Glenburgie 2008 Wh an trusadh cluaran mór

Große Dinge werfen ihre Schatten voraus. So auch dieser Whisky. Der hat nämlich eine Geschichte, und zwar folgende: Es gibt bei facebook diverse Gruppen von Whiskygenießern. In der mit über 10.000 Mitgliedern größten deutschsprachigen Gruppe wird einmal jährlich ein Treffen veranstaltet. Letztes Jahr konnten es 180 Menschen einrichten, sich an einem Abend im Herbst in Oberhausen zu treffen, dort Whisky zu genießen, neue Freundschaften zu knüpfen, alte aufzufrischen, zu reden, zu lachen, Spaß zu haben. Wunderbar! Vor drei Jahren gab es das erste Mal eine eigene Abfüllung für solch ein Treffen. Für die diesjährige Veranstaltung ist gerade die vierte Abfüllung in die Flasche gebracht worden. Diese hier:

WAS

Name: Glenburgie 2008 Whiskyhort an trusadh cluaran mór
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Glenburgie
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Destilliert: 27. März 2008
Abgefüllt: 18. Mai 2017
Alter: 9 Jahre
Fasstyp: 1st fill Sherry Hogshead
Fassnummer: #800019
Alkoholgehalt: 59,6 %
Flasche: 292 insgesamt
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: 79,00 EUR

DESTILLERIE

Glenburgie – es ist wohl schon eine Zeit her, dass ich einen Tropfen dieser Speyside-Destillerie im Glas hatte. An der A96, gut 10 Kilometer westlich von Elgin gelegen wird dort seit 1829 Whisky hergestellt. Inzwischen im Besitz von Allied Domecq wurde die Brennerei während der letzten Renovierung, die bis zum Juni 2005 dauerte, auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Seitdem ist auch die letzte Whiskyromantik passé – der komplette Herstellungsprozess wird zentral von einer Person auf Tastendruck gesteuert. Der größte Teil der Jahresproduktion von rund 4,2 Mio. Litern wird für die Blends Ballantine’s und Teacher’s verwendet. Direkte Abfüllungen sind zumeist bei Unabhängigen Abfüllern zu finden.

ABFÜLLER

Mehrere Abfüllungen des Whiskyhort Oberhausen durfte ich hier schon verkosten, so zum Beispiel den Breichin, den Macduff oder die beiden torfigen Islay mu Dheas und zuletzt den HISS. Dabei habe ich einen der größten Whiskyhändler Deutschlands schon detaillierter vorgestellt. Daher fasse ich mich an dieser Stelle kurz, denn ich möchte den Glenburgie probieren.

FARBE

9 Jahre im 1st fill Sherry Hogshead und dann diese helle, an Weißwein erinnernde Farbe? Sehr faszinierend und ein guter Einstieg.

NASE

In der Nase fällt sofort die Leichtigkeit auf. Frisch, fruchtig kommt der Glenburgie daher. Nach und nach lassen sich die einzelnen Früchte erkennen. Für mich in der Reihenfolge Birne, grüne Weintraube, Honigmelone, Wassermelone, grüner Apfel, Ananas. Zum Schluss folgt der unvergleichliche Duft frischen Grases. Kurz: Eine Wiese im Frühling, inmitten eines Obstgartens gelegen. Fruchtige Süße dominiert, Alkohol ist nicht wahrnehmbar. Minimal nehme ich frisch gesägtes Holz wahr, Kiefer oder Fichte, eine Spur, wirklich nur ein Hauch Harz, etwas Popcorn. Alles in allem aber viel Frucht und die anderen Aromen wie ein sie bettender Korb drumherum. Leicht trocken wirkt er zudem. Sehr spannend und die Aromen machen neugierig auf den Geschmack.

MUND

Für Sekundenbruchteile füllt der erste Nipp den Mund ölig weich bevor der Glenburgie dann recht kräftig antritt. Es prickelt kurz auf der Zunge, grüne Früchte tauchen auf, etwas Malz. Einen Moment warten, bis sich alles wieder beruhigt hat, bevor ich den zweiten Schluck nehme. Deutlich gefälliger wirkt er jetzt. Eine tolle Süße, die aus Früchten kommt. Reife Ananas, grüne, süße Weintraube, Honigmelone, gelbe Birne, alles deutlich reifer, süßer als in der Nase. Ich halte ihn länger im Mund als den ersten Schluck. Spritziger wird er dann und hinten raus wirkt der Alkohol kräftiger. Am Ende dann wieder dieses frische Holz. Insgesamt wirkt alles sehr frisch, prickelnd, belebend, sommerlich. Unglaublich viel Frucht, der reinste Obstsalat, den ich da im Glas habe. Lecker!

HALS

Auch im langen Abgang bleibt diese enorme Fruchtigkeit erhalten, dominiert, wird getragen von einer malzigen Note. Auch hier begeistert er mich.

FAZIT

Das ist ein leckere Obstsalat, an dem man lange Freude hat. Ein toller Whisky für den sommerlichen Abend draußen auf dem Balkon, der Terrasse, im Garten, am See – wo auch immer. Bleibt die spannende Frage, die mich eingangs bewegte, ob er einem Vergleich mit der Abfüllung des Vorjahres standhält. Ganz ehrlich, das geht nicht. Der Glenburgie ist komplett eigenständig, fasziniert auf seine Art mit tollen Aromen, mit einem langen Abgang. Dazu kommt, dass er mich auch ein Stück weit überrascht hat. 1st fill Sherry Hogshead? Nie im Leben wäre ich darauf gekommen! Ich freue mich jedenfalls, dass in absehbarer Zeit eine Flasche in meinem Schrank stehen wird. Zu kaufen gibt es ihn bald zunächst für die Teilnehmer des diesjährigen Treffens. Mal sehen, ob davon dann noch etwas übrig bleibt, das in den freien Handel gelangt.

Danke an den Whiskyhort für das Sample.

LINKS

Whiskybase: noch nicht angelegt
Destillerie: nicht vorhanden
Abfüller: https://www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0032

HISS – South Islay Whisky

WAS

Name: HISS
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Nicht genannt
Region: Islay
Abfüller: Whiskyhort
Serie: Eigenabfüllung
Destilliert: 2008
Abgefüllt: 2017
Alter:  9 Jahre
Fasstyp: 8 Jahre Ex-Bourbon-Fass, 1 Jahr PX Sherry Finish
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 58,1 %
Anzahl Flaschen: 34
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis:  69,00 EUR

DESTILLERIE

Die Destillerie ist nicht genannt, was bei unabhängigen Abfüllungen durchaus nicht ungewöhnlich ist. In der Regel steckt dahinter der kaufvertraglich vereinbarte Ausschluss der Namensnennung. Das „Islay“ im Subtitel grenzt es immerhin auf acht mögliche Brennereien ein, „South“ reduziert die Auswahl auf deren drei. Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg heißen sie und befinden sich auf einer Strecke von rund drei Kilometern. Meine Vermutung steht fest, aber ich verrate sie nicht, weil ich niemandem den Spaß am eigenen Entdecken nehmen möchte. Grundsätzlich aber vom Ansatz her Islay pur.

ABFÜLLER

Der Whiskyhort, seit Ende Januar 2015 im Geschäft, ist einer der größten Whiskyhändler Deutschlands. Neben gut 2.000 verschiedenen Whiskys sind auch über 100 Rums und diverse Gins im Angebot. Ergänzt wird es seit kurzem um eine ansprechende Auswahl an Zigarren. Für viele Whisky- und Rum-Genießer ist gerade die Kombination dieser Genussmittel gern gesehen. Überwiegend anlässlich besonderer Veranstaltungen wurden auch schon eigene Whiskyabfüllungen in Kleinauflage auf den Markt gebracht. So auch diesmal: Anlass ist das Konzert von HISS in Oberhausen, einer Folkrock-Polka-Band aus Stuttgart, die im 20. Jahr ihres Bestehens auf Tour ist. Mal sehen, ob der Whisky ähnlich komplex ist, wie die Musik der Band.

AUGE

Goldfarben mit einem Stich ins rötliche schimmert der Dram im Glas. Der Dreh lässt dicke, weit auseinander liegende Schlieren zurück, die langsam das Glas hinunter laufen. Indizien für den hohen Alkoholgehalt des Fassstärke.

NASE

Die erste Nase lässt mich stutzen. Der soll von Islay kommen? Von der Südküste, wo die Destillate gerne mal torfige Aromen in allen Variationen anbieten? Dafür bringt er für meinen Geschmack erstaunlich wenig Rauch mit. Dominierend finde ich statt dessen malzig-süße und fruchtige Eindrücke. Dazu ein Duft, der mich an einen Rosenstrauß erinnert. Nicht schwer und betörend im Duft, sondern eher leicht und fragil. Die Frucht deute ich als Marille, ein Anklang von Rosinen, ergänzt von einem schwachen Duft frisch gesägten Holzes. Auch nach mehreren Minuten, nach wiederholtem Schwenken des Glases behält er den Rauch weitestgehend für sich. Mal sehen, ob er mich damit im Mund überraschen will.

MUND

Als der erste Nipp meine Zunge berührt kommt mir sofort der Begriff „ölig“ in den Sinn. Weich und rund, fast schon zähflüssig verteilt er sich im Mundraum, was ein sehr angenehmes Gefühl verursacht. Süße Fruchtigkeit schiebt sich auch hier in den Vordergrund. Wieder der Eindruck von Malz. Offensichtlich hat hier ein Bourbon-Fass gute Arbeit geleistet. Marille und etwas Birne bilden die fruchtige Grundlage, unter die sich einzelne Rosinen mischen. Weiße Schokolade wird präsent, Karamell, Toffee klingen durch bevor schließlich der Rauch leicht und sehr subtil zu spüren ist. Nach einigen Minuten im Glas kommt er deutlicher zur Geltung, wird intensiver im Geschmack. Dann ist es eine sehr ausgewogene und faszinierende Mischung aus Süße und leichtem Rauch

HALS

Auch hier ist die ölige Cremigkeit der vorherrschende Eindruck. Die Süße ist sehr präsent, vergeht dann aber schnell. Eine leicht torfige Note bleibt mittellang.

