger haltbar ist. Bei Schwarzer Rabe werden sie auf Tomaten-, Zwiebel- oder auch Feigenbasis hergestellt. Die im Bild sichtbaren Tomaten-Chutneys unterscheiden sich im beigefügten Whisky. Die Variante mit dem roten Schriftzug enthält einen Speyside-Whisky mit über 60% Alkoholgehalt, die Variante mit dem grünen Schriftzug einen rauchigen Islay-Whisky. Beide eignen sich, genauso wie das Zwiebel-Chutney, hervorragend zu allen Arten von Fleisch, sei es gebraten, gegrillt oder auch aus dem Fonduetopf. Selbst eine einfache Portion Spaghetti wird mit einem Esslöffel eines solchen Chutneys zu einem ungeahnten Genuss. Das Feigen-Chutney ergänzt Käse oder Geflügel hervorragend.

20161101_154614

Der Senf, nicht fein gemahlen, sondern eher grobkörnig, begeistert mich durch seine Konsistenz und den fein abgestimmten Geschmack. Gerade der seit kurzem erhältliche Black Raven hat eine angenehm scharfe, nicht zu lang anhaltende Note, die sich gut zu Käse oder auch Wurst macht.

20161101_154521

Wenn ich die Chutneys und Senfe auch sehr mag, sind die Marmeladen jedoch mein persönliches Highlight aus der Kollektion der Manufaktur Schwarzer Rabe. Ein Stück frisches Baguette, darauf etwas Frischkäse und die Birnenmarmelade und der Tag ist dein Freund. Die Pflaumenmarmelade auf frischen Weißbrot oder auf noch warmen Pfannkuchen – zum Dahinschmelzen! Ich bin dann mal weg und bereite mir eine Scheibe frisches Kürbisbrot mit Pflaumenmarmelade zu.

LINK

Homepage: http://www.schwarzer-rabe-delikatessen.com/

Macallan 1985 DL

20161015_033825

 

WAS

Name: Macallan 21yo
Kategorie: Single Malt
Destillerie: The Macallan
Region: Speyside
Abfüller: Douglas Laing
Alter: 21 Jahre
Fasstyp: keine Angabe
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 52,3 %
Flasche: eine von 266
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: nicht mehr erhältlich – zuletzt 600,00 EUR

DESTILLERIE

The Macallan ist in Easter Elchie, Craigellachie, Banffshire, Schottland beheimatet. Das Easter Elchie House, ein typisches Landhaus, ist Ursprung der Destillerie. Es wurde 1700 erbaut und liegt in einem rund 158 Hektar großen Geländes. Rund 36 Hektar dieser Fläche dienen dem Anbau von Gerste, die für die Produktion des Whiskys Verwendung findet. Im Süden wird das Areal vom Spey begrenzt,  dem für die Region namengebenden Fluss. 1824 gebaut und im gleichen Jahr mit einer Brennlizenz ausgestattet, war The Macallan eine der ersten Destillerien, die legal Whisky gebrannt hat. Ab 1965 wurde begonnen, die Zahl der Brennblasen innerhalb von zehn Jahren von sechs auf 21 zu erweitern. Ursprünglich für Blends eingesetzt, wird The Macallan seit den 1960er Jahren auch als Single Malt vertrieben, anfangs nur in der Speyside, seit 1980 in Großbritannien. Mit einem Produktionsvolumen von rund 6.000.000 Litern pro Jahr liegt die Destillerie gemeinsam mit Glen Keith auf dem fünften Platz der schottischen Maltproduzenten. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass lediglich 16% des Feinbrands in Fässer abgefüllt werden, „the best of the best“, wie The Macallan es selbst beschreibt. Und während ich diese Zeilen schreibe, erreicht mich von den Whiskyexperts die Meldung, dass neben der bereits im Bau befindlichen neuen Destillerie nun auch neue Warehouses und eine neue Abfüllanlage vom Besitzer, der Edrington Group genehmigt wurden.

ABFÜLLER

Über den Abfüller Douglas Laing hatte ich ja bereits beim Strathclyde 10yo berichtet. Diese „old & rare“-Abfüllung stammt auch noch aus der Zeit, da die Marke zu Douglas Laing gehörte. Die Söhne des Firmengründers, Fred und Stewart, trennten sich jedoch in 2013. Beide betonen, dass die Trennung sehr harmonisch verlaufen sei und sowohl der Warenbestand als auch die Marken des Unternehmens gütlich geteilt wurden. Seither gehört „old & rare“ zur neuen Marke „Hunter Laing“. Unverändert werden in dieser Reihe besonders alte und exquisite Whiskys abgefüllt.