FAZIT

Okay, der Whisky ist nicht Polka’n’Roll, wie die Band HISS ihren Musikstil selbst nennt. Er ist eher Folk, kommt ruhig und entspannt daher. Nur neun Jahre alt, dazu fassstark und dennoch meiner Meinung nach sehr gut für Islay-Einsteiger geeignet. Wer um torfige Whiskys mit ihren besonderen Aromen bisher einen Bogen gemacht hat, sollte es hier versuchen. Klar, die Tiefe und Komplexität eines Lagavulin 16 erreicht er nicht. Wie auch, ist er doch nur gut halb so alt. Dennoch sind Ansätze da, die mich an diesen Gentleman von Islay denken lassen, weil der HISS elegant daher kommt, ohne in seinen Ausprägungen zu dominant zu sein.

Vielen Dank an den Whiskyhort für das Sample.

LINKS

Abfüller: http://whiskyhort.com/

Tasting-Notes #0031

Whiskyplaza Norderney

Ausspannen, ein paar Tage nur, mal was anderes sehen, als die eigenen vier Wände – es war mal wieder an der Zeit. Norderney sollte das Ziel des verlängerten Wochenendes sein. Einerseits weil ich mich bei meinem ersten Besuch vor rund 20 Jahren in die Insel verliebt habe und der letzte Besuch schon ein paar Jahre zurück lag. Andererseits, weil es unter dem Stichwort „Whisky“ interessante Ziele auf der Insel gibt. In der Ferienwohnung eines Whisky-Freundes untergebracht stand natürlich auch der gemeinsame Genuss auf dem Programm. Außerdem gibt es auf Norderney die vom Whiskybotschafter prämierte Germany’s Best Whisky Bar 2016, das „Whiskyplaza“, der es einen Besuch abzustatten galt. Firmierte diese bei meinem letzten Besuch noch als Kneipe unter dem Namen „Alte Schmiede“, wurde daraus 2007 die „Cocktailschmiede“. Der Name war Programm und das Lokal dementsprechend von Einheimischen und Gästen gut frequentiert. Ende 2016 war es jedoch an der Zeit für eine Renovierung und einen Konzeptwechsel. Statt Cocktails, die man trotzdem nach wie vor bestellen kann, steht nun Whisky im Vordergrund – offensichtlich eine große Leidenschaft des Inhabers Björn Lahmann.

Genug der Vorrede, hinab in den Keller des Hauses in der Schmiedestraße 8. Hier, wo ehemals tatsächlich geschmiedet und Pferde beschlagen wurden, empfängt den Gast heute eine stilvolle Bar im englisch angehauchten Stil. Tapeten im Tartan-Muster, unterbrochen von weiß lackierten Zierleisten, dunkelgrüne Wände, dunkler Boden, alte Möbel und gemütliche Sitzgelegenheiten aus Leder im Club-Stil führen in die eigentliche Bar. Deren Blickfang ist eine hinterleuchtete Auswahl an Whiskys über die ganze Breite des Raumes. Kaum hat man Platz genommen, werden einem die normale und die Whiskykarte gereicht. Erstere enthält diverse Cocktails, Spirituosen, Biere, Weine und Softdrinks, sowie eine kleine Speisenauswahl. Die gesonderte Whiskykarte bietet dem interessierten Besucher eine Auswahl von rund 500 Whiskys. Fünfhundert! Selbst für mich, der ich in Sachen Wasser des Lebens bereits das eine oder andere kennenlernen durfte, ist das sehr beeindruckend. Neben einzelnen Drams jeglichen Alters und Preisniveaus aus aller Herren Länder kann man auch sogenannte Flights oder Tastings bestellen. Ein Flight sind dabei drei oder vier Drams, ein Tasting in der Regel deren sechs. Dazu gibt es verschiedene Angebote zum Beispiel aus einer schottischen Region oder mit den Whiskys einer einzigen Destillerie. „Eine Reise durch Europa“ ist dabei ebenso möglich wie „Eine Reise um die Welt“, „Peatmonster“ treten gegen „Sherrybomben“ an und neben den Classic Malts steht ist auch „Das Tafelsilber“ verfügbar. Erwähnte ich schon, dass das sehr beeindruckend ist? Überwiegend aus Originalabfüllungen der Destillerien bestehend, ist von trinkstarken 40%ern bis zur in Fassstärke abgefüllten Flasche aus dem Single Cask alles dabei, was des Genießers Herz begehrt. Die im besseren Supermarkt erhältliche Standard-Abfüllung ebenso wie die Collection der Rare Malts jenseits der 20 Jahre bis hin zu den wirklich alten Schätzen ab 35 Jahren.

Dank heimischer Vorselektion über die online verfügbare Karte, war der erste Dram schnell gewählt. Okay, es war ein völlig anderer, als der ursprünglich geplante. Vielleicht lag es daran, dass mein Whiskygeschmack nicht täglich der gleiche ist und ich daher einfach Lust auf etwas anderes hatte. Vielleicht war es aber auch der direkte Plausch mit dem Inhaber, der Appetit auf etwas Neues weckte. Es dauerte jedenfalls nicht lange und das bestellte Guiness vom Fass stand vor mir, begleitet vom gewählten Glenfiddich 19yo Age of Discovery Red Wine Cask. Serviert wurde der Dram auf einer kleinen Schiefertafel, die auch einem kleinen Glas Wasser und einem Stück dunkler Schokolade Heimat bot. Ohne Nachfrage wurde die Flasche, aus der der Dram gerade eingeschenkt worden war, dazu gestellt. Eine Karaffe mit eisgekühltem Wasser komplettierte das Ensemble. Hier weiß man, worauf der Whisky-Genießer Wert legt. Fantastisch! Ausführlich lässt sich die Flasche begutachten und lesen sowie fotografieren, um für die eigenen Notizen zum Whisky alle Informationen zur Hand zu haben. Zwischendurch hilft das stille, klare Wasser die Geschmacksknospen neutralisieren. Der zweite Aha-Moment ergab sich beim Genuss der beigelegten Schokolade. Deren kräftige Noten harmonierten wunderbar mit dem enthaltenen groben Meersalz und bildeten eine perfekte Begleitung für den Dram.

Im Geplauder am Tisch verging die Zeit schnell und gefühlt nur wenige Augenblicke später stand der bestellte Flammkuchen auf dem Tisch. Belegt mit Lauchzwiebeln, Hackfleisch aus auf Norderney heimischen Galloway-Rindern und Parmesan war auch diese ein toller Gaumenschmaus. Knusprig der Teig, saftig der Belag – so geht Flammkuchen. Dazu noch in einer Größe, die den anfänglichen Appetit auf einen zweiten, ebenso leckeren direkt im Keim erstickte. Einer reicht wirklich aus, um auch gute Esser zu sättigen.

So gestärkt ließen sich die nächsten Drams und Guiness‘ genießen, immer wieder unterbrochen von netten und fachkundigen Gesprächen mit dem Inhaber Björn Lahmann und seinem Mitarbeiter Daniel Bocks. Beiden ist die Leidenschaft für Whisky anzumerken, die sie in der Bar, aber auch auf ihren regelmäßigen Reisen durch Schottland ausleben. Nur zu gerne habe ich deren Empfehlungen angenommen und dabei fantastische neue Whiskys entdeckt. Mit den Freunden am Tisch, dem Vermieter, der später noch dazu stieß war es ein kurzweiliger Abend, den wir gegen Mitternacht beendeten. Sechs Stunden schienen fürs erste genug. Zeit für den Heimweg, auf dem der Norderneyer Beweis erbracht wurde, dass die Erde doch eine Scheibe ist. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Mein Fazit: Ich war zwei Tage später wieder da. Noch Fragen? Es steht jetzt schon fest, dass das nicht mein letzter Besuch war. Und irgendwann will ich ans Tafelsilber …

Homepage Whiskyplaza: http://whiskyplaza.de/
facebook-Seite Whiskyplaza: https://www.facebook.com/Whiskyplaza-156189601085306
Kurzbericht der Whiskyexperts über die Wahl zu Germany’s Best Whisky Bar 2016: https://whiskyexperts.net/beste-whiskybar-und-bester-whisky-deutschlands-in-frankfurt-gekuert/

Glen Garioch 2011 C&S

Einen Monat ist der letzte Beitrag schon her. Ein Monat, in dem die Muße fehlte, mich in Ruhe mit einem neuen Dram zu beschäftigen und in dem mir zudem auch noch eine Erkältung den Spaß am Genuss des schottischen Landweins verdarb. Danke übrigens für diese außerordentlich gewählte Formulierung, lieber Dirk. Getreu der Einstellung von Herbert Knebel, dass man Viren hochprozentig bekämpfen muss versuche ich mich daher heute an einem Sample, das mir Ralph Gemmel von Caminneci – Wine & Spirit Partner zur Verfügung gestellt hat. Glen Garioch, eine Destillerie, die ich bis vorletztes Jahr überhaupt nicht auf dem Radar hatte. Als ich deren Standardabfüllung verkosten durfte, war ich jedoch so angetan, dass ich seitdem verstärkt ein Auge auf diese Whiskys geworfen habe.

WAS

Name: Glen Garioch 2011
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Glen Garioch
Region: Highlands
Abfüller: Caminneci – Wine and Spirit Partner
Alter: 5yo
Fasstyp: Bourbon Barral
Fassnummer: #2784
Alkoholgehalt: 60,5 %
Flaschen: 254
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: ca. 40 EUR

DESTILLERIE

Glen Garioch, in Oldmeldrum, knapp 30 km nordwestlich von Aberdeen gelegen, gehört zu den schottischen Highlands. Im ausgehenden 18. Jahrhundert gegründet, hat sie, wie viele schottische Destillerien, etliche Eigentümerwechsel hinter sich und gehört seit 1994 zum japanischen Suntory-Konzern. Die Jahreszahl der Gründung, 1797, findet sich übrigens auf jeder Originalabfüllung wieder. Als eine der ersten Destillerien in Schottland rüstete sie auf Erdgas um. Das ermöglichte es der Destillerie, den innerhalb weniger Jahre von 9 auf 16 % gestiegenen Anteil der Energiekosten wieder zu senken. Jährlich wurde so eine Einsparung von 90.000 GBP möglich. Zusätzlich wurde die Abwärme genutzt, um einige Gewächshäuser zu betreiben und Tomaten, Paprika, Auberginen und Gurken anzubauen. Die zwei Wash Stills und eine Pot Still ermöglichen eine Jahresproduktion von 750.000 Litern. Ein Teil davon findet sich später als Herzstück im heutzutage nicht mehr so bekannten VAT 69 wieder. 

ABFÜLLER

Seit der Gründung 2005 und der Erstabfüllung im Jahr 2006 hat Andrea Caminneci mit seiner Firma  Wine & Spirit Partner über 180 Abfüllungen auf den Markt gebracht. Zum 10-jährigen Jubiläum als unabhängiger Abfüller wurde im letzten Jahr das Label-Design nach einem Wettbewerb überarbeitet. Unverändert ist die Philosophie, guter Whiskys ohne Schnickschnack zu einem möglichst günstigen Preis auf den Markt zu bringen. Daher wird z. B. bei den meisten Abfüllungen auf die Umverpackung verzichtet. In fünf verschiedenen Reihen werden die Whiskys auf den Markt gebracht:

  • C&S Dram Good – mit 46 – 50 % in Trinkstärke abgefüllt
  • C&S Dram Collection – Whiskys von jung bis mittelalt in Fassstärke
  • C&S Dram Senior – hier sind Whiskys mit einem Alter von über 20 Jahren zu finden
  • C&S Dram Regional – vatted Malts aus einer Destillerie, wobei der regionale Charakter im Vordergrund steht und nicht der Name der Destillerie, abgefüllt mit 46 % und in 0,5 l-Flaschen
  • C&S Dram Exceptional – vorbehalten für sehr alte und außergewöhnliche Abfüllungen

Ich hatte schon einige Abfüllungen probieren dürfen und habe schon kleine Perlen für meinen Geschmack gefunden. Daher bin ich auf diese hier sehr gespannt.

AUGE

Das helle Strohgelb unterstreicht die Jugend des Whiskys.

NASE

Als erster Eindruck drängt sich geradezu Vanille auf. Allerdings nicht so schwer und voll, eher eine mittlere, leichte Süße. In der Nase fühlt sich das beinahe weich an, bevor eine leichte Würzigkeit Raum findet. Kurz taucht ein Hauch von Lakritze auf, der dann wieder verschwindet. Die Süße wird trockener, es entwickelt sich ein Aroma von Butterkeks. Für einen Moment meine ich, mit Honigmelone eine leicht fruchtige Note wahrzunehmen – sehr angenehm. Insgesamt wirkt er leicht und frisch, aber für das Alter schon recht ausgewogen. Dazu kommt, dass der Alkohol überhaupt nicht auffällt. Kein Beißen, kein Ziehen, nichts. Mal sehen, wie er schmeckt.

MUND

Oha! Der kommt ja mal richtig cremig, fast schon fluffig an! Kennt ihr noch die gute, handgemachte Vanillesauce von Omma? Nicht dieses wasserdünne Zeug, das heute unter dem Namen vertrieben wird. Sondern richtig schön dick und sahnig. So ungefähr fühlt sich das im ersten Augenblick an. Dazu eine leichte Süße. Die Vanille ist nicht so ausgeprägt, eher der Butterkeks, den ich schon in der Nase hatte. Dann gesellen sich nach und nach Kräuter dazu. Es wird eine Spur würziger, etwas herber. Erinnert mich an die Aromen eines Heubetts auf dem Grill. Der Alkohol macht sich erst spät bemerkbar, wirkt aber nicht wie gut 60 %. Er trocknet den Mundraum jedoch ein wenig aus, was zu meinem Erstaunen dann doch noch für eine abrundende Süße sorgt. 

HALS

Wärmend macht er sich im Abgang bemerkbar. Der Alkohol ist spürbar, allerdings  ohne unangenehm zu sein. Mit einem Hauch von Würzigkeit verbleibt der Nipp mittellang.

FAZIT

WOW! Der überrascht mich, gefällt mir sehr, schmeckt lecker, ist gefährlich süffig. Wenn ich einen Vergleich ziehen soll – rein vom Eindruck, nicht vom Geschmack – dann mit dem gleich alten Blair Athol derselben Reihe. Der Glen Garioch ist genauso toll und das für einen sehr fairen Preis.

Vielen Dank an Ralph Gemmel von Caminneci – Wine & Spirit Partner für das Sample.

LINKS

Destillerie: http://www.glengarioch.com/
Abfüller: http://www.wine-and-spirit-partner.de/
Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whisky/92783/glen-garioch-2011-cs

Tasting-Notes #0030

Ballechin 12yo Manzanilla Cask

Wer meinen Whiskygeschmack kennt, weiß, dass ich mein Herz an getorfte Whiskys verloren habe. Kommen die üblicherweise von Islay und dort bevorzugt von Kilchoman oder Bruichladdich, gibt es auch abseits dieser Insel interessante Alternativen. Eine solche hatte ich heute im Glas: Einen Ballechin, der 12 Jahre im Manzanilla-Fass reifen durfte.

WAS

Name: Ballechin 12yo Manzanilla Sherry Cask Matured
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Edradour
Region: Highlands
Abfüller: Edradour für Kirsch Whisky
Alter: 12 Jahre
Fasstyp: Manzanilla Sherry Cask
Fassnummer: 278
Alkoholgehalt:  55,6 %
Flaschen: 495
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis: ca. 90,00 EUR

DESTILLERIE

Edradour, seit kurzem mit dem Untertitel „Scotland’s little gem“ werbend, ist die kleinste schottische Brennerei. Gerade einmal 90.000 Liter werden pro Jahr destilliert. Um das einzuordnen: Tomatin produziert in einer Woche mehr Whisky als Edradour in einem Jahr. Die derzeit größte schottische Brennerei, Loch Lomond, benötigt für diese Menge nicht einmal drei Tage. Allerdings wird sich diese Menge in diesem Jahr spürbar ausweiten. Zum einen baut Edradour neue Lagerhäuser und im Zuge dieser Erweiterung auch eine zweite Destille. Auf dieser wird dann die Marke Edradour produziert, während auf der bisherigen künftig ausschließlich die getorfte Variante Ballechin destilliert wird. Zum anderen hat Edradour bisher im Ein-Schicht-Betrieb destilliert, wechselt mit der Erweiterung seiner Lagerkapazitäten und dem Bau der zweiten Destillerie, der im Herbst 2017 abgeschlossen sein soll,  aber auf einen Zweischicht-Betrieb. Ob der Untertitel im Namen dann rein inhaltlich noch passt, bleibt abzuwarten. Laut den Tour Guides der Destillerie geht der Name übrigens auf das gälische „Eadar Dhà Dhobhar“ zurück, das „zwischen zwei Flüssen“ bedeutet. Vermutlich bereits 1825 gegründet, befindet sich die Destillerie seit 2002 im Besitz von Andrew Symington, dem auch Signatory gehört. Fun fact am Rande: Wären die beiden Brennblasen nur etwas kleiner, würde die Destillerie als Schwarzbrennerei gelten, da die Steuerbehörden sie dann als transportabel einstufen würden.

ABFÜLLER

Bei dieser Abfüllung handelt es sich um ein Bottling der Destillerie selbst.

AUGE

Ein schöner dunkler Farbton ist es mit einem deutlichen rötlichen Stich.

NASE

Der erste Eindruck ist sehr frisch, grasig. Anschließend gesellen sich geräucherter Speck, Weintrauben und Popcorn dazu. Mit etwas Zeit im Glas dominiert Rauch und wird dabei von einer trockenen Süße gestützt. Noch später wird es fruchtig, die Weintrauben scheinen aber bereits getrocknet. Ein sehr vielversprechender Potpourri.

MUND

Sanft und weich legt er sich zunächst auf die Zunge. Der Eindruck wird jedoch schnell vom Rauch eingeholt. Leicht trocken wird der Mundraum dabei, das Mundgefühl wechselt zu Asche. Begleitet wird das von fruchtigen Aromen, Rosine ist schon dabei, auch wenn es leicht bitter wirkt. Schokolade ist auszumachen, dunkel ist sie. Eine leichte Erdigkeit mache ich aus. Und der Speck findet sich ebenfalls wieder.  Allerdings ist mein Eindruck, um es mal so zu formulieren, mehr Räucher als Speck. Mir gefällt’s.

HALS

Wie so oft bei getorften Whiskys ist der bleibende Eindruck lang. Den Rauch wirst du so schnell nicht wieder los. Was mich durchaus freut. Auch der Speck und die Süße halten sich fast genauso lange. Ein schöner Abgang.