20161014_231908

 

FARBE

Satt honiggelb fließt der Whisky ins Glas.

NASE

Er beginnt mit kräftig würzigen und holzigen Aromen. Auch ohne Blick auf das Label lassen diese einen alten Whisky vermuten, dem das Fass einiges mit auf den Weg gegeben hat. Aber es deutet sich schon beim Eingießen an, dass noch mehr dahinter steckt. Also gebe ich ihm Zeit. Siehe da, ungefähr 20 Minuten später haben sich diese dominanten Aromen zurückgezogen und machen Platz für süße, sahnige Aromen mit ein wenig Frucht. Das erinnert mich an frische, reife Erdbeeren, die mit Sahne übergossen sind. Sehr spannend! Aber das ist noch nicht alles. Je länger ich ihn im Glas lasse, desto mehr öffnet sich dieser kostbare Tropfen. Da ich wissen möchte, was da noch alles kommt, lasse ich ihn stehen. Einerseits werden die Früchte jünger und heller. Knackige Birnen, grüne Äpfel mischen sich dazu, ebenfalls Anklänge von Butterscotch, Shortbread, Honig. Ein Potpourri, der mich begeistert. Je länger er im Glas ist, desto mehr öffnet er sich. Herrlich! Inzwischen ist eine Stunde seit dem Eingießen vergangen und ich muss mich schon fast zwingen, ihn endlich zu probieren.

MUND

Kaum dass der alte Macallan Lippen und Zunge benetzt schlagen meine Geschmacksknospen Purzelbäume. Eine wahre Explosion an Aromen, die ich schmecke. Was in der Nase begann geht im Mund weiter. Ein weiches, runde, dennoch volles Mundgefühl stellt sich ein. Die Würze, das Holz sind auch hier vorhanden, allerdings nicht so präsent wie anfangs in der Nase. Direkt schmeichelt eine sahnige, cremige Süße dem Gaumen, gefolgt vom Shortbread, das sich mit einer fruchtigen Birnenmarmelade verbindet. Butterkeks und Frucht wechseln sich ab. Das alles mit einer Leichtigkeit, die den 21 Jahren spottet. Sehr, sehr spät lässt sich der Alkohol spüren und macht zum Abschluss noch einmal deutlich, dass dieser Whisky trotz seiner Alters unglaubliche Kraft hat.

HALS

Der Abgang ist sehr lang, ist geprägt von einer leichten Würze und malzig süßen Aromen.

FAZIT

Was soll ich sagen? Meine persönlichen Top Five Whiskys haben ein neues Mitglied. Sollte mir der irgendwann einmal als Angebot über den Weg laufen, käme ich trotz des Preises ernsthaft in Versuchung, mir Gedanken zu machen, was ich verkaufen könnte, um mir den leisten zu können. Ein Whisky, der bleibenden Eindruck auf mich gemacht hat – trotz der Tatsache, dass ich ihn nach einem Late Night-Tasting anlässlich eines Treffens von Whisky-Genießern erst gegen 3:00 Uhr im Glas hatte. Deswegen bin ich Marcel Habendorf vom Hotel Schmachtendorf dankbar, dass er diese Flasche seiner Hotelbar um diese späte Stunde auf meine Bitte hin geöffnet hatte.

20161015_032634

LINKS

Whiskybase: leider kein Eintrag vorhanden
Destillerie: https://www.themacallan.com/
Abfüller in 2007: https://www.douglaslaing.com/
Abfüller heute: http://www.hunterlaing.com/

Tasting-Notes #0015

Whisky-Tasting in der Kasematte Rees

Rees, die älteste Stadt am unteren Niederrhein, besitzt noch eine recht gut erhaltene Festungsanlage. Bei einer Restaurierung fand man darin eine gut erhaltene Kasematte aus dem 16. Jahrhundert. Diese wurde wiederhergestellt und ist seit 2004 zugänglich. Da man sie auch mieten kann, bot es sich an, in dieser tollen Atmosphäre ein Whisky-Tasting durchzuführen. Premiere! Es hat allen Teilnehmern viel Spaß gemacht und war definitiv nicht das letzte Mal! Nachfolgend ein paar Eindrücke auch mit Fotos der Gäste. Vielen Dank für die Erlaubnis, diese hier nutzen zu dürfen.