FAZIT

Meine bisherigen Versuche mit Edradour waren durchaus unterschiedlich. Von geht „gar nicht“ bis zu den Natural Cask Strength, die ich als „sehr lecker“ empfand, war alles dabei. Dieser Ballechin fällt auf jeden Fall in die zweite Kategorie. Rauchige, erdige Noten, gepaart mit einer schönen Süße – mein Ding. Und angesichts dessen bin ich schon gespannt auf die parallel erschienene Version aus dem Burgundy-Fass. Die Ergebnisse folgen in Kürze.

Danke an Pascal Penderak von Kirsch Whisky für das Sample

LINKS

Destillerie: http://www.edradour.com/
Importeur: https://www.kirschwhisky.de/
Whiskybase: https://www.whiskybase.com/whisky/90544/ballechin-12-year-old

Tasting-Notes #0029

Islay mu Dheas 8yo

WAS

Name: Islay mu Dheas
Kategorie: Single Malt
Destillerie: keine Angabe
Region: Islay
Abfüller: Whiskyhort
Alter: 8 Jahre
Fasstyp: Bourbon Hogshead + Finish im Sherry-Fass
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt:  60,1 %
Flaschen: 30 
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis (ab Februar 2017): 69,00 EUR

DESTILLERIE

So manch eine Destillerie möchte ihren Namen nicht auf den Bottlings unabhängiger Abfüller sehen. So auch in diesem Fall. Welche Brennerei hinter diesem Whisky steckt, kann man anhand der Ortsangabe „South Islay“ zwar auf drei Destillerien eingrenzen, aber mehr geht anhand des Etiketts nicht. Vielleicht gibt das Tasting Aufschluss darüber. 

ABFÜLLER

Der Whiskyhort, seit Ende Januar 2015 im Geschäft, ist einer der größten Whiskyhändler Deutschlands. Neben gut 2.000 verschiedenen Whiskys sind auch über 100 Rums und diverse Gins im Angebot. Ergänzt wird es seit kurzem um eine ansprechende Auswahl an Zigarren. Für viele Whisky- und Rum-Genießer ist gerade die Kombination dieser Genussmittel gern gesehen. Überwiegend anlässlich besonderer Veranstaltungen wurden auch schon eigene Whiskyabfüllungen in Kleinauflage auf den Markt gebracht. Die hier verkostete wurde anlässlich der Whisky-Spring 2017 in Schwetzingen als eigene Messeabfüllung aufgelegt.

AUGE

Blass honigfarben schimmert der Dram im Glas.

NASE

Islay! Unverkennbar, sobald man mit der Nase auch nur halbwegs in die Nähe des Glases kommt. Enorm viel Rauch steigt auf, ganz kalt ist das Feuer noch nicht. Dazu eine Prise Salz wie Gischt, die einem vom Wind beim Strandspaziergang entgegen getrieben wird. Ein Hauch Pfeffer – oder ist es nur der Alkohol, der sich beim tiefen Einatmen bemerkbar macht? Für einen Moment weht etwas Minze vorbei, bevor es dann süßer wird. Leichte Anklänge von Shortbread mischen sich mit ein wenig Frucht. Birne kann ich ausmachen und dann einen ganz schwachen metallischen Geruch. Wer von euch hat noch mit einem Füllfederhalter geschrieben oder benutzt ihn sogar heute noch? Fällt euch dabei auch beim Schreiben mit Tinte eine leicht metallische Note auf? Genau so ein Hauch kommt als letztes an. Unweigerlich hatte ich dieses Bild vor Augen. Insgesamt eine faszinierende Entwicklung, die der Whisky in der knappen halben Stunde im Glas genommen hat. Der Rauch hat sich nach und nach verzogen. Die kräftigen Eindrücke verschwinden ebenso. Der Whisky öffnet sich und entfaltet Stück für Stück weitere Aromen. Alle eher dezent, fast subtil, als ob sie dem Frieden der verschwundenen Kraft noch nicht trauen wollen. Und womit? Mit Recht! Denn hinten raus wird es noch einmal deftig. Der Geruch von geräuchertem Speck kommt am Ende doch noch um die Ecke und macht sich richtig breit. Herrlich!

MUND

Wow, der überfällt einen ja regelrecht. Kaum dass sich der Eindruck eines weichen, fast cremigen Mundgefühls auf den Weg ins Hirn macht, kommt der Rauch, viel Rauch. Der Alkohol zeigt dazu einmal kurz aber prägnant, was er so drauf hat. Dann weben sich weitere Aromen dazu. Holznoten fallen mir deutlich auf, bevor es zu kräftigen, würzigen Noten wechselt. Heu mache ich aus, Kräuter, die ich allerdings nicht recht unterscheiden kann. Eher von allem etwas, frisch mit dem Küchenmesser einmal fein gehackt. Die an Butterkekse, an Scones mit Marmelade, genauer Birnenmarmelade, erinnernde Süße hat es schwer gegen dieser kräftigen, herben Eindrücke. Dem steht die inzwischen deutlich spürbare Öligkeit im Mundgefühl fast diametral gegenüber.  Eine für mich als Islay-Freund sehr gefällige Mischung. Dass ich zum Ende hin Spuren von Lakritz wahrnehme schmälert den Eindruck nicht. Ganz im Gegenteil.

HALS

Wer bei einem von Islay stammenden Whisky einen langen, gehaltvollen Abgang erwartet, wird nicht enttäuscht. Der trockene Rauch bleibt und bleibt und bleibt. Die zuletzt aufgetauchte Lakritze hält sich ebenfalls. Hier noch dezenter als im Mund, aber immer noch wahrnehmbar. Langsam geht sie in den Räucherspeck über.

FAZIT

Mit seinen acht Jahren ist er schon noch ein Stück weit ungestüm und wirkt gerade in den ersten Augenblicken im Mund fast aufbrausend. Mir gefällt das. Dass er daneben doch schon erstaunlich komplex ist, wenn man ihm Zeit gibt, finde ich besonders faszinierend. Wer auf jüngere, rauchige Wilde mit einem doch schon gut spürbaren Tiefgang steht, wird hier ganz bestimmt nicht enttäuscht. Definitiv hat ihm das Finish gut getan und zusätzliche Aromen in den Whisky gebracht. Woher er kommt? Ich habe aufgrund des Tastings eine Vermutung, werde die hier aber nicht äußern, um andere nicht in ihrem Eindruck zu beeinflussen.

Danke an den Whiskyhort für das Sample und das Bild.

LINKS

Abfüller: www.whiskyhort.com

Tasting-Notes #0028

Scotch Universe – Second Rocket Stage

Logo

Gerade einmal drei Monate ist es her, dass ich den neuen unabhängigen Abfüller Scotch Universe und seine ersten Abfüllungen vorstellte, da kommt auch schon der zweite Wurf, oder um im Wortfeld zu bleiben, die nächste Raketenstufe. Wer sich über den Abfüller selbst informieren möchte, kann das hier tun: https://leben-mit-genuss.de/scotch-universe. An dieser Stelle berichte ich darüber, ob die zweite Stufe zündet. Sieben Samples stehen vor mir, drei Speysider, zwei Highlander und zwei Islays – und in dieser Reihenfolge werde ich sie auch verkosten. Darf ich vorstellen? 

VOYAGER I

Die in der Speyside hergestellten oft weichen, milden Whiskys sind wohl ein guter Einstieg.  Ein Blended Malt steht am Anfang, wobei sich das Blending auf den berühmten Teaspoon bezieht, jenen sagenhaften Teelöffel, der verhindert, dass die Abfüllung den Namen der Destillerie tragen darf. So ist er denn nach einer Raumsonde benannt, nein, nicht nach irgendeiner, sondern nach der Raumsonde, die nach fast 35 Jahren als erstes von Menschen gebautes Objekt in den interstellaren Raum eintrat. Ganz so alt ist der Whisky nicht, aber 19 Jahre hat er schon auf dem Buckel. Geruht hat er in einem erstbefüllten Côte de Beaune Barrique-Fass. Das Fass stammt also aus dem südlichen Teil des Burgunds, einem Gebiet in dem hauptsächlich Pinot Noir angebaut wird. Richtig gerätselt, das Etikett verrät ein Rotweinfass. Die Destille selbst ist eine, die ich letztes Jahr im Rahmen eines Tastings wieder für mich entdeckt habe. Bisher sind mir aber nur deren Originalabfüllungen begegnet – jetzt die erste von einem unabhängigen Abfüller, noch dazu in Fassstärke. Ich bin gespannt!

Dem Alter entsprechend habe ich dem Whisky Zeit gegeben, sich zu entfalten. Bernsteinfarben, mit einem leichten Stich ins rötliche lächelt er mich an und wartet auf die Verkostung. Die für die Destille üblichen fruchtigen Noten sind da. Ein Hauch frisches Obst, bestehend aus Äpfeln, Birnen, lässt sich ausmachen. Eine Spur Zimt auf den aufgeschnittenen Früchten, wirklich nur ein Hauch. Dazu etwas Keks, Mürbeteig trifft es wohl am besten. Nicht zu vergessen die Wein-Noten: dunkelrote, fast schwarze Kirschen, Himbeeren, etwas Zartbitterschokolade. Das alles umrahmt von etwas Holz, bei dem Alter nicht ungewöhnlich. Kurz: Er riecht schon einmal verheißungsvoll. Was er kurz darauf im Mund bestätigt. Ein herrliches Früchtekompott, serviert in einer Holzschale. All die Aromen finden sich wieder. Die Früchte hier allerdings weniger ausgeprägt, sie weichen etwas zurück. Kräftig, würzig sind die Eindrücke des Fasses, allerdings auf eine angenehme Art. Geradezu harmonisch umschließen sie das Obst. Wer Eichennoten überhaupt nicht mag, sollte es hier ruhig dennoch versuchen, denn obwohl präsent, wirken sie nicht dominant, erschlagen die anderen Aromen nicht. Faszinierend finde ich übrigens, dass die 54,9 % nicht zu spüren sind. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal einen fassstarken Whisky im Glas gehabt zu haben, der so mild ist, bei dem der Alkohol so gut eingebunden ist. Der Abgang ist lang und wärmend. Zunächst vom Obst geprägt, wird es hinten raus etwas trockener, würziger. Chapeau! Der gefällt mir schon einmal! Und ich kann mich irgendwie des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um eine fassstarke Version der sonst üblichen trinkstarken Originalabfüllung handelt. Mal sehen, ob ich dazu noch Informationen bekommen kann.
Aktueller Straßenpreis: 119,90 EUR

DOUBLE VELOCITY OF LIGHT

Nach der Single Velocity Of Light aus den ersten Abfüllungen nun als die doppelte Lichtgeschwindigkeit. Genießen werde ich den Dram dennoch wie alle anderen auch maßvoll und langsam. Ebenfalls aus der Speyside, aber „nur“ zehn Jahre alt, gereift im First Fill Bourbon-Fass. Kein Wunder, dass die Farbe deutlich heller ist und an einen Weißwein erinnert. In der Nase ist er leicht und duftig frisch. Schönes Gerstenmalz, dazu eine Frühlingswiese mit Butterblumen. Etwas junges Gras, etwas, das ein Kribbeln in der Nase verursacht – aber im Gegensatz zu Blütenpollen ein sehr angenehmes Kribbeln. Spät stößt noch eine leichte, vanillige Süße dazu. Im Mund dann eine leichte Überraschung. Obwohl nur 1 % stärker als der Voyager I ist der Eindruck ein ganz anderer. Verteilt er sich im ersten Augenblick noch weich und süß im Mund, beißt im nächsten Moment der Alkohol zu. Nicht unangenehm, eher ungestüm und auch nur für einen Moment, bevor dieses kurze Aufblitzen vorbei ist. Die Geschmacksknospen derart vorbereitet, scheinen nun für die Aromen empfänglicher zu sein. Auch hier wirkt er frisch und leicht. Die Süße jedoch ist von Anfang an präsenter. Vanille ist am deutlichsten zuzuordnen, mit der Zeit geht es in Richtung Honig. Leichter Honig, wie von den ersten Blüten im Frühjahr, dieser leicht zähe, cremige Honig. Noch einmal ein kurzes Prickeln auf der Zunge, hervorgerufen durch den Alkohol. Dann sahnig-weiche Töne. Ich muss an Werthers Echte denken. Nicht ganz so sehr auf Karamell fixiert, aber ähnlich im Mundgefühl. Am Ende geht es sanft in eine fruchtige Note über, die ich am ehesten Ananas zuzuordnen vermag, der Saft einer süßen, reifen Ananas. Und im Abgang? Mittellang mit dem sahnigen Gefühl bis in den Hals. Dabei britzelt es auf der Zunge, bis sie sich nach einigen Momenten wieder beruhigt. Ein leichter und spritziger Geselle ist es in diesem Fall. Sehr schön, aber auch durch die, zugegeben sehr interessante, Alkoholnote außergewöhnlich. Vielleicht gefällt das nicht jedem, mir schon.
Aktueller Straßenpreis: 54,90 EUR

POLLUX I

Pollux, der Rote Riese, achtmal so groß wie unsere Sonne und mit einer Entfernung von 34 Lichtjahren der Vertreter dieser Art, der der Erde am nächsten ist. Ein treffender Name für diesen Whisky. Zumindest in der Flasche kommt er dunkel mit einem rötlichen Ton daher. Der Dram im Glas wirkt hingegen ein gutes Stück heller, hat etwas von Honig mit einem leicht kupfernen Stich. Auch in der Nase ist das Oloroso-Sherry-Fass nicht zu verleugnen, obwohl es schon das zweite Mal befüllt wurde. Wuchtig und voll stehen die Aromen im Glas und machen sich auch genauso in der Nase breit – oder eher schwer. Eine dunkle, schwere Süße mit einem leicht bitteren Aroma, fast wie eine Mischung aus Melasse und Blockmalz windet sich als erstes in die Nase. Nach ein paar Minuten Standzeit wird der Geruch etwas milder, erinnert an Schokoladensauce. Die leicht erdbeerige Note passt perfekt dazu. Mandelstifte, gerade eben, dass sie in der Pfanne Farbe angenommen haben. Die Schokolade wird etwas dunkler, eine Erinnerung an Choco Crossies beschleicht mich. Herrlich komplexe Aromen. Für einen gerade einmal achtjährigen Whisky schon ein Stück weit erstaunlich. Von Alkohol jedoch keine Spur. 59,0 % soll er haben? Vielleicht spürt man die im Mund? Okay, kann man gelten lassen. Die einen nennen das Mundgefühl „adstringierend“, die anderen rufen „Speichelfluss, Speichelfluss“. Es ist von beidem etwas, so viel steht fest. Der Mundraum zieht sich schon zusammen. Zumindest für einen Augenblick meint man, mit dem Schlucken nicht hinterherzukommen. Das verhindert aber gleichzeitig, dass die 59,0 % auf der Zunge brennen. Statt dessen nehme ich ein tolles Aromenbouquet wahr. Süße Schokolade als erstes, dahinter kräftige, würzige Noten. Etwas wie Leder, ein alter abgewetzter Sessel, ein wenig süßlicher Tabak, Toffee ist auch dabei. Zum Schluss erst die erwartete, weil für Sherry so typische Rosine. Insgesamt deutlich weniger süß, als ich angesichts der Angaben auf dem Etikett erwartet hatte. Das macht ihn letztlich aber für mich interessant, da mir die scheinbar ewig gleichen Sherry-Abfüllungen derzeit so gar nicht liegen. Dann lieber so etwas wie diesen Whisky hier. Ecken und Kanten, ausdrucksstark und für sein Alter recht komplex. Der mittellange, leicht trockene Abgang passt dazu. Ich stelle fest: Auch Pollux ist die Reise wert.
Aktueller Straßenpreis: 54,90 EUR

KEPLER 186f

Wieder ein ungewöhnlicher Name. Benannt nach einem 490 Lichtjahre entfernten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, der 2014 mithilfe des Weltraumteleskops Kepler entdeckt wurde. Das wiederum ist benannt nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler, der bereits im 17. Jahrhundert die Gesetzmäßigkeiten der Planetenumlaufbahnen entdeckte. Doch damit genug der Wissenschaft, es soll hier schließlich um den Whisky gehen. Wer mitgezählt hat, stellt fest, dass es sich um einen Highlander handelt. Zugegeben, man könnte es auch einfach dem Etikett entnehmen. Das verrät auch, dass es sich um ein First Fill Port Pipe handelt. Portwein-Fass! Wer mich kennt, weiß, dass ich solche Abfüllungen sehr schätze. Daher freue ich mich auf diese neue Abfüllung. Mal sehen, ob Scotch Universe damit ein ähnlich guter Wurf gelungen ist, wie mit dem Pegasus aus dem ersten Bottling. Farblich in einem schönen Mahagoni-Ton gehalten, überrascht er bereits in der Nase. Drängt sich im ersten Moment der Eindruck einer Fehlnote auf, verfliegt dieser schnell und es wird blumig. Lavendel sticht hervor, umrahmt von Heidekraut. Der heimische Kräutergarten grüßt mit einer Spur Thymian. Anklänge von Hokkaido-Kürbis wechselt sich mit süßlicher Melone ab. Ich stimme mit Mr. Spock überein: Faszinierend! Im Mund dann die nächste Überraschung: Die Frucht steht deutlich mehr im Vordergrund, Melone, gepaart mit Ananas, dazu süßer, schwerer Wein. Der Port hat seine Spuren hinterlassen. Langsam purzeln nach und nach die würzigen Aromen hinterher. Auch hier wieder das Heidekraut, der Thymian. Insgesamt leicht trocken und würzig, sehr fein. 54,8 % soll er haben? Das spüre ich zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil, das Mundgefühl ist schön rund, angenehm. Auch im langen Abgang nichts alkoholisches. Statt dessen elegante Würze und eine leichte Trockenheit. Bisher meine Nummer 1. Aber es kommen ja noch drei weitere.
Aktueller Straßenpreis: 94,90 EUR

ANDROMEDA I

Zunächst ist der zweite Highlander an der Reihe. Acht Jahre alt, aus einem Ex-Laphroaig-Fass stammend. Das setzt dem Aroma aber nur die Krone auf, denn der Whisky an sich ist schon leicht getorft. Ein Highlander? Getorft? Da fällt mir auf Anhieb eine Destillerie ein, deren Einsteiger ich einige Zeit zu schätzen wusste. Inzwischen hat sich mein Geschmack gewandelt. Mal sehen, wie diese Reise in meine Whisky-Vergangenheit ist. Sehr, sehr hell ist er im Glas, wie ein leichter, spritziger Weißwein. In der Nase macht er dann keinen Hehl aus seiner Beschaffenheit. Die Süße der Vanille hat kaum eine Chance gegen die kräftigen Aromen. Rauch, Jod, nein, eher Meersalz, gebettet auf einem leichten Heubett. Der weiß mich zu beeindrucken. Der erste Schluck ebenso. Rollt er weich und geschmeidig auf die Zunge, vanillig süß und leicht fruchtig, ohne dass ich das genauer zuordnen kann, so verändert er sich schlagartig, kaum dass er Raum gefunden hat. Kurz beißen die 58,7 % zu um dann dem Rauch zu weichen. Herrlicher kalter Rauch. Das Feuer ist schon lang erloschen, es sind die letzten Rauchschwaden. Daher ersticken sie nicht alles andere, sondern lassen noch Platz für trockenes Heu, für etwas Kardamom, für süße Sahne. Der Abgang ist relativ kurz, aber ebenfalls kräftig. Zum Ende hin trocknend verklingt der Rauch. Ja, da werden Erinnerungen wach. Eher ein Raucher für Einsteiger, gewinnt er in meinen Augen durch die Lagerung in einem ehemaligen Laphroaig-Fass. Das gibt ihm einen sehr schönen Kick an Rauch, an maritimen Noten., macht ihn komplex und stark. Tolle Fassauswahl!
Aktueller Straßenpreis: 64,90 EUR

CALLISTO I

Genug mit dem, ich formuliere mal böse: Genug mit dem Imitat. Peated Whiskys kommen von Islay. Punkt. Naja, meistens, wie der vorige zeigt. Aber was kann im direkten Vergleich der Callisto? Callisto, der Jupitermond. Nach dem Io aus dem ersten Bottling schon der zweite seiner Art, dessen Name eine der Abfüllungen von Scotch Universe ziert. Benannt nach einer Geliebten des Zeus aus der griechischen Mythologie finden sich auf diesem Mond Anzeichen für Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen, Voraussetzungen für Leben. Kann Callisto meine Lebensgeister wecken? Die Honigfarbe weckt auf jeden Fall schon mal meine Aufmerksamkeit. Die Nase regt die Lebensgeister an! Kräftig torfig mit einer feinen Note verbrannten Gummis. Erst langsam, während diese verfliegen, zeigen sich weitere Aromen. Die Eierbriketts, mit denen ein Haus, das wir in meiner Jugend bewohnten, beheizt wurde, rochen ähnlich, wenn sie in den Keller geschüttet und dann zum Vorrat geschaufelt wurden. Aber es sind nicht nur diese herrlich dreckigen Eindrücke, sondern auch eine leichte Süße, etwas frische Birne, die ich wahrnehme. Und letztlich lässt sich ihm noch etwas fleischiges entlocken. Nicht Räucherspeck, dazu ist der Eindruck zu schwach. Eher Bacon, leichter im Geruch, schiebt sich von hinten heran. Im Mund dann … Boah! Nannte ich die olfaktorischen Eindrücke gerade dreckig? Nein, DAS hier ist dreckig! Einfach Kohle. Das Feuer brennt noch nicht einmal. Dafür schmeichelt die Süße des Ex-Bourbon-Fasses der Zunge. Sie vermag sich aber nicht durchzusetzen. Zu schwer sind die torfigen Aromen. Und das ist auch gut so! Etwas für die Hardcore-Liebhaber von peated Whiskys. Dazu zähle ich mich, ja. Braucht ein Whisky mehr als diese Noten? Für mich nicht zwingend. Auch weil sie lange, lange bleiben. Den Geschmack wird man so schnell nicht wieder los. Und das ist sooo klasse! Einfach, geradeaus, direkt auf die Kauleiste – herrlich! Mit 57,3 % gefühlt in der passenden Stärke. Ein Whisky wirklich nach meinem Geschmack.
Aktueller Straßenpreis: 79,90 EUR

LYSITHEA I

Wieso wundert es mich nicht, dass auch Lysithea der Name eines Jupitermondes ist? Und potzblitz, auch das ist der Name einer Geliebten von Zeus, dem alten Schwerenöter. Kann dieser Whisky auch zu meiner Geliebten werden? Mal sehen … Zunächst die Daten des Etiketts. Acht Jahre alt, Ex-Bourbon-Fass und die Destillerie ist auch sehr leicht auszumachen. Der stärkste im Septett dieser Abfüllungen ist er mit seinen 59,2 %. Stattlich! Wieder ein sehr heller Dram, wieder eine Remineszenz an Weißwein. Aber Farbe wird doch eh überbewertet und lenkt nur ab, oder? Die Nase wirkt elegant, fein, trotz des unverkennbaren Rauchs. Er kommt daher wie ein Gentleman. Der Rauch wirkt fein, edel. Keine Holzkohle wie beim Callisto, eher Buchenholzscheite, die fast ohne Rauch verbrennen. Umschmeichelt von Gras von ein wenig Quitte. Sehr filigran wirkt das. Im Zusammenhang mit einem Whisky von Islay finde ich das schon fast erstaunlich. Der Eindruck setzt sich jedoch auch im Mund fort. Er tänzelt beinahe auf der Zunge, wirkt sehr leicht, auch hier elegant. Der Rauch scheint in den Hintergrund zu treten. Ab und zu bringt er sich in Erinnerung, wenn er durch die Süße bricht. Eine Spur brauner Zucker, etwas Vanille, Quitten, Birnenkompott. Hier und da etwas Rauch. Dazu das Prickeln des Alkohols – nicht aufdringlich oder schmerzhaft, sondern lebendig. Gefällt mir gut. Mag sein, dass die zweite Befüllung des Fasses dazu beigetragen hat, diese Eleganz zu entwickeln. Die Aromen wirken dadurch sehr leicht und harmonisch miteinander verwoben. Auch im Abgang bestätigt sich der Eindruck. Der Rauch bleibt naturgemäß am längsten, fein und aromatisch. Ein stimmiger, toller Schluss dieser Verkostung.
Aktueller Straßenpreis: 84,90 EUR

 

FAZIT

Kann man diese Whiskys miteinander vergleichen? Kann man sie in eine Reihenfolge bringen? Okay, für die Verkostung habe ich es getan. Die weichen Speysider an den Anfang, dann die Highlander, die Raucher zum Schluss. Innerhalb der Untergruppen mit jeweils steigendem Alkoholgehalt. Das hat sich in vielen Tastings als sinnvoll herausgestellt. Aber geschmacklich? Das Verhältnis von Preis und Leistung? Kann man sicherlich machen, wenn man möchte. Ich möchte das letztlich nicht, weil es den Whiskys nicht gerecht würde. Jeder einzelne von ihnen gefällt mir auf seine Art mindestens gut und jeder einzelne von ihnen wird seine Liebhaber finden. Unter dem Strich finde ich dieses Bottling sehr gelungen. Die zweite Stufe hat bei mir gezündet. Am liebsten würde ich ja allen ein Zuhause bieten. Aber dazu müsste ich wohl langsam anbauen. Wie sieht es bei dir aus? Kennst du bereits den einen oder anderen? Wie ist deine Meinung? Ich freue mich über deinen Kommentar!

Danke an Scotch Universe für die Samples und das Bildmaterial.

LINKS

Abfüller: http://www.scotch-universe.co.uk/

Tastings-Notes #0021 – #0027

Ben Nevis 1996 BD

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WAS

Name: Ben Nevis
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Ben Nevis
Region: Highlands
Abfüller: Best Dram
Alter: 20 Jahre
Fasstyp: Sherry Butt
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt:  52,8 %
Flasche: 250 
Inhalt: 0,7 l
Aktueller Straßenpreis (ab Januar 2017): voraussichtlich 99,00 EUR

DESTILLERIE

Ben Nevis, Namensgeber der Destillerie, ist mit 1.345 m der höchste Berg Schottlands, der „Berg mit dem Kopf in den Wolken“, wie sich der Name übersetzen lässt. Wie zutreffend das ist, kann man anhand einer Webcam regelmäßig sehen (Link siehe unten). Ungefähr sechs Kilometer nordwestlich vom Gipfel liegt die gleichnamige Destillerie in der Nähe von Fort William und gehört damit zu den schottischen Highlands. 1825 durch „Long“ John MacDonald gegründet erlebte sie wie viele andere Destillerien mehrere Besitzerwechsel. Auch Stilllegungen gehören zur Geschichte der Brennerei. Nach der Übernahme durch den japanischen Nikka-Konzern im Jahr 1989 wird seit 1990 auch endlich wieder produziert. Mit einem Produktionsvolumen von rund 2 Mio Litern pro Jahr zählt die Destillerie noch zum unteren Mittelfeld in Schottland.

ABFÜLLER

„Best Dram“ – ein Name der auf den ersten Blick mutig klingt. Schließlich versuchen alle, den besten Whisky abzufüllen. Hintergrund des Namens ist aber, wie Michel Reick, einer der beiden Inhaber erläutert, dass keine Whiskys abgefüllt werden, die ihn und seinen Geschäftspartner Mike Müller nicht 100%ig überzeugen. „Wir füllen halt nicht so la-la ab und auch nicht irgendwas halbgares, sondern nur das, was wir für das Beste halten.“ Ich durfte schon einige Whiskys dieses im westfälischen Nottuln beheimateten unabhängigen Abfüllers probieren und bin der Meinung: Die beiden haben mit ihrer Namensgebung Recht. Aber genug der Vorrede, es ist an der Zeit, sich diesem neuen Kandidaten zu widmen.

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FARBE

Richtig satt honiggelb sieht der Dram aus. Eine Farbe, die mich begeistert.

NASE

Als erstes nehme ich eine leicht würzige, kräuterhaltige Note wahr, wie ich sie schon bei manchem Highland-Whisky fand. Hier wird sie allerdings begleitet von einem Grasgeruch, der dem Dram eine sehr angenehme Frische verleiht. Doch sofort drängt eine tolle Süße in den Vordergrund, die ich noch nicht ganz genau einordnen kann. Süßer Popcorn ist der erste Gedanke. Da ich mir aber nicht ganz sicher bin, lasse ich den Dram erst einmal stehen und beginne mit der Recherche der Hintergrundinformationen. Ungefähr 20 Minuten später hat sich die Frische verflüchtigt. Der Dram wirkt nun voller, schwerer. Die Süße ist noch um einiges deutlicher geworden und lässt sich für mich auch besser zuordnen. Ein Honig ist es, der meine Nase kitzelt, ein schöner leicht würziger Kräuterhonig. Getragen werden die Aromen von eine Mischung aus trockenem Keks und Haferflocken. Für mich eine schöne Ergänzung zur Süße. Und im Mund?

MUND

Schmeichelnd süß legt sich der erste Nipp auf die Zunge, weich in der Textur aber geschmacklich doch mit leichten Kanten. Süß ist er, sehr süß, geradezu vollmundig süß. Daneben sind die Kräuter zu schmecken. Vor meinem Auge baut sich ein Bild aus Rosinen und Heidekraut eingelegt in Honig auf. Ja, so lässt sich der Geschmack in etwa beschreiben. Ein paar Birnen obendrauf, reife weiche Birnen. Hinten raus wird die Kräuternote etwas deutlicher und stellt sich mir als ein Hauch von Thymian dar. Passt sehr gut zum Honig! Noch ein wenig Holz dazu aus den 20 Jahren im Fass und fertig ist der heutige Best Dram. Okay, so heißt er. Aber auch er trägt dieses Etikett zu Recht. Eine schöne, ausgewogene Mischung verschiedener Aromen, sehr gut ausbalanciert, dazu mit einem cremigen Mundgefühl – mir gefällt er.

HALS

Diese Kombination aus Süße und Würze bleibt lange erhalten. Im Hals und auch tiefer verrät der Dram in jedem Augenblick, wo er gerade ist und wärmt dabei sehr angenehm.

FAZIT

20 Jahre – so alt werden angesichts der gestiegenen Nachfrage nicht mehr viele Whiskys. Hier hat sich das Warten auf jeden Fall gelohnt. Die Spuren des Fasses sind noch nicht zu stark ausgeprägt, gerade so, dass sie einen Kontrapunkt zur bemerkenswerten Süße setzen. Der Respekt vor seinem Alter gebietet es, ihm die nötige Zeit im Glas und im Mund zu geben. Er dankt es mit einer tollen Aromenvielfalt. Mir bleiben zwei Dinge zu sagen: Well done, Michel und Mike! Und: Vielen Dank für das Sample. Wer sich selbst einen Eindruck machen möchte, muss sich allerdings noch ein wenig in Geduld üben. Die Flaschen werden erst im Januar 2017 abgefüllt und anschließend auf dem deutschen Markt erhältlich sein.

Vielen Dank an Michel Reick für das Sample.

LINKS

Whiskybase: noch kein Eintrag vorhanden
Destillerie: http://www.bennevisdistillery.com/
Abfüller: http://best-dram.de/
Webcam Ben Nevis: http://bit.ly/webcam_ben_nevis

Tasting-Notes #0020

Bruichladdich – The Three Tens

Bruichladdich, nach eigener Aussage „Progressive Hebridean Distillers“, also die „fortschrittlichen Destillateure der Hebriden“, hat gerade aus allen drei Produktionsreihen je eine 10-jährige Abfüllung auf den Markt gebracht. Auf der diesjährigen Interwhisky in Frankfurt am Main war Deutschland-Premiere. Vom für den deutschsprachigen Raum zuständigen Markenbotschafter Ewald J. Stromer erhielt ich Samples der Abfüllungen und schildere nachfolgend meine ersten Eindrücke von Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore.

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DESTILLERIE / ABFÜLLER

Bruichladdich wurde 1881 am Rand von Loch Indaal auf dem westlichsten Ausläufer der Hebriden-Insel Islay erbaut. Die Brüder John Gourlay, Robert und William Harvey, Söhne des Besitzers der Yoker-Destillerie in Glasgow, errichteten damals eine Destillerie, die zu den modernsten ihrer Zeit zählte. Dazu gehörte, dass die Gebäude nicht aus ehemaligen Bauernhäusern bestanden, sondern direkt als Destillerie geplant wurden. Zudem wurde ein seinerzeit gerade patentiertes neues Baumaterial verwendet: Beton. Offensichtlich achteten die Brüder beim Bau der Destillerie aber auch auf Qualität, denn ein erheblicher Teil der ursprünglichen Produktionsanlagen findet auch heute noch Verwendung.

Vom damaligen Eigentümer White & Mackay 1994 eingemottet, wurde Bruichladdich am 19. Dezember 2000 von Mark Reynier, Simon Coughlin und Gordon Wright für 7,5 Mio GBP gekauft und anschließend komplett renoviert. Brennmeister wurde der inzwischen legendäre Jim McEwan, der vorher bei Bowmore tätig war. Er hat sich zunächst mit den Lagern befasst und erblickte wenig schönes. Aufgrund der Schließung gab es eine Lücke von sieben Jahren und der Rest lag in Hogsheads, die teilweise bis zum siebten Mal befüllt waren. Nach und nach wurden daher die Fässer ausgetauscht, so dass heute alle erdenklichen Fasstypen in den Warehouses lagern. Dieser Punkt gibt bei manchem Whiskygenießer Anlass zur Kritik. Sie werfen Bruichladdich vor, zu viele Ausbauvarianten zu haben und sich dabei in verschiedenen Stilen zu verlieren. Jim McEwan sah das eher amüsiert und fragte sich „… warum sich die Leute gerade um uns kümmern. Wir sind 0,09 % der Branche. Das ist, als würde sich Amerika Sorgen machen, ob die Isle of Man eine Invasion plant.“ Positiv kam bei den Kunden hingegen an, dass das Destillat vor Ort abgefüllt wurde, dabei die eher unübliche Stärke von 46,0% Verwendung fand und man komplett auf Kühlfiltrierung und Zuckerkulör verzichtete.

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WAS

Name: The Laddie Ten 2nd Edition
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Bruichladdich
Region: Islay
Abfüller: Bruichladdich
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: Fässer aus amerikanischer und europäischer Eiche
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 50,0 %
Flasche: insgesamt 18.000
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 59,00 EUR 

FARBE

Strohgelb

NASE

Geradezu klassisch eröffnet dieser Dram mit einer malzigen Süße. Honig gesellt sich dazu, eine ganz subtile Zitrusnote. Ergänzend findet sich eine cremige, sahnige Note, die mich an die Fudges erinnert, die meine Frau immer mal wieder macht. Eine herrlich feine Note von altem Leder schmeichelt meiner Nase. Grundlage und stets präsent bleibt aber die süße Malznote, auf die die anderen Aromen wie kleine Tupfer aufsetzen, das allerdings mit einer Leichtigkeit, die mir gut gefällt.

MUND

Toll! Vanille, die cremigen Sahne-Fudges, Malz, das sind die Eindrücke, die sich sofort bilden, kaum dass die ersten Tropfen meine Zunge berühren. Cremig ist auch das Mundgefühl, das sich einstellt. Die Zitrusnote kristallisiert sich jetzt langsam in Richtung Orange heraus, frisch geschält, ist aber immer noch sehr dezent vorhanden. Wunderbar wärmend ist er und herrlich cremig. Der Alkohol macht sich so gut wie gar nicht bemerkbar. 50,0 %? Niemals, das fühlt sich eher nach Sahnelikör an. Geschmacklich ist es natürlich ein riesengroßer Unterschied! Ich bekomme Lust auf Parmaschinken, denn die Aromen erinnern mich zunehmend an eine saftige Honigmelone. Ganz fantastisch. Dazu eine Frische, an eine bunte Frühlingswiese erinnernd. Well done!

HALS

Lang im Abgang, immer noch geprägt von dieser fantastischen Cremigkeit mit der malzigen Süße, begleitet von leicht fruchtigen und frischen Eindrücken.

FAZIT

Diesen Whisky mit zwei Worten zusammenfassen? Gefährlich süffig! Und zwar im sehr positiven Sinne. Ein toller Bruichladdich, der mir noch besser gefällt, als bei der ersten Verkostung vor ein paar Wochen. Könnte ein neuer daily dram werden. Den kann man wirklich jeden Tag genießen und sich daran freuen, dass ein paar Menschen ihren Job richtig gut und mit viel Hingabe gemacht haben.

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WAS

Name: Port Charlotte Ten 2nd Edition
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Bruichladdich
Region: Islay
Abfüller: Bruichladdich
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: keine Angabe
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 50,0 %
Flasche: insgesamt 18.000
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 69,00 EUR 

FARBE

Glänzendes Messing

NASE

Sofort ist zu erkennen, was den Unterschied zum Laddie Ten ausmacht: Rauch! Recht dezent zwar, sehr sanft. Das erinnert mich an einen Kamin, der nach der langen Zeit des Sommers das erste Mal wieder angefeuert wird. Diese dezente Rauchnote, die noch an den letzten Winter erinnert, an den letzten kalten Tag, an dem man noch einmal vor dem lodernden Kaminfeuer saß. Dieser Rauch schwebt in meinem Glas offensichtlich oberhalb von einer oder zwei Himbeeren. Ich meine sogar ganz versteckt eine leichte Minznote wahrzunehmen. Dazu aber auch hier sehr präsent eine vanillige, malzige Süße, die quasi zusammen mit dem leichten Rauch das Grundgerüst bildet.

MUND

Da ist er doch, der Rauch! Deutlich stärker wahrzunehmen als in der Nase. Aber dennoch nicht so präsent, wie ich vermutet habe. Er bildet einen perfekten Kontrapunkt zur Cremigkeit des Drams. Hatte ich den Laddie Ten gerade cremig genannt? Pustekuchen! DAS hier ist cremig! So unglaublich weich im Mund, so süß, so herrlich süß. Vanille und Malz sind auch hier die Haupteindrücke. Der Rauch weiß aber zu verhindern, dass das ganze eine Richtung nimmt, die für mich grenzwertig wäre. Durch ihn kommen noch erdige, kräftige Eindrücke dazu, die eine wundervolle Ergänzung bilden, eine leicht salzige Note. Nach etwas Zeit im Glas wird die Süße karamelliger. Kennt ihr aus eurer Jugend noch diese Bonbons mit der Kuh darauf? Sahnig-cremige Karamellbonbons – das ist der PC 10. Dazu die Würze, der Rauch, der hintenraus präsenter wird.

HALS

Ebenfalls lang und sehr präsent. Am längsten haftet der Rauch. Er ist immer noch da, wenn die üppige Süße irgendwann doch verschwunden ist.

FAZIT

Sehr, sehr gut! Einfach ehrlich, geradeheraus. Eine wunderbare Kombination aus tollen, süßen Aromen, gepaart mit Rauch, Salz, Würze als Gegenpunkt. Mehr noch als der Laddie Ten ist sein Eindruck bleibend und sehr lange präsent.

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WAS

Name: Octomore Ten 2nd Edition
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Bruichladdich
Region: Islay
Abfüller: Bruichladdich
Alter: 10 Jahre
Fasstyp: Ex-Bourbon-Fässer aus amerikanischer Eiche und französische Grenache-Fässer
Fassnummer: keine Angabe
Alkoholgehalt: 57,3 %
Flasche: insgesamt 18.000
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 178,00 EUR 

FARBE

Helles Kupfer

NASE

Rauch. Rotwein. Deutlich mehr als das. Aber das sind die ersten Eindrücke, die quasi in der Nase gedämpft explodieren. In der Kombination fühle ich mich an den Laphroaig Cairdeas 2013 aus dem Portweinfass erinnert – aber nur für einen Moment. Dann stelle ich fest, dass es doch Unterschiede gibt. Der Rotwein kommt deutlich fruchtiger, trockener daher als ein Port. Dazu bringt der Rauch eine speckige Note mit. Was für eine Kombination! Dabei aber nicht die Nase erschlagend, sondern wie schon die beiden anderen zehnjährigen Vertreter eher dezent, fast subtil. Dadurch wirkt der Octomore fast ein wenig geheimnisvoll. Auf jeden Fall aber sehr verführerisch. Der Drang, ihn zu probieren wird stärker. Dabei bin ich mit dem Nosing noch gar nicht fertig. Auch hier wieder etwas Leder. Deutlich genug, um mich an meine neue Tasche zu erinnern. Dazu einerseits wieder diese unaufdringliche Salznote, Fleur de Sel. Fruchtaromen, die nach und nach in rote Trauben, schwarze Johannisbeeren, grüne Äpfel zerfallen. Genug, ich muss ihn jetzt probieren!

MUND

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: cremig, cremig, cremig. Und während ich in Gedanken gerade das dritte „cremig“ formuliere, knallt mir der Rauch auf den Gaumen! Wenn für irgendwas der Begriff „Geschmacksorgasmus“ erfunden wurde, dann für diesen kurzen Moment. Meine Geschmackknospen sterben gerade Le petit mort. Ist! Das! Fantastisch! Fruchtiger Rotwein, Salz, Rauch vermischen sich zu einer unfassbar guten Melange! Wo bitte sind die 57,3 %? Der fühlt sich an wie Öl. Marzipan mischt sich unter meine Eindrücke, ein wenig Vanille, die Süße gibt. Insgesamt ist der Eindruck sehr maritim und mit dem Rotwein herrlich abgerundet. Dazu viele tolle Nuancen, die hier und da aufblitzen. Wunderschöne Eiche-Noten. Eine schon fast ölige Konsistenz Ich habe nicht den Eindruck, dass der Rauch hier mit dem Alter abgenommen hat. Einerseits so typisch Octomore. Andererseits durch das Grenache-Fass so ganz anders.

HALS

Unglaublich lang. Rauch und Wein dominieren und der fruchtig gewordene Rauch hält am längsten.

FAZIT

Seit der 5er-Reihe durfte ich alle Octomores probieren. 6.3 und 7.4 liegen dabei vorne. Die legendären 2.2 und 4.2 stehen noch auf meiner ToTaste-Liste. Aber der Octomore Ten 2nd Edition ist mein bisheriges Highlight aus dieser Serie. Auch wenn das jetzt arg pathetisch klingt, es entspricht doch einfach den Tatsachen: Ich habe eine Träne in den Augen, so unfassbar gut ist dieser Whisky! Ich weiß, das wird angesichts des Preises von 178,00 EUR Diskussionen geben, aber der wird gekauft.

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RESUMEE

Im Freundeskreis gibt es einen Begriff, mit dem außergewöhnlich leckere Whiskys bezeichnet werden: „Scheiß die Wand an, ist der geil!“ Das trifft auf Laddie und PC zu, gar keine Frage. Aber der Octomore ist eine andere Hausnummer. Wenn auch bei weitem nicht so viele und vielleicht auch nicht so exquisite Whiskys wie andere Genießer aus meinem Bekanntenkreis hatte ich bisher im Glas. Aber so ganz ohne war meine bisherige Whiskyreise auch nicht. Fest steht jedoch: Ich habe eine neue persönliche Nummer 1: Octomore Ten 2nd Edition.

Vielen Dank Ewald J. Stromer für die Samples.

HINWEIS

Inzwischen wurde mir die Information nachgetragen, dass es sich bei den Weinfässern des Octomore um Grenache Blanc handelt, also um einen Weißwein. Meine ursprünglichen Notes habe ich dennoch unverändert gelassen und belasse es bei diesem Hinweis.

LINKS

Whiskybase:
Laddie Ten 2nd Edition: https://www.whiskybase.com/whisky/86884/bruichladdich-the-laddie-ten
Port Charlotte Ten 2nd Edition: https://www.whiskybase.com/whisky/86883/port-charlotte-10-year-old
Ostomore Ten 2nd Edition: https://www.whiskybase.com/whisky/86882/octomore-2006
Destillerie: https://www.bruichladdich.com/

Tasting-Notes #0017 – #0019

Macduff 2008 Wh

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WAS

Name: Macduff 8yo
Kategorie: Single Malt
Destillerie: Macduff
Region: Speyside
Abfüller: Whiskyhort
Alter: 8 Jahre
Fasstyp: Sherry Butt
Fassnummer: 900205
Alkoholgehalt: 66,0 %
Flasche: keine Angabe
Inhalt: 07, l
Aktueller Straßenpreis: 69,00 EUR

DESTILLERIE

Banff, Banffshire in Schottland ist die Heimat der Macduff Distillery. Am der Stadt gegenüberliegenden Ufer des Deveron wurde die Brennerei erst Anfang der 1960er Jahre gegründet und ist damit eine der jüngsten schottischen Destillerien.  Nach diversen Quellen wird sie mehrheitlich zur Speyside gerechnet, während sie von anderen in den Highlands verortet wird. Originalabfüllungen werden unter der Marke Glen Deveron vertrieben, während Unabhängige Abfüller die Produkte unter dem Namen Macduff in den Handel bringen. Der größte Teil, nämlich rund 90 %, des Produktionsvolumens von rund 2,8 Mio. Litern wird jedoch für Blends eingesetzt. Allerdings nahmen in dieser Destillerie im Laufe der Zeit einige Neuerungen ihren Anfang. So verwendete Macduff als erste Maischbottiche aus Metall. Auch die mit Wasserdampf beheizten Brennblasen wurden hier erstmalig eingesetzt. 

ABFÜLLER

Bei diesem Macduff handelt es sich um eine der ersten Abfüllungen des Whiskyhort in Oberhausen. Anfang 2015 als Fachgeschäft für Whisky gestartet, haben inzwischen auch erste Whiskys unter eigenem Label den Weg in die Flasche gefunden. Sie ergänzen das aktuell gut 2.000 verschiedene Whiskys zählende Angebot. Der Whiskyhort ist damit einer der größten Whiskyfachhändler Deutschlands.

 

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FARBE

Ein schönes, leuchtendes Gelb, vergleichbar dem eines Honigs, macht Appetit auf den Dram.

NASE

Der erste Eindruck ist überraschend. Stand da nicht etwas von 8 Jahren auf dem Etikett? Ein Druckfehler? Nein, trotz seines jungen Alters kommt der Whisky sehr kräftig, würzig daher. Gut, das liegt einerseits an seinem recht starken Alkoholgehalt von 66,0 %. Aber dennoch scheint das Fass schon einige Arbeit geleistet zu haben. Anfangs recht süß in der Nase kommen dann trockene, malzige Noten dazu, ein wenig Holz. Die Süße ist nach ein paar Minuten nicht mehr so deutlich. Sie erinnert mich am ehesten an Popcorn – allerdings ohne irgendwelche Zusätze, an seh trockenen Butterkeks. Eine mal andere Note, die mir gefällt. Erst später kommt die Süße noch einmal wieder etwas stärker hervor, riecht nach Toffee.

MUND

Der nasale Eindruck bestätigt sich auch auf der Zunge. Kraftvoll kommt der Macduff daher, trocken und würzig. Die Süße wirkt unterstützend, nicht aufdringlich. Statt dessen sorgen Leder- und Holzaromen zusammen mit dem spürbaren Alkoholgehalt für ein trockenes Mundgefühl. Ein leichter Anklang von Pfeffer, bevor sich dann wieder die Süße deutlich bemerkbar macht. Insgesamt wirkt er deutlich älter, als es der Aufdruck auf dem Etikett vermuten lässt. Blind hätte ich ihm gut das doppelte Alter zugestanden

HALS

Der mittellange Abgang ist geprägt von der Kraft und Würzigkeit der Aromen. Auch hier bleibt das trockene Gefühl.

FAZIT

Nicht nur wegen der 66,0 % ist dieser Macduff ein Whisky, der fordert. Für Anfänger dürfte er auch in den Geschmackseindrücken zu kräftig sein. Der erfahrene Whisky-Genießer kann sich durchaus länger mit diesem Tropfen beschäftigen und immer wieder neue Nuancen für sich entdecken, die Freude machen.

 

LINKS

Whiskybase: noch kein Eintrag vorhanden
Destillerie: keine Website vorhanden
Abfüller: http://www.whiskyhort.de

Tasting-Notes #0